BuzzG - Kommentare

Alle Kommentare von BuzzG

  • 9
    über Gravity

    In eindrucksvollen Bilder und mit eindrucksvollem 3D bietet Alfonso Cuarón in seinem nervenzerrenden "Children of Men"-Nachfolger mehr als ein spektakuläres Weltraumdrama: Ohne direkte menschliche Nähe, verloren in einem tödlichen Nichts schildert der Regisseur das primäre Verlangen der Protagonisten nach festem Grund, Berührung und Orientierung. Sandra Bullock reißt mit ihrem intensiven, verzweifelten Spiel die Zuschauer an sich, den Rest besorgen die fantastischen Bilder, die zwischen all den Effekten und Explosionen ein eisiges Gefühl der Isolation erzeugen. Vielleicht sind wir uns im digitalen Zeitalter bereits auf dem Boden schon so fern ...

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    • 9 .5

      Dies ist die Geschichte eines Mannes mit einer Gitarre und seinem Traum vom Erfolg. Und dies ist außerdem der nunmehr 16. Spielfilm der preisgekrönten, brillanten Querköpfe Ethan und Joel Coen. Wer mit den bisherigen Arbeiten der Regiebrüder vertraut ist, dem wird bereits klar sein, dass hier sicher keine biedere Folkmusikerreise heruntergespult wird: Sowohl humorvolle wie tragische Elemente vereinen sich homogen in einer Geschichte, die uns zugleich etwas über das zerrissene Innenleben eines Künstlers, dessen harten Kampf gegen die Widrigkeiten des Geschäfts und den Aufbruch in eine neue (Musik-)Epoche erzählt.

      Fast scheint es so, als würde sich das sensible Werk selbst reflektieren, wenn warmes Herzblut mit den Worten "Ich sehe hier nicht viel Geld fließen!" eiskalt abgewiesen wird - als potentieller Kassenschlager ist "Inside Llewyn Davis" selbst wohl kaum angelegt worden und die Zuschauerzahlen werden in Anbetracht des kleinen, intimen Dramas vermutlich auch überschaubar bleiben. Man darf sich hier über einen Steady Slow Burner freuen, der durch viele liebevolle Details und Einfallsreichtum sowie - für die Coens - gewohnt lebhafte Figuren besticht und als ein ungewöhnlich emotionales Highlight ihres Schaffens bestehen bleiben wird.

      Obendrein gibt Newcomer Oscar Isaac ("Drive") eine authentische, live singende und definitiv oscarreife Performance als ambivalente Titelfigur, die manchmal tragisch und verletzt, manchmal undankbar und verletzend ist, dabei aber nie die Sympathie der Zuschauer verliert.
      Das subtile Werk tanzt aktuell auf der Spitze meines Kinojahres 2013 und ich bin gespannt, ob und in welcher Form noch Ablösung folgen soll.

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      • 6

        Presse und Publikum tätscheln diesen mit rund zweieinhalbstündiger Spieldauer geradezu epischen Thriller gleichermaßen - da durfte man gespannt sein, ob an all dem Lob und den lauten Oscarprognosen viel dran ist: Zugegeben, "Prisoners" ist ein in der ersten Hälfte inszenatorisch packender Film mit einer zum Schneiden dichten Atmosphäre, die von Coen-Hauskameramann Roger Deakins gewohnt meisterhaft eingefangen worden ist. Doch leider können weder die zwar soliden, aber keineswegs herausragenden Schauspieler (lediglich Jake Gyllenhaal weiss in seiner ungewohnten Rolle als hartgesottener Cop zu faszinieren), noch das weitgehend an den Haaren herbeigezogene Drehbuch (schon lange hat sich der Zufall nicht mehr so penetrant in eine Story gedrängt), das zum Ende hin nur noch aus Versatzstücken aus Klassikern wie "Mystic River", "Sieben" oder "Spurlos" zu bestehen scheint, an den kraftvollen Stil anschließen. Das Drama der Charaktere mag einen nicht recht involvieren, zu weit entfernt wirkt "Wolverine" Hugh Jackman auf seinem stumpfen Selbstjustizpfad, zu wenig lernen wir den Rest der Familien oder den hartnäckigen Ermittler kennen.

