Nicht erst seit seinem Einsatz als Der Kaufhaus Cop, der in dieser Woche die Leinwände erobert, erfreut sich Kevin James in Deutschland einer beachtlichen Fangemeinde. Doch warum eigentlich?
Die Verkörperung des Durchschnittsamerikaners. Das scheint sein erklärtes Ziel zu sein. Ob als Botenfahrer Doug Heffernan in King of Queens, Steuerberater Albert Brennaman, Feuerwehrmann Larry Valentine an der Seite von Adam Sandler in Chuck und Larry – Wie Feuer und Flamme oder Kaufhaus-Cop Paul Blart im gleichnamigen Überraschungserfolg: Stets spielt er einen etwas unbeholfenen, betont dicken und gutherzigen Charakter, der sich in die unmöglichsten Situationen hinein manövriert und sie dann mehr oder weniger souverän übersteht. Ein Sympathieträger eben. Man könnte sagen, Kevin James gehe auf Nummer sicher.
Schließlich konnte er mit seiner Sitcom King of Queens große Erfolge feiern und damit nicht nur in den USA ein Millionenpublikum begeistern. Selbst in Deutschland, wo die Zuschauer einer Serie selten die Treue halten, wenn sie nicht „Tatort“ heißt oder Ottfried Fischer beinhaltet, wurden alle neun Staffeln auf RTL 2 bzw. Kabel 1 ausgestrahlt.
Doug und Carrie Heffernan sind verheiratet. Das bietet schon genug Sprengstoff für einen Großteil der 207 Episoden. Während Doug sein Geld als Kurierfahrer verdient, in den USA dank des Outfits auch „blue collar worker“ genannt, arbeitet Carrie in den ersten Staffeln als Assistentin in einer Anwaltskanzlei. Er ist zufrieden mit seinem Job, hoffnungslos unromantisch und faul. Sie meckert bei jeder Gelegenheit über ihren Chef, möchte Abwechslung in das Eheleben bringen und ist sportlich aktiv, wenn sie es sich zeitlich leisten kann. Sie sind im Grunde aber ein glückliches Ehepaar, haben ihre Höhen und Tiefen, liegen sich am Ende einer jeden Episode jedoch wieder in den Armen.
Nur Carries Vater Arthur Spooner (dargestellt von Jerry Stiller, Vater des Schauspielers Ben Stiller) geht den beiden fast schon permanent auf die Nerven. Nachdem er in der allerersten Folge sein Haus aus Versehen niedergebrannt hat, haben ihn die Heffernans in den hauseigenen Keller gesteckt und passen auf ihn auf als wäre er ein Ersatzkind. Arthur ist aggressiv, hat eine überhöhte Selbsteinschätzung, meistens schlechte Laune, keine Freunde und ist auf der Suche nach irgendeiner Form der Anerkennung für sein Leben. Dass er diese nicht bekommt, ist gut. Denn die komischsten Momente resultieren aus den Streitereien zwischen Vater, Tochter und Schwiegersohn. “Wir sehen uns in der Hölle!” ist sein wohl beliebtester Satz. Vor allem, wenn er mal wieder bei irgendeiner Telefon-Hotline anruft und mit seinen kleinen Wehwehchen abgewiesen wird.
Das gesellschaftliche Umfeld der Heffernans komplettiert das Ensemble, wechselt aber auch ständig, wenn sie sich mal wieder bemühen, ein Ehepaar zu finden, das mit ihnen langweilige Abende mit Brettspielen und Häppchen verbringt. Dougs besten Freunde Spence und Deacon kommen auch mit ihren eigenen Merkwürdigkeiten daher. Vor allem Muttersöhnchen Spence, dem die Autoren in so mancher Folge eine leicht homosexuelle Note verpasst haben.
Man kann natürlich fragen, woher der Erfolg kommt. King of Queens ist weder besonders komisch noch besonders originell. Die Serie hat einen im wahrsten Sinne herausragenden Hauptdarsteller und gut besetzte Nebenrollen. Sie verlässt jedoch selten die Pfade der klassischen Sitcom, man hört im Hintergrund Publikumsgelächter und der Humor ist weder subtil noch besonders clever. Es ist eher wie eine Runde „Hau den Lukas“ auf dem Jahrmarkt: Man trifft nicht immer.
Es scheint aber einen besonderen Reiz zu haben, einem übergewichtigen Kurierfahrer zuzusehen, wie er aufgrund seiner Tollpatschigkeit Mist baut, von seiner schönen Ehefrau aber geliebt wird. Doug Heffernan ist nämlich weder ein Superheld noch besonders attraktiv oder erfolgreich. Trotzdem hat er im Grunde genommen alles, was sich der Großteil der Menschen wünscht. Der Titelsong zum King of Queens, gesungen von Billy Vera, sagt alles:
My eyes are gettin’ weary,
my back is gettin’ tight,
I’m sittin’ here in traffic
on the Queensborough bridge tonight
But I don’t care ’cause all I wanna do,
is cash my check and drive right home to you,
’cause baby all my life I will be driving home to you
Das verbindet Larry Valentine, Albert Brennama, Paul Blart und Doug Heffernan. Simple as that.
Der Kaufhaus-Cop läuft ab dem 26. März in den deutschen Kinos an. Die gesamte Serie gibt es inzwischen auch auf Palette bei Amazon zu bestellen oder bei uns zu gewinnen, wenn Ihr unser Quiz spielt: