Lisa Kudrow und die stille Fernseh-Revolution

24.06.2015 - 09:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Lisa Kudrow in The ComebackHome Box Office
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Ab heute zeigt Sky Atlantic die Mockumentary-Serie The Comeback mit Lisa Kudrow. Diese hat nach neun Jahren Pause eine zweite Staffel bekommen. Über die Jahre hat die Friends-Darstellerin scheinbar das Fernsehen durch die Hintertür zurück erobert.

Heute startet auf Sky Atlantic die deutschsprachige Erstausstrahlung der HBO-Serie The Comeback mit Lisa Kudrow. Dass die Serie, in der Lisa Kudrow eine ehemalige Sitcom-Größe spielt, die versucht, erneut im Fernsehen Fuß zu fassen, auf einer zweiten Ebene Kudrows Geschichte zu erzählen scheint, ist nur einer der Punkte, die die Friends-Darstellerin für die TV-Bildschirme unabkömmlich macht. Wir zeigen euch heute Lisa Kudrows kleine Revolution der Show-Landschaft und was der Lohn für ihr stetiges Bemühen ist.

Tschüß Freunde, hallo Comeback!

Nach zehn Jahren als Phoebe Buffay in der Sitcom Friends war es für alle Darsteller an der Zeit, sich nach neuen Projekten um zu sehen. Während einige die große Leinwand anvisierten, sind die anderen dem Fernsehen treu geblieben. So ist auch Lisa Kudrow nicht von der Mattscheibe abgerückt. Zusammen mit Sex and the City-Kreativkopf Michael Patrick King erschuf sie die Figur der Valerie Cherish, die in der HBO-Serie The Comeback eben jenes anstrebt. Begleitet von zwei Kamerateams wird Cherishs Bestreben eine Hauptrolle in einer neuen Comedy-Serie zu ergattern, festgehalten. Dabei muss sie feststellen, dass sie als nicht mehr 20-Jährige wesentlich schwieriger hat, für eine frische und jugendliche Figur besetzt zu werden.

Lisa Kudrow als Valerie Cherish in The Comeback

The Comeback ist nicht nur ein wundervolles Glanzstück des modernen Comedy-Fernsehens geworden, sondern auch ein augenzwinkernder Blick auf Lisa Kudrows eigene Person. Wir könnten fast meinen, sie würde als damals 41-Jährige ihre eigene Karriere schwinden sehen. In einem Interview  verrät sie jedoch, dass sie einfach die Zukunft, auf die das Fernsehen zu der Zeit zu schlitterte, faszinierend und abstoßend zugleich empfand. Nicht nur, dass das Programm immer jünger zu werden scheint, es ist auch überladen von Reality-Programm. Warum also nicht einen Hybriden daraus parodieren? Nach nur einer Staffel wurde die Serie abgesetzt. Trotz sehr guter Kritiken schien das Publikum noch nicht bereit für einen solchen Serienstoff zu sein.

Sie hilft, aber nur sich selbst

2008 entwickelte Lisa Kudrow zusammen mit Dan Bucatinsky und Don Roos eine Webserie, die sich mit der Zeit zu ihrem Herzensprojekt entwickeln sollte. Web Therapy erzählt die Geschichte der egozentrischen Fiona Wallace, die versucht, mit drei-minütigen Therapiesitzungen via Internettelefonie Geld zu verdienen. Das passt ganz gut, denn die Serie wurde schließlich auch für ein Internetportal entwickelt. Nach The Comeback gelingt es Lisa Kudrow ein weiteres Mal, das Medium aufs Korn zu nehmen, das ihren Draht zum Publikum darstellt.

Lisa Kudrow als Fiona Wallace in Web Therapy

Die Schauspielerin sagt selbst , dass es ihr wichtig sei, eine Sendung zu entwickeln, die nicht wie eine vom Fernsehen abgelehnte Sitcom wirkt, welche zerstückelt ins Netz gestellt wird, nur damit das Material nicht verloren geht. Letztlich ist genau das Gegenteil eingetreten. Nach dem Kritikererfolg von Web Therapy hat der Kabelsender Showtime die Serie für das Fernsehen umkonzipiert. Die 67 existierenden Web-Episoden wurden hierfür umgeschnitten und als halbstündige Serie ausgestrahlt. Lisa Kudrow ist begeistert vom Ergebnis, weil der Zuschauer nicht merke, dass es sich eigentlich um ein zum zweiten Mal verwertetes Produkt handele. Die Webserie ist sozusagen zur zusammen geschmiedeten Fernsehserie geworden. Damit gelang der Schauspielerin die Rückkehr zum Fernsehen über einen Umweg und niemand hat dies wirklich mitbekommen.

Das Comeback-Comeback

2014 geschah dann das Unerwartete: HBO bestellt eine zweite Staffel von The Comeback. Erneut schlüpft Lisa Kudrow in die Rolle der Valerie Cherish. Erneut versucht die Schauspielerin, ihre Karriere anzuschieben. Und erneut steht ihr der eigene Charakter im Weg. In einem fiktionalen HBO-Pilot namens Seeing Red soll sie eine überspitzte Version ihrer selbst verkörpern. Mit der Zeit bekommt sie mit, dass dies nicht die schmeichelndste Art ist, sie ins Licht zu rücken. Wieder wird sie von einem Kamerateam begleitet, das sie dazu verleitet, ihre Emotionen zu unterdrücken. Lisa Kudrow übertrumpft sich selbst. Noch einmal! Ihre Blick aus der Vogelperspektive auf das Business, in dem sie sich bewegt, zeugt nicht nur von einem hoch intelligenten und humorvollen Talent, Dinge zu betrachten, sondern auch von einem unfassbaren Gespür für die Verarbeitung des sonst so stupide konsumierten Medienangebotes. Jetzt bekommt sie die ultimative Belohnung dafür: HBO hat sofort eine dritte Staffel bestellt, jedoch dürfen sie und Michael Patrick King selbst entscheiden, wann die Produktion beginnt. Ein Fernseh-Novum, das es ihnen ermöglicht, ihre Geschichte sofort oder vielleicht in noch einmal neun Jahren weiter zu erzählen.

Lisa Kudrow prescht mit ihrer Arbeit ganz unauffällig immer wieder nach vorne. Sie stellt die richtigen Fragen, die Antworten können wir dann getrost für uns behalten. Gleichzeitig schafft sie es, ihre Vergangenheit nicht einfach aus den Augen zu verlieren. Zwischen Fiona, Valerie und sogar Phoebe Buffay sind des Öfteren Parallelen in den Verhaltensweisen zu erkennen. Immer wieder erkennen wir, dass sich die drei zwar in ihren Bestrebungen unterscheiden, jedoch in ihrem Habitus immer wieder aufeinander verweisen. Lisa Kudrow zeigt, dass die Ähnlichkeit der eigenen Rollen großes Können nicht ausschließen muss. Es sollte nur eine andere Geschichte erzählt werden. Zum Glück hat Frau Kudrow dies irgendwann selbst in die Hand genommen.

Welche von Lisa Kudrows Rollen ist euch die liebste?

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