Guy Ritchies Gangster-Serie Mobland lebt von Tom Hardy und Pierce Brosnan
Mobland dreht sich um Harry Da Souza (Hardy), die rechte Hand des Londoner Gangsterbosses Conrad Harrigan (Pierce Brosnan). Als dessen rotznäsiger Enkel Eddie (Anson Boon) mit Harrigans Konkurrenten Richie Stevenson (Geoff Bell) aneinandergerät, droht ein Krieg auszubrechen. Harry hat also alle Hände voll zu tun.
Schaut euch hier den neuesten Trailer zu MobLand an:
Um gleich die wichtigste Frage zu klären: Mobland ist eine gute, unterhaltsame Serie. Wer Ritchie-Frühwerke wie Bube Dame König GrAs, Snatch - Schweine und Diamanten oder RocknRolla mag oder jüngst seine Serie The Gentlemen genossen hat, kommt auch hier auf seine Kosten.
Verantwortlich dafür ist die lückenlose, dichte Welt, die Showrunner Ronan Bennett (The Day of the Jackal) mithilfe von Regisseuren wie Ritchie entwirft: Jedes Wort Gangster-Jargon, jeder ranzige Boxschuppen, jedes Häärchen Kahlrasur und jede Kerbe am Revolver scheint am richtigen Ort zu sitzen. Die Atmosphäre nimmt Zuschauende sofort gefangen und wirkt keinen Moment unauthentisch.
Das ist verschiedenen Faktoren zu verdanken, allen voran seinen grandiosen Stars: Pierce Brosnan überrascht und begeistert als irischer Gangsterfürst, der zwischen Kumpelhaftigkeit, gnadenloser Brutalität und seniler Paranoia hin und her changiert. Hardy spielt sehr überzeugend einen kultivierten Gorilla, der mal kaltblütig einschüchtert und mal hilflos um seine Ehe ringt.
Helen Mirren unterhält als intrigantes Herz der Mafia-Familie bestens. Und auch die Nebenrollen sind mit Darstellenden wie Paddy Considine (Hot Fuzz) und Geoff Bell (Hooligans) grandios besetzt.
MobLand hat eine große Schwäche
Aber Bennett verlässt sich, wie auch Ritchie in fast allen seinen Filmen, mehr auf Stil als auf Substanz. Die Dialoge sind doppelbödig und pointiert, während der grundlegende Plot sehr simpel ausfällt. Das verstärkt den einzigen großen Schwachpunkt der Serie: Wenn Bennetts und Ritchies Einfallsreichtum für clevere Konter und bissige Sprüche dann doch gelegentlich versiegt, wirkt Mobland ziemlich blass, weil die Geschichte allein kaum Besonderheiten hergibt. Sie wird von Darstellenden und Atmosphäre getragen.
Und dass Mobland in Sachen Humor und Optik deutlich nüchterner ausfällt als etwa The Gentlemen, ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits propagiert diese Entscheidung eine Härte, die dem Gangster-Milieu eine fühlbare Authentizität verleiht. Andererseits hätte der durchschnittliche Grundplot an einigen Stellen von mehr Witz und Bildgewalt profitiert.
Darüber hinaus hätte Bennett, der sich deutlich an Ritchies Filmografie orientiert, mit den Einschnitten beim Humor auch sein Figureninventar zusammenkürzen sollen: Die vielen Figuren von Bube, Dame, König, grAs etwa stören nicht, da jede einzelne völlig skurril ist.
Aber in Mobland gibt es Figuren, die mangels nötigem Humor schlicht wenig zu tun haben und farblos wirken: Harrys Frau Jan (Joanne Froggatt) etwa springt lediglich zwischen versuchter Scheidung und Yoga-Kurs hin und her, während Gangster-Gattin Bella (Lara Pulver) eine völlig belanglose Nebenstory lostritt.
Aber zu solchen Momenten kommt es in Mobland zum Glück nur selten. In den allermeisten Fällen sorgen Hardy, Brosnan und die unzähligen anderen britischen Stars für grandiose Unterhaltung. Glücklicherweise haben Ritchie und Bennett es doch in die Unterhaltungsbranche geschafft.
MobLand läuft ab dem 30. Mai 2025 bei Paramount+. Die erste Staffel umfasst 10 Folgen, die in wöchentlichem Rhythmus veröffentlicht werden. Grundlage für diesen Serien-Check waren die ersten vier Episoden.