Schon vor dem Ende von Der ultimative Spider-Man wurde bekanntgegeben, dass Marvels freundliche Spinne aus der Nachbarschaft wieder den Weg ins Programm von Disney XD finden würde. Marvel's Spider-Man ist seine mittlerweile vierte animierte Serie in diesem Jahrhundert, womit er selbst die ungewöhnlich hohe Anzahl an Reboots seines Realfilm-Pendants überholt hat.
Mit jeder neuen Spider-Man-Serie (oder Film) stellt sich die Frage, ob wir auch eine neue Umsetzung einer der bekanntesten Origin-Storys der Superheldenwelt bekommen. Die gibt es hier zwar, allerdings wurden Peter Parkers erste Gehversuche auf den Dächern von Queens in eine Reihe animierter Kurzfilme verlegt. Der Spinnenbiss, die Wrestling-Karriere, der erste Stan Lee-Cameo, Onkel Bens Tod und das berühmte "Great Power"-Motto sind optional und nehmen etwa die Länge einer normalen Folge ein, die Serie selbst beginnt dafür, ähnlich wie ihr Vorgänger, direkt mit dem Spider-Alltag, allerdings noch in seinen frühesten Tagen.
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Im Zweiteiler Horizon High muss Peter Parker (Robbie Daymond) gleich in beiden seiner Identitäten den Tag retten. Nach einem kurzen Kampf mit dem Geier besucht er eine Präsentation der hochangesehenen Horizon High, die noch auf der Suche nach vielversprechenden Schülern ist. Die Präsentation geht gleich auf mehrere Arten schief: Eines der vorgeführten Geräte hat eine Fehlfunktion und bringt die gesamte Schülerschaft in Gefahr. Peter schlüpft in die Proto-Version seines Spider-Man-Kostüms, rettet seinen Mitschülern das Leben und trennt einen Reaktor vom Stromnetz. Ganz ist die Gefahr aber noch nicht gebannt, denn das ausgebrochene Feuer droht, weitere Schäden zu verursachen. Nun ist Peter Parker ohne sein Kostüm gefragt, der mithilfe einer Formel, die eigentlich als Test während der Präsentation dienen sollte, den Reaktor zu einer Regenmaschine umbaut. Seine schnelle Bewältigung der Krise bringt ihm den ersehnten Studienplatz ein, die Freude darüber erhält durch zwei direkt aufeinanderfolgende Ereignisse aber einen bitteren Beigeschmack: Die Panne wird seinem besten Freund Harry Osborne angehängt, der dadurch seinen eigenen Platz an der Horizon High verliert. Zusätzlich taucht der Geier wieder auf, mit dem Ziel, den Reaktor zu stehlen, und entführt Schulleiter Max Modell. Peter kann ihn als Spider-Man aufhalten und sieht sich einer aufregenden neuen Zeit entgegen.
Auch in der zweiten Folge verzögert sich Peters Schulbesuch durch einen Superbösewicht. Es gelingt ihm, den Skorpion in die Flucht zu schlagen, doch das Zuspätkommen am ersten Schultag hinterlässt direkt die ersten negativen Eindrücke. In seinem neuen Labor beginnt er sein erstes eigenes Projekt und ersetzt Taucherbrille und Jogginganzug durch das Kostüm, das in aller Welt bekannt ist. Sein erster Einsatz findet sich auch kurz darauf, als ein spinnenartiger Roboter versucht, ein Projekt von Harry Osborne zu stehlen. Auch diesen Gegner kann Spider-Man bezwingen, doch um weiterem Ärger für die Konstruktion gefährlicher Bomben aus dem Weg zu gehen, will Harry ihm diese anhängen.
Damit ist das erste Kapitel von Marvel's Spider-Man abgeschlossen, mit dem die Grundlage für kommende Episoden dank der Einführung eines weitläufigen Casts gelegt wurde, bestehend aus zukünftigen Widersachern oder Verbündeten Spider-Mans, bekannt aus Comics, Filmen oder anderen Serien.
Insgesamt lassen sich alle Teile der Premiere als solide einschätzen, so richtig vom Hocker gehauen werden aber vermutlich nur die wenigsten. Der Zeichenstil hebt sich gut von anderen Marvel-Serien ab und die Figuren, ob in oder außerhalb von Kostümen, haben einprägsame und leicht erkennbare Designs, selbst wenn starke visuelle Veränderungen im Vergleich zu ihren anderen Versionen vorgenommen wurden. Animation und Action sind okay, gelegentlich wirkt die Serie etwas steif, doch die Animationsqualität ist genau auf dem Level, der bei einer Produktion wie dieser zu erwarten ist. Es gibt einige Probleme mit dem Pacing, besonders bei den Flashbacks zu Peters Zeit mit seinem Onkel Ben (Patton Oswalt), die trotz Bezug zu den aktuellen Situationen die immerhin ziemlich unterhaltsamen Actionszenen unterbrechen und sich an anderer Stelle wohl besser gemacht hätten.
Viele fühlen sich von der aktuellen Welle an Superheldenserien und -filmen übersättigt, und dagegen wird auch Marvel's Spider-Man keine Abhilfe schaffen. Dazu macht die Serie einfach zu wenig Neues und brilliert in keiner Hinsicht so recht. Wer seine Begeisterung für Marvels Helden aber noch nicht verloren hat, kann sich ihrem Beginn nach zu urteilen auf eine unterhaltsame neue Interpretation des Spider-Man-Mythos freuen, die Spidey nochmal in seinen Anfangstagen zeigt. Dem aktuellen Stand von Marvels Comic-Universum entsprechend sollen diesmal andere arachnoide Helden wie Miles Morales oder Spider-Gwen stärker einbezogen werden als nur in einzelnen Crossover-Folgen, zumindest ein paar originelle Geschichten abseits der schon durchgekauten Storylines sollten also noch drin sein.
Marvel's Spider-Man wird auf dem amerikanischen Sender Disney XD nach unserer Zeit in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 2:00 Uhr in Doppelfolgen gesendet, die um 14:00 Uhr am Sonntag wiederholt werden. Auf seinem deutschen Gegenstück läuft die Serie sonntags seit dem 27.08.2017, beginnend um 17:00 Uhr.
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