2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick ist einer dieser Filme, die nach Ende des Abspanns ein seltsames Gefühl von Leere hinterlassen. Der letzte Ton verhallt und wir wissen erst einmal nicht so richtig, was wir von dem soeben Gesehenen halten sollen, von den epischen Klängen, der erdrückenden Stille, von der opulenten Ästhetik, dem minimalistischen Design, von der bedeutungsgeschwängerten Metaphorik. 2001: Odyssee im Weltraum ist nichts, 2001: Odyssee im Weltraum ist alles. Die Einen halten ihn für gnadenlos überschätzt, die Anderen verehren Stanley Kubrick für seinen Geniestreich. Aber ob nun überschätzt oder nicht – zumindest seine nach wie vor bestehende Präsenz ist nicht von der Hand zu weisen. Deswegen erhält das Science-Fiction-Epos heute mein Herz für Klassiker.
Warum ich 2001: Odyssee im Weltraum mein Herz schenke
Lange habe ich mich nicht an 2001: Odyssee im Weltraum herangetraut, aus Angst, den Film nicht als den Meilenstein schätzen zu können, der er ist. Meine Bedenken hatten letztlich aber nicht lange Bestand. Stattdessen fanden sich in dem zugegebenermaßen oft etwas langatmigen Film sogar Details, die auf einer sehr persönlichen Ebene die Abstraktion des Gesamtwerks verließen. So zum Beispiel der hyperintelligente Bordcomputer HAL. Wenn die monströse Maschine in ihrem letzten Überlebenskampf beginnt, Kinderlieder zu singen, wirkt sie mit diesen scheinbar menschlichen Zügen fast Mitleid erweckend und irgendwie verstörend.
Warum auch andere 2001: Odyssee im Weltraum lieben werden
Regielegende Stanley Kubrick schuf mit 2001: Odyssee im Weltraum ein Werk, das für sein Genre zu einem Maßstab wurde und auch heute noch als Musterbeispiel eines gelungenen Science-Fiction-Dramas gilt. Doch auch für Sci-Fi-Skeptiker bietet der Film einen geschichtlich relevanten Aspekt, kultivierte er doch wagemutig Innovationen wie den Match Cut und schuf damit eines der erinnerungswürdigsten Bilder in der Historie des Bewegtbildes: der Steinzeitmensch, der seinen Knochen siegreich in die Luft schleudert, woraufhin eine Überblendung zum Raumschiff erfolgt. Der Sprung über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren verweist clever auf den riesigen Schritt, den 2001 in der Realität bedeutete.
Warum 2001: Odyssee im Weltraum einzigartig ist
In seiner unendlichen Egozentrik und mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein ging Stanley Kubrick bei der Produktion von 2001: Odyssee im Weltraum keinerlei Kompromisse ein. So ließ er beispielsweise zwei Komponisten fertige Soundtracks für seinen Film produzieren, von denen er letztlich nicht einmal eine Achtelnote verwendete. Lediglich das bedeutungsschwangere Also sprach Zarathustra von Richard Strauss erschien ihm angemessen, akustisch den Sonnenaufgang zu begleiten und unterbricht mit dem harmonisch fließenden An der schönen blauen Donau von Johann Strauß. Es liegt an uns, spätere Regisseure zu interpretieren, die ihre ähnlich ambitionierten Filme stellenweise von einem anderen Fluss, nämlich der Moldau, begleiten ließen.
Warum 2001: Odyssee im Weltraum die Jahrzehnte überdauert
Nicht nur in seiner Thematik, auch in seiner Optik ist 2001: Odyssee im Weltraum ganz einfach zeitlos. Stanley Kubrick strebte ein futuristisches Design an und wir wissen zwar aus erster Hand, dass unsere Umgebung im Jahre 2001 nicht aussah wie von dem Regisseur in den Sechzigern erdacht, trotzdem können wir dem Stil der Sci-Fi-Oper auch heute eine Ästhetik abgewinnen. Nicht umsonst verklagte Samsung den Apple-Konzern wegen seiner Tablets auf Ideenklau bei Stanley Kubrick. Das minimalistische Design reduziert auf angenehme Art und Weise die, für damalige Verhältnisse, wuchtigen Spezialeffekte und lässt in Kombination mit der ruhigen Kameraführung und langen Einstellungen eine Atmosphäre entstehen, die auch heute noch ein breites Publikum begeistert. Und außerdem: Die erzählte Zeit im Film spannt einen Bogen über vier Millionen Jahre. Dagegen sind doch ein paar Jahrzehnte nichts.