        "Prisoners" ist ein Werk, über das man zu Zeiten der erwähnten Vorbilder kaum viele Worte verloren hätte und das vielmehr beweist, in welchem ausgetrampelten Zustand sich das Thrillergenre heutzutage befindet. Nein, die leider spürbar überlange Arbeit des Kanadiers Denis Villeneuve ist nicht wirklich schlecht, aber (in Anbetracht des mehr als enttäuschen Endes und des letztlich völlig überflüssigen Foltersubplots) auch kaum mehr als handwerklich schickes, inhaltlich beliebiges bis akzeptables Handwerk. Schade eigentlich, dabei fing alles so vielversprechend an ...

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        • 7 .5

          "[...]Dank ihrer edlen Verpackung und straffen Inszenierung funktioniert die 120 Millionen Dollar schwere Produktion trotz der bekannten Versatzstücke dennoch bestens. Man darf „Oblivion“ gerne in die Kategorie Style over Substance einordnen, doch bevor man vorschnell die Nase rümpft, sollte man sich besser selbst ein Bild davon machen, mit welcher Kraft dieser Style der zusammengeborgten Geschichte zu neuem Glanz verhilft: Die majestätischen Aufnahmen des frischgebackenen Oscarsiegers Claudio Miranda („Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“) lassen einen die Kinnlade herunterklappen – und das alles ohne die aktuell bei Blockbustern so inflationär eingesetzte 3D-Technik.[...]„Oblivion“ ist nicht wirklich plumpes, aber auch keineswegs intellektuell forderndes Popcornkino mit bombastischen Schauwerten, dessen Illusion die Zuschauer genau so lange gefangen nimmt, wie diese sich auf die pure Bildgewalt einlassen können.[...]Ja, in „Oblivion“ werden auch Fragen der Existenz und Menschlichkeit angerissen – was mir von dem Film jedoch am Ende im Gedächtnis haften geblieben ist, sind Bilder und Musik. Und das ist in diesem Fall wirklich nicht negativ gemeint."

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          • 9 .5

            "[...]„The Place Beyond The Pines“ ist ein Genrehybrid aus Crime-Thriller, Familiendrama und Coming of Age-Geschichte – allerdings nicht inhomogen verteilt, sondern absolut stimmig in seiner Form. Der Film bohrt sich stetig immer tiefer in seine Thematik hervor, bis er schließlich durch die Dunkelheit hindurch ein schwaches Licht erahnen lässt.[...]Derek Cianfrance ist eine weitere meisterhafte Leistung gelungen, getragen von intensiven Darstellerperformances und einer bedachten Inszenierung. Wie bereits „Blue Valentine“ lässt dieser Stoff eine persönliche Dringlichkeit erkennen, die sich unmittelbar auf die Zuschauer überträgt. Zumindest auf mich: „The Place Beyond The Pines“ ist der beste Film, den ich bisher in diesem Jahr gesehen habe."

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            • 8
              über Stoker

              "[...]In anderen Händen hätte aus der offensichtlichen Hitchcock-Hommage ebenso ein austauschbarer Mysteryschinken ohne eigene Duftmarke werden können. Doch Park verbeißt sich in den sinistren Figuren und dem verträumten Setting und kreiert daraus seinen individuellen Coming of Age-Stoff. Während sich viele internationale Regisseure für ihren Eintritt in die Traumfabrik glattbügeln und zurechtbiegen lassen, widersteht er der Versuchung des schnellen Geldes für ein halbherziges Cash In-Projekt.[...]"

