Die Beschissenheit der Dinge ist eine Verfilmung des gleichnamigen autobiographischen Romans von Dimitri Verhulst, in dem Verhulst von seinen eigenen Kindheitserfahrungen berichtet. Das Buch war in Holland und Belgien ein Bestseller der ganz besonderen Sorte. Felix Van Groeningen hat sich an den Roman heran gewagt und das Buch auf die Leinwand gebracht. Die Beschissenheit der Dinge hat Szenen großer Zärtlichkeit, die unvermittelt in Gewalt umschlagen. Hinter Momenten lakonischen Witzes lauert stets die Traurigkeit eines verkorksten Lebens.
Ein einfaches Leben hat Gunther Strobbe (Kenneth Vanbaeden) wirklich nicht. Denn sein Vater Marcel “Celle” (Koen De Graeve) und seine drei Onkels sind für jeden Spaß zu haben, aber es muss in einem Exzess enden. Sie betrinken sich, steigen Frauen nach und landen wegen Orgien auch schon mal im Gefängnis. Aber da sind auch noch die Disziplinen Nacktfahrradfahren und Weltrekord-Biertrinken. Für den 13-jährigen Gunther garantiert keinen gesunde Umgebung. Abends sitzt Gunther mit seiner Familie im Pub und trinkt auch selbst mal einen über den Durst und in der Schule will auch nichts so recht klappen. Nur Gunthers Großmutter (Gilda De Bal). hilft ihm, wo sie kann. Trotz seiner verkorksten Familie verteidigt er die Familienehre vor anderen und sich selbst. Mittlerweile ist Gunter Anfang 30 (Valentijn Dhaenens) und bringt seine Lebensgeschichte zu Papier.
In einem Interview stand Regisseur Felix Van Groeningen Rede und Antwort zu seiner Romanadaption:
Wie sind sie auf das Buch Die Beschissenheit der Dinge aufmerksam geworden?
Felix Van Groeningen: Ich war auf der Suche nach einem Buch, das sich verfilmen ließe. Ich bin kein eifriger Leser, aber ich gebe zu, dass ich mich in die Werke von Dimitri Verhulst verliebt habe. Er schreibt die Bücher, die ich selber gerne geschrieben hätte, wofür mir aber die nötige Begabung fehlt. Er ist einzigartig rau in seinem Ton und dennoch poetisch und genau das finde ich wunderschön. Er wagt es weiter zu gehen, er schreibt, was andere sich nicht zu sagen trauen. Er bringt alle menschlichen Schwächen ans Licht: ohne Kompromisse, aber mit Humor.
Konnten Sie sich diese Geschichte zu Eigen machen?
Felix Van Groeningen: Nach und nach wurde sie zu meiner Geschichte. Dies ist mein dritter Film, aber gleichzeitig das erste Mal, dass ich ein Buch adaptiere. Und da das Werk ganz einfach großartig ist, entstand das Drehbuch ganz schnell, fast wie von selbst. Das Schreiben ist für mich die härteste Phase, in der sich die größten Abgründe auftun. Nach zwei Wochen war das Treatment fertig. Und nach zwei Monaten war das Drehbuch abgeschlossen. Viele fanden es super, aber es war noch zu sehr auf das Ausgangsmaterial bezogen Nachdem die erste Euphorie verflogen war, mussten wir noch sehr stark an der Anpassung von Film und Buch arbeiten. Dieses Buch ist ganz klar nicht einfach zu adaptieren. Im Buch bereiten die großen Zeitsprünge dem Leser keine Probleme. Ein Film gehorcht anderen Regeln.
Der Ton des Buches ist einzigartig. Einige populäre Szenen wären sogar wahnsinnig, wenn sie wortwörtlich verfilmt werden würden. Wie kann man dieses Risiko vermeiden?
Felix Van Groeningen: Das Buch ist fantastisch, aber zahlreiche Fragmente sind zu anekdotisch, wenn man sie eins zu eins in Szene setzen würde. Alle fantastischen Kapitel sind im Film übernommen worden, einschließlich der Trinkweltmeisterschaften, aber sie mussten funktioneller werden. Sie mussten ansprechend oder erschütternd sein, in dem sie eine Botschaft übermitteln und sich in die alles überwölbende Geschichte einschreiben.
Wie sind sie visuell an Die Beschissenheit der Dinge heran gegangen?
Felix Van Groeningen: Ich liebe die visuell starken Filme. Der Film wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her. Ich habe mich deshalb für zwei verschiedene Stile entschieden. Ich habe die Nüchternheit und die Leichtigkeit für die Geschichte des jungen Mannes gewählt, der sich an der Schriftstellerei probiert. Die Vergangenheit musste eine Reise sein. Ich habe ein geordnetes Chaos gesucht: immer wieder passiert etwas gleichzeitig.
Der Film lief in Cannes, war in den belgischen Kinos sehr erfolgreich und sogar für einen Oscar nominiert. Wie gehen Sie mit diesem Erfolg um?
Felix Van Groeningen: Das fühlt sich großartig an! Mein zweiter Spielfilm lm wurde von der Presse positiv besprochen, hat aber in den Kinos Ergebnisse erzielt, die selbst für einen flämischen Arthouse-Film nur durchschnittlich waren. Aber ich bin sehr froh, dass sich der Erfolg erst mit Die Beschissenheit der Dinge eingestellt hat. So habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mich einfach auf das Filmemachen konzentrieren muss und nicht anfangen darf, zu träumen."
Quelle: Presseheft Camino Filmverleih
Wo und wann ihr dieses Coming-of-Age-Drama Die Beschissenheit der Dinge im Kino erleben könnt erfahrt ihr, wie immer, in unserem Kinoprogram .
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