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Wenn das Unmögliche möglich wird

04.12.2014 - 22:36 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Logiklöcher in LOOPER!?
Concorde
Logiklöcher in LOOPER!?
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Vor einigen Tagen war ich der Meinung, LOOPER entlarvt zu haben. Großmäulig habe ich über den Film hergezogen und ihn als kompletten Nonsens hingestellt. Nun bin ich anderer Meinung.

Ich habe behauptet, Looper strotze nur so vor Logiklöchern. Es sei schwer, in dem ganzen dummen Wust überhaupt so etwas wie Sinn zu erkennen. Dabei ist mir allerdings eine Sache komplett entgangen: In Looper geht es gar nicht um Zeitreisen, sondern um Liebe! – Und dass sie alles ändern kann …

(Achtung: SPOILER!) Joseph Simmons ist ein alleinlebender Mann. Er verzehrt sich nach Geborgenheit, menschlicher Nähe. Für Geld lässt er sich von einer mutmaßlichen Prostituierten durch die Haare fahren. Als er mehr von ihr will, stößt sie ihn weg.

Sein zukünftiges Ich lebt ein Leben ohne Ethik. Es ist ein Außenseiter, nimmt Drogen und sich, was es will, ohne zu fragen. Terror und Massenmord sind sein tägliches Geschäft. Bis es sich verliebt. In eine Person, von der es später sagen wird, sie habe ihm das Leben gerettet.

Zu der Zeit weiß der Zuschauer schon so einiges über den Regenmacher. Auch, dass der jüngere Joe den älteren erschießen wird. Und zwar in genau dem Moment, da er vermummt vor ihm erscheint. Und dennoch sehen wir diesen keine fünf Minuten später frei und unvermummt herumlaufen. Wie das?

Der Lauf der Dinge lässt sich nicht verändern. Lediglich die Zukunft liegt in unseren Händen. Was der Grund ist, warum sich Loopers Zeitgereiste aktualisieren, derweil die Gegenwart die bleibt, die sie ist, unverändert und unabänderlich. Alles ist vorherbestimmt. Selbst Zeitreisen!

Looper erklärt es anhand von Bruces Gedankennebel: Die Zukunft ergibt sich aus unendlich vielen Möglichkeiten; sie ist ungewiss. Und dennoch gibt es sie. Ein besseres Bild wäre vielleicht ein Baumgraph: Jedem Ast entsprießen weitere Äste. Und so ergeben sich auch aus jeder Situation mehrere Gegenwarten/Zukünfte.

Nun lässt sich allerdings der Ast, auf dem man sitzt, nicht einfach abschneiden. Geschweige denn springen, von einem zum anderen. Man wäre nicht mehr man selbst. Wenn man überhaupt noch wäre! – Was die Tatsache, dass man ist, wer man ist, dass man ist, Lügen straft …

Und dennoch passiert es. Allerdings nicht in der Vergangenheit. Sondern in der Zukunft! Indem Joe, der Ältere, gegen seine Häscher aufbegehrt, sich seine Vermummung von der Rübe reißt, verändert er den Lauf der Dinge! Er sieht, im wahrsten Sinne des Wortes, endlich klar!

Derweil der Blick des jungen Joe von Drogen trüb ist. Mit wachen Augen und doch blind schlägt er sich durchs Leben, sich als Looper stets seiner eigenen Sterblichkeit bewusst; es ist ihm gleich. Seinem zukünftigen Ich kommt er dabei immer näher.

Dann platzt das Unmögliche in seine Komfortzone; Joseph sieht, was aus ihm werden wird, und fängt an, es zu bekämpfen. Sein erster Schritt ist ein Entzug. Sein zweiter: die Selbststellung. Im dritten entlarvt er die Ursache für seinen Zerfall, seinen lack of love.

Im kleinen Cid erkennt er sich wieder, sieht ihn deutlich, den Jungen, der seine Mutter verliert und böse wird, ein Terrorist und Massenmörder. Und zieht die Konsequenzen. Indem er sich selbst richtet, schneidet er den Ast ab, auf dem er sitzt. Im Tod findet er, wonach er ein Leben lang gesucht hat: Sara fährt ihm liebevoll durch die Haare. (SPOILER-Ende)

Als ich gesagt habe, Looper stelle seine eigene Physik in Frage, habe ich dabei ganz die Rolle des Filmemachers aus dem Blick verloren. Denn immerhin ist er es, der durch sein Medium mit uns spricht. Um es mit den Worten der Filmanalyse zu sagen: Wir müssen sehen, nicht bloß schauen!

Und verstehen: Es ist die Liebe, die einem Halt, allem einen Sinn gibt und das Unmögliche möglich macht!

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