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              • 9

                "[...]„Side Effects“, der nach eigener Ankündigung letzte Kinofilm des Oscar-Preisträgers Steven Soderbergh („Traffic – Die Macht des Kartells“), führt dem Publikum auch die Gefahren einer exzessiven, medikamentösen Therapie vor Augen. Aber Vorsicht: Hinter dem komplexen und äußerst scharfsinnigen Werk steckt deutlich mehr, als der Titel zunächst vermuten lässt. Bereits bei der ersten Einstellung, einer schicken Fassade eines New Yorker Apartmentkomplexes, wird der Zuschauer getäuscht, denn wenn die Kamera die unscheinbare Oberfläche eines anonymen Fensters durchdrungen hat, tut sich im Inneren der Wohnung nicht etwa traute Idylle, sondern der Anblick eines grässlichen Blutbades auf.[...]Der Film dreht und windet sich, dehnt sich in anfangs ungeahnte Räume aus, aber vergisst am Ende dennoch nicht seinen Fixpunkt im Thrillergenre. Man mag hier den Geist eines De Palma, Pakula oder Polanski wahrnehmen – und keiner dieser Namen wäre wohl als Vorbild grundsätzlich falsch geschätzt, denn Soderberghs Arbeit erinnert mit seinem gesellschaftskritischen Überbau in der Tat stark an das Kino der sogenannten New Hollywood-Ära, zwischen dem Ende der vergangenen Sechziger und Siebziger Jahre. Zum Teil funktioniert „Side Effects“ auch als pure Satire auf den Medikationswahn, der vor allem in den USA ein Thema ist.[...]Die Schuldfrage steht im Mittelpunkt, und wie schwer diese in einem solch komplizierten Geflecht zu beantworten ist, demonstriert „Side Effects“ auf eindrucksvolle Weise. Da die Handlung so authentisch in der Realität verwurzelt und das Dilemma der Charaktere so nachvollziehbar gezeichnet ist, fühlt sich das Werk trotz einiger Genrekonventionen frisch und unverbraucht an. Dies ist ein Psychothriller mit hervorragenden Darstellerleistungen, inszenatorischem Gusto und inhaltlicher Brisanz, dessen Weg zur Auflösung bereits wie ein Ziel anmutet. Sollte Steven Soderbergh an seiner Ansage tatsächlich festhalten und nach „Side Effects“ dem Kino den Rücken kehren, so tritt er zumindest auf der Höhe seines Schaffens ab."

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                • 3

                  "[...]Ja, diese Angelegenheit ist schwierig. Fast fühlt es sich so an, als würde man im hier bemerkenswert oft thematisierten Klo nach Perlen tauchen: Während einige Beiträge als kleine audiovisuelle Bonbons voll überzeugen können (D is for Dogfight, O is for Orgasm), sind andere wiederum spürbar lustlos inszeniert (A is for Apocalypse, I is for Ingrown) oder fallen äußerst negativ durch ihren unnötig geschmacklosen, bemüht provokanten Inhalt auf (L is for Libido, M is for Miscarriage).[...]„The ABCs Of Death“ ist ein zwiespältiges Vergnügen mit zweifelsohne guten Ansätzen, die man sich aber besser mal vom Verband gelöst zu Gemüte führt."

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                  • 6 .5

                    "[...]So viel Spaß man nämlich anfangs mit all den menschlichen wie unmenschlichen Charakteren (am meisten werden neben dem charismatischen Oz sicherlich der von „Scrubs“-Star Zach Braff gesprochene, fliegende Affe Finley und die lebendige Porzellanpuppe China Girl im Gedächtnis haften bleiben), der aufwändigen 3D-Gestaltung und dem klassischen Märchenrahmen hat, so sehr leidet der Film im Mittelteil spürbar an erzählerischem wie innovativem Leerlauf. Sam Raimi ist stets dann voll in seinem Element, wenn er bei diesem Stoff over the top schießen darf und das manchmal etwas enge Hollywood-Korsett, das er spätestens seit seinen drei „Spider-Man“-Filmen kennt, genüßlich auszudehnen vermag. Konventionen, wie ein Auge auf das Zielpublikum und eine möglichst niedrige Altersfreigabe, standen ihm möglicherweise im Weg, um eine ganz persönliche Vision jener populären Fantasiewelt umzusetzen.

