L.A. Confidential - Flügellos in der Stadt der Engel

20.06.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: L.A. Confidential
Warner Bros. Pictures / moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: L.A. Confidential
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Die Aktion Lieblingsfilm läuft auf Hochtouren. Wir Mitarbeiter von moviepilot können ja leider keinen Preis gewinnen, aber unsere Lieblingsfilme möchten wir euch trotzdem vorstellen. Heute präsentieren wir euch den Favoriten von unserer Community-Managerin Sonse.

Meisterwerk. Perfekt. Lieblingsfilm.
Über keinen anderen Film könnte ich dies sagen. Ich könnte jetzt jedes Detail, jeden Aspekt dieses Films von Drehbuch und Regie hin zur Musik sowie alle Beteiligten aufzählen und mit Superlativen in Technicolor um mich werfen, aber das werde ich an dieser Stelle nicht tun. L.A. Confidential ist für mich ein “Life before and Life after”-Film. Film und Kino liebte ich bereits zuvor, aber DEN Film, den gab es damals noch nicht. L.A. Confidential hat das verändert.

Ich saß vor mittlerweile beinahe vierzehn Jahren im Kino und wusste nicht, was mich erwartete. Das Heilbronner Domino, das schon vor Jahren einem profanen Parkplatz weichen musste, war fast leer. Nach kurzer Zeit war ich voll dabei. Ich hatte zwei überschwängliche Kritiken gelesen und ein Film Still gesehen, jenes auf dem die Cops mit James Cromwell auf einer Treppe stehen. Die jeweilige Körperhaltung der Vier, beschrieb ihre Charaktere aufs Trefflichste. Dieses eine Bild machte mich neugieriger auf den Film als sämtliche Kritiken.

Gebannt folgte ich dem Geschehen auf der Leinwand. Dann! Ein Schuss! An ganz unerwarteter Stelle erwischt es plötzlich eine der Hauptfiguren und gleichzeitig lösen sich mehrere Rätsel des hochkomplexen Plots, und das nach rund zwei Dritteln des Films. Vor Schreck rief ich laut in den Saal “Nein!”, etwas, wozu ich wirklich nicht neige. Spätestens da war es um mich geschehen.

“Off the record, on the QT, and very hush-hush…”
L.A. Confidential blieb hier wie zu seinem Start in den USA ein Geheimtipp. Die Massen sollten erst drei Wochen später ins Kino strömen und mit einem absaufenden Schiff untergehen. So groß war der Hype um den Schmachtschinken, den ich aus Desinteresse einfach nur ignorieren wollte, dass sogar unser Relilehrer uns zum Kinogang missionieren wollte. Als mein Ketzertum bemerkt wurde, kam es zur Inquisition, ich wurde einem Code Red unterzogen. Narren! Ich hatte meine Erleuchtung im Kino kurz zuvor schon erlebt, und nichts konnte L.A. Confidential das Wasser reichen, auch nicht ein geschmolzener Eisberg. Im Februar fand damals die Oscar-Verleihung statt und es war die erste, für die ich wach blieb, leider sollte Quantität über Qualität siegen.

L.A. Confidential hat mir beigebracht, dass erstklassige Literaturverfilmungen gelingen können, ohne zu eng an der Vorlage festzuhalten, solange nur ihr Kern perfekt eingefangen wird. James Ellroys hervorragenden Roman, noch um ein Hundertfaches komplexer als seine Verfilmung, habe ich selbstverständlich ebenso verschlungen. James Ellroy, wie er in einem Interview sagte, liebe nichts aus seiner Frau, seiner Hunde und Beethoven. Erst recht keine Verfilmungen seiner Hardboiled-Krimis. Aber diesen Film, den liebe er.

L.A. Confidential infizierte mich mit dem Spacey-Virus und heute, Jahre später, hängt das Ticket für “Commander K” als “Richard III” im Old Vic 2011 an meiner Pinnwand. Curtis Hansons Kunstwerk war selbstverständlich meine allererste DVD (obwohl ich kein Abspielgerät für sie besaß), das deutsche Filmplakat, auf dem Crowes Name falsch geschrieben ist, hing in zwei meiner Jugendzimmer und wartet darauf irgendwann eingerahmt zu werden. Als wir in der Schule einmal über ein von uns völlig frei zu wählendes Thema ein Referat halten sollten, da sprach ich über L.A. Confidential, Buch und Verfilmung. Logisch. Andächtig hielt ich meinen ganzen Stolz hoch: Eine Kopie des Original-Drehbuchs von Brian Helgeland zu L.A. Confidential, abgeheftet in einzelnen Blättern, inklusive nicht gedrehter Szenen. In Zeiten bevor so etwas im Internet verfügbar war, da hatte das sogar noch mehr als nur einen gefühlten Wert. Dafür und ein paar weitere Devotionalien wie Fotos, Aushangbilder etc. hatte ich damals meinen Game Boy verscherbelt und ich finde das heute noch einen guten Deal. Vor drei Jahren verkaufte jemand bei eBay das Sakko mit Hemd und Blutfleck von Big V. Nein, ich habe es nicht ersteigert, dazu fehlten mir die Mittel, aber ich habe ernsthaft darüber nachgedacht.

Schließlich, vor einigen Jahren in Los Angeles
Spätestens seit meinem Aufenthalt in der Stadt der (B)Engel ist mein Eindruck der Einwohner reichlich verwunderter Natur. Nahezu alle litten an einer Art Celebrity-Minderwertigkeitsgefühl. Mit wem man auch sprach, im zweiten oder dritten Satz erwähnten sie unaufgefordert ihre Verbindung zu Hollywood. Eine dieser Begegnungen verlief wie folgt: Vor einem Kino in Santa Monica unterhielt ich mich mit einer jungen Frau, als ein Mann mich ansprach – und ohne jeden Bezug und aus heiterem Himmel kam die Frage von ihm, was ich wohl denke, was er so mache? Ähh…? Er sei mittlerweile angeblich in Rente, aber was er gemacht habe, das würde man nicht mehr los. Ähhhh again? Da er wohl nicht auf meine irritierten Synapsen warten wollte, griff er in seine Hosentasche und zog doch ernsthaft eine berühmt-berüchtigte Metallmarke heraus: “I carry a badge”, verkündete er mit Nachdruck. Das sollte mir sagen, dass er beim LAPD war und wohl auch, dass man als Rentner noch so ein Teil zum Angeben bekommt. Er fragte mich stolz nach einer mir unbekannten US-Schauspielerin, die er nach ihrem Suizid in den 1950ern gefunden habe. Aha. Da sein Versuch Ruhm einzuheimsen wohl noch etwas fehlschlug, legte er nach: “But you know Charles Manson?” Ja klar, Polanski, Tate, Manson-Family – die Story kannte ich. “Genau”, nickte er zufrieden. An dem Fall sei er auch dran gewesen und habe vor Gericht ausgesagt… “To Protect and to Serve… and to Brag about it”. Später grinste ich vor mich hin, dass mir als alte L.A. Confidential Liebhaberin doch tatsächlich in der kurzen Zeit so ein alter “Hollywood-Cop” begegnen musste… War klar, oder?
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Dieser Text stammt von der allseits bekannten und beliebten Sonse, die für moviepilot als Community-Managerin arbeitet.

Wenn ihr auch an der Aktion Lieblingsfilm teilnehmen wollt, dann schickt euren Text an ines[@]moviepilot.de.
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Und hier die Preise, die ihr gewinnen könnt. Wir danken ganz herzlich den Partnern der Aktion Lieblingsfilm, die wirklich tolle Preise für die Sieger bereitstellen.

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