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Darum sitze ich auf diesen Verandastufen...

14.10.2014 - 12:00 Uhr
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Buena Vista
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"The Village – Das Dorf" gilt bei vielen Filmkritikern als Anfang vom Ende der Karriere des M. Night Shyamalan. Viele Zuschauer wandten sich enttäuscht ab, da man ihnen im Vorfeld einen pulsierenden Horrorthriller versprochen hatte. Stattdessen stellte sich der Film als feines Liebesdrama heraus – mit der emotionalsten, ehrlichsten und romantischsten Liebeserklärung, die ich je gesehen habe.

Eine stille, düstere Nacht. Nebel liegt wie ein geheimnisvoller Schleier über der Umgebung. Ein junger Mann, Lucius Hunt, sitzt auf einer Veranda im kleinen Dorf Covington, einem von weiten Wäldern umgebenen Mikrokosmos inmitten dieses endlosen Universums. Doch für die Bewohner des Ortes endet die Welt vor den dichten Bäumen. Jedes Kind hier weiß: Der Wald darf nicht betreten werden, da er die abscheulichsten Kreaturen beheimatet. Eine düstere Szenerie wohnt diesem Film inne, die „Touchstone“ dann auch willkommen als reißerischen Schocker vermarktete. Der Trailer versprach einen kurzweiligen Horrorfilm, einen cineastischen One-Night-Stand der unkomplizierten Sorte, der einem das Blut in den Adern gefrieren und das Popcorn aus der Hand fallen lässt. Gut für einen Abend, aber am nächsten Morgen vergessen.

Nur wurden Zuschauer betrogen, denen mit der Vorschau eben dies versprochen wurde. Denn „The Village – Das Dorf“ ist kein Film von dieser Sorte. Es ist spätestens seit den Bruchlandungen „Die Legende von Aang“ und „After Earth“ auch bei seinen Fans umstritten, ob der einstige Regie-Überflieger M. Night Shyamalan tatsächlich so missverstanden wird, wie er sich fühlt – sein Film von 2004 ist es auf jeden Fall. Mit dem unvergleichlichen Joaquin Phoenix und der umwerfenden Bryce Dallas Howard in den Hauptrollen perfekt besetzt, handelt es sich dabei um ein leise erzähltes Liebesdrama lediglich im Gewand eines Horrorfilms, dessen emotionaler Höhepunkt sich auf der Veranda der jungen Frau Ivy Walker zuträgt.

„Woher wusstest du, dass ich hier bin?“, fragt der wortkarge Lucius. „Ich habe dich durch’s Fenster gesehen“, antwortet sie. Dabei ist sie in jungen Jahren erblindet. In der Folge entwickelt sich ein Streit, denn Ivy stößt sich daran, dass Lucius so zurückhaltend ist. „Wenn wir verheiratet sind, tanzt du dann mit mir?“, fragt sie, obgleich in diesem Moment gar nicht klar ist, wie die Beziehung zwischen den beiden zu deuten ist – Lucius freilich hat ihr seine Gefühle noch nicht offenbart. „Wieso kannst du niemals sagen, was du denkst?“, fügt sie an. Der schweigsame Lucius, der sich sein Leben lang schwer tat, Worte seine Sprache sein zu lassen, beginnt daraufhin einen eindringlichen Monolog, und es ist nicht nur die eigentlich redselige Ivy, der dabei vor Überwältigung der Atem stockt. „Immer drängen mich alle und wollen, dass ich mehr spreche. Wieso? Wozu ist es gut dir zu sagen, dass du mir niemals aus dem Kopf gehst? Und was ist getan, wenn ich sage, dass ich manchmal gar nicht klar denken kann oder meine Arbeit vernachlässige? Was hilft es, wenn ich lang und breit davon erzähle, dass ich mich nur dann fürchte wie alle anderen auch, wenn ich mir vorstelle, dir stößt etwas zu?“

[SPOILER ahead]

Eine Träne wandert über Ivys Gesicht. Still, ruhelos. Und doch sagt sie damit mehr als alle Worte dieser Welt. Man wünscht Lucius und Ivy, dass dieser magische Moment niemals enden möge. In Zeiten der Ungewissheit – in der Exklave Covington angesichts mangelnder Freiheit und ständiger Bedrohung noch ein bisschen größer als an den anderen Orten dieser Welt – setzen zwei junge Menschen auf ewige Hingabe, bedingungslose Zuneigung und grenzenlose Leidenschaft. Ihre Eltern hatten den Glauben an das Gute im Menschen aufgegeben und sich in einem Eskapismus verloren. Auf Lügen bauten sie ein Dorf auf, um sich von Tod, Leid und Gewalt abzuschotten und erfanden Kreaturen, die stattdessen ihre Ängste vor der Gesellschaft verkörperten – eine Idee, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist, da alles Schlechte, das sie aussperren wollten, auch weiterhin im Dorf präsent ist. Lucius und Ivy zeigen indes, was wirklich zählt: Sie glauben an die wahre Liebe, und die ist es schließlich auch, die alle Gefahren und Bedrohungen, alles Negative dieser Welt, zu überwinden vermag. Diese hoffnungsvolle Botschaft mag naiv sein; oft genug ist Shyamalan dafür verlacht worden. Doch bei mir traf er damit direkt ins Herz. Ich verliebte mich in diesen Film; an jenem Abend, als ich „The Village – Das Dorf“ zum ersten Mal schaute, und bis heute.

„Darum sitze ich auf diesen Verandastufen, Ivy Walker! Es gibt niemand, den ich so beschützen möchte wie dich. Und ja, ich werde mit dir in unserer Hochzeitsnacht tanzen.“


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