Fatih Akin räumt ab

25.04.2008 - 23:34 Uhr
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Auf der anderen Seite gewinnt vier Lolas

1500 Gäste waren am Freitagabend zur 58. Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin geströmt, um den deutschen Film zu feiern. So wurde auch die gesamte Preisverleihung immer wieder betont, wie stark im Kommen der deutsche Film sei. Moderatorin Barbara Schöneberger führte durch die Gala im Palais am Funkturm, bei der Nina Hoss und Elmar Wepper als beste Hauptdarsteller ausgezeichnet wurden. Wer befürchtet hatte, die Schöneberger könnte mit ihrer nervigen Art so manchen brüskieren, hatte sich getäuscht. Tatsächlich schaffte es die korpulente Blonde, ein Mittelmaß zwischen niveaulosem Unterhaltungshumor und Lob auf die deutsche Filmindustrie zu halten. Ihren charmant-untalentierten Gesangseinlagen setzte sie noch ein Willkommenslob an Til Schweiger voraus, der trotz des unglaublichen Publikumshits Keinohrhasen mit 6 Mio. Zuschauern aus dubiosen Gründen nicht nominiert worden war. Der Sonnyboy des deutschen Films hatte es sich dennoch nicht nehmen lassen, der Verleihung persönlich beizuwohnen.

Es hing vielmehr an den Preisverleihern, die nicht nur Jasmin Tabatabai zum Gähnen brachten. Andrea Sawatzki nebst Ehemann Christian Berkel folterten das Publikum mit sinnlosen Einlagen, sodass ernsthafte Zweifel an den Schreibern der Gala erweckt wurden. Nach zwei Stunden und bereits drei erhaltenen Lolas – für das beste Drehbuch, den besten Schnitt und die beste Regie, durfte Fatih Akin endlich seinen Satz beenden, den er bei der ersten Lola des Abends begonnen hatte. Auf der anderen Seite, ein Episodendrama um illegale Einwanderung, Türken und Deutsche, Fremdheit und Nähe, wurde als bester deutscher Spielfilm ausgezeichnet.

Danke, Danke, Danke!

rief der in Hamburg aufgewachsene Sohn türkischer Eltern und grüßte sein Frau, die mit Hexenschuss vor dem Fernseher saß. Leise Kritik am Vergabemodus der Akademie wurde wach, als Akin auf Schweigers Erfolg hinwies und anmerkte, Kunst könne niemals messbar sein. Damit schloss ein ereignisreicher Abend, bei dem wohl die Nicht-oder-Doch-Zugehörigkeit von Til Schweiger zur Akademie und seine Verkündigung eines neuen Publikumpreises eines der Hauptthemen war. Emotionale Momente gab es dennoch auch: Nicht nur überreichte Tom Tykwer Alexander Kluge einen verdienten Ehrenpreis für sein Lebenswerk, den dieser mit einer Hymne auf das Kino entgegennahm, sondern die Akademie gedachte auch stehend zu Tears in Heaven von Eric Clapton ihrer verstorbenen Mitglieder. Als Frederick Lau für Die Welle als bester männlicher Nebendarsteller eine Lola erhielt, geriet der 19jährige gar so ins Stammeln, dass sich Muttergefühle bei Nora Tschirner breitmachten. Diese Gunst hatte Kulturstaatsminister Bernd Neumann nicht, der sich mehrfach verhaspelte.

Durchaus unüberraschend erhielt Hanami eine silberne Lola für den besten Spielfilm, den Doris Dörrie barfüssig entgegennahm, da sie die Bühne anscheinend schon gänzlich Fatih Akin überlassen hatte. Die Welle erhielt die Lola in bronze. Prinzessinnenbad wusste die Akademie als bester Dokumentarfilm zu überzeugen, den Preis für die beste Kamera erhielt Benedict Neuenfels für Liebesleben. Christine Schorn war die einzige Preisträgerin, die nicht anwesend sein konnte, als ihr eine Lola für die beste weibliche Nebenrolle in Frei nach Plan überreicht wurde.

Fazit: Eine im Vergleich zur Oscarverleihung kurz gehaltene Gala ohne größere Peinlichkeiten, bei der Fatih Akin mit Auf der anderen Seite als der überragende Sieger gefeiert wurde.

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