Errol Morris ist ein Meister der Dokumentationen, was er mit The Fog of War und Standard Operating Procedure zur Genüge bewiesen hat. Weniger politisch und sehr skurril kommt sein neues Thema daher. Einen alten Skandal aus den 70ern hat er für Tabloid ausgegraben. Damals machte eine Frau Schlagzeilen, die angeblich einen Mormonen-Missionar entführte und vergewaltigte. Wieviel Wahrheit in der Story steckt und wie sich die Regenbogenpresse Großbritanniens auf den Fall stürzte, nimmt er in Tabloid unter die wie immer durchgestylte Lupe.
In Tabloid kommt Joyce McKinney zu Wort, eine Schönheitskönigin mit immensem IQ. 1977 soll sie Kirk Anderson, einen jungen Missionar der Mormonen, in England entführt, ans Bett gekettet und vergewaltigt haben. Aus Joyces verliebter Sicht war das alles freiwillig, doch Kirk sah das ein bisschen anders und zeigte sie bei der Polizei an. Kurz darauf stürzten sich Daily Mail und Co. auf die Story.
Welcher Drehbuchautor könnte sich schon so eine abstruse Geschichte ausdenken? Sowas schafft nur das Leben selbst und wie der erste Trailer zeigt, dürfte Errol Morris genau der richtige Mann sein, um Joyces Schicksal anzupacken. Tabloid lief schon bei diversen hochkarätigen Festivals in Nordamerika. Da Oscar-Preisträger Errol Morris einer der bekanntesten Dokumentarfilmer überhaupt ist, können wir darauf hoffen, dass der Film in Deutschland läuft. Zumindest scheint er einer der leichteren und weniger kontroversen Ausflüge des Meisters zu sein. Der Trailer ist auf jeden Fall einen Blick wert.