Regisseur Peter Schamoni mit 77 Jahren gestorben

15.06.2011 - 09:07 Uhr
Peter Schamonis Erfolgsfilm Zur Sache, Schätzchen
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Peter Schamonis Erfolgsfilm Zur Sache, Schätzchen
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Peter Schamoni hat mit seiner Arbeit den Neuen Deutschen Film mitbegründet und Uschi Glas zu ihrem Durchbruch verholfen. Gestern verstarb der Regisseur, Produzent und Autor im Alter von 77 Jahren in München.

Der geborene Berliner Peter Schamoni war einer der ganz Großen des deutschen Films. Am 28. Februar 1962 gehörte er, wie Alexander Kluge und viele andere Filmemacher, zu den Unterzeichnern des berühmten Oberhausener Manifests. Das Manifest wandte sich gegen das Kino der Adenauerzeit und forderte den Neuen Deutschen Film. Peter Schamoni und seine Kollegen waren mit ihrem Anliegen auch erfolgreich. Das Filmfördersystem entstand und verhalf dem deutschen Kino in den folgenden zwanzig Jahren zeitweise wieder zu großer Bedeutung. Anders als bei den weltweiten Kritikern, kamen die meisten Filme dieser Zeit beim Publikum jedoch nicht so gut an.

Eine Ausnahme bildeten da die Werke von Peter Schamoni. Mit dem Film Zur Sache, Schätzchen sorgte er 1968 nicht nur dafür, dass Uschi Glas schlagartig dem deutschen Kinopublikum ein Begriff wurde. Peter Schamoni produzierte die Komödie und zeigte damit, dass sich Filmkunst und Unterhaltung nicht ausschließen müssen. Der Film wurde ein Erfolg an den Kinokassen und prägte sogar die Umgangssprache: Wer hätte gewusst, dass wir Peter Schamonis Drehbuchautor Werner Enke das schöne Wort “Dumpfbacke” verdanken. In der heutigen Berliner Zeitung sieht Daniel Kothenschulte aber gleichzeitig die künstlerische Qualität von Zur Sache, Schätzchen "in einer Reihe mit den zeitgenössischen Werken von Jean-Luc Godard, Milos Forman oder Roman Polanski.

Bereits für sein Spielfilmdebüt Schonzeit für Füchse, das den deutschen Generationskonflikt behandelt, erhielt Peter Schamoni bei der Berlinale 1966 den Silbernen Bären. Zu den besonderen Spezialitäten von Peter Schamoni zählten immer auch dokumentarische Künstlerporträts. 1973 bekam er eine Oscar-Nominierung für seinen Kurzfilm Hundertwassers Regentag über den österreichischen Architekten und Künstler Friedensreich Hundertwasser. Er befasste sich auch mit Max Ernst (1991 in Max Ernst – Mein Vagabundieren – Meine Unruhe) oder Niki de Saint Phalle (1996 in Niki de Saint Phalle – Wer ist das Monster, Du oder ich?).

Eine wahre Kuriosität im Filmschaffen von Peter Schamoni, der vor zwei Jahren noch den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises für sein Lebenswerk erhielt, soll nicht unerwähnt bleiben: 2004 produzierte er Daniel – der Zauberer, ein unsägliches “Star”-Vehikel für Daniel Küblböck, in dem Peter Schamoni sogar eine kleine Spielrolle übernahm. Damit erreichte er nicht einmal 14 000 Zuschauer. Bei all dem, was Peter Schamoni für den deutschen Film bewirkt hat, können wir über diesen kleinen Fehltritt jedoch locker hinwegsehen.

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