Der Sieger in dem Kinoduell am kommenden Donnerstag dürfte feststehen. Aber das ist Räuber Kneißl egal. War ihm schon immer egal. Mit 16 Jahren wurde er 1892 das erste Mal eingesperrt. Als Opferstockdiebe wurde seine Familie verdächtigt und gebrandmarkt. Und weil er und seine Brüder das nicht auf sich sitzen lassen wollten, ging er – wieder frei – auf Raubzug. Natürlich waren die bayrischen Gendarmen zur Stelle und nach einem weiteren Gefängnisaufenthalt wollte er als Schreiner ehrbar werden. Aber in Bayern holt Dich die Geschichte wieder ein: Er erhielt einen schlechten Leumund und keine Arbeit. Also ging er wieder auf Raubzug und stieg zur lokalen Größe, zum Volksheld auf. Sein Aufbegehren gegen die Obrigkeit wurde gefeiert, ihm gar Revolutionäres angedichtet. Einer Hinrichtung durch die Guillotine konnte er aber nicht entkommen.
Der bayrische Regisseur Marcus H. Rosenmüller hat den Stoff nun mit Maximilian Brückner in der Hauptrolle verfilmt. Der junge Filmemacher ist Bayerns Filmhoffnung. Der Spiegel nennt ihn gar den “Kinokaiser von Süddeutschland”. Mit Wer früher stirbt, ist länger tot hat er den Deutschen Filmpreis, den Bayrischen Filmpreis und den Förderpreis Deutscher Film gewonnen. Das Mundart-Stück zog über eine Millionen Zuschauer in die Kinos, vornehmlich Bayern. Auch mit den zwei Filmen Beste Zeit und Beste Gegend setzte er ganz auf den neuen, deutschen Heimatfilm. Marcus H. Rosenmüller ist zudem ein enormer Viel- und Schnellfilmer: In den letzten 2 Jahren hat er sechs Kinofilme gedreht.
Auch in Räuber Kneißl versetzt er der bayrischen Langsamkeit einen Schwung, dreht mit viel Tempo die Geschichte und fügt ihr eine bewegende Liebesgeschichte hinzu. Aus dem bayrischen Volkshelden wird ein moderner Anarchist, der sich den Autoritäten nicht beugen will. Sherwood hat seinen Robin Hood, Bayern eben seinen Räuber Kneißl. Die Fakten stimmen nicht ganz, aber es ist natürlich Film. Marcus H. Rosenmüller wandert als Lokalpatriot nicht nur auf den Pfaden seiner Heimatgeschichte, sondern auch auf dem schmalen Grad zwischen ernsthaften Drama und Kitsch, zwischen bayrischem Western und Soap-Gefühlsduselei. Nicht allen dürfte der bayrische Dialekt zusagen, aber auch das ist Räuber Kneißl und seinem Regisseur egal: Interessierte im Rest des Landes sollten sich eben die OmU-Version anschauen.