Public Enemies - Spannend, aber oberflächlich

06.08.2009 - 09:00 Uhr
Johnny Depp als Gangster
Universal Pictures
Johnny Depp als Gangster
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Der neueste Gangsterfilm von Michael Mann erzählt die Geschichte des berüchtigten US-Gangsters Frank Dillinger und läßt dabei Tiefgang vermissen. Jede Menge spannende Genre-Action gibt es dennoch zu sehen.

Public Enemies heißt der jüngste Film von Michael Mann. Der Regisseur, der das Genre des Gangsterfilms um Perlen wie heat-2 bereicherte, versuchte sich erneut an einer Geschichte rund um große Ganoven und deren Gegenspieler: Und das mit einem Staraufgebot, das seinesgleichen sucht. Das Ergebnis vermag laut der Kritik zwar nicht vom Hocker zu hauen, ist aber solide Genre-Kost.

In Public Enemies geht es um Frank Dillingers legendäre Raubzüge, die ihn zum meistgesuchten Mann auf der Fahndungsliste des damals noch jungen FBIs machten und zum Helden für einen großen Teil der benachteiligten Bevölkerung zu Zeiten der Großen Depression in den Vereinigten Staaten der 1930er-Jahre.

Niemand schien den charismatischen Dillinger (Johnny Depp) und seine Gang stoppen zu können. Keine Gefängnismauer war hoch genug, um ihn zu halten, und sein dreister Charme machte ihn zum Helden – genauso für seine Freundin Billie Frechette (Marion Cotillard), wie für viele Amerikaner, die in ihm einen gerechten Denkzettel für die Finanzwelt sahen. Dillingers Gang hielt die Menschen in Atem und gab dem ehrgeizigen J. Edgar Hoover auf der anderen Seite eine Chance, das FBI und dessen Macht auszubauen.

Dieser ernannte Dillinger zu Amerikas erstem “Public Enemy” und schickte ihm mit Melvin Purvis (Christian Bale) den “Clark Gable des FBI” auf die Fersen. Zunächst spielten Dillinger und seine Gang nur mit Purvis Agenten und entkamen immer wieder – nach wilden Verfolgungsjagden oder Schießereien. Erst als ein paar ehemalige Revolverhelden ins Agenten-Team geholt wurden und es gelang, Dillingers Organisation durch Verräter zu unterwandern, konnten Purvis und das FBI die Schlinge enger ziehen …

Die amerikanische Kritik sah einen überdurchschnittlichen, aber nicht überragenden Film. Auf rottentomatoes.com stehen 76 negativen 154 positive Reviews gegenüber, das Tomatometer steht auf 67%. Auf diesseits des Atlantik fällt das Urteil ähnlich aus. Der Film läßt Tiefgang vermissen, erweist sich aber als spannende „Genre-Bricolage“.

Zum Beispiel schreibt Wolfgang Zehentmeier für den BR-Online: „Die in vielerlei Hinsicht spannende Geschichte von John Dillinger verliert sich in einer seltsamen Ästhetik des Kugelhagels und macht das Bumm-Bumm der Knarren zum Taktgeber seines Films. Dabei erinnern die überlangen Echtzeitgefechte zwischen den Gangstern und der Polizei zeitweise an ein in HD-Auflösung mitgefilmtes Computerspiel. Besonders ärgerlich ist, dass Michael Mann mit Johnny Depp als John Dillinger und Christian Bale als FBI-Jäger Melvin Purvis zwei Hauptdarsteller an der Hand hat, die das Zeug zu einem Duell der Extraklasse gehabt hätten. Doch er lässt Depp den romantisch-smarten Edelgangster spielen und macht aus Bale einen eindimensionalen Karrierepolizisten, der immer finster dreinblicken und immer zu allem entschlossen sein muss.“

„Ganz im Gegensatz zu seinen Protagonisten in vergangenen Filmen wie dem Höhepunkt seiner Karriere, Heat, handelt es sich bei John Dillinger und Melvin Purvis um Helden ohne Leid, ohne Fallhöhe“, urteilt Frédéric Jaeger für critic.de. „Weiter entfernt von der legendären Paarung Robert De Niro / Al Pacino in Heat könnten Depps und Bales Rollen kaum sein.“

Ulrich Kriest vom film-dienst sah „ein beziehungsreiches Spiel mit filmhistorischen und popkulturellen Versatzstücken, das der Aufarbeitung der Ereignisse keine neuen Aspekte zufügt, aber als spannende Genre-Bricolage bestens unterhält.“

Public Enemies startet heute am 6. August in unseren Kinos. Wenn Ihr wissen wollt, wo der Film läuft, dann schaut doch in unser Kinoprogramm.

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