Dass Frauen seltener hinter der Kamera zu finden sind als Männer ist keine Neuigkeit. Obwohl ich ständig diesbezügliche Artikel lese, hat mich diese Tatsache bislang nicht motiviert, dazu in meiner Kolumne Stellung zu beziehen. Die kleine Feministin in mir schlief ruhig und ließ sich durch die altbekannte Diskriminierung weiblicher Filmeschaffender nicht wecken. Dann aber stieß ich auf die Geschichte von Barbara Stepansky und da war sie wieder diese innere, keifende Stimme: „Hängt sie! Sterben sollen die Machos dieser Welt und zwar qualvoll!“ Und so hatte ich keine andere Wahl, als meine Kolumne dieses Mal Frau Stepansky und den Frauen hinter den amerikanischen Fernsehkameras zu widmen. Ich beziehe mich in meinem heutigen Artikel bewusst auf das Geschehen in den USA. Erstens bietet das mehr als genug Stoff für diesen Text und zweitens scheint mir das Thema in Deutschland nicht ganz so heiß diskutiert zu werden.
Barbara Stepansky und die männliche Diva
Auf dem Blog Women Directors in Hollywood berichtete Barbara Stepansky jüngst von einem Erlebnis, das ihr zu Beginn ihrer Karriere als Regisseurin recht deutlich gemacht hatte, welcher Part ihr als Frau in der Welt des Fernsehens zugedacht ist. Nachdem sie sowohl den Studenten Emmy für das Beste Drama als auch für die Beste Regie gewonnen hatte, lud sie der Produzent einer erfolgreichen TV-Serie zu einem Besuch am Set ein. Als sie vor Ort vorsichtig nach der Möglichkeit fragte, einmal die Regie einer Folge zu übernehmen, entgegnete er: „Die Sache ist die: Der Hauptdarsteller hasst weibliche Regisseure. Wir hatten nur ein einziges Mal eine Regisseurin, in der ersten Staffel, und die wurde nie wieder engagiert. Er mag sie einfach nicht.“
Wie Barbara Stepansky, deren Film Girls! Girls! Girls! mehrfach bei Showtime gelaufen ist, vollkommen richtig in ihrem Artikel anmerkt, ist das Schlimmste an dieser Geschichte weniger die Einstellung des entsprechenden Hauptdarstellers als vielmehr die Legitimierung seiner Meinung durch den Produzenten, dem es nicht mal im Ansatz peinlich ist, die vor ihm stehende, offenbar hoch qualifizierte Regisseurin zu diskriminieren. Wie wäre es gewesen, fragt Stepansky, wenn der Darsteller nicht etwas gegen Frauen, sondern gegen Schwarze oder Juden gehabt hätte? Das hätte bei allen Beteiligten für Entrüstung, vielleicht gar zur Entlassung des Schauspielers geführt. Aber Frauen darf Mann ungestraft diskriminieren.