World of Warcraft: Legion ist das, was das Spiel nicht braucht

07.08.2015 - 11:00 Uhr
Illidan kehrt zurück
Activision Blizzard
Illidan kehrt zurück
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Gestern war es soweit: Blizzard hat auf der gamescom die neue Erweiterung zum mittlerweile über zehn Jahre alten World of Warcraft vorgestellt. Ich finde, dass Legion ein fataler Schritt in die falsche Richtung ist.

Als bekannt wurde, dass Blizzard auf der gamescom die neue Erweiterung zu World of Warcraft vorstellen will, war ich gespannt. Gespannt, weil mich Warlords of Draenor nach wenigen Monaten kaltgelassen hat und gespannt, weil die Abonnentenzahlen momentan schlicht katastrophal sind. Zum Release des Add-Ons konnte das MMORPG 10 Millionen Spieler verzeichnen, vor einigen Tagen sank diese Zahl auf 5,6 Millionen. Blizzard muss also etwas tun und die neue Expansion Legion bietet die beste Möglichkeit dafür. Nach der Vorstellung muss ich jedoch feststellen, dass hier so gut wie jede Chance verspielt wurde.

Das beginnt bereits bei der Handlung, die uns nichts wirklich Neues, sondern stattdessen aufgewärmte Inhalte präsentiert. Gul'Dan flüchtete bereits in Warlords of Draenor vor uns und Illidan kennen wir nur allzu gut aus der ersten Erweiterung The Burning Crusade. Dort stellte er den Endgegner dar und nun wird er mit Hilfe Gul'Dans wieder zum Leben erweckt. Auch Khadgar, der in WoD eine zentrale Rolle spielte, ist offenbar wieder mit von der Partie. Übrigens hat Illidan in Warcraft III den Schädel von Gul'Dan absorbiert. So wirklich Sinn macht das Ganze also nicht.

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Während die Grundthematik von Legion – die namensgebende Brennende Legion – seit Jahren von Spielern gefordert wird und im Prinzip auch sehr interessant ist, wird sie auf eine Art und Weise präsentiert, die schlicht uninspiriert wirkt. Die Storyline rund um Gul'Dan hätte schon in Warlords of Draenor mit Update 6.2 zum Ende kommen können, damit wir langsam, aber sicher endlich Sargeras gegenübertreten dürfen. Aber dieser Moment wird wohl noch sehr lange auf sich warten lassen.

Der Dämonenjäger, die neue Klasse, die mit Legion ihren Weg in das Spiel finden wird, ist ebenfalls etwas, das mir sauer aufstößt. Zwar finde ich den Schritt, sie nur für Nacht- und Blutelfen verfügbar zu machen, durchaus mutig. Darüber hinaus scheint sie jedoch nur ein Mix aus den bereits bekannten Schurken und Hexenmeistern zu sein. Nett dabei: Je nachdem, welche Spezialisierung wir wählen (Tank oder Schaden), wird sich auch das Aussehen unseres Dämonenjägers ändern.


Auf der anderen Seite birgt die neue Klasse eine große Gefahr: Gerade im PvP ist vernünftiges Balancing essentiell. Mit dem Dämonenjäger müssen etliche Talente anderer Klassen angepasst werden und der Mönch, der mit Mists of Pandaria ins Spiel gelangte, zeigte, wie schwierig sich das gestaltet. Mittlerweile sind Mönche übrigens rar gesät, weil Blizzard sie in Grund und Boden generft hat.

Ein weiteres Problem, das ich jetzt bereits mit Legion habe, sind die Artefakte. Jede Klasse wird Zugang zu einer besonders mächtigen Waffe erhalten, die mit der Hintergrundgeschichte verwoben ist. Paladine werden beispielsweise Ashbringer in ihrem Inventar finden. Wenn nun jedoch jeder Paladin Zugang zu diesem mythischen Schwert bekommt, verfällt damit ihr Wert in der Geschichte von Warcraft um einen beachtlichen Teil. Natürlich kann argumentiert werden, dass stets Tausende Spieler die mächtigsten Waffen besaßen, allerdings mussten sie dafür auch mitunter sehr anspruchsvolle Raids absolvieren. In Legion verschenkt Blizzard die Waffen einfach.

All das sind Dinge, die World of Warcraft momentan nicht wirklich nötig hat. Die Baustellen liegen woanders: Neue und Ex-Spieler werden durch jede Erweiterung zwar angelockt, verschwinden dann aber wieder nach wenigen Monaten. In Warlords of Draenor lag das hautpsächlich an der Garnison, die als großes Feature vorgestellt wurde und sich dann als Facebook-Minispiel im WoW-Gewand entpuppte.

Der Dämonenjäger wird dafür sorgen, dass mehr Spieler länger bleiben, allerdings wirkt Legion bereits jetzt so, als würde der Endcontent des MMORPGs genauso aussehen wie immer: Raids, die ich einmal pro Woche abschließen darf und PvP, das sich im Übrigen momentan in einem katastrophalen Zustand befindet. Dass das nach spätestens 30 Tagen langweilig ist, macht auch die neue Maximalstufe nicht wett.

World of Warcraft braucht einen Neustart, endlich eine neue Grafikengine und vor allem einen neuen Fokus. Seit Jahren loggen wir uns ein, melden uns für etliche Raids und Schlachtfelder an und warten meist eine halbe Stunde, bis irgendetwas passiert. Das hat nichts mehr mit dem ehemaligen Esprit des MMOs zu tun und es sollte Blizzards größte Priorität sein, das zu ändern. Stattdessen macht der Konzern genauso weiter wie bisher – mit der Ausnahme, dass nun offenbar Add-Ons im Jahrestakt erscheinen, um Abonnenten-Abstürze wir mit Warlords of Draenor zu vermeiden. Legion wird keines der Probleme von WoW lösen und auch kommende Erweiterungen werden das nicht schaffen, sofern Blizzard nicht einen Kurswechsel startet.

Ich freue mich jetzt schon darauf, mein Abo mit der neuen Expansion erneut zu aktivieren und es nach zwei Monaten wieder einzustampfen.

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Dieser Artikel reflektiert die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der kompletten gamespilot-Redaktion.

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