Hollywood läuft gegen Film-Börse Sturm

13.04.2010 - 09:50 Uhr
Der Bulle der Wallstreet
Der Bulle der Wallstreet
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Für Hobby-Zocker wären sie wohl ein Spaß, für Investoren könnten sie sich lohnen und für Spekulanten wären Tür und Tor geöffnet: In der Filmbörse können sie alle mit viel Geld auf den Erfolg oder Misserfolg von Filmen zu wetten.

Bereits im April eröffnet der Finanzkonzern Cantor Fitzgerald in Chicago die Filmbörse Cantor Exchange (CX); eine weitere Börse will im Mai an den Start gehen. Hier ist Wetten erlaubt. Es kann auf Kick-Ass gewettet werden, oder gar auf Wall Street 2: Geld schläft nicht. Die Idee, auf Erfolg oder Misserfolg eines Hollywoodfilms zu wetten, ist schon alt, aber nun soll sie in die Tat umgesetzt werden, denn etwas Geld will auch die Finanzbranche am Entertainment verdienen. Immerhin erweist sich dieser Wirtschaftszweig als überaus resistent in Zeiten der weltweiten Krise. Millionen strömen ins Kino, obwohl die Dollars knapp und die Zukunftsaussichten mies sind. Es geht also nicht um Phantasiegeld, was dort in der Film-Börse ausgegeben werden kann, sondern um harte Dollar.

Wie wird das funktionieren?
Die Wett-Teilnehmer können schon Monate vorher aus einem Pool von Filmen auswählen. Jede Million Dollar, die ein Film einspielt, wird in 100 Dollar gemessen; ich kann mehrere dieser Domestic Box Office Receipts (DBOR) erwerben. Wenn ich also 200 Dollar für Wall Street 2: Geld schläft nicht ausgeben, gehe ich davon aus, dass der Film 200 Millionen Dollar einspielt. Sollte der Film von Oliver Stone so richtig durchstartet und 250 Millionen Dollar einspielen, dann habe ich 50 Dollar Gewinn gemacht. Verlust, wenn es ein Flop wird. Vier Wochen, nachdem der Film in die Kinos gekommen ist, wird Kasse gemacht, dann kann ich meine Geldbörse füllen oder muss mich mit dem Verlust zufriedengeben.

Widerstand gegen die Film-Börse
Nun hat sich in den USA eine breite Front von Filmschaffenden (dazu gehören unter anderem die Gilde der Regisseure und die Motion Picture Association of America) zusammengetan, um diese Boxoffice-Börse zu verhindern. Sie warnen eindrücklich vor den Folgen durch den geplanten Handel mit Film-Derivaten. Besonders dass gegen den Erfolg eines Films gewettet werden kann, wird als abstoßend empfunden. Damit wird bereits vor dem Start eines Films etwas Negatives über einen Film verbreitet und kann ihn so zu einem Flop machen. Kinoverleiher sind nach solchen Wettquoten vielleicht nicht mehr bereit, den Film überhaupt in ihrem Kino zu zeigen, Zuschauer glauben nicht, dass ihnen der Film etwas bringen könnte. In einen Film sind derart viele Prozesse und Personen involviert, dass Insider schnell mal etwas verraten können und sofort würde sich dies auf der Film-Börse niederschlagen – im Positiven wie zum Negativen.

Wahrscheinlich wird der Protest der Filmbranche wenig helfen. Die Film-Börsen werden an den Start gehen und wohl nur wieder von der Bildfläche verschwinden, wenn die Gewinne ausbleiben.

Weitere Informationen findet Ihr hier:
- Weltpremiere für neue Filmbörse in den USA
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