                    „Die fantastische Welt von Oz“ ist dabei sicherlich kein solch halbherziges Projekt wie etwa Tim Burtons phänomenal erfolgreiche Verfilmung von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ (2010), aber auch hier hätte ein wenig mehr Mut zum Ausbruch aus altbekannten Strukturen nicht geschadet. Sicherlich, formal ist das alles sauber, doch der letzte Kick zum ganz großen Kinohighlight fehlt irgendwie.[...]"

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                    • 4 .5

                      "[...]„Die Jagd“ [...] krankt vor allem daran, dass er etwas Abstraktes – die Hexenjagd auf ein unschuldiges Individuum durch den blinden, tobenden Mob – durch viele konkrete, in sich komplexe Faktoren auszudrücken versucht. Der Mob, das sind Personen, die wir mit Namen vorgestellt bekommen, die mit dem Protagonisten lachen und scherzen und eigene Geschichten besitzen. Eine Lüge wird in die Welt gesetzt, und was dann passiert, ist folgendes: Lucas wird über Nacht wie die Beulenpest gemieden. Seine ehemalige Vorgesetzte entflieht der verbalen Konfrontation gar, wie dem Angriff eines tollwütigen Hundes und auch andere Personen verhalten sich fast so eigenartig, als hätte eine „Invasion der Körperfresser“ stattgefunden.[...]
                      Die interessanteste Figur in diesem leider frustrierend-zähen und fragmentierten Werk ist übrigens die von der jungen Annika Wedderkopp gespielte Klara. Das kleine Mädchen ist sich seiner Lüge zwar bewusst, dem Ausmaß dieser aber keineswegs. Es war eine kindliche Träumerei. Klara verirrt sich stets auf ihren Fußwegen, sie benötigt eine klare Linie, die sie führt. Das ist ein durchaus schönes Bild für die Verwirrung in ihrem Kopf – und dieses veranschaulicht obendrein auch, was Vinterbergs Film letztlich fehlt. An engagierten schauspielerischen Leistungen mangelt es nämlich nicht.[...]

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                      • 5

                        "[...]Für Fans der schnellen Gänsehaut und Schocks gibt es ohne Zweifel bedrohlich umgesetzte Szenen zu begutachten, die aber am Ende auch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass „Citadel“ letztlich nichts anderes als ein handwerklich gut gemachter Reißer ohne Langzeit- oder Tiefenwirkung ist.[...]"

                        Da die Linkfunktion aus irgendwelchen Gründen momentan nicht funktioniert - hier geht's zur Vollkritik: http://www.filmfutter.com/citadel/

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                        • 1 .5

                          "Es ist die pure Freude an dem Brechen von Körpern und der Zerstörung von Leben, ein Zelebrieren von Gewalt, das an die extatische Darstellung von Sex in Pornos erinnert. Ein waschechter Gewaltporno. Wer genau das sucht, kann diesen Text aus seinem Gedächtnis streichen und direkt zur Tat der Sichtung schreiten. Kein wahrer Nervenkitzel, keine dichte Stimmung, keine Tragik im Inneren der Geschichte, keine Mythologie hinter dem Grauen, keine ironische Brechung erwarten einen hier – nur Gewalt in ihrer zynischten Ausprägung; gepaart mit Adrenalin, bedingt durch Lautstärke und halsbrecherisches Tempo.[...]
                          „The Collection“ sollte wohl einfach auf niedrigstem Niveau unterhalten. Auf der Strecke bleiben dabei solche Zuschauer, die zumindest etwas mehr als diese sadistische Schlachtfabrik beansprucht haben, und der solide Vorgänger."

