Short Cut to Hollywood-Regisseure faken Selbstmordanschlag als Medienkampagne

11.09.2009 - 14:51 Uhr
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Der Stachel sitzt tief bei den deutschen Nachrichtenagenturen. Für den neuen Film Short Cut to Hollywood inszenierten die Regisseure einen Selbstmordanschlag mitsamt Videos und Websites, der eigentlich keiner war.

Erst am Wochenende haben wir über die Ausuferung von Marketingstrategien bezüglich der Krierung von Kino-Hypes gesprochen. Gerade virale Kampagnen haben den Nerv der Zeit, aber vor allem den Nerv der Leute getroffen. Gestern nun gab es einen PR-Gag der ganz besonderen Art, der die deutsche Presselandschaft ordentlich bloß stellte.

Am gestrigen Vormittag erhielten zahlreiche Redaktionen in Deutschland die Nachricht über einen omninösen Selbstmordanschlag in der Stadt Bluewater in den USA. Die Nachricht kam von einem Kameramann, der angeblich für den stationären Fernsehsender vor Ort tätig war. Er verwies auf das Videomaterial, welches auf der eigenen Sender-Homepage online zur Verfügung stand. Tatsächlich berichtete das Video über drei arabisch aussehende Selbstmordattentäter, die mit umgeschnallten Bombengürteln ein Restaurant gestürmt haben sollen. Zu dem Zeitpunkt soll es bereits zwei heftige Bombenexplosionen gegeben haben.

Die Fake-Nachtricht war perfekt: Über Twitter berichteten angebliche Augenzeugen über den Anschlag und selbst die ehrwürdige Deutsche Presseagentur dpa kam nicht umher die News: „Anschlag in kalifornischer Kleinstadt“ medial zu veröffentlichen. Relativ ungeprüft entstand somit eine Skandal-News und das, obwohl keine einzige amerikanische Nachrichtenagentur über den Vorfall berichtete.

Attentat als Werbegag

Bis zu diesem Zeitpunkt wusste keiner, dass die ganze Aktion ein groß angelegter Schwindel ist. Trotz Misstrauen seitens der Agenturen erhält die Nachricht neue Brisanz, als sich der Kameramann erneut meldet und über die Verhaftung der Attentäter berichtet, bei denen es sich um die Band „Berlin Boys 666“ handeln soll. Untermauert wird das Ganze diesmal mit dem Bekennervideo auf der angeblichen Homepage der Band.

Erst kurz darauf gesteht die dpa ein, dass es sich bei der Nachricht um eine Falschmeldung handelt. Hinter dieser Aktion steckten die Macher von dem Film Short Cut to Hollywood, die sich ihre News-Hochburg in einer Wohnung in Kreuzberg aufgebaut hatten und dort alle umgeleiteten Anrufe entgegen nahmen. Ziel dieser Werbekampagne der etwas anderen Art war es, den neuen Film zu promoten. In einer E-Mail bekennen sich die Regisseure Jan Henrik Stahlberg und Marcus Mittermeier zu der Aktion. „Alle Bilder, die man sieht, stammen aus unserem Film ,Short Cut to Hollywood‘. Wir wollten sehen, ob der Schlüsselsatz des Films ,Wenn ich einen Skandal produziere, wird man über mich sprechen’ auch in der Realität funktioniert“, sagte Stahlberg gegenüber BILD.de. „Das ist eine Aktion von Freunden und mir, die uns am Ende 500 Euro Telefonkosten wert war“, fügte er noch hinzu.

Making of Bluewater

Marketingtechnisch war die Aktion wirklich ein Geniestreich, wenn auch etwas makaber. Die Presseagenturen titelten natürlich über einen bösen Scherz, der mehr Ressourcen geschluckt habe, als alles andere.

Was denkt Ihr darüber? Findet Ihr die Marketing-Aktion zu dem Film Short Cut to Hollywood überzogen oder legitim, um auf einen neuen Film aufmerksam zu machen?

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