Citizen Kane feiert Jubiläum

01.05.2011 - 07:00 Uhr
Citizen Kane
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Citizen Kane
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Er war ein heißdiskutierter Film. Er war kein kommerzieller Erfolg. Und war dennoch der große Meilenstein der Filmgeschichte. Citizen Kane feierte heute vor 70 Jahren Premiere in den USA.

Die Frage nach meinen Lieblingsfilmen beantworte ich immer mindestens mit diesem einen Film. Citizen Kane von Orson Welles aus dem Jahre 1941 gilt als einer der besten Filme aller Zeiten und begeistert seit genau 70 Jahren das Publikum. Gut, vielleicht nicht seit 70 Jahren, da der Film eigentlich nicht besonders gut beim Publikum ankam. Zeit für uns, einen Blick auf dieses Meisterwerk zu werfen und zu schauen, was diesen Film so besonders macht und warum ihn die Zuschauer boykottierten.

Ein 24-Jähriger als Regisseur
Orson Welles war gerade einmal 24 Jahre alt, als er vom Theaterregisseur- und schauspieler zum Regisseur von Citizen Kane avancierte. Bereits seit seiner Kindheit wollte Welles einen Film erzählen, der das Leben eines Menschen komplett in Rückblenden und durch Erzählungen von beteiligten Personen erzählen sollte. Angelehnt an das wahre Leben des Medienmoguls William Randolph Hurst erzählt Citizen Kane das Leben des Medienmoguls Charles Forster Kane (Orson Welles). Dabei beginnt der Film mit dem Tod Kanes’ und nimmt sich nun via Rückblenden dessen unsagbaren Lebens an. Dabei möchte ein Reporter heraus finden, was es mit Kanes’ letzten Wort “Rosebud” auf sich hat und sucht Freunde, Ehefrauen und Feinde des Moguls auf, um mit diesen über dessen Leben zu sprechen und hinter das Geheimnis des letzten Wortes zu kommen. Dabei offenbart sich immer mehr das wahre Gesicht des Millionärs und Zeitungsverlegers und seinen Umgang mit seinen Mitmenschen.

Revolutionäre Erzähltechniken
Auch wenn das Medium Film bis zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 40 Jahre auf dem Buckel hatte, wurde bis dahin eine Geschichte nie in dieser Art und Weise erzählt. Der Bruch der linearen Erzählstruktur und der hohen Anzahl der Rückblenden bildeten eine neuartige Form des Erzählens. Der Film beginnt mit dem Tod des Protagonisten, gefolgt von einer Wochenschau-Zusammenstellung seines Lebens, auf das immer wieder von einzelnen Wegbegleitern detailliert eingegangen wird. So findet sich der Zuschauer in einem stetigen Wechselspiel der Zeiten wieder.

Bedingt dadurch, dass Orson Welles persönlich in die Rolle des Medienmoguls schlüpfte, wurden hohe Anforderungen an die Maske gesetzt, die es eindrucksvoll schafften, aus dem 24-jährigen einen überzeugenden Mittvierziger und alten gebrochenen Mann zu machen.

Bild- und Kameraarbeit wie im Theater
Welles nutze seine Erfahrungen aus dem Theater und inszenierte den Film in langen Einstellungen und zusammen fassenden Bildkompositionen. Er verzichtete auf viele Schnitte und arbeitet mit Spiegeln und Kamerabewegungen, um den Zuschauer nicht durch Schnitte aus dem Fluss der Geschichte heraus zu holen. Auch setzten Welles und sein Kameramann Gregg Toland auf eine sehr hohe Tiefenschärfe, die es ermöglichte, das Bild und die Geschichte innerhalb dieser Bilder zu staffeln. Besonders bekannt geworden ist hier die Szene des jungen Kane, der von seiner Mutter abgegeben wird und im Hintergrund durch das Fenster des Hauses im Schnee stehend spielt.

Erste große Errungenschaften in Spezialeffekten
Welles und sein Team setzen bei Citizen Kane eine hohe Zahl an Spezialeffekten ein. So wurden etliche Miniaturmodelle von Kane’s Haus Xanadu gebaut. Ebenso wurde Kane in der Wochenrückschau zusammen mit Hitler und Stalin gezeigt und durch ein aufwendiges Verfahren in die Bilder hinein kopiert. Auch wurden sehr aufwendige gemalte Hintergründe mit den real gedrehten Materialien kombiniert, was heutzutage ein gängiges Verfahren ist.

Welles hat bereits Jahrzehnte vor den großen visuellen und technisch aufwendigen Meisterwerken mit eben solchen Techniken hantiert und diese für sich und seine Erzählung zu nutzen gewusst. Aber genau da liegt in meinen Augen auch ein großes Paradoxon, da Welles es immer wichtig war, die reale Welt abzubilden und den Film auch ebenso erlebbar zu machen. Um genau dies zu erreichen, setze er auf Techniken, die so gar nicht real sind, sondern letztendlich eine gefakete Realität vermitteln.

Warum der Film trotz alledem nicht erfolgreich war
Es ist wie mit so vielen Filmen auch heutzutage. Große innovative Filme mit besonderen Erzählstrukturen und Inhalten finden nicht die Zuschauer. Heute mag das auf das Überangebot zurück zu führen sein, damals mehr oder weniger auf William Randolph Hurst, der sich durch den Film angegriffen fühlte und mit viel Medienresonanz schlecht über den Film und Orson Welles urteilte. Hurst hatte die Macht als Zeitungsverleger und Medienmagnat Kinos mit Sanktionen zu belegen, die den Film spielten und seine Zeitungen nicht über den Film schreiben zu lassen. Somit blieb der Film einem großen Publikum verwehrt. In Europa fand der Film jedoch großen Anklang und avancierte somit zu einem cineastischen Meilenstein, den man definitiv gesehen haben muss.

Auch wenn der Film vermutlich einen der größten Filmfehler aller Zeiten beinhaltet.

Was haltet ihr von Citizen Kane? Seht ihr ihn auch als einen Meilenstein der Filmgeschichte oder haltet ihr das Teil für einen überzogenen Schinken mit fehlender Charaktertiefe und emotionaler Tiefe?

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