Test zu Battlefield Hardline: Was kann der Multiplayer?

20.03.2015 - 20:00 Uhr
Battlefield Hardline
Electronic Arts
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Battlefield Hardline will ein neues Kapitel im schießwütigen Franchise aufschlagen: Die Einzelspieler-Kampagne soll endlich mitreißend, spannend und unterhaltsam werden — doch auch der Multiplayer wurde gehörig auf links gedreht.

Pünktlich zum Release hat sich mein Kollege Phil die neue Kampagne von Battlefield Hardline  zur Brust genommen und seine Meinung über den Versuch der Serie, sich selbst neu zu erfinden, reichlich interessanten Lesestoff abgelassen, den ihr nicht verpassen solltet. 

Doch seien wir mal ehrlich: Wer sich Battlefield Hardline  nur wegen der Einzelspieler-Kampagne ins Laufwerk schiebt, der findet auch Himbeeren doof. Und niemand findet Himbeeren doof.

Ich habe viel, viel Zeit mit den Vorgängerspielen im Multiplayer verbracht und mich vor allem in Battlefield: Bad Company 2  und Battlefield 4  — trotz Startschwierigkeiten — hemmungslos verliebt. Also schwang ich mich auf die Schlachtfelder, kletterte in den Panzer und eroberte Schützengraben um Schützengraben.

Und mit Panzer meine ich Ford Focus — und mit Schützengraben eigentlich eine Eisdiele, denn: Battlefield Hardline bietet ein völlig neues Spielgefühl, mit dem viele Spieler und treuen Fans ihre Probleme haben werden.

Kulturschock: Wo ist mein Panzer, Sir?

Durch die Vorgabe der Einzelspielerkampagne, als Cop in Amerika auf Streife zu gehen, statt in der Haut eines Supersoldaten koreanische MG-Nester auseinander zu nehmen, wird auch das Spielgefühl des Multiplayers nachträglich verändert: Urbane Straßenkämpfe prägen das Bild von Battlefield Hardline und folgerichtig sind Panzer den Familienkarren und Schützengräben den Tankstellen und Tresorräume gewichen.

Der Multiplayer spielt sich rasant und deutlich schneller als in den Vorgängern.

Die Konsequenz dieser großzügigen Umgestaltung des modernen Schlachtfeldes ist deutlich spürbar: Die gesamte Levelarchitektur wird auf wenige Ausnahmen zusammengerückt und beengt, Feuergefechte auf unmittelbarer Distanz werden zum Normalfall. Diese Verengung des Bewegungsraums beschleunigt gleichzeitig das Spielgeschehen: Spieler sterben häufiger, respawnen schneller und rennen sturmangriffartig von A nach B und C. Vor allem dieses neue, für die Serie ungewohnt hohe Tempo dürfte für Fans ein echter Kulturschock sein. Wo in der Vergangenheit die Battlefield-Serie noch für langatmige, strategische Schlachten auf weiter Flur stand, nähert sich Battlefield Hardline nun an das Timing eines Call of Duty: Advanced Warfare  an — ohne allerdings sich derart perfekt wie der Konkurrent auf diesem neuen Terrain zu bewegen.

Geld regiert die Welt — oder zumindest das Inventar

Eine Änderung, die mich persönlich noch viel mehr herausforderte, ist das neue Waffen- und Klassensystem. Die nach und nach freispielbaren Waffen, Aufsätze und Gadgets, wie man es aus den Vorgängern gewohnt ist, sind Geschichte: Stattdessen ist die Zahl der insgesamt verfügbaren Waffen stark geschrumpft und nicht mehr für Ganoven und Polizisten gleichermaßen verfügbar. Jede Partei verfügt nun über ganz eigene, exklusive Waffen — eine echte Herausforderung für das Balancing, der sich die Entwickler meiner Meinung nach noch einmal annehmen müssen.

Teamplay ist natürlich auch in diesem Battlefield-Teil extrem wichtig

Stattdessen verfügt nun jeder Spieler pro Klasse über eine Startwaffe, die bereits mit einigen Aufsätzen und Erweiterungen versehen wurde. Nun gilt es, durch erfolgreiche Aktionen, Eroberungen von Missionszielen und Killstreaks virtuelles Cash zu sammeln, dass dann dauerhaft auf das private Konto angesammelt wird. Habt ihr genug Dollar zusammengespart, könnt ihr das Geld in eine neue Waffe oder einen neuen Aufsatz investieren.

Meiner Meinung nach ist das ein sehr mühseliges System, das die vorhergehende Motivation, durch ständigen Fortschritt alles freizuschalten, vollkommen aus dem Spiel nimmt. Stattdessen klaubt man sich Geldschein um Geldschein aus den Spielmodi zusammen, um sich endlich eine der überteuerten Waffen zu kaufen — mit etwas Pech landet ihr nach eurem Einkauf allerdings in den folgenden drei Spielstunden immer im Team der anderen Partei, die gar keinen Zugriff auf diese freigeschaltete Waffe hat. Frust, Frust, Frust!

Nicht alles ist doof: Die neuen Spielmodi

Aber genug des Meckerns: Battlefield Hardline hat auch durchaus einiges zu bieten, dass eure Mundwinkel unwillkürlich nach oben zucken lassen wird. Dazu gehören vor allem die neuen Spielmodi, namentlich Heist und Blood Money, die die neuen Stärken des Teils voll ausspielen können — klassische Spielmodi wie Conquest oder Team Deathmatch hingegen fallen leider unter den Tisch, wenn es um Spaß und Langzeitmotivation geht.

Heist und Blood Money sind neben der rasanten Autojagd in Hotwire die beiden neuen Spielmodi, die am besten mit der frischen Hardline-Chemie harmonieren: Beide Modi geben euch strikte Missionsziele vor, die von beiden Teams erobert beziehungsweise erreicht werden müssen. Diese Zuspitzung des gemeinsamen Ziels funktioniert auf den kleinen Karten deutlich besser, als das chaotische, zusammenhanglose Aufeinanderstürmen im Team Deathmatch. Daher tut euch selbst etwas Gutes und probiert diese Modi mehr als einmal aus.

Ich wurde von unseren Kollegen bei GIGA Games zu einem Gameplay-Video eingeladen, wo ich mit GIGA-Redakteur Niklas weitere Eindrücke aus dem Multiplayer sammeln konnte. Ein Blick lohnt sich auch für euch:

Fazit

Um das wichtigste noch einmal in den Vordergrund zu zerren: Battlefield Hardline ist ein völlig neues Kapitel der Serie, das sich von seinen Vorgängern in vielen Punkten unterscheidet. Schneller, kleiner, dynamischer ist nun das Spielgeschehen, mit dem einige alte Fans durchaus ihre Probleme haben werden.

Auch ich brauchte meine Eingewöhnungszeit und bin auch nach mehreren dutzend Stunden noch nicht mit dieser neuen Spielweise warm geworden: Zu unausgereift und schlecht durchdacht wirken die Straßenschlachten, die sich in einem unangenehmen Zwischenschritt zwischen alten Battlefield-Spielen und Call of Duty: Advanced Warfare befinden. Doch die neuen Spielmodi, allen voran Heist und Blood Money, holen doch noch genügend Potential aus dem Titel raus, um mich noch immer nicht gelangweilt in die Arme von Battlefield 4 zurückzutreiben.

Uns wurde vom Publisher zu Testzwecken ein Review-Muster (PS4) zur Verfügung gestellt.

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