Ich, ObsCure & das Verlangen nach mehr

29.03.2016 - 09:00 Uhr
ObsCure
Mighty Rocket Studio
ObsCure
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Seit Jahren warte ich sehnsüchtig auf einen dritten Ableger der ObsCure-Reihe. Warum ich mich so sehr in den ersten Teil verliebt habe und weshalb Horror nicht durchgängig todernst sein muss, erfahrt ihr in diesem Herz für Klassiker.

Es gibt so viele schöne Dinge, die ich mit ObsCure verbinde, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Auf mich und meine Freunde machte der Survival-Horror-Titel rund um die gleichermaßen mysteriösen wie grausamen Geschehnisse an der Leafmore High enormen Eindruck. Deshalb verbrachten wir damit nicht nur unfassbar viel Zeit, sondern dachten auch darüber nach, wie wir uns an unserer eigenen Schule wohl als Protagonisten eines ähnlichen Horrortrips schlagen würden. Dass einer unserer Lehrer aussah wie der dunkle Geheimnisse hütende Direktor Herbert Friedman, spielte uns dabei natürlich in die Hände.

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Die Story von ObsCure fällt im Grunde, ebenso wie die darin vorkommenden Charaktere, relativ flach aus. Ausgangspunkt dafür ist das Verschwinden des Schülers Kenny. Dem jungen Mann wird der Sportbeutel geklaut und auf der Suche danach klettert er lieber in einen gruseligen Keller, aus dem zu allen Überfluss auch noch grausige Geräusche zu hören sind, als es einfach gut sein zu lassen. Daraufhin durchforsten seine Freunde (Josh, Stanley, Shannon und Ashley) die Schule nach Hinweisen und stoßen dabei auf ein grauenerregendes Geheimnis.

Gäbe es die überragende musikalische Untermalung von Komponist Olivier Derivière — die das Spiel mit einer unvergleichlichen Atmosphäre unterfüttert — und den Koop-Modus nicht, so wäre ObsCure ein ziemlich lahmer Horror-Titel. Denn die Spielmechaniken sind alles andere als anspruchsvoll und eine Augenweide ist das Spiel auch nicht. Trotzdem schlägt mein Herz jedes mal höher, wenn ich zufällig den Intro-Song "Still Waiting" von Sum 41 höre, weil ich an so viele wunderbare Dinge denken muss, die mit dem Survival-Horror-Spiel einhergingen.

Tatsächlich war ObsCure, wenn ich mich richtig erinnere, das erste Videospiel, das mir jemals richtig Angst gemacht hat. So sehr, dass ich nachts nicht sonderlich gut schlief und mich auch bei den Nachforschungen an der Leafmore High in der Haut der vier spielbaren Protagonisten nicht wohlfühlte. Davon ließ ich mich aber nicht abschrecken — vor allem, weil ich mich wegen der Koop-Option selten alleine gruselte: Als Duo machten meine Freundin und ich viele Spielstunden lang die unheimlichen Gänge der fiktiven High School unsicher. Weil das Spiel kein Friendly fire kennt, waren wir dabei nicht immer todernst, sondern schlugen uns manchmal auch gegenseitig minutenlang Baseballschläger um die Ohren.

Auf Dauer hielt der Titel so die perfekte Balance zwischen Humor und Grusel, die uns unglaublich begeisterte. Wir übertrugen die verschiedenen Szenarios des Spiels auf die Realität, überlegten, wo und wie sie an unserer eigenen Schule spielen könnten und hörten den Soundtrack von Derivière rauf und runter. Der beste Moment in ObsCure war für mich übrigens nicht irgendein Bosskampf oder eine besonders blutige Cutscene, stattdessen erinnere ich mich an ein einziges, eindrucksvolles Detail.

Im späteren Verlauf des Spiels waren wir irgendwann in einer Art Park unterwegs, in dem eine Brücke über einen Fluss führte. Zunächst wirkte die Szenerie recht unspektakulär, doch kurz bevor wir sie hinter uns ließen, sahen wir einen riesigen Schatten im Wasser unter uns. Es gibt in ObsCure leider keine große Gegnervielfalt, weshalb wir in diesem Moment aufgeregt darauf spekulierten, dass dieses gigantische Wesen in jedem Moment die Brücke zerstören und uns attackieren würde. Leider passierte nichts dergleichen. Das Monster hatte nicht einmal einen direkten Bezug zur Geschichte, es war einfach nur da und jagte uns vor lauter Ehrfurcht eine Gänsehaut über die Rücken.

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Aber trotz all der lobenden Worte gibt es zwei Dinge, die ich der ObsCure-Reihe bis heute übel nehme: Zum einen zog mich die Musik von Derivière dermaßen in ihren Bann, dass ich auch den fünften Alone in the Dark-Teil (später auf der PS3 als Alone in the Dark : Inferno veröffentlicht) spielte, weil er auch für dessen Musik verantwortlich zeichnete. Und dieses Spiel ist eine einzige Katastrophe. Zum anderen sehne ich mir immer noch einen dritten Ableger herbei, weil das Ende von ObsCure II hervorragenden Stoff dafür bietet.

Warum lasst ihr mich immer noch warten, liebe Macher?

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