District 9 - Rassistisch und Dumm

14.09.2009 - 13:15 Uhr
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Wo beginnt Rassismus und wie vorsichtig muss ein Film mit historischen Parallelen umgehen? District 9 sieht sich auf einmal Vorwürfen ausgesetzt, die weit hergeholt scheinen… oder etwa doch nicht?

Ein Film ist immer das, was ein Zuschauer in ihm sehen will, egal wie sehr andere sich dagegen stemmen. Und Armond White, Kritiker der NY-Times hat einen Stein ins Rollen gebracht, gegen den sich viele Fans stemmen werden. White sieht District 9 als eine Metapher und argumentiert gnadenlos jeden Aspekt des neuen Science Fiction-Films in diese Richtung.

Seinen Ansatz findet White darin, dass District 9 ausgerechnet in Johannesburg in Südafrika spielt. Einem Land, dessen Apartheids-Geschichte bis heute Narben hinterlassen hat. District 9 erzählt die Geschichte einer Alien-Rasse, die vor 20 Jahren auf der Erde strandete. Nach anfänglichen Willkommensgrüßen hat sich die Stimmung jedoch schnell gegen die Besucher gewendet. Mittlerweile leben sie in Slum-artigen Konzentrationslagern und werden von der menschlichen Bevölkerung bedroht, sollten sie nicht freiwillig weiterziehen.

“District 9 repräsentiert das schlampigste und dümmste Pop-Kino – die Art, die aus einer zweitklassigen Filmkultur erwächst.”

Die Rassentrennung Südafrikas wird laut White fast schon vorschlaghammermäßig als Blaupause für den Film angewandt – mit dem Nachteil, dass auf diese Art die Menschheit mit der weißen, die Aliens mit der schwarzen Bevölkerung gleichgesetzt werden. Im Gegensatz zum realen Vorbild, sind die sogenannten “Prawns” aber keine Ureinwohner der Region, sondern Fremde, die im Grunde nichts mehr möchten, als zurück auf ihr Raumschiff. Eine merkwürdige Vermischung von Geschichte und Science Fiction, deren Konfliktpotential offensichtlich erkannt wurde.

Indem es in diesem Fall die Fremden sind, deren Rechte erstritten werden sollen, wird das reale Vorbild abgewertet: Die Kämpfer für gleiche Rechte und eine Aufhebung der Rassentrennung waren vor 30 Jahren eben keine Zugezogenen, sondern die ursprüngliche Bevölkerung des Landes, in dem sie nun in Unfreiheit lebten. Beides sind diskriminierte Bevölkerungsteile, jedoch hat einer ein historisch fundiertes Recht auf Integration, der andere lediglich humanitäre – und selbst das ist problematisch, da es sich ja eben nicht Menschen handelt.

White sieht die rassistischen Stereotype noch einen Schritt weiter gehen, wenn nigerianische Immigranten als kriminelle Kannibalen dargestellt werden. Wenn die Warlords als voodoogläubige Kaffer präsentiert werden, scheinen rassistische Stereotype wieder aufzutauchen, die zumindest in der Popkultur eigentlich als überwunden galten.

“Narren werden District 9 als reines Phantasieprodukt abtun, obwohl sein Einsatz von Parabel und Symbolismus für ein fast vollkommenes Unverständnis rassistischer Hintergründe steht.”

Sicherlich können wir White’s Kritik leicht als selbstherrliche und ihrer politischen Korrektheit fehlgeleitete Überreaktion auf einen SciFi-Film abtun, der eine vollkommen andere Intention verfolgt. Gleichzeitig sollten wir aber auch nicht vergessen, dass ein Film immer mehr ist als seine Intention und ein leichtfertiger Umgang mit Stereotypen und historischen Versatzstücken schnell zu diskrinierenden Ergebnissen führen kann (siehe JarJar Binks in Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung).

Im Endeffekt liegt es an Euch: Könnt Ihr die Kritik an District 9 nachvollziehen? Ist wirklich etwas an den Vorwürfen oder haben wir es mit einem weiteren selbstherrlichen Filmkritiker zu tun?

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