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Vor 50 Jahren: Klappe, die letzte!

24.05.2017 - 00:01 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Auf und neben der Leinwand ein Paar
Hieronymus Hölzig
Auf und neben der Leinwand ein Paar
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Am 24.5.1967 endeten die Dreharbeiten zu "Rat mal, wer zum Essen kommt". Für den Schlussmonolog zeigte Spencer Tracy noch einmal das Talent, welches ihn zur Schauspiel-Legende gemacht hatte. Die Kollegen wussten, es würde sein letzter Auftritt sein.

Dieser Tage läuft der schräge Horror-Thriller Get Out höchst erfolgreich in den Kinos. Der Film, welcher Rassismus inmitten liberaler Gefilde metaphorisiert, nimmt Bezug auf eine Komödie, die vor nunmehr 50 Jahren für Aufsehen sorgte. Stanley Kramers Rat mal, wer zum Essen kommt erzählte 1967 von einer weißen, jungen Dame namens Joey (Katharine Houghton), die mit ihrem schwarzen Verlobten (Sidney Poitier) bei den eigenen Eltern in San Francisco vorfährt. Mutter und Vater wissen nichts vom plötzlichen Besuch, dennoch sollen sie noch am Abend ihr Einverständnis für den Eheschluss erteilen. Laut Tochter aber kein Problem, schließlich sei niemand liberaler als ihr Dad. Wenngleich Sidney Poitier schon damals viel umjubelt war - Die Gesichter der Elternfiguren gehörten noch größeren  Schwergewichten der Filmgeschichte, denn es handelte sich um keine Geringeren als Spencer Tracy und Katharine Hepburn. Rat mal, wer zum Essen kommt ist nicht bloß ein ehemals politisch bristanter Film - Es ist auch das letzte Kapitel einer Romanze, die Hollywood-Geschichte schrieb.

Ehe mit getrennten Betten

Im Oktober 1922 feierten sowohl Karel Čapeks Theaterstück R.U.R. seine Broadway-Premiere  als auch der 22-jährige Spencer Bonaventure Tracy aus Milwaukee, Wisconsin sein Broadway-Debüt. Dessen Auftritt im besagten Werk war vielleicht die erste schauspielerische Interpretation eines sogenannten "Roboters" in Amerika, denn schon der Begriff war überhaupt erst mit dem berühmten Bühnenspiel erfunden  worden. Regielegende John Ford sollte es Jahre später sein, die den inzwischen gefragten Tracy entdeckte und an die Arbeit vor der Kamera heranführte. 1930 war er direkt zum ersten Leinwandauftritt an der Seite von Humphrey Bogart zu sehen (Up the River ); 1937 folgte die erste Oscar-Nominierung ; im Jahr darauf durfte Tracy den Goldjungen dank seiner Hauptrolle in Manuel gleich noch mitnehmen, elf Monate später schon zum zweiten Mal, weil auch seine Leistung in Teufelskerle preiswürdig genug erschien. Abseits der Leinwand ging es turbulent zu. Aus seiner Ehe mit Theaterkollegin Louise Treadwell war 1924  Sohn John hervorgegangen, der sich wenig später als taub  erwies. Louise kümmerte sich vom Tag der Diagnose an nur noch um John - Zwischen Kuren und Besuchen bei Lippenlesern gab es keinen Platz für eheliche Leidenschaft und die eigene Karriere. Spencer seinerseits war nicht mit den Flügeln eines Unschuldsengels gesegnet. Schon früh in seiner Filmkarriere wurden Gerüchte über Affären laut. Bette Davis, Ingrid Bergman, Loretta Young - Die Yellow Press führte sie alle als Tracys Eroberungen auf - Und behielt oft Recht. Neben Frauen verfiel Tracy auch Alkohol, Tabak, Pillen und schlechter Ernährung. Der Lebensstil tat sein Übriges, sodass die Ehe fast am Ende schien. Paradoxerweise führte eine kurzzeitige Trennung zwischen Louise und Spencer im Jahr 1933 zu einer unüblichen Bewusstwerdung: Er bewunderte seine Frau und ihre Fürsorge für John und Susie, das zweite Kind, einfach zu sehr, als dass er sich von seiner Familie endgültig trennen wollte. Hinzu kamen religiöse Gründe . Louise hingegen soll so verständnisvoll gewesen sein, dass sie seinen Ausgang mit anderen Frauen nicht nur akzeptierte, sondern gar befürwortete. Das zumindest würde sie später behaupten - Leidenschaftliche Liebe wich "einem tiefen Verständnis, Kameradschaft und Hingabe". Spencers Arbeitseifer sollte zuallererst der finanziellen Unterstützung des Nachwuchses zugutekommen, weswegen seine Karriere am Ende 75 Filme zählte. Mitte der 30er Jahre fand Louise eine neue Motivation: Sie entwickelte Pläne zur Gründung einer Gehörlosenschule mit neuen Lehrmethoden und Unterstützungsprogrammen.

Was keiner weiß, doch jeder ahnt

„Mr. Tracy, ich fürchte, ich bin zu groß für Sie,“ sollen die ersten Worte  von Katharine Hepburn zu ihrem Schauspielkollegen gewesen sein, als sie im Jahre 1940 zum ersten Mal am Filmset zu Die Frau, von der man spricht von George Stevens aufeinandertrafen. Dass Hepburn diesen Satz immer wieder bestritt, änderte nichts daran, dass er bis heute zitiert wird. Es sollte der erste von insgesamt neun gemeinsamen Filmen sein, die aufgrund der authentisch wirkenden Leidenschaft zwischen beiden Akteuren besonders geschätzt wurden. Das kam nicht von ungefähr - Auch neben der Leinwand hat es von Anfang an geknistert und schnell streckte auch die Presse ihre Fühler aus. Die Affäre Tracy/Hepburn wurde zum offenen Geheimnis und ewigen Gerücht. „Ich hätte alles  für ihn getan,“ würde Katharine später sagen, „Er hat mir nie gesagt, dass er mich liebt. Doch wäre er bei mir geblieben, wenn er es nicht getan hätte?“ Schlussendlich dauerte ihre Affäre fast 27 Jahre an. Tracys Ehefrau Louise hatte inzwischen ihren Traum verwirklicht. Durch finanzielle Unterstützung ihres Gatten und dessen Freund Walt Disney wurde 1942  die John-Tracy-Klinik für gehörlose Kinder eröffnet.

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