Selbst nach 10 Jahren könnt ihr The Dark Knight ganz neu entdecken

14.07.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
The Dark KnightWarner Bros.
Vor zehn Jahren feierte Christopher Nolans The Dark Knight seine Premiere und ist bis heute einer der wichtigsten Superheldenfilme. Nach einer Dekade sollten wir einen neuen Blick auf den dunklen Ritter Gothams werfen.

Mit seiner Batman-Trilogie erschuf Christopher Nolan einen der bedeutendsten Einträge in das Superhelden-Genre. Vor allem der zweite Teil, The Dark Knight, gilt heute als ausschlaggebender Wendepunkt des Genres und läutete ein neues Zeitalter ein. Heute feiert der Film sein 10-jähriges Jubiläum und auch nach dieser langen Zeit sind die Spuren, die The Dark Knight hinterlassen hat, noch immer spürbar. Kaum ein anderer Film konnte an den Erfolg von The Dark Knight anknüpfen. Dabei hebt er sich entscheidend von den klassischen Superhelden-Streifen ab.

The Dark Knight zeigt den tragischen Fall einer der beliebtesten und ältesten Helden. Wo andere wie Superman und zuletzt Wonder Woman am Ende den Schurken besiegen und die Stadt vor einer großen Katastrophe bewahren können, geht das Bild unseres Helden in Flammen auf. Doch die Geschichte des tragischen Helden und sein Untergang sind nicht die einzigen Tropen, an denen sich Nolan bedient. Im Laufe des Films begegnen den Zuschauern immer wieder zentrale Themen, mit denen sich schon die Dichter und Denker der Antike beschäftigt haben. Mit The Dark Knight begibt sich Christopher Nolan auf die Spuren von Aristoteles und der klassischen griechischen Tragödie.

The Dark Knight

The Dark Knight ist eine moderne griechische Tragödie

In The Dark Knight bedient sich Christopher Nolan gleich mehrerer Elemente der klassischen griechischen Tragödie, wie sie Aristoteles in seinem Werk Poetik beschrieben hat. Auch wenn der Film sich nicht an alle Voraussetzungen hält, was aus heutiger Sicht undenkbar ist, ist die Ähnlichkeit unverkennbar. Vom tragischen Fall des Helden, zu der Wiedererkennung und dem Umschlag der Ereignisse, bis hin zum katastrophalen Ende, lassen sich die zentralen Themen der griechischen Tragödie in The Dark Knight wiederfinden. Dabei befolgt Nolan die wichtigsten Regeln, die laut Aristoteles eine gute Tragödie ausmachen: eine tragische Wendung der Ereignisse, die durch einen irrtümlichen Fehler des Helden eintreten. Doch auch die Rezeption des Publikums, bzw. der Zuschauer, ist ausschlaggebend für eine gelungene Tragödie. Das tragische Schicksal der Charaktere sollte nicht auf Gleichgültigkeit treffen, viel mehr müssen Furcht und Mitleid in den Zuschauern erweckt werden, um sie somit an den Geschehnissen teilhaben zu lassen und mit ihnen einen Dialog einzugehen.

Der Fall des Helden in The Dark Knight

Das wohl offensichtlichste Element ist der tragische Fall unseres Helden. Doch nicht nur das dramatische Ende von Batman (Christian Bale) und der Stadt Gotham, sondern auch das Ausmaß des Sturzes und die Höhe seines Falls, entlarven The Dark Knight als eine moderne Version der klassischen griechischen Tragödie. Von einer angesehenen Heldenfigur, zu einem gejagten Verbrecher, der alles verloren hat, sein Ansehen, seine Freunde und seine Geliebte, durchlebt Bruce Wayne ähnlich dramatische Schicksale wie die Helden der Antike. Es ist vor allem die Tiefe des Sturzes, die das Ende von The Dark Knight so wirkungsvoll macht. Doch nicht nur durch Bruce Wayne, alias Batman, können wir diesen tragischen Fall miterleben. Auch Harvey Dent (Aaron Eckhart), Gothams weißer Ritter, erlebt einen ähnlichen Sturz und ist ein weiteres Beispiel für die zentralen Themen der griechischen Tragödie. Simultan erleben beide Helden einen tragischen Fall, der für sie in einer großen Katastrophe endet.

Harvey Dent/Joker/Batman

Beide Schicksale sind durch eine Figur miteinander verknüpft. Der Joker (Heath Ledger) bedient gleich mehrere zentrale Themen der klassischen Tragödie. Er steht sinnbildlich für das unvermeidliche Ende der beiden Helden und trägt Mitschuld an ihrem tragischen Fall. Er ist nicht nur der Gegenspieler von Batman und Harvey Dent, sondern auch ein Teil von ihnen. Der Joker ist elementar für die Entwicklung von ihnen. Seine Taten und die Reaktionen auf diese sind das, was The Dark in eine moderne Tragödie verwandelt.

Der Umschlag vom Glück ins Unglück des Dark Knight

Seinen Höhepunkt erlebt The Dark Knight in der Mitte des Films. Erstmals erscheint die Situation der Stadt und unserer Helden nicht ausweglos zu sein und sich in eine gute Richtung zu bewegen. Als es Batman und der Polizei gelingt, den Joker festzunehmen und Harvey Dent sicher und lebendig durch die Stadt zu geleiten, scheint sich das Blatt zu wenden. Doch dann tritt die große Katastrophe ein. Gleich zwei zentrale Themen, die Aristoteles für elementar hielt, lassen sich in dieser Szene wiederfinden: der Umschwung vom Glück ins Unglück und die Wiedererkennung. Die Festnahme des Jokers war keineswegs ein Zufall, sondern von Anfang an geplant. Zu spät erkennt Batman, dass er und die Polizei dem Joker in die Hände gespielt haben. Kurz darauf kommt es zum Wendepunkt der Ereignisse. Der dramatische Umschwung vom Glück ins Unglück und von Unkenntnis in Kenntnis sind, ähnlich wie in den klassischen griechischen Tragödien, fundamental für die Geschichte.

Der Joker

Es sind vor allem diese Themen, die den Zuschauer bewegen und in ihm Furcht und Mitleid auslösen. Diese tragischen Schicksale, die unsere Helden erleiden, und die unerwartete Wendung der Geschehnisse erwecken in uns als Zuschauer Emotionen. Bestärkt werden diese durch die vermutliche Willkür der Schicksale. Unsere Helden sind keineswegs selber Schuld an ihrere Misere, viel mehr sind es die Umstände, die sie in eine ausweglose Lage bringen. Sie sind sozusagen unschuldig schuldig.

Ob beabsichtigt oder nicht, The Dark Knight ist der Beweis, dass die alten Themen der Tragödien auch heute noch funktionieren und ein Teil moderner Geschichten sind. Was die Menschen schon vor 2000 Jahren bewegt hat, berührt auch heute die Zuschauer. Mit seinem Griff in das Repertoire der alten Dichter und Denker wie Aristoteles und Sophokles schuf Christopher Nolan nicht nur einen der besten Superheldenfilme, sondern ein genreübergreifendes Meisterwerk.

Seid ihr auch so große The Dark Knight-Fans?

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