Wie in Nader und Simin – Eine Trennung widmet sich Asghar Farhadi mit Le Passé – Das Vergangene dem Thema Familie. Sein neuer Film spielt diesmal in Paris. Die Geschichte dreht sich um die Französin Marie (Bérénice Bejo, The Artist), die sich von ihrem iranischen Ehemann Ahmad (Ali Mosaffa) scheiden lassen will, um mit ihrem neuen Freund Samir (Tahar Rahim) ein neues Leben beginnen. Sobald Ahmad zu den beiden stößt, kommen Geheimnisse der Familie ans Licht, die alles Bisherige verändern (/Film).
Mehr: Hysterische Reese Witherspoon in Devil’s Knot-Trailer
Der Filmkritiker Owen Gleiberman verglich die Erzählstruktur von Le Passé – Das Vergangene mit einer Zwiebel, hält jede Schicht doch ein Stück mehr Wahrheit über die Pragonisten bereit (Entertainment Weekley). Asghar Farhadi konzentriert sich wie auch schon in Eine Trennung auf die Gestaltung von Zeit und Raum im Medium Film. In Nader und Simin von 2011 war die Handlung wesentlich auf die Wohnung des Ehepaars beschränkt. Der Ehemann pflegt seinen kranken Vater, sie will sich trennen. Als er sich wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten muss, erhält das gewöhnliche Problem der Scheidung eine andere Bedeutungsebene. Sobald der Schauplatz über die häuslichen vier Wände hinaus geht und in die öffentlichen Räume des Gerichts wechselt, dreht sich der Film um Fragen nach moralischer Integrität. Das Lügen und Betrügen gegenüber der eigenen Familie – das sind politisch aufgeladene Referenzen auf die gegenwärtige Situation im Iran.
Eine ebensolche Reflexion über den Zustand seines Landes – diesmal aus der Perspektive von außen – bietet auch Le Passé. Die Raumstruktur wird hier noch erweitert. Neben dem verwahrlosten Haus Maries setzt Asghar Farhadi weitere Orte in Szene, u.a. den gemeinsamen Arbeitsort von Marie und Sami, eine Wäscherei. Nach dem Eintreffen von Ahmed verlieren sich die Protagonisten im Streben nach Ordnung ihrer Verhältnisse in den vergangenen Ereignissen ihres Lebens. Ein Fortkommen und Neubeginn im Hier und Jetzt, wie es sich Marie wünscht, scheint unmöglich, solange das Vergangene ihr im Nacken sitzt. Selbst die drei Kinder Maries sind nicht frei von Schuld.
Le Passé ist die spannende Geschichte von einem der besten Filmemacher unserer Zeit.