Alle Jahre wieder bekommen wir zu hören, wie schlecht das Filmgeschäft doch lief. Das stimmt zwar nicht immer, aber manchmal eben doch. Auch 2011, vor allem die letzten Monate, waren für die US-Branche nicht sehr einträglich. Dass sie sich ihr Grab jedoch selber geschaufelt haben und potentielle Möglichkeiten, aus der Misere herauszukommen, außer Acht lassen, erkennt mal wieder niemand.
Und weil das so ist, wird es mal wieder Zeit, sich über maue Produktionen und vertane Chancen im Aufreger der Woche auszulassen.
Es geht abwärts
In Hollywood werden derzeit mal wieder alle Taschentuchbestände aufgekauft, damit die Studiobosse, die sich wegen der schlechten Box-Office-Ergebnisse die Augen ausweinen, immer eines zur Hand haben. Die letzten Wochenenden liefen alles andere als gut, sie waren sogar die einnahmeschwächsten seit 2008. Schon werden Vergleiche mit den desaströsen Einspielergebnissen nach den Terroranschlägen des 11. Septembers laut – nur dass es diesmal keinen solch schrecklichen Grund gibt, warum die US-Zuschauer nicht ins Kino gehen. Klar, in der Endabrechnung wird die Bilanz wieder ordentlich aussehen, dafür werden Dezember-Blockbuster wie Mission: Impossible – Phantom Protokoll oder Sherlock Holmes 2: Spiel im Schatten schon sorgen, aber durch die gestiegenen Kartenpreise wird auch diese geschönt sein. Irgendwann werden selbst die größten Kinofans die Eintrittserhöhungen nicht mehr akzeptieren und spätestens dann zeigt sich das ganze Ausmaß an Verfehlungen.
Blockbuster & Mangelware
Eines der größten Probleme ist die frappierende Einfallslosigkeit. Es gibt zahlreiche Sequels, Prequels und Remakes, aufgepumpt und angeboten wie sauer Bier. Das will doch niemand sehen… Stopp, das stimmt so nicht ganz. Groß angekündigte Filme wie Twilight 4: Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht – Teil 1 konnten die Erwartungen durchaus erfüllen, aber eine Rechnung bezieht nicht nur Blockbuster mit ein, sondern die anderen Produktionen auch – und da liegt der Hund begraben. Neben den erwarteten Erfolgsfilmen kam zu wenig, was die potentiellen Kinogänger gelockt hätte. Eine seichtes Episodenwerk wie Happy New Year oder derber Klamauk wie Bad Sitter beispielsweise scheint vielen Studios das geeignete Material für die kalte Jahreszeit zu sein. Dass die Einspielergebnisse hinter den Kalkulationen zurück blieben, spricht jedoch gegen diese Annahme.
Ideen gibt es reichlich
Der Trend, möglichst risikoarme Produktionen ins Rennen zu schicken, vor allem um die besinnlichen Tage herum, ist ganz bestimmt kein neuer, aber er wird nicht mehr belohnt. Womöglich hätten einige Studios gut daran getan, schon vorab einmal einen Blick auf die kürzlich von Franklin Leonard veröffentlichte Liste der beliebtesten unproduzierten Drehbücher 2011 zu werfen. Die tollsten Ideen finden sich darauf, Filmstoff, der einen prompt dazu animiert, die Schuhe anzuziehen und zu Fuß ins nächste Kino zu wandern. Wer würde zum Beispiel nicht gerne Chewie sehen, einen satirischen Film über die Dreharbeiten von Krieg der Sterne aus Sicht von Peter Mayhew, der den pelzigen Wookie gespielt hat? Oder das spannend klingende Drama Beyond the Pale, in dem ein Geschwisterpaar feststellt, dass die Leiche ihres Vaters geschändet wurde und das daraufhin den Bestatter erpresst?
Das sind zwei wahllos herausgegriffene Beispiele für Filme, die (noch) nicht produziert wurden. Stattdessen wird uns wieder einmal belangloser Einheitsbrei vorgesetzt, den mittlerweile keiner mehr sehen möchte. Das schlägt sich logischerweise in den Zahlen nieder und kann nur noch schwierig kaschiert werden – und irgendwann wird auch das nicht mehr gelingen, außer es findet ein Umdenken statt zu Ungunsten der Produktion von Film-Fast-Food. Dann, da bin ich mir sicher, werden auch nicht mehr so viele Taschentücher benötigt.