Eine verlorene Wette - Kein cineastischer Orgasmus

20.07.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
"Den cineastischen Orgasmus habe ich hier […] nicht verspürt."
moviepilot/Icestorm Entertainment
"Den cineastischen Orgasmus habe ich hier […] nicht verspürt."
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An einem schicksalhaften Tag im Juni verwettete Hartigan85 zwar nicht seine Seele – die eingelöste Wettschuld scheint laut unserem Kommentar der Woche aber mindestens genauso schrecklich gewesen zu sein…

Im Kommentar der Woche stalken wir jede Woche einen Kommentar in den großen Weiten der moviepilot-Landschaft. Ob auf den Punkt, mäanderndes Geschwafel, oder so leicht und flockig wie vor sich hin tropfender Regen – die Voraussetzungen für den Kommentar der Woche kann jeder Kommmentar zu Filmen, Serien, Personen oder News erfüllen. Ihr könnt mir jederzeit einfach einen Kommentar per Nachricht vorschlagen.

Der Kommentar der Woche
Viel Mitgefühl und sicher einige “Ultrakunst-Rufe” erntet heute Hartigan85 für sein Durchhaltevermögen sowie seinen Kommentar zum hier gerne gefeierten Science-Fiction-Kunstfilm Stalker von Andrei Tarkowski:

Teil 1 meiner verlorenen Wette (—> nachzulesen unter dem Kommentar zu Walhalla Rising von Moviepilotin Jenny von T) wird hiermit eingelöst. Als ersten von den drei zu schauenden Filmen habe ich mir Stalker von Andrei Tarkovsky angesehen. Ich hatte von dem Film schon viel gehört, vor allem hier bei MP, doch so richtig etwas darunter vorstellen konnte ich mir nicht. Nur leider muss ich sagen, dass Jenny mit ihrer Prophezeiung, dass mir der Film nicht gefallen würde, Recht behalten hat. Für den Film benötigt man viel Ruhe und Geduld, seeeeehr viel Geduld. Nach knapp 10 Minuten wird dann mal das erste Wort gesprochen. Ok, das muss noch nicht negativ sein, beim grandiosen There Will Be Blood hat das auch perfekt funktioniert, eben weil diese Anfangssequenz extrem mitreißend gefilmt war, was bei „Stalker“ allerdings nicht zutrifft. Es geht um einen Stalker, eine Art Pfadfinder, der einen Schriftsteller und einen Professor in eine verbotene Zone begleitet. Der Weg dorthin soll gefährlich und voller Fallen und Gefahren sein. Das war es auch schon fast. Sonst passiert eigentlich so gut wie nichts. Alle paar Minuten zucken die Darsteller mal vor Angst zusammen, nur warum? Es passiert einfach nix, von Anfang bis Ende. Zwischen den ermüdend langen Szenen wird dann über Gott und die Welt gefaselt, das war es aber dann auch schon…

Da werden dann sinnloserweise minutenlang hinunterprasselnde Regentropfen gefilmt, nur frage ich mich warum? Um den ohnehin schon extrem zähen und langatmigen Film noch weiter künstlich in die Länge zu ziehen? Fragen über Fragen… Nur Antworten bietet er leider nicht wirklich. Wäre lieb, wenn mir jemand den Meilenstein-Status bzw. irgendeinen Sinn hinter diesem Film plausibel erklärt. Für mich war er leider nur verschwendete Lebenszeit. Ich werde mir den Film definitiv nie wieder anschauen! Wenn ich mein Dashboard herunterscrolle, hagelt es hier 9er und 10er Wertungen. Was macht dieses fast dreistündige Nichts von Film so bemerkenswert? Ich würde es echt gerne wissen. Immerhin habe ich ganz tapfer bis zum bitteren Ende durchgehalten. Erstens war ich das Jenny und auch Souli (SoulReaver) auf Grund der Wette schuldig, und zweitens, wollte ich tatsächlich gerne wissen, wie der Film ausgeht bzw. ob noch irgendein Knalleffekt, oder ein Twist, oder sonst etwas kommt, was ihn eventuell noch halbwegs lohnend hätte machen können. Es hat auch nichts mit fehlendem Verständnis zu tun. Den Dialogen, oder vielleicht sollte ich besser sagen, dem Geschwafel der Protagonisten konnte ich durchaus folgen, doch hat mir all das nichts gegeben. Positiv anmerken kann ich noch, dass „Stalker“ in seiner Machart wohl einmalig und mit keinem anderen Film vergleichbar ist. Was aber bleibt sind viele Fragezeichen, die größte Frage für mich lautet: Warum sehen so viele Leute in diesem Streifen ein Meisterwerk? Was bitte soll hier meisterlich sein, die Kameraarbeit, welche mit sehr wenigen Schnitten auskommt, mal ausgenommen? Und bevor jetzt wieder alle mit Wörtern wie „Ultrakunst“ um die Ecke geflogen gekommen, möchte ich noch anmerken, dass wohl jeder zweite dahergelaufene Amateurfilmer diesen Film genauso hinbekommen hätte. Den cineastischen Orgasmus habe ich hier, im Gegensatz zu vielen anderen, nicht verspürt…

So, jetzt bin ich aber mal richtig gespannt, ob mir die beiden anderen Filme meiner verlorenen Wette auch so eine Freude bereiten… :-)))

Den Kommentar findet ihr übrigens hier.

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