Mit Antichrist verarbeitete der dänische Regie-Exzentriker Lars von Trier, nach eigener Aussage, die seelischen Talfahrten einer tiefen Depression. Das in Deutschland gedrehte Drama schickt ein traumatisiertes Ehepaar in eine entlegene Waldhütte. Willem Dafoe spielt einen Psychotherapeuten und möchte in der Einsamkeit der wilden Natur gemeinsam mit seiner Frau (Charlotte Gainsbourg) den tragischen Tod des Sohnes verarbeiten. Doch wahrlich Teuflisches bahnt sich den Weg aus dem verdrängten Unterbewusstsein an die Oberfläche.
Bildgewaltig und mit schockierenden Szenen gespickt, bietet Antichrist großflächigen Spielraum für waghalsige Interpretationen. Lars von Trier provoziert wie so oft, aber behält stets die Kontrolle über die einzigartige Ästhetik des Films. Der Zuschauer ist hin und hergerissen zwischen fasziniertem Staunen und unerträglichen Bildern. Nach dem Seherlebnis Antichrist könnte es vielen Zuschauern so gehen wie Charlotte Gainsbourg, die in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau ihre Erfahrungen folgendermaßen schilderte: “Während der Dreharbeiten bin ich zwei Monate lang blutüberströmt und schreiend durch einen Wald gelaufen. Ich war wie in Trance. Ich träumte viel in dieser Zeit, aber ich hatte auch Vergnügen an dieser Figur.” Für ihre aufreibendes und unglaublich körperbetontes Spiel erhielt die Schauspielerin 2009 in Cannes den Preis für die Beste Hauptdarstellerin.
Was? Antichrist
Wann? 23:20
Wo? 3sat