Sci-Fi-Blockbuster wie Star Wars und Avatar geben heutzutage exorbitante Summen aus, um laute Effektgewitter auf die Leinwand zu bringen. Dass es auch viel leiser und günstiger geht, solange das Drehbuch clever ist, zeigen Micro-Budget-Filme wie der notorische Zeitreisetitel Primer oder auch unser heutiger Streaming-Geheimtipp The Man from Earth aus dem Jahr 2007.
Das gefeierte Sci-Fi-Drama könnt ihr sogar komplett gratis und ohne Anmeldung streamen. Joyn und Netzkino haben die deutsche Synchronfassung, während Plex die englische Originalversion für lau anbietet.
The Man from Earth: Ein Sci-Fi-Kammerspiel mit Star Trek-Connection
Professor John Oldman (David Lee Smith) ist dabei, sein Hab und Gut für den Umzug zu packen, als Kolleg:innen und Bekannte ihn mit einer spontanen Abschiedsparty überraschen. Dabei offenbart John, zunächst widerwillig, den wahren Grund für seinen Aufbruch: Er ist unsterblich, lebt bereits seit über 14.000 Jahren auf der Erde und muss in regelmäßigen Intervallen umziehen, um keine Aufmerksamkeit durch sein ausbleibendes Altern zu erregen.
In den Stunden darauf versuchen der Biologe Harry (Enterprise-Star John Billingsley), die Kunsthistorikerin Edith (Ellen Crawford), der Anthropologe Dan (Tony Todd), die Historikerin Sandy (Annika Peterson), der Archäologe Art (William Katt) und der Psychiater Will (Richard Riehle) im Gespräch mit John herauszufinden, ob er ihnen einen Bären aufbindet. Könnte an seiner unglaublichen Geschichte etwas dran sein? Oder sieht der Professor das anregende Gedankenexperiment im Beisein der Expert:innen nur als Herausforderung an?
Ein faszinierendes Kammerspiel nimmt seinen Lauf, das dermaßen dialoglastig und räumlich begrenzt ist, dass Regisseur Richard Schenkman es später sogar als Theaterstück adaptierte. Geschrieben wurde das mehrfach ausgezeichnete Drehbuch aber von einer waschechten Science-Fiction-Ikone.
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Das letzte Werk von Star Trek-Autor Jerome Bixby
Vielleicht kennt ihr den Namen Jerome Bixby nicht. Als Sci-Fi-Fans seid ihr aber mit Sicherheit mit seiner Arbeit in Berührung gekommen. Der studierter Klavierspieler musste nach einer Handverletzung die Musik aufgeben und wandte sich Ende der 1940er dem Schreiben zu. Erst Kurzgeschichten, später für TV-Sendungen wie Unglaubliche Geschichten: The Twilight Zone. Für Raumschiff Enterprise steuerte er vier Episoden bei und fügte ein Konzept ein, das noch im heutigen Star Trek vorkommt: das Spiegeluniversum – ursprünglich zu sehen in Bixbys Folge Ein Parallel-Universum.
Sein damaliges Star Trek-Drehbuch Planet der Unsterblichen wirkt wie eine Blaupause für The Man From Earth, das vor seinem Tod im Jahr 1998 seine letzte Arbeit war, deren Umsetzung er nicht mehr erlebte. Jahre später wurde der zerebrale Film trotz eines mageren Budgets von gerade mal 200.000 US-Dollar zum Kult, den ein User auf Letterboxd treffend "Die zwölf Geschworenen für Nerds" nannte. Dabei hätte man es aber vielleicht auch belassen sollen.
Der älteste Sohn, Emerson Bixby, zählte zu den Produzenten des Films und schrieb zusammen mit Regisseur Schenkman das zehn Jahre später veröffentlichte Sequel The Man from Earth: Holocene. Um dieses sollte man allerdings, selbst mit unbegrenzter Lebenszeit zum Filmegucken, tunlichst einen großen Bogen machen.
Seht euch lieber nur das Original an, das 3519 Erdenmänner und -frauen auf Moviepilot sogar mit einer eindrucksvollen 7,5 von 10 in der Community-Wertung bedacht haben.