Lächelnd durch ein Minenfeld

26.01.2013 - 06:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
"By the way, your timing on the door... Sublime."
moviepilot/Fox
"By the way, your timing on the door... Sublime."
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Wenn Filme Menschen wären, würden wir unsere Lieblingsfilme heiraten? Und wären sämtliche anthropomorphisierte Actionkomödien wohl so nervige Typen wie ‘Knight and Day’ im Kommentar der Woche?

In unserer Rubrik Kommentar der Woche möchten wir eure geistig-textuellen Ergüsse, also eure Kommentare, feiern. Die Voraussetzungen dafür können beinahe alle Kommentare (egal ob für Filme, Serien, Personen, News), gleichgültig ob treffender Oneliner oder ausführliche Analyse, ob tiefsinnig, poetisch, pointiert, auf Plateausohlen oder mit 3-Wetter-Taft, erfüllen. Ihr könnt mich per Nachricht gerne gelegentlich auf einen Kommentar, der euch besonders gut gefallen hat bzw. euren absoluten Lieblingskommentar auf moviepilot, hinweisen. Inspirieren lassen wir uns gerne, versprochen wird nix.

Der Kommentar der Woche
Vielleicht bekommt WelcometotheKlap keinen Pulitzer für seinen Kommentar – aber ein Kommentar der Woche-Krönchen für seinen Verriss von Knight and Day hat er sich verdient:

Ihr kennt sie bestimmt auch, die Leute, die jeden Morgen mit einem Liedchen auf den Lippen aus dem Bett springen. Die Leutchen, die man kennenlernt, und sofort ins Herz schließt, weil sie so locker und lustig sind, und denen man aber spätestens nach 5 Stunden einfach nur in die Fresse treten möchte, weil man feststellt, dass sie nicht mehr als den „locker und lustig“-Modus draufhaben.
Die dir den Stuhl unterm Arsch wegziehen, larmoyant wieder auf die Beine helfen, und dir dabei einen Zettel auf den Rücken kleben.
Wäre KNIGHT AND DAY ein Mensch, er wäre GENAU SO !
Dummer Vergleich, ich weiß, aber ich bin nicht hier für den Pulitzer-Preis, ich bin hier um die Nachwelt vor diesem Abklatsch einer Action-Komödie zu warnen.

Action-Komödien an sich sind generell ein heikles Genre, weil Zwitter-Genre, und sie ein Script benötigen, das sich mit den Funktionsweisen beider nicht nur auskennen, sondern sie auch gegeneinander zu gewichten wissen muss.
Zu viel grimmige Action, und die launigen One-Liner wirken deplaziert, zuviel Humor und die Action löst sich auf in einer Wolke aus „Who cares?“.
Wobei „Who cares?“ noch ein freundliches Label wäre, für das erzwungene Gute-Laune-Feuerwerk, das KNIGHT AND DAY sein will.
Funktioniert die süffisante Selbstironie noch über die ersten zwanzig Minuten, wird sie spätestens dann nervig, als sie die Handlung komplett zersägt.
Es kommt zu dem Punkt an dem es egal ist ob Tom Cruise nun von tausend Söldnern umzingelt, auf eine Atombombe gefesselt und lachend in eine Kreissäge geschmissen wird….man kann sich darauf verlassen : Seine Frisur hält !
Was nur halb so schlimm wäre, wenn wenigstens die gute Laune, die unser Plateauschuh-Träger hier über zwei Stunden plakativ demonstriert, sich einigermaßen auf den Zuschauer übertragen würde.
Stattdessen herrscht der „Fuß in die Fresse“-Reflex.

Spätestens wenn bei Showdown die Kugeln fliegen, und trotzdem geknutscht werden darf, als würden Schussverletzungen nur zu blauen Flecken führen, uns die Schauspieler also direkt demonstrieren, das auch SIE die Action auch keinen Meter interessiert, demonstriert KNIGHT AND DAY sein Vollversagen.
Selbst in einer Komödie muss irgendwann mal irgendwas ernst genommen werden, damit eine Spannung entsteht, von der sich der Humor abheben kann. Verdammt, selbst komplette Spoof-Filme wie DIE NACKTE KANONE haben diesen Dreh kapiert. Frank Drebins Vollversagen wurde durch seine ernste Mine und die Konsequenzen seiner Taten nur um so komischer.
KNIGHT AND DAY lässt Cruise und Diaz lächelnd durch ein Minenfeld laufen.
MISSION IMPOSSIBLE hat spätestens mit Teil 2 das Thrillergenre verlassen und spätestens mit Teil 4 seine Verwandlung zur Action-Komödie perfektioniert. Niemand konnte hier ernst nehmen, was an Action auf dem Bildschirm passierte und trotzdem eine verdammt gute Zeit haben.

KNIGHT AND DAY nun, hat ähnlich aufwendige und spektakuläre Actionsequenzen, aber alles woran der Film interessiert ist, ist dir noch schnell die neusten zehn Witze zu erzählen, die er kurz zuvor auf der Bahnhofstoilette aufgeschnappt hat.
Nachdem er dir den Stuhl unter dem Arsch weggezogen und einen Zettel auf den Rücken geklebt hat, versteht sich.
Danach kommt noch das Furzkissen und die Plastikkotze und das Kotzen in die Salatbar.
KNIGHT AND DAY ist diese Nervensäge, die für zehn Minuten die Party rockt, und bei der sich dann jeder fragt, wer den eigentlich eingeladen hat.
Der Clown auf dem Marktplatz, der nur Mitleid erweckt.
Ein wahrliches “Disaster-Movie”.

Den Kommentar findet ihr übrigens hier.

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