Der junge Papst - Sorrentinos Seriendebüt mit Jude Law

23.10.2016 - 09:10 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Der junge PapstHBO/Sky/Canal Plus
0
4
Oscarpreisträger Paolo Sorrentino inszeniert mit der Der junge Papst seine erste Serie und setzt Jude Law als jüngsten Pontifex Maximus auf den heiligen Stuhl. Wir haben uns den Piloten zum Vatikan-Drama für euch angeschaut.

Habemus Papam: Der junge Papst ist der jüngste Vertreter Gottes auf Erden aller Zeiten. Frische 47 Jahre ist der Amerikaner Lenny Belardo alt, gespielt von Jude Law, als er zum Oberhaupt der katholischen Kirche ernannt wird. Aus den eigenen Reihen blickt diese mit Sorge auf den Jungsspund, denn vermutlich wird er deutlich mehr Jahre auf dem heiligen Stuhl hocken als seine Vorgänger. Verübeln kann man es ihnen nicht, denn wir haben es mit einem machtgierigen, unberechenbaren und selbstverliebten Mann zu tun.

Paolo Sorrentino, der für sein bildgewaltiges Drama La Grande Bellezza - Die große Schönheit mit dem Oscar auszeichnet wurde, reiht sich in die Riege der Autorenfilmer ein, die sich neben dem Film auch der Serie zuwenden. Premiere feierte der Pilot zur zehnteiligen Miniserie bei dem diesjährigen Filmfestival in Venedig. Seit dem 21.10.2016 ist die die Koproduktion von Sky, HBO und Canal Plus für die Zuschauer vor den heimischen Geräten verfügbar. Sorrentino übernahm vollständig die Regie und verfasste gemeinsam mit Tony Grisoni, Umberto Contarello und Stefano Rulli auch die Drehbücher zur Serie.

Mit einer selbstherrlichen Geste streckt Papst Pius XIII. die Hände gen Himmel, dessen dichte Wolkendecke sofort aufreißt, wodurch pures Sonnenlicht die nassgeregnte Menge von Gläubigen und Neugierigen auf dem Petersplatz erhellt. "Wir haben vergessen zu mastubieren", klagt Pius In seiner ersten Rede an die Öffentlichkeit. Es gebe kein Glück, wenn es keine Freiheit gibt und diese Freiheit erlangen die Menschen nur, wenn ihre Sexualität ausleben dürfen, sich zu ihrer Homosexualität bekennen oder sich scheiden lassen dürfen. Unerwartete Worte aus dem Munde eines Mannes, der an der Spitze eines erzkonservativen Vereins steht. Eine revolutionäre Kehrtwendung der kirchlichen Moralvorstellungen steht jedoch nicht bevor. Bloß ein Alptraum plagte den konservativen Papst in seiner ersten Nacht in den Gemächern des Vatikans.

Durch die Bemühungen eines Kardinals wurde Belardo zum Papst ernannt. Dieser erhoffte sich, als Strippenzieher den jungen, unerfahrenen Mann zu lenken. Doch schnell wird klar, dass der frischgebackene Papst nicht vorhat, fremdbestimmt zu handeln. Er beschreibt sich selbst als leicht reizbar, unnachgiebig, undurchschaubar und nachtragend. Ordnungen, Riten und Regeln sind ihm wichtiger als freundschaftliche Beziehungen, an denen er kein Interesse hat. Allerdings ändert er selbst sofort bestehende Ordnungen und Regeln im Vatikan und hebt direkt das Rauchverbot auf. Pius XII. erinnert in seinem skrupellosen Machtstreben an Charaktere wie Frank Underwood in House of Cards. Nur dass er sich schon auf dem Höhepunkt der Macht befindet und sein Amt auf Lebenszeit bekleiden darf.

Auf dem heiligen Stuhl sitzt nun also ein Despot, der dazu merkwürdige Züge eines verzogenen Kindes zeigt. Zum Frühstück nimmt er ausschließlich Cherry Coke Zero (einer von vielen unerwartet komischen Momenten) zu sich und er verlangt eine Kammer für seine Geschenke. Die Gespräche mit Kardinal Voiello (Silvio Orlando) gestaltet sich so unangenehm, dass man selbst als Zuschauer das dringende Bedürfnis hat, sich davonzuschleichen. So schafft der Papst sich direkt den ersten Feind, der nun alles daran setzt, die Vergangenheit des Waisenkindes, das von einer Nonne aufgezogen wurde, nach schmutzigen Details zu durchforsten. Die Nonne Mary ist nebenbei bemerkt mit Diane Keaton hochkarätig besetzt und wird im Verlauf der Serie allem Anschein nach noch eine sehr wichtige Rolle einnehmen.

Noch findet Paolo Sorrentino nicht ganz zu der atemberaubenden Bildsprache, die seine Filme wie Die große Schönheit, Ewige Jugend oder Cheyenne - This Must Be the Place auszeichnen. Der Pilot etabliert in erster Linie die einzelnen Figuren und ihre Interessen, spinnt erste Fäden verschiedener Intrigen und deutet entstehende Koalitionen an. Die Kulisse der prachtvollen Bauwerke, die protzige Ausstattung der Gemächer und der weiße Marmor der Kirchen werden aber sicher noch hinreichend Gelegenheit für die typische Ästhetik des italienischen Regisseurs bieten. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass der Meister keine Dreherlaubnis im Vatikan erhielt, sondern die Dreharbeiten an alternative Schauplätze verlegen musste.

Der Pilot zu Der junge Papst ist ein spannender, kurzweiliger Auftakt zu einer Geschichte von Machtgier, Verrat und Intrige. Mit Jude Law als junger Papst betritt eine vielschichtige Figur die Bildfläche und es wird spannend sein, in ihre seelischen Abgründe zu schauen. Denn davon wird es so einige geben. Die Serie ist bei Sky Atlantic HD und Sky Ticket zu sehen.

Werdet ihr Der junge Papst schauen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News