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Charles & Erik - Die Achterbahn einer Freundschaft Teil 3

29.02.2020 - 20:07 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Der letzte Widerstand
Twentieth Century Fox
Der letzte Widerstand
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X-Men 3

Beim letzten Mal sind wir bei einigen Fragen stehen geblieben, die nicht zur Zurfriedenheit beantwortet werden konnten. Vielleicht kommen wir heute mit dem Hass-Liebe-Verhältnis zwischen den Beiden ein wenig weiter.

Gute Freunde müssen sie einmal gewesen sein, zuletzt irgendwas vor ungefähr 20 Jahren, als sie beide die junge Jean Grey zuhause aufsuchen. Charles kann noch laufen (es muss also vor dem unrühmlichen Zusammenstoß mit Apocalypse sein, bei dem er querschnittgelähmt wird (das ist nach meinem Wissen im Comic so der Fall, in den Filmen läuft das ja später ein wenig anders, wie wir noch sehen werden...)). Auch ihr Umgang miteinander ist freundlich, fast schon fröhlich und sehr entspannt. Also gute und vertraute Freunde. Vielleicht erfahren wir ja jetzt mal, was zu ihrem Bruch geführt hat...

Leider nicht, denn obwohl sie sich später noch einmal über den Weg laufen, wieder in Jeans altem Haus, so werden wir aus den Beiden nicht wirklich schlauer, außer, dass sie dieses Mal total auf Konfrontation bezüglich Jean gebürstet sind. Charles will ihr helfen, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, Erik will sie wüten lassen und sich ihrer Fähigkeiten im Kampf gegen das "Heilmittel" bedienen. Beider Ziele mögen nachvollziehbar sein, Charles jedoch bezahlt diesen Versuch mit dem Leben... im Beisein seines alten Freundes und ohne, dass dieser einschreiten würde... vermutlich könnte er nicht einmal, selbst, wenn er wollte, denn dafür ist Jean viel zu stark.

Faszinierend ist hingegen, wie kalt ihn Charles' Tod lässt. Sollte er sich also wirklich, wie letztes Mal gefragt, wirklich endgültig von seinem alten Freund verabschiedet haben, die letzten Bande abgestreift haben? Oder sitzt der Schock über diesen Verlust einfach nur so tief, dass er jetzt überhaupt nicht in der Lage sitzt, ihn zu verarbeiten? Wir erleben Erik an dieser Stelle mit einer Gefühlskälte, die ich ihm nicht zugetraut hätte. Charles ist tot, weiter geht's... Man könnte also glauben, es bedeutet ihm wirklich nichts mehr, wenn nicht...

Denn selbst nach dem Tod verteidigt Erik ihn noch vor seinem Gefolgsmann Pyro, als dieser schlecht über Charles redet.

"Charles Xavier hat mehr für die Mutanten getan, als du ahnst. Ich bedaure es zutiefst, dass er für die Verwirklichung unserer Träume sein Leben lassen musste."

Und so ganz scheint Charles ihn doch nie zu verlassen, selbst nach dem Tod nicht. Zum einen witzelt Erik beim Umbau der Golden Gate Bridge noch, dass Charles doch immer Brücken bauen wollte, zum anderen sinkt es nach seiner Demutation endlich in seinen Verstand, was Krieg und Zerstörung für Ausmaße annehmen können, denn jetzt endlich stellt er sich selbst die Frage: "Was habe ich getan?"

Es ist fast, als habe sich in all den Jahren ein wenig von Charles' Persönlichkeit in seinem Geist eingegraben, der Teil, der stets einem Krieg aus dem Weg gehen wollte, der stets die friedliche Koexistenz, die besagte Brücke, anstrebte und immer versucht hat, Erik ein wenig ins Gewissen zu reden, ihn von seinem Pfad abzubringen.

Und spätestens in der letzten Szene dürfte jedem bewusst werden, dass Charles vermisst wird, nämlich als Erik allein vor dem Schachbrett im Park sitzt, wartend auf einen Mitspieler, den er in Charles immer hatte und der nun wohl nie wieder mit ihm spielen wird... nie wieder gegen ihn spielen wird, Strategien ausarbeitend, ihn in die Enge drängend, seinen Geist herausfordernd, versuchend, ihn in die Niederlage oder Aufgabe zu drängen... was er schon einmal im ersten Teil geschafft hat. Doch nun ist Erik allein, weil Charles selbstlos seinem Ziel treu geblieben ist und bereit war, alles dafür zu geben... im Gegensatz zu Erik, der mit dem Tod von Charles ebenfalls einen Preis zahlen musste. Den Preis für seine Unnachgiebigkeit, seine Verbohrtheit in Hass und Vorurteile gegenüber den Menschen, denen er selbst so lange Hass und Vorurteile vorgeworfen hat.

Hätte die Sache anders ausgehen können, wenn beide offener dem Anderen gegenüber gewesen wären? Hätte ihre Freundschaft dann vielleicht einen anderen Weg einschlagen können? Normalerweise würde ich an dieser Stelle jetzt sagen: "Das erfahren wir vermutlich nie.", allerdings war man bei Fox und Marvel so freundlich, uns einige Jahre später endlich die Originstory der Beiden zu kredenzen, X-Men: Erste Entscheidung.

Und dahin wird uns die Reise das nächste Mal führen, zu den Anfängen dieser ewigen Freund-/Feindschaft, dieser ewigen Hass-Liebe zwischen den Beiden, die im Verlauf der Reihe nur noch schlimmer einer Achterbahn gleichen wird als ihr bisheriges Verhältnis.

Zusteigen, zusteigen, die nächste Fahrt geht Rückwärts! Seid dabei, wenn wir uns in die 60er-Jahre und den Beginn des Kalten Krieges aufmachen und endlich erleben, wie Charles und Erik sich kennengelernt haben.


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