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                          • Großartiges Video! Vor allem die Fragen am Ende sind es wert, gestellt zu werden. Natürlich sollte Spaß und Unterhaltung nicht aus den heutigen Filmen verdrängt werden - aber warum ist es heute denn so "cool", sich gänzlich dem Status Quo hinzugeben und sich 90 Minuten lang unerträglichen DVD-Trash der Sorte "Poolboy" und Konsorten anzuschauen? Findet man das wirklich gut, oder möchte man nur "dazugehören", ernsthafte Auseinandersetzungen mit dem Medium direkt unter einem Müllberg begraben und Zuschauer verspotten, die ein wenig mehr unter der Oberfläche suchen?

                            Und dass der Schwenk in die völlig andere Richtung nicht der beste sein kann, zeigt diese Auswahl weitgehend ganz schön. Ich musste bei der "The House at the End of the Street"-Besprechung daran denken, wie gut doch damals Joe Dantes "Meine teuflischen Nachbarn" funktioniert hat, auch wenn dieser zu guter Letzt ebenfalls ein Genrefinale anhängen wollte (musste?).

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                            • 7
                              über Flight

                              "[...]Zemeckis serviert uns keinen leichtverdaulichen Kinospaß, sondern lässt uns an einer kraftvollen Charakterstudie teilhaben – so häufig bekommt man in der heutigen Filmlandschaft keinen solch ambivalenten Protagonisten geboten, der eine ganze Bandbreite an Emotionen auf uns abfeuert und mit dem man bis zum Schluss um seine Erlösung kämpft. „Flight“ verfügt über klare Stärken, aber auch über vor allem eine definitive Schwäche: Seine nahezu epische Laufzeit von 138 Minuten, die sich leider inhaltlich nicht vollständig begründen lässt und zum Teil überflüssigem Ballast geschuldet ist – wie etwa John Goodmans Figur, die Whip mit Drogen und anderen „notwendigen“ Dingen versorgt.[...]

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                              • 1

                                "Krieg ist geil! – zumindest in Dan Bradleys peinlichem Remake des ’84er Actioners Red Dawn spricht nichts gegen einen zünftigen Kampf gegen die bösen Nordkoreaner, die mal eben am hellichten Tag die USA besetzt haben. Das Militär und die Erwachsenen sind offensichtlich machtlos und/oder blöd, also müssen Chris Hemsworth und der Nachwuchs ein wenig mit dicken Wummen herumspielen – und die Kids beweisen durchaus Talent für’s blutleere Töten. Wäre die Botschaft des Werkes nicht so überaus grenzwertig, könnte man fast schon laut über diesen ranzigen Filmkäse lachen. Wie gesagt: Fast."

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                                • 9 .5

                                  "Mit einem bescheidenen Budget von etwa 1,8 Millionen US-Dollar, einer 16mm-Kamera und Laiendarstellern gelingt dem Newcomer Benh Zeitlin ein kleines Wunderwerk: Sein Beasts Of The Southern Wild strotzt vor Energie und Einfallsreichtum, entführt einen in seine eigentümliche Welt und nimmt einen mit auf eine abenteuerliche Reise. Im Zentrum steht die Sechsjährige Hushpuppy, die nach der Erkrankung ihres Vaters und der Überflutung ihrer Heimat furchterregenden Monstern in die Augen blicken muss. Wer nun ein Fantasyepos oder einen Horrorschocker erwartet, liegt damit falsch: Dieser Film handelt davon, seinen Ängsten zu widerstehen und Verantwortung zu übernehmen. Wie Zeitlin hier seine Botschaft vermittelt, ist schlicht wunderschön und inspirierend. Auf seine Folgearbeit darf man bereits gespannt sein. Eine absolute Entdeckung ist übrigens die junge Hauptdarstellerin Quvenzhané Wallis."

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                                  • 9

                                    "Es soll eine Geschichte sein, die einen an die Existenz Gottes glauben lässt: In Ang Lees Romanadaption erzählt der Inder Pi diese einem erstaunten Zuhörer. Nur soll sie sich am Ende wirklich als wahr herausstellen? Im Kern geht es vielleicht um das, was wir Menschen selbst aus unseren Erfahrungen machen – wie wir Geschichten erschaffen, durch die wir unsere Seele retten. Es ist auch ein fantastisches Abenteuer, ja, aber selbst in der atemberaubenden 3D-Gestaltung steckt mehr als bloße Trickserei um ihrer selbst willen. Wir bekommen ein Gefühl für den Raum, in dem sich das mitreißende wie wundersame Drama zuträgt – auf einer Ebene zwischen einer schwarzen, undurchdringlichen Tiefe und der Unfassbarkeit des Himmels."

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                                    • 8 .5

                                      "Ein Herz für Zombiehunde: Tim Burtons Stop Motion-Kinoadaption seines eigenen Kurzfilms von 1984 entpuppt sich als teils spaßiges, teils rührendes Abenteuer, das sich aber nicht unbedingt für die gesamte Familie eignet. Denn tatsächlich gibt es hier neben mannigfaltigen Genreanspielungen kleine – aber echte! – Horroreinlagen zu entdecken, die für die wirklich jungen Zuschauer bereits zu viel des Guten sein könnten. Das morbide Trickfest hat sich zumindest bei mir gegen harte Animationskonkurrenten wie Merida – Legende der Highlands und Ralph reicht’s durchgesetzt."

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                                      • 9
                                        über Lincoln

                                        "In Steven Spielbergs Historiendrama wird der größte Kampf nicht mit Gewehren auf dem Schlachtfeld ausgetragen, sondern findet in den Hinterzimmern des Weißen Hauses statt, in welchen der 16. Präsident der Vereinigten Staaten mit vollem Einsatz gegen die Sklaverei antritt. Der zweifache Oscar-Preisträger Daniel Day-Lewis geht in der Titelrolle völlig auf, während das insgesamt starke Ensemble aus u.a. Sally Field, David Strathairn, Joseph Gordon-Levitt und Tommy Lee Jones dem Werk den letzten Schliff verpasst. Nein, hier zählt nicht das Spektakel, sondern das Thema – ein packend erzählter und wichtiger Blick zurück in die Geschichte."

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                                        • 8 .5

                                          "Die Kunst des Zitierens hat Q&T noch immer nicht verloren – doch das ist nicht alles, was seinen Frontalangriff auf den Italowestern so unwiderstehlich macht: Im Mittelpunkt stehen natürlich wieder die Schauspieler, die der Kultregisseur mit seinen knackigen Dialogen erneut zum Äußersten treibt. Christoph Waltz ist herausragend wie eh und je, Foxx findet zu alter Stärke zurück und Leonardo diCaprio glänzt in seiner ungewöhnlichen Rolle als fieser Sklaventreiber. Für Anhänger der früheren Genrewerke gibt es einen markanten Gastauftritt von Original-”Django” Franco Nero und Klänge von u.a. Riz Ortolani und Ennio Morricone. Was aber noch viel wichtiger ist: Im Gegensatz zum streckenweise arg zähen Inglourious Basterds macht dieser “Tarantino” einfach wieder verdammt viel Spaß!"

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                                          • Nicht dass ich jetzt dick in eure Diskussion einsteigen möchte, aber mal ehrlich: Eine Enttäuschung setzt immer eine Erwartung voraus ... was habt ihr denn bitte ernsthaft von einem Film wie Battleship erwartet, dass er die Bezeichnung "Enttäuschung" verdient hat? Oder von Zorn der Titanen? ;-)

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                                            • 7 .5

                                              "[...]„The Sessions“ bietet trotz seiner episodenhaften Erzählweise genug Stoff, von dem man sich auffangen und inspirieren lassen kann. Es ist ein teils melancholischer, teils schöner, teils trauriger und in erster Linie rührender Film, der ein Stück eines kraftvollen Menschen durch kraftvolle Performances wieder zum Leben erweckt. So etwas sieht man gern.[...]"

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                                              • 5 .5

                                                "[...]Handwerklich ist