Chicken Royal - Der geflügelte Tod

14.08.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ausschnitt aus dem Plakat zu "Birds of Prey" (1987)
CMV Laservision
Ausschnitt aus dem Plakat zu "Birds of Prey" (1987)
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Welch verqueren Weg müssen die Vögel im Tierhorror fliegen, um von Hitchcocks Meisterwerk zu Birdemic zu gelangen? Wie kann eigentlich ein Tierhorrorfilm mit einer FSK12-Freigabe gedreht werden? Wir zeichnen den Sinkflug des Horrorvogels nach.

Ein herzliches Hallo an meine lieben moviepiloten, Ornithologie-Afficionados und Geflügelzüchter. Der Leinwand-Zoo der Grausamkeiten öffnet heute das letzte Mal seine Pforten für euch. Zu Wasser und zu Lande haben unsere Tiere bereits die Zelluloidwelt unsicher gemacht und da liegt es nahe, sich abschließend den gefiederten Freunden zu widmen. Im Zuge der Sichtung der Filme hat sich ein gewisser Überhang zu trashigen Produktionen herauskristallisiert, besonders in der aktuelleren Filmlandschaft.

Die Vögel
Die Vögel von Regielegende Alfred Hitchcock ist mittlerweile die Blaupause eines guten Tier-Thrillers geworden. Und nicht nur das. Eine so alltägliche Wortgruppe wie die Vögel zaubert dank Hitchcock noch vielen Generationen einen wohligen Schauer der Nostalgie in die Synapsen. Der Film – eigentlich seine Prämisse der kollektiv-intelligenten, aggressiven Vogelschwärme – basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Daphne Du Maurier. Unter anderem verlagerte Hitchcock die Handlung vom Südwesten Englands an das kalifornische Küstenstädtchen Bodega Bay. In einem Interview nahm der Altmeister darauf Bezug und sagte etwas, was sich auch heute gerne mehr Autoren und Filmschaffende hinter die Ohren schreiben dürfen:

Viele Filmemacher vergessen, wie wichtig die Geographie in einer Geschichte ist. Ich wählte Bodega Bay, weil ich eine isolierte Gruppe von Menschen zeigen wollte, die in der Nähe einer aufgeschlossenen Gesellschaft leben. Bodega Bay ist ein Platz, wo gebildete San Franciscans das Wochenende verbringen. Der Ort bot die Kombination, die wir wollten.” – Alfred Hitchock, Interview mit dem San Francisco Chronicle

Die Liebe zum Detail in der Story und im Bildaufbau sorgt dafür, dass sich Die Vögel noch immer aus der Vielzahl anderer Produktionen des Tierhorrors hervorhebt. Selbst der Trailer trägt die äußerst persönliche Handschrift des Regisseurs, weshalb ich ihn euch nicht vorenthalten möchte:

Leinwand-Zoo der Grausamkeiten – Teil 1: Einmal Mensch und zurück
Leinwand-Zoo der Grausamkeiten – Teil 2: Der nasse Tod – Ein Knorpelfisch dreht durch
Leinwand-Zoo der Grausamkeiten – Teil 3: Sinistre Reptilien
Leinwand-Zoo der Grausamkeiten – Teil 4: Arachnoider Angriff
Leinwand-Zoo der Grausamkeiten – Teil 5: Affengeil
Leinwand-Zoo der Grausamkeiten – Teil 6: Hund, Katze, Tod

Unabhängig davon, dass Die Vögel ein runder Film mit gelungenem Ende ist, bot eben dieses dennoch genug Anlass zu Spekulationen, bzw. Potential für eine (Vorsicht, das böse Wort kommt) Fortsetzung. 1994 erscheint auch tatsächlich Die Vögel II – Die Rückkehr. Und weil das Original so viel Platz und Vorlagen für eine Fortführung des Stoffes bietet… ignoriert Drehbuchautor Ken Wheat sie alle komplett und treibt einen beschämten Regisseur Rick Rosenthal dazu, sich in den Credits Alan Smithee zu nennen. Tippi Hedren, Aktrice der Melanie im Original, hat eine Nebenrolle in dem Film und äußerst sich 2002 in einem Interview zu diesem wie folgt: “Es ist absolut schrecklich. Ich schäme mich furchtbar.” Die Filmindustrie hätte der Vögelei damit ein Ende machen können. Doch Aufgeben ist keine Option in den Studios und Sendeanstalten der Traumfabrik. 2007 sehen wir Der blutige Pfad Gottes -Star Sean Patrick Flanery als küheabfackelnden Kleinstadtsheriff. Die Vögel – Attack from above ist eine Eigenproduktion vom TV-Sender SyFy und dieser hat wenigstens den Anstand nicht den Titel des Hitchcock-Klassikers zu benützen. Was bei den deutschen Verleihern dabei rauskommt, seht ihr ja. KAW bietet sogar einen Erklärungsansatz für das gefiederte Dilemma: Kuhseuche → Kühe tot → Vogel frisst Kuh → VOGELATTACKE. Da sage ich doch: Danke, SyFy.

“Was die nicht können, können wir schon lange nicht!” denkt sich der deutsche Film ja auch gerne. Dechiffrieren werde ich diesen Satz auf der nächsten Seite.

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