Joaquin Phoenix – Der Mann des Rückzugs

29.03.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Joaquin Phoenix in seiner bisher besten Rolle als Johnny Cash
20th Century Fox
Joaquin Phoenix in seiner bisher besten Rolle als Johnny Cash
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Joaquin Phoenix ist 39 Jahre alt und hat in seinem Leben schon viel erlebt. Würden wir ihn heute noch mit seinem Vollbart von vor wenigen Jahren sehen, würde es uns kaum verwundern. Doch der Mann spielt um sein Leben. Wieder und wieder.

Ein dumpfes Klopfen ist zu vernehmen, das Szenenbild ist voll und doch leer, „Folsom“ titelt ein Schild. Bis auf ein paar Wachen fehlen die Menschen. Wir vermuten sie innerhalb des Gebäudes, denn von dort scheint dieses Klopfen zu kommen. Die Kamera übernimmt unsere Schritte, sie bringt uns voran, die Korridore gleiten dahin. Gitarrennoten, die uns in ihrer Zusammensetzung so seltsam vertraut vorkommen, erklingen. Und als es dann lauter wird, begleiten uns zwei Wachen in einen Raum voller Sträflinge. Die Stimmung ist super, die Band steht auf der Bühne, das Publikum klatscht – das dumpfe Klopfen kriegt ein Bild. Doch etwas fehlt. Darauf weist uns nicht nur der Blick eines Musikers hin, sondern wir spüren es einfach. Trotz der Wachen fehlt eine Autorität, ein Charisma. Und dies zeigt sich uns in Form von Johnny Cash hinter der Bühne.

Es ist das geistesabwesende Gesicht des großen Joaquin Phoenix, in welches wir dort blicken. So emotionslos dieses Gesicht in der Eröffnungsszene von Walk the Line auch ist, es setzt doch den Beginn eines Schauspiels, welches dem Mann im darauffolgenden Jahr eine Oscar-Nominierung einbringt und es ist ein Unding, dass er diese Trophäe dann aber nicht erhält. Walk the Line stellt vielleicht den besten Auftritt des 39-Jährigen in seiner bisherigen Karriere dar, doch es ist schwierig andere Werke drumherum zu positionieren – aus dem einfachen Grund, dass es sich die meisten von Joaquin Phoenix’ Darstellungen im Olymp der Schauspielkunst gemütlich machen. Die Persona Phoenix hat für mich eine große Faszination. Es ist nicht einfach diese zu beschreiben, aber es ist ein Fakt, dass ich schnell begeistert bin, wenn sich der Schauspieler ins Bild eines Films drängt.

Rückzug im medialen Wahn
Es ist keine lobenswerte Eigenschaft mehr, sich in der Traumwelt von Hollywood gut zu verkaufen. Provokation kommt an, Möchtegern-Talente drängen sich in der Vordergrund und Reality-Formate lassen uns vermuten, dass Kardashian-Wesen wichtige Persönlichkeiten seien. Es ist eine Zeit, in der sich die besseren Menschen rar machen. Rückzug war nie eine feige Eigenschaft von Joaquin Phoenix, sondern ein natürlicher Instinkt, der dem emotionalen Schutz dienlich sein sollte. In seinen jungen Jahren, als ein Agent ihn und seine Geschwister in Werbungen platzierte und ihnen somit die Medienwelt eröffnete, trat er mit seinem Vater eine Reise nach Mexiko und Südamerika an. Er tat, wozu er Lust hatte und wer würde es ihm jemals verübeln. Der Tod seines Bruder River Phoenix ließ ihn ebenfalls wieder von der Bildfläche verschwinden. Nur schwer lässt sich diesmal der Schmerz nachvollziehen, mit welchem er sichtlich Jahre zu kämpfen hatte, als sein Bruder in seinen Armen starb. Wir, die Zuschauer und Fans, dürfen denjenigen Freunden danken, die ihn ermutigten, seine Schauspielkarriere wieder aufzunehmen, denn sie waren es, die uns den Charakterschauspieler Phoenix zurückbrachten.

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