Hund, Katze, Tod - Friedhof der Kuscheltiere

07.08.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ausschnitt zum Poster von "Uninvited" (1988)
Splendid
Ausschnitt zum Poster von "Uninvited" (1988)
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Sie wedeln mit dem Schwanz, klappern am Käfig und schwingen mit den Schlappohren. Unseren pelzigen Freunden können wir einfach nichts abschlagen. Das ändert sich jetzt, denn heute stehen wir auf dem Speiseplan. Aus Zoltan, aus! Böser Vampirhund!

Legt eure Welpen ins Körbchen, gebt der Katze das Wollknäuel zurück und hört auf das Meerschwein zu ärgern. Der Leinwand-Zoo der Grausamkeiten geht in die sechste und vorletzte Runde und heute wird es heimelig. Anstelle von Gulli-Krokodilen, außerirdischen Riesenspinnen und genetisch optimierten Kapuzineräffchen lauert der Feind heute im Alltag. Tiere, die wir alle lieben, achtlos streicheln und völlig geistesabwesend mit Karotten füttern, erheben sich aus der Knechtschaft des Katzenstreus, des Laufrads und der Routinekastration und machen Jagd auf Herrchen und Frauchen.

Doch auch andere süße Schnuffelschnuten und wildlebende Nüssesammler sind nicht immer so harmlos wie sie uns mit den großen Augen glauben machen wollen. Und eben diese wollen wir heute auch nicht vergessen. Wie immer dürft ihr euch in der Galerie an den Plakaten und Covers ergötzen, unter denen auch diesmal echte Schmankerl darauf warten, von euch begutachtet zu werden.

Der beste Feind des Menschen
Werfen wir doch als erstes einen Blick auf den gemeinen Hund und seine vielen Verwandten, wie zum Beispiel den Wolf, den Vampir und den Terminator. Ihr schaut so erstaunt! Zugegeben: Auch für mich waren die letzten beiden Erkenntnisse schwer zu verdauen, aber dennoch ist es eine Tatsache. 1978 erscheint Zoltan, Draculas Bluthund und beweist uns zwei Dinge: Dracula ein Haustier anzudichten, hat einen gewissen Reiz, diesem allerdings einen eigenen Film zu widmen, schießt übers Ziel hinaus. Leuchtende Augen und Eckzahnprothesen können wohl aber aus jedem Tier Draculas irgendwas machen. Regisseur Albert Band hat eine sehr übersichtliche Karriere im Filmbusiness und auch Dobermann Zoltan wurde bis heute nie wieder belebt. Einziger Bruder im Geiste bleibt der kanadische Kinderfilm Vampire Dog. Meine Vorschläge für ein Zoltan-Remake lauten: Hazel, Draculas Eichhorn und Sparky, Draculas Zitteraal.

Quelle: YouTube | kegorogers

Den angesprochenen bellenden Terminator kredenzt uns Brian Yuzna 2004 in Rottweiler. Der titelgebende Rottweiler geht hier auf Menschenjagd und ist äußerst erfolgreich. Der Mottenpfiffi ist tatsächlich ein Cyborg (oder sollte ich sagen “Cybark”?) und zerfetzt Flüchtlinge auf einer Gefängnisinsel, dass es eine wahre Freude ist. Die zahlreichen Anleihen an Terminator sind unübersehbar. Dennoch versucht Yuzna seinen Rottweiler nicht zu antropomorphisieren, sondern ist bedacht darauf, seine tierischen Eigenschaften zu verstärken. Dies ist stellvertretend für das Tierhorror-Subgenre des Hunde-Horros gleichsam bemerkenswert. In vielen Tierhorror-Subs werden den tierischen Protagonisten menschliche Eigenschaften angedichtet, um sie bedrohlicher und/oder herausragend erscheinen zu lassen. Zwei Jahre später, 2006, macht Produzent Wes Craven ebenfalls einen Ausflug in den Tierhorror: The Breed. Wes Cravens Kernkompetenz ist eindeutig bei psychopathischen Leinwandkillern zu finden (siehe Scream – Schrei!, A Nightmare on Elm Street, Hügel der blutigen Augen). Trotzdem scheinen er und sein Ex-Assi und jetziger Debüt-Regisseur es zu bevorzugen, die genmanipulierten Hunde in The Breed als übersteigert animalisch und triebgesteuert zu inszenieren. Kurz: Das Tier bleibt Tier, vielleicht genmanipuliert oder technisch aufgerüstet, aber immerhin ein Tier. Damit hat der Haushund einen beachtlichen Vorteil gegenüber seines nächsten Verwandten, dem Wolf. Diesem wird der Zugang zum reinen Tierhorror durch den Werwolfmythos stark erschwert. Schnell wird aus dem Wolf ein Wolfsgeist, ein Gestaltwandler oder noch schlimmer: Jacob in Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen.

Leinwand-Zoo der Grausamkeiten – Teil 1: Einmal Mensch und zurück
Leinwand-Zoo der Grausamkeiten – Teil 2: Der nasse Tod – Ein Knorpelfisch dreht durch

Da ist es 2012 geradezu erfrischend, mit The Grey – Unter Wölfen einen waschechten Wolfs-Thriller auf der Leinwand zu sehen, welcher mit Liam Neeson auch noch talentiert besetzt ist. Keine Werwölfe, keine Gen-Experimente, keine Cybarks – nein, nur eine Gruppe Überlebender gegen ein Rudel Wölfe. Mensch gegen Natur. Nicht den Wölfen werden Antropomorphika angeschrieben, es sind die Menschen, welche sich auf animalische Instinkte besinnen (müssen). Eine Ausnahme im Genre stellt seinerseits Cujo von 1983 dar. Obwohl die Prämisse ein einfache ist, nämlich ein Bernardiner mit Tollwut, wird der titelgebende Hund Cujo durch Licht und Schatten, aber auch Gegenschnitte zur Parallelhandlung mystifiziert und fast schon dämonisch aufgeladen. Eine markante Abweichung zur Buchvorlage stellt die fehlende Subjektive des Hundes dar. Im Buch betrachten wir das Geschehen streckenweise mit den Augen Cujos. Dies relativiert auf seine eigene Art und Weise die bedeutungsschwangere Ansicht der menschlichen Protagonisten. Das Drehbuch von Don Carlos Dunaway verzichtet auf diesen Aspekt, dichtet dem Hund zum Höhepunkt des Films allerdings eine Ausdauer wie Michael Myers an. Ein Blick auf den Trailer schadet vielleicht nicht…

Ihr habt genug von der Hundehütte und wollt in die freie Natur? Das könnte ein Fehler sein. Die Begründung findet ihr auf der nächsten Seite.

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