Die Fantasie, Star Wars 8: Die letzten Jedi könne aus dem offiziellen Kanon gestrichen werden, ist keine neue. Schon zum Kinostart von Rian Johnsons kühner Fortführung der Sequel-Trilogie wurden Stimmen laut, die das achte Kapitel am liebsten sofort wieder rückgängig machen würden. Ein kürzlich veröffentlichtes Interview mit dem Regisseur und Drehbuchautor befeuerte erneut diese Fantasie, konkret: J.J. Abrams könnte mit Star Wars 9 die Arbeit seines Vorgängers ignorieren.

Außerdem: Star Wars Celebration - Alle Infos zum Programm und den wichtigsten Panels

Star Wars 9 wird Die letzten Jedi nicht aus dem Kanon streichen

Das ist natürlich völliger Quatsch. Selbst wenn J.J. Abrams - genauso wie Rian Johnson vor zwei Jahren - einzelne Details aus dem vorhergegangenen Film anders interpretiert, wird Star Wars 9 auf keinen Fall Star Wars 8: Die letzten Jedi überschreiben. Als Regisseur und Co-Autor des abschließenden Kapitels der Skywalker-Saga steht J.J. Abrams vielmehr vor der Herausforderung, über vier Dekaden Star Wars-Geschichte in einem würdigen Abschluss zusammenzuführen.

Und das gelingt ihm sicherlich nicht, indem er einen entscheidenden, wenn nicht sogar den bis dato mutigsten Teil dieser Geschichte ignoriert. Star Wars 8: Die letzten Jedi hat die weit, weit entfernte Galaxis aufgemischt wie keine Episode zuvor. Wenn sich Rey und Kylo Ren in Snokes Thronsaal gegenüberstehen, geht im Hintergrund die alte Ordnung in Form eines brennen Vorhangs zu Grunde und die Zukunft der Sternensaga war für den Bruchteil einer Sekunde so ungewiss wie nie.

Für eine ganz so radikale Version von Star Wars 8: Die letzten Jedi, wie sie Kylo Rens "Lass die Vergangenheit sterben. Töte sie, wenn es sein muss." und Reys Reaktion auf diesen unerwarteten Weg in Aussicht stellte, hat sich Rian Johnson schlussendlich zwar nicht entschieden. Dafür aber hat er den Star Wars-Mythos ordentlich durchgeschüttelt und infrage gestellt, ehe ein Junge mit seinem Lichtschwert-Besen zum Sinnbild für die Verschmelzung des Alten und des Neuen wurde.

Kein Widerspruch also, sondern Veränderung - und für J.J. Abrams auch keinerlei Grund, etwas korrigieren zu müssen. Im Gegenteil: Star Wars 9 kann den frischen Wind nutzen, um den Geist von drei Star Wars-Trilogien zu bündeln, die allesamt auf ihre Weise einen Ausbruch aus dem Bestehenden bedeuten, sowohl aus filmischer Sicht als auch im Hinblick auf die Geschichte, die sie erzählen. Insofern hat Rian Johnson die visionären Gedanken von George Lucas nur weitergedacht.

Über das Bestehende hinausdenken und die Geschichte verändern

Schon im Rahmen der Prequel-Trilogie wurde der Star Wars-Schöpfer nicht müde, entgegen der trotzigen Fan-Reaktionen über das Bestehende hinauszudenken und sein Universum hingebungsvoll auszubauen. Wo aktuell etwa das Marvel Cinematic Universe regelmäßig daran scheitert, den Status quo zu verändern und aus bestimmten Bahnen auszubrechen, erzählt das Star Wars-Franchise eine deutliche aufregendere Geschichte, die nicht vor der eigenen Konsequenz zurückschreckt.

Natürlich kann es nicht schaden, dass mit J.J. Abrams jener Regisseur die Skywalker-Saga zu einem Ende führt, der im Zuge von Star Wars 7: Das Erwachen der Macht bereits das Kunststück vollbracht hat, die verschiedenen Star Wars-Generationen mit versöhnlicher Geste zu versammeln. Doch das zeichnet J.J. Abrams' Arbeit seit Anbeginn seiner Kinokarriere aus: Er kennt sich bestens aus mit dem, was war, und kann dem Vergangenem neues Leben einhauchen.

Ein zweiter Star Wars 8: Die letzten Jedi wird Episode 9 bestimmt nicht werden, bestimmt aber auch kein zweiter Star Wars 7: Das Erwachen der Macht. Jeder Film des Franchise besitzt eine unverkennbare Identität, sei es die Rastlosigkeit, mit der Das Imperium schlägt zurück durch die entlegensten Winkel der Galaxis jagt, oder die Weltraum-Romanze, die sich in Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger im Angesicht der zum Untergang verurteilten Republik entfaltet.

Star Wars 9 steht nun vor der Aufgabe, den ganz großen Bogen zu schlagen und die gesamte Saga zu vereinen - und kann dabei aus 40 Jahren an prägenden wie verändernden Ideen schöpfen. Wie packend das sein kann, lässt der epochale Schlussakt von Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith erahnen, der ebenfalls nicht möglich gewesen, hätte George Lucas seinerzeit schlicht den gespalten aufgenommenen Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung aus dem Kanon verbannt.

Star Wars 9 zwischen der Zukunft und Vergangenheit des Franchise

Wie stark war der Moment, als im Angesicht der Zwillingssonnen von Tatooine 2005 sämtliche Ereignisse des Weltraummärchens kollidierten, nachdem zuvor ganze Planeten bebten und der Auserwählte, den wir zuvor als unschuldiges Kind kennengelernt haben, von einem Lavastrom in den Abgrund gerissen wurde? Die Star Wars-Filme wussten schon immer zu erschüttern und aufzurütteln. Somit steht Star Wars 8: Die letzten Jedi in der besten Tradition des Franchise.

Star Wars 9 kann also nur gewinnen, wenn er an seinen Vorgänger anschließt, anstelle diesen für obsolet zu erklären. Eine Kurskorrektur ist hier keinesfalls notwendig, da Star Wars thematisch noch nie so interessant aufgestellt war und die - in der heutigen Franchise-Landschaft alles andere als selbstverständliche - Möglichkeit genießt, eines der größten Kinoabenteuer zu beenden - im Bewusstsein um dessen Geschichte und die Veränderungen, die es durchgemacht hat.

Am 19.12.2019 startet der von J.J. Abrams inszenierte Star Wars 9 in den Kinos. Hier findet ihr die wichtigsten Infos zum Ende der Skywalker-Saga. Den ersten Trailer dürfte bereits in wenigen Tagen im Rahmen der Star Wars Celebration seine Premiere feiern.

Was glaubt ihr, wie J.J. Abrams die Skywalker-Saga zusammenführen wird?

Star Wars 9 wird Die letzten Jedi sicherlich nicht ignorieren

Kommentare zu Star Wars 9 wird Die letzten Jedi sicherlich nicht ignorieren

Kommentare werden geladen...