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China in Hollywood

29.11.2014 - 00:49 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Im Pagodenstil: Das TCL Chinese Theatre
L. Paul
Im Pagodenstil: Das TCL Chinese Theatre
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Glück gehabt: Das Chinese Theatre in Hollywood hat als eines der wenigen Kinos aus der Stummfilmzeit überlebt. Dabei halfen auch die Schuh- und Handabdrücke der Stars auf dem Vorplatz.

Hollywood soll ja wieder mehr Stil haben. Im Vergleich zu den 80er- und 90er-Jahren, als der Hollywood Boulevard zur Ramschmeile verkam, soll sich viel gebessert haben. Ich kann dazu nichts sagen, ich habe keinen Vergleich, ich war damals nicht in Hollywood. Aber auch heute noch wechseln sich verkramte Souvenirläden mit Fast-Food-Restaurants ab. Vieles wirkt etwas siffig, wenn man weiter Richtung Osten, Richtung Downtown Los Angeles, geht.

Das ist aber nicht so wichtig, denn der Boulevard lebt: durch die vielen Straßenkünstler, die dort dicht an dicht singen, tanzen, Szenen spielen, als Batman und Rambo verkleidet für Fotos posieren oder Hula-Hoop-Reifen kreisen lassen. Durch Zehntausende Touristen, die elektrisiert durch den Abend schwirren, fröhlich und aufgeregt, weil sie in der Stadt der Träume angekommen sind. Durch die vielen Selbstdarsteller, die ihre eigene kleine Show abziehen, egal ob sie Rolltreppe fahren oder sich ein Eis kaufen – für die Hauptrolle im Blockbuster kann man schließlich in jeder Sekunde entdeckt werden.

Eine der besten Kulissen für Selbstdarsteller bietet das TCL Chinese Theatre  mit seinem Vorplatz, dort, wo seit 1927 die Stars ihre Hand- und Schuhabdrücke im Zement hinterlassen. 1927 wurde auch das Kino eröffnet, dieses fantastische Gebilde, in dem jede Menge Originalteile aus China verbaut wurden und das trotzdem reinste Hollywood-Architektur ist: Möglichst exotisch sollte es aussehen, China, multipliziert mit China, alles natürlich besonders groß und mächtig.

Allein die beiden orangefarbenen Säulen an der Eingangspagode sind 27 Meter hoch. Als ich zum ersten Mal vor dem Gebäude stand, habe ich aber vor allem eines gefühlt – die ungeheure spielerische Freude, mit der der Unternehmer Sid Grauman seine Kinobauten errichten ließ.

Das Chinese Theatre entging dem Schicksal so vieler Kinopaläste aus der Stummfilmzeit, es wurde schon 1968 unter Denkmalschutz gestellt. Dabei halfen natürlich die "Reliquien" vor dem Kino. Wer beseitigt schon Handabdrücke von Cary Grant, James Stewart, den Marx Brothers, Joan Crawford oder Donald Duck? (Obwohl, Charlie Chaplins Abdrücke haben sie ja auch verschwinden lassen, nachdem der unter "Kommunismusverdacht" stehende Star die USA nicht mehr betreten durfte.)

Das Chinese Theatre ist von außen und von innen eine Pracht, wir erlebten es, als dort gerade die Premiere von "Hercules" stattfand. Touristen und Fans drängelten sich, wir waren einigen Schauspielern ganz nah (erkannten aber nur Ian McShane), das Theater mit seinen vielen Säulen und Türmen leuchtete geheimnisvoll in die Nacht. Und seit einem Jahr ist das Chinese Theatre wirklich etwas chinesischer geworden: Der chinesische Elektronikkonzern TCL kaufte 2013 die Namensrechte für das Kino.

Bisher erschienen: Cine Packewaia in Ushuaia (Argentinien), Dolby Theatre in Los Angeles (USA), TCL Chinese Theatre in Los Angeles (USA), Weltspiegel in Cottbus (Deutschland), Kino International in Berlin (Deutschland)




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