Indiana Jones Skript von Darabont - Echt? Fake?

13.06.2008 - 11:31 Uhr
Paramount
CONTRA » Eine frühe Drehbuchfassung zu Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels sorgt für Wirbel

Bekannt ist, daß Frank Darabont – selbst hochdekorierter Regisseur von The Shawshank Redemption und The Green Mile – eine Drehbuchfassung für den Film geschrieben hat, der schließlich Indiana Jones and the kingdom of the crystal skull wurde.

Bekannt ist auch, daß Steven Spielberg und Harrison Ford von dem Script ausgesprochen begeistert waren und es umsetzen wollten, bis George Lucas sein Veto einlegte, weil ihm das Drehbuch nicht gefiel.

Ebenso bekannt ist, daß Darabont darüber extrem verstimmt verkündete er habe ein Jahr auf das Buch verschwendet und Lucas habe einen an der Waffel, wenn es ihm nicht gefiele. Dann wurde David Koepp engagiert, der zwar bisher nicht grade durch sehr inspirierte Skripts, dafür aber durch zuverlässige Rountinearbeit aufgefallen war. Er überarbeitete das Darabont-Skript und heraus kam der Indy-Film den wohl die meisten Fans als schlechtesten der Serie befanden, selbst wenn sie ihm viel nostalgisches Wohlwollen entgegenbrachten.

Und natürlich löste der Film Diskussionen aus, die sich oft in die Richtung “Hätten Sie bloß Darabonts-Skript verwendet” bewegten. Das war leicht zu behaupten, hatte es doch niemand zu Gesicht bekommen.
Bis jetzt. Denn seit kurzem geistert ein Skript als Indiana Jones and the City of Gods durchs Netz, das angeblich die Frank Darabont-Fassung darstellt.

Natürlich wird viel diskutiert. Ist das Skript echt? Ist es ein Fake? Warum gibt es Schreibfehler, warum wirken einige Sätze so fanboyhaft, warum sind einige drehbuchtypische Konventionen falsch eingesetzt? Und wenn es Fake ist, warum wurde dann versucht alle Seiten die es gehosted haben dazu zu bringen es offline zu nehmen? Und funktioniert das überhaupt in Zeiten von BitTorrent, wo eine kurze Suche reicht um das PDF des Skripts zu finden?

Und natürlich die viel interessantere Frage: Was taugt das Skript?

In einem sind sich die bisherigen Reviewer einig: Wenn es ein Fake ist, dann ein ausgesprochen gut gemachter und ambitionierter. Der Autor des Skripts versteht etwas von Spannungsaufbau und Timing und schafft es, wesentlich subtiler als der eigentliche Film, In-Jokes und Referenzen einfließen zu lassen.
Zwar finden sich viele der kritisierten Plotpunkte des Films auch im Skript wieder, dennoch sind sie anders gewichtet und das komplette Fehlen von Indys Sohn löst gleich mehrere Probleme. Zum einen gibt es mehr Zeit für ruhige, stimmige Charaktermomente (und sehr gelungene Gastauftritte von Indys Vater und Sallah) und Marions Rolle ist wesentlich prominenter und aktiver, zum anderen erscheint Indy selbst als Charakter stimmiger. Denn anders als im jetzigen Film, wird er nicht durch seinen Sohn in die zweite Reihe gedrängt und als Ballast mitgeschleppt, er ist von der Anfangsszene an derjenige der die Action bestimmt.

Und ja, auch die Action wirkt cooler. Zumindest auf dem Papier gibt es mehr und vor allem wesentlich abwechslunsgreichere und phantasievollere Actionszenen, die viel eher an die alten Filme gemahnen. Selbst die vielgeschmähte Kühlschrank / Atomexplosions-Szene ist in diesem Skript erträglicher und wirkt weniger unlogisch (auch wenn sie die filminterne Logik nach wie vor sehr dehnt).

Dazu kommen wirklich bedrohliche Bösewichte. Wurde Ray Winstone im Film als nutzloser Hampelmann verheizt, ist sein Gegenpart in diesem Skript eine echte Bedrohung, genau wie der Dünne Mann mit der Narbe (der im Film nicht vorkommt) einen eindrucksvollen Gegner abgibt.

Enttäuscht wird, wer eine völlig andere Geschichte erwartet. Ja, es geht immer noch um Kristallschädel (das war aber auch schon sehr früh von Lucas so entschieden worden) und ja es gibt immer noch Aliens am Ende. Diese haben jedoch einen etwas anderen Twist. Achja und die Aliens sind wirklich fies und bedrohlich, keine esoterischen Kuschelkasper aus der Vierten Dimension. Vor allem sind es viele viele Kleinigkeiten, die dieses Skript stimmiger und spannender machen, viele Momente die weniger platt wirken und mehr den Geist der alten Vorlage atmen. Es ist nicht das beste Indy-Skript, aber es ist besser als das was Koepp draus gemacht hat, denn in diesem Skript darf Indy er selbst sein und wirkt als wesentlich runderer Charakter, der immer noch die Zügel in der Hand hält. Das obendrein kleine Seitenhiebe gegen Kommie-Paranoia, Atomwaffen, falschen Patriotismus und die Wurzeln von Religionen verteilt werden, macht das ganze umso witziger.

Man mag lamentieren es sei sinnlos jetzt noch zu diskutieren, was man hätte besser machen können, aber alleine das Lesen des Skripts, das vielleicht Darabonts ist, lässt im Kopf einen Film ablaufen der um einiges gelungener ist, als die Kinofassung.

Und das ist ja auch schon viel wert.

[Danke an Sonse für den Hinweis]

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News