Dieser Artikel bezieht sich auf das Video „Warum MARVEL-Filme eine Plage sind“ von „Die Filmanalyse“.
Marvel und das Kino.
Als der Verlag in den sechziger Jahren entstand und händeringend versuchte, eine Konkurrenz zu den damals vorherrschenden DC Comics aufzubauen hätte wohl niemand damit gerechnet, dass der Verlag im Jahr 2015 eine Monopol Stellung im Kino hält.
Doch hat Marvel denn tatsächlich diese Monopol Stellung? Regiert Marvel das Kino, überfluten sie die Sääle mit ihren Filmen? Die Antwort muss schlicht und ergreifend nein lauten. Pro Jahr starten maximal vier Filme auf Marvellizenz in den Kinos. Im Vergleich dazu starten jedes Jahr rund zehn neue Jugendbuchverfilmungen, die meist in Reihen von drei bis vier Teilen münden.
Natürlich dominiert ein Marvel Film die Kassen, natürlich hat ein Marvel Film ein höheres Budget als andere Filme. Doch macht das diese Filme zur Plage? Ja, könnte man nun sagen, da andere dann versuchen, die Erfolgsrezepte zu kopieren. Doch wird die Marvel Formel so oft kopiert?
Nein, denn es gibt sie schlicht und ergreifend nicht. Es gibt das DC Konzept, bei dem die Filme düster und möglichst realitätsnah daherkommen müssen. Es gibt aber kein Marvel Konzept. Denn auch wenn die Marvel Filme alle nach einem ähnlichen Muster funktionieren, so ist das Rezept dahinter doch die typische Blockbuster Formel, die einst Star Wars definierte.
Aber wie sieht diese Blockbuster Formel aus? Der Zuschauer bekommt einen Film mit einer recht simplen, aber nicht langweiligen, nicht uninteressanten und vor allem, trotz der einfachheit, wendungsreichen Handlung vorgesetzt. Gespickt ist diese mit symphatischen und „coolen“ Charakteren, die Identifikationspotential bieten. Die Action des Films ist meist übertrieben; Bunt, locker und spektakulär. Dazu kommt eine Prise Humor und fertig ist der perfekte Blockbuster.
Nun mag man direkt an einen Marvel Film denken, aber so gut wie jeder Blockbuster funktioniert nach diesen Konzept. Angefangen bei Star Wars geht es weiter über Jurassic Park, Independence Day, Fluch der Karibik und schließlich zu Iron Man und den Avengers.
Marvel hat diese Blockbuster Formel perfektioniert und auf die Spitze getrieben; Marvel Filme sind im prinzip die Essenz des Blockbusters. Deshalb kann man auch von keiner Marvelisierung sprechen, da jeder Blockbuster nach dem Prinzip Marvel funktioniert und funktionierte. Ausnahmen, wie Alien, Terminator oder DC Filme bestätigen dabei eher die Regel, anstatt diese zu wiederlegen.
Somit sind Marvel Filme nur die pure Kulmination der Entwicklung des Blockbuster Rezepts. Das heißt, dass der Niveauverlust des modernen Kinos nicht bei Marvel liegt, sondern schon vor über 30 Jahren begann.
Die elitäre Marvel Community
Nun sprach ich am Anfang an, dass es sich bei diesem Artikel um eine Reakktion auf ein Video der Filmanalyse handle. Kenner des Videos haben bis jetzt noch nicht viel Reaktion bemerkt, damit beginne ich jetzt.
Schmitt äußert in seinem Video den Vorwurf, dass die Marvel Community elitär sei. Die entspricht allerdings nicht der Wahrheit. Wie so oft wird nur ein kleiner Teil des großen Ganzen beobachtet. Marvel Fans aktzeptieren nicht Insider, aktzeptieren andere Stimmen und letztlich ist sogar der Krieg zwischen Marvel und DC einer der jenigen, der nur von wenigen Fans ausgetragen wird.
Die gesamte Community gerät durch einige wenige, lautstarke und aggressive Vertreter in Verruf. Diese Phänomen lässt sich überall beobachten, zum Beispiel auch bei der Community des Shooters Call of Duty. Die Fans werden als intolerant und stupide beschrieben, doch dabei sind die meisten tolerant und intelligent.
Leider sind die Mitglieder, auf die die negativen Eigenschaften zutreffen die lautesten, und wer sich nicht mit der Community auseinandersetzt, der wird auch niemals erkennen wie gut sie eigentlich ist.
Warum lieben wir das Triviale?
Marvel Filme sind, trotz all der Liebe die man ihnen entgegenbringen kann, keine Kunst. Sie sind triviale Unterhaltung. Doch warum sind sie dann so erfolgreich? Warum wird das Publikum dessen nicht überdrüssig; warum sitzen in jedem Marvelfilm hunderte begeisterte Menschen?
Die Antwort ist dabei ganz simpel. Der Mensch verspürt einen Drang zur Realitätsflucht. Dieser Drang der Realitätsflucht ist es, der uns Bücher lesen, Spiele spielen oder Filme sehen lässt. Je fantastischer die Welten in die man entflieht sind, umso besser. Oder?
Wenn das zutreffen würde, dann müssten Fantasy Filme DER Hit sein. Allerdings trifft das nicht zu. Der Mensch will seiner Realität entkommen, gleichzeitig aber in ihre verankert bleiben. Er sucht eine bessere Welt, die der seinen ähnelt. Und genau das bieten Marvel Filme. Die Figuren sind fantastisch, die Technik futuristisch. Und doch ähnelt die Welt der Marvel Filme der unseren.
Somit werden die Helden zu den Lösern unserer Probleme. Der Zuschauer darf bei einem Marvel Film für einen Moment den Verstand abschalten und die Probleme der realen Welt vergessen. Denn die Avengers kümmern sich darum. Sie lösen die Probleme unserer Welt.
Außerdem nutzen Marvel Filme die beinnahe kindliche Freude an Superkräften und Explosionen aus. Der Zuschauer darf sich wieder wie ein fünfjähriger fühlen, darf einmal alle Zwänge und Konventionen vergessen und das Ende der Welt feiern.
Der Zuschauer wird unterhalten, darf dabei dösen, aber auch aufmerksam sein. Der Film verlangt nichts von ihm.
Der Film lässt ihm aber alle Möglichkeiten sich auszutoben. Während meines Kinobesuches von Avengers 2 sah ich einige Menschen, die sich einfach unterhalten ließen, während andere über die nächste Wendung der Geschichte spekulierten und sich völlig in der fantastischen Welt der Avengers verloren. Und genau das ist es, was das Triviale auszeichnet. Der Zuschauer wird in eine andere Welt entführt und dort für zwei Stunden fest gehalten, er entflieht kurz dem Alltag und darf sich dabei völlig unbeschwert entspannen.
Die Menschen vereint
Am Ende seiner Analyse fordert Schmitt, dass die Menschen sich gegen die Superhelden vereinen. Dabei scheint er zu übersehen, dass die Superhelden die Menschen doch vereinen.
Marvel Fans rund um den Globus freuen sich auf den neuen Avengers, warten gespannt darauf. Bei den Premieren sind dann meist tausende Fans zugegen, die allen möglichen Nationalitäten, Ideologien, Religionen und Altergruppen angehören zugegen. Am Ende verlassen sie dann den Film, in aufgeregte Gespräche verwickelt. Als ich Avengers 2 verließ tat ich dies auch in einer Gruppe Fans, die ich alle nicht kannte. Wir unterhielten uns über den Film; kümmerten uns dabei nicht um Herkunft, Aussehen oder Glauben des anderen.
Nein, der Film vereinte uns. Dabei zeigt sich auch die Toleranz der Marvel Community. Ich trug provokativ ein Superman T-Shirt, keiner äußerte sich aber abfällig gegen DC oder den Mann aus Stahl.
Es ist übertrieben zu behaupten, dass Marvel Filme ein wichtiger Beitrag in Richtung Weltfrieden seien. Allerdings haben sie eine Community geschaffen, von der man viel lernen kann.
Hassen oder lieben?
Nun kann man zu dem Schluss kommen, dass Marvel Hass falsch sei. Das stimmt aber nicht. Marvel Hater haben meistens gute Argument, Marvel Fans aber genauso.
Nein, der Gedanke, der hinter diesem Artikel steckt, ist folgender: Die Verbannung Marvels aus dem Kino wäre falsch.
Übrigens, viele Regen sich über die Marvel Community auf. Ich tue das, trotz meines Lobliedes auf sie, auch oft. Denn leider gibt es nunmal den kleinen, aber sehr lauten Teil der Marvel Fanatiker. Ich versuche, zu differenzieren und fordere auf, es mir gleich zu tun.