In unserer Rubrik Kommentar der Woche möchten wir eure geistig-textuellen Ergüsse, also eure Kommentare, feiern. Die Voraussetzungen dafür können beinahe alle Kommentare (egal ob für Filme, Serien, Personen, News), gleichgültig ob treffender Oneliner oder ausführliche Analyse, ob tiefsinnig, poetisch, pointiert, prêt-à-porter oder nerdig, erfüllen. Ihr könnt mich per Nachricht gerne gelegentlich auf einen Kommentar, der euch besonders gut gefallen hat bzw. euren absoluten Lieblingskommentar auf moviepilot, hinweisen. Inspirieren lassen wir uns gerne, versprochen wird nix.
So wie in dieser Woche, in der wir mal einen Blick in eine ganz besonders hart umkämpfte Region des Fernsehens werfen: Reality-Makeover-Hilfezurselbsthilfe-Trash-Formate. Keine balzenden Bauern, keine melkenden Models, nur der reine Nerd, und die Frau die ihn verachtete.
Der Kommentar der Woche
Daher nicken wir heute kräftig bis das Schleudertrauma einsetzt über Joone44 und seinen Verriss der ProSieben Reality-Show Das Model und der Freak:
Eine Welt ohne ProSieben wäre keine schöne Welt. Also hat der Sender Jana Ina Mozzarella und Monica Ivancannix, die Models mit den stärksten ausländischen Akzenten, quer durch Deutschland ziehen lassen, um aus den hässlichsten Fröschen aalglatte Pinsel-Prinzenrollen zu machen.
Da hätten wir Peter, 28 und Student. Er hat einen Fetisch für Gartenzwerge und Morgensterne, hört gerne Metallica und trägt Vollbart und schwarze Konzert-Merchandise-Klamotten. Das hilfsbereite Model hat seinen Hilferuf gehört und trifft sich mit ihm in einem Café und dort sieht er eine (natürlich nicht von ProSieben gecastete) süße Kellnerin. Dem heiligen Engel des Product Placement-Himmels fällt aber schnell auf, dass er zu schüchtern ist, sie anzusprechen.
Logisch, denn er gehört zu den hässlichen Knechten der Unterschicht aus der untersten Kaste. Aber kein Problem! Schließlich ist das Model ja da, um die Welt mit ihrer Scharfsinnigkeit und ihrem logischen Denken zu verändern. Also muss er drei Prüfungen überstehen, die aus dem Weichei einen verdammt harten Kerl machen sollen. Während das Model ihren Eistee trinkt und sich mit dem Produktionsassistenten vergnügt, muss Peter an einem Seil hängend Ballonfahren, mit Krokodilen ringen und an einem Rapbattle teilnehmen. Danach stylt das Model ihn so richtig um, sie ist ja schließlich ein Vollprofi. Zuerst werden seine ganzen Haare gekürzt und zu einer supercoolen Besenfrisur umgeformt und kurz darauf wird er in fesche neonfarbene Proll-Klamotten aus H&M gesteckt. Erstaunt kommentiert Mozzarella sein neues Aussehen mit grammatikalischer Raffinesse: „WOW, du bist eine richtik heiße Eisen-Kerl, du!“ Und aus heiterem Himmel ist auch seine Angst vor Frauen verschwunden, nach nur 45 Minuten Sendezeit und 12 ProSieben-Werbebannern. Jetzt kann er jede Bordsteinschwalbe um Kleingeld für’s Münztelefon bitten, ohne rot zu werden.
Ach ja: Die Kellnerin trifft Peter am gleichen Tag, total zufällig und unvorhergesehen, beim Walreiten in der Antarktis wieder. Und sie will natürlich gern mit ihm ausgehen, weil er durch seine neuen Klamotten ja jetzt ein besserer Mensch ist und offiziell zur Gesellschaft dazugehört. Danke Models! Ihr habt ein weiteres Leben gerettet, wir sind eurer Gottheit und eurer Weiblichkeit nicht würdig.
Den Kommentar findet ihr übrigens hier.