“We mustn’t be afraid to dream a little bigger, darling.”
Lange, lange konnte ich mich nicht dazu durchringen, Inception zu schauen. Im Kino hab ich ihn natürlich mal wieder verpasst und in der Videothek stand er auch schon ewig im Regal, ohne dass ich ihn auch nur eines Blickes gewürdigt hatte. Bis zu dem denkwürdigen Tag im Dezember, als ich Lust und Zeit hatte und auch das nötige Gehirn, das man laut einigen Inception-Eingefleischten brauchte, um dem Film folgen zu können. Also, DVD rein in den Rekorder und los ging’s.
Nach zwei Stunden saß ich haltlos hibbelnd auf meinem Stuhl, habe darum gebetet, dass dieser blöde Kreisel umfällt und bin, kaum lief der Abspann, von meinem Sitz hochgeschossen und bin ganz fix und fertig herumgetigert. Noch nie war der Hass auf einen Kreisel so groß wie in diesem Moment. „Dieser Film wird ihr Leben verändern“, nach diesen Worten suchte ich auf dem Cover, aber ich habe sie natürlich nicht gefunden.
Inception ist kontrovers diskutiert worden. Manche sagen, er ist zu komplex (Inception Fans wiegeln ab und sagen: Du bist nur zu doof ihn zu verstehen, wenn du ihn nicht magst!). Ich muss zugeben, ich musste diesen Film mindestens fünf Mal sehen um ihn zu verstehen und selbst heute bin ich mir nicht sicher, ob ich alles auch wirklich verstanden habe. Wenn sogar Nolans Schauspieler zugeben, dass sie oft absolut keine Ahnung hatten, was sie gerade machten, wieso also soll das jemand von mir verlangen? Aber genau das macht doch den Reiz an Inception aus – man will den Film verstehen, ihn zusammensetzen wie ein Puzzleteil und dann wieder aufdröseln, um ihn in allen Einzelheiten zu erfassen. Oder?
„Who would wanna be stuck in a dream for ten years?“
“Depends on the dream.”
Siehe Zitat oben. Wenn meine Welt daraus bestünde, mit meinen abgefreakten, coolen Freunden Leonardo DiCaprio, Ellen Page, Tom Hardy und Joseph Gordon-Levitt durch irgendwelche Winterlandschaften zu sausen und mir irgendwelche Waffen herbei zu wünschen, verdammt, ja, dann würde ich in diesem Traum gerne mehrere Jahre festsitzen. Vorausgesetzt natürlich, dass die Verflossene (oder eher Verschiedene?) von Leonardo DiCaprio nicht plötzlich mit einer Waffe vor mir steht, mich bittersüß anlächelt, mir in den Fuß schießt und dabei fröhlich säuselt: “Pain is in the mind!” Danke, jetzt hab ich auch kapiert, was ich im Biounterricht jahrelang nicht verstanden hab.
Ist es nicht die Faszination des Films, dass er versucht, etwas zu verstehen, ihm Struktur zu geben, von dem wir keine Ahnung haben? Von unseren Träumen, die so komplex sind, dass wir nicht wissen, ob das, was Christopher Nolan da aus dem Hut gezaubert hat, nicht vielleicht irgendwann möglich ist? Oder bereits geschieht?
“You’re waiting for a train to come…”
Erstaunlich ist auch, welche Fandom-Entwicklung seit Inception stattgefunden hat. Schauspieler wie Tom Hardy und Joseph Gordon-Levitt, die bis zur Veröffentlichung von Inception noch quasi niemand kannte, sind plötzlich in aller Munde und bekommen eine Lobby, die so wichtig ist, dass sich solche Schauspieler entwickeln können. Alleine Tom Hardy drehte nach Inception 5 (!) Filme, darunter den neuen Batmanfilm. Und lässt einen auf seine früheren Filme blicken, die man so vielleicht nicht gesehen hätte. Bronson und Stuart: A Life Backwards sind keine Filme, die ich mir freiwillig angesehen hätte, aber durch Tom Hardy entdeckt habe. Im neuen Batmanfilm ist er wieder mit Joseph Gordon-Levitt zu sehen. Ein Sprung in die A- Liga. Potential, das jahrelang nicht entdeckt worden war und bei Inception meiner Meinung nach ein Grund für den riesigen Erfolg war. Ein so stimmiges Schauspielerensemble hab ich selten gesehen.
Kurzum: Meiner Meinung nach stimmt an diesem Film einfach alles. Er fordert Kopf und Seele heraus, ist ansprechend gestaltet, top besetzt und jedes Mal wieder kann man beim Sehen etwas Neues entdecken. Hans Zimmers Soundtrack („BRMM BRMM“) erinnert zwar an startende LKW, geht aber bis ins Mark und Nolan, der gerade mit seinem neuen Batmanfilm eine Art Inception 2 dreht, wenn man sich die Darstellernamen ansieht, hat einen Coup gelandet und mit mir einen Fan gewonnen.
In Nolan we trust.
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