The Orville - Seth MacFarlanes Star Trek-Hommage im Pilot-Check

27.02.2018 - 09:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Lest, was euch bei Seth MacFarlanes Star Trek-Hommage The Orville erwartet und ob die eigenwillige Mischung aus Drama und Comedy funktioniert.

Update, 27.02.2018: Wir haben diesen Serien-Check ursprünglich am 12.09.2017 zur US-Ausstrahlung von The Orville bei FOX veröffentlicht. Heute startet die Serie in Deutschland bei ProSieben, weswegen wir ihn noch einmal hervorgeholt haben.

Trotz oder gerade wegen der Tatsache, dass die jüngeren Star Trek-Serien und -Kinofilme bei den Fans auf geteilte Reaktionen stießen, werden die unternehmungslustigeren unter ihnen nicht müde, immer neue Fan-Filme zu produzieren. In diesen treten sogar ehemalige Stars des Franchise auf. Die Computereffekte sehen recht professionell aus. Ein besonders ambitioniertes Projekt namens Axanar wollte gar die Fan-Film-Wurzeln hinter sich lassen und zum "ersten vollständig professionellen, unabhängigen Star Trek-Film"  werden, bis Rechteinhaber Paramount und CBS einschritten. Ähnliche Ambitionen scheint Seth MacFarlane mit seiner neuen Serie The Orville zu haben, nur dass diese statt auf Youtube in den USA bei FOX läuft und mit Brannon Braga sogar einen waschechten Star Trek-Produzenten mit an Bord hat, der an fast 300 Folgen des Franchise beteiligt war.

Die gute, alte Zeit

Als Hauptdarsteller von The Orville hat sich Seth MacFarlane kurzerhand selbst besetzt. So befehligt er das titelgebende Raumschiff als Captain Ed Mercer, der noch immer nicht über die ein Jahr zurückliegende Scheidung von seiner Frau Kelly hinweg ist. Er hat sie mit einem Außerirdischen im Bett erwischt, was in der Pilotfolge oft auf irritierend unlustigem Seifenopern-Niveau zur Sprache kommt. Umso entsetzter ist er, als ausgerechnet sie sich den Posten seines Ersten Offiziers sichert.

Angefangen bei den Kulissen und den Effekten über die Crew (zu der mit Penny Johnson Jerald als Schiffsärztin auch eine wiederkehrende Deep Space Nine-Mimin gehört) und deren Herausforderungen bis hin zur Musik herrscht keine Sekunde Zweifel, dass sich hier jemand das gute, alte Star Trek der Next Generation-Ära zurückholen möchte. Selbst auf dem Regiestuhl folgen Iron Man-Regisseur Jon Favreau nach Episode eins auch Star Trek-Veteranen wie James L. Conway, Robert Duncan McNeill und Jonathan Frakes. MacFarlane gab zudem preis, The Orville als Gegenentwurf zu den jüngeren Inkarnationen des Star Trek-Franchise zu sehen, die ihm zu dystopisch geraten waren .

Schema F trifft Schema McFarlane

Knackpunkt bei dem ganzen Unternehmen ist natürlich, ob The Orville auch jenseits all der an Star Trek-Fans gerichteten nostalgischen Anspielungen bestehen kann. Einerseits geht es auf der Jungfernfahrt überraschend konventionell zu: Captain Mercer und Crew müssen verhindern, dass eine gefährliche Technologie, die die Zeit in einem gewissen Bereich schneller vergehen lassen kann, den fiesen außerirdischen Krill in die Hände fällt.

Von der Übertragung des Kommandos über den Anflug aufs Schiff, das Vorstellen der Crew, den Beginn der Mission bis zu den Komplikationen und den Triumph durch einen pfiffigen Einfall verläuft dies nach Schema F. Da The Orville aber kein geradliniges Drama ist, schiebt Seth MacFarlane als Autor immer wieder Comedy-Sequenzen ein, die einfach aufpoppen, anstatt großartig durch irgend etwas motiviert zu werden. Dann werden diese gefühlt endlos weitergespielt, anstatt einen Gag in ein, zwei Sätzen abzuhandeln. Das fällt umso mehr auf, als dass etlichen Pipi-Humor-Szenen wenige knackige Gags gegenüberstehen, die sich den verwaltungstechnischen Aspekten einer Sci-Fi-Welt widmen. So bekommt Captain Mercer sein Kommando nur, da sein Vorgesetzter bei Tausenden zu besetzenden Schiffen nun mal nicht allzu wählerisch sein kann.

Die Crew der Orville auf ihrer ersten Mission

Ist weniger wirklich mehr?

Während jeder Zuschauer zu Seth MacFarlane Komik-Verständnis stehen mag, wie er will, wird doch sehr schnell deutlich, dass seine Stärken eindeutig nicht im Schauspiel liegen. Wäre das in einer reinen Comedyserie zu verschmerzen, in denen Komiker in der Hauptrolle gerne mal eine fiktionalisierte Version ihrer selbst verkörpern und fast ausnahmslos mit überdrehten Situationen konfrontiert werden, wirkt Seth MacFarlanes vulkaniergleich emotionsloses Minenspiel in den langen ernsten Sequenzen von The Orville schnell störend. Zwar sind die anderen Charaktere mit professionellen Schauspielern besetzt, bleiben aber zunächst meist blass.

Ähnlich der Look der Kulissen, die zwar für eine Comedyserie durchaus vorzeigbar sind, mit ihrem spartanischen Design und ihrer zweckmäßigen Beleuchtung bei einer Dramaserie aber irritieren. Ein bisschen hat das Ganze etwas von Videosequenzen in älteren Star Trek-Computerspielen: Schon irgendwie echt, aber doch nicht auf Profi-Niveau. Spoiler: Auch das Finale der Folge, in dem das Schiff der Gegner mal eben einfallsreich zerstört wird, wobei es nicht viele Überlebende geben dürfte, mag nicht so recht zu McFarlanes utopischen Ambitionen passen. Spoiler Ende.

Und doch hat dieser Star Trek-Parodie-Hommage-Comedy-Drama-Independent-Network-Mix mit seinen gesammelten Widersprüchen einen gewissen, nicht leicht zu fassenden Charme. Ob dieser allerdings lediglich von der entschiedenen Seltsamkeit des Ganzen herrührt oder sich all die Elemente im Laufe der 1. Staffel tatsächlich zu etwas Eigenständigem vermischen, muss die Zukunft zeigen. Nötig wären auf jeden Fall stärker geschriebene Drama-Sequenzen und Charaktere, die nicht nur wie Platzhalter wirken, beides eleganter mit den Comedy-Elementen verwoben. Andernfalls dürften auch alle Star Trek-Fans, die ein wenig in humoriger Nostalgie schwelgen wollen, statt The Orville lieber noch einmal Galaxy Quest gucken.

Die neuen Folgen von The Orville sind jeden Dienstagabend bei ProSieben zu sehen.

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