In The Act of Killing hatte Regisseur Joshua Oppenheimer die Zuschauer 2012 in die Welt von Tätern entführt, die vor Jahrzehnten schreckliche Gräuel begangen haben, dafür aber nie bestraft wurden. Im Gegenteil, schlug manchen der Männer sogar Bewunderung und Erfolg entgegen. Zwei Jahre später widmet sich Oppenheimer wieder der indonesischen Geschichte und Gegenwart. Doch während The Act of Killing sich schmerzhaft konsequent auf die Täterperspektive beschränkte, treffen wir in The Look of Silence ein Opfer. Arte zeigt heute ab 21:50 Uhr The Look of Silence und gleich danach The Act of Killing.
Nach einem Militärputsch 1965 werden Hunderttausende Indonesier von regierungsnahen Soldaten und Zivilisten als Kommunisten beschuldigt und ermordet. Einer davon war der ältere Bruder des Optikers Adi, der für seinen Verlust nie Genugtuung erhielt. Haus an Haus leben im heutigen Indonesien Täter und Opfer, also macht sich Oppenheimer daran, die beiden Seiten einander gegenüberzustellen. Unter dem Vorwand von Augenuntersuchungen trifft Adi jene Männer, die für den Tod seines Bruders und vieler anderer verantwortlich sind.
"Das ganze Material wurde gleichzeitig mit dem ersten Film gedreht und obwohl der Vorgänger noch einen Schritt weiter geht, funktioniert [The Look of Silence] als eigenständiger Film, weil die relevanten Informationen rekapituliert werden", hieß es im Hollywood Reporter nach der Premiere beim Filmfestival Venedig 2014. Damit ist The Look of Silence mehr als nur eine Fußnote des gefeierten Vorgängers. Wurde The Act of Killing noch wegen seiner einseitigen Faszination für die Täter kritisiert, legt Joshua Oppenheimer mit The Look of Silence die unerlässliche alternative Perspektive auf die Geschehnisse von 1965/66 und deren Auswirkungen auf spätere Generationen vor.
Heute im TV: The Look of Silence
Wann: 21:50 Uhr
Wo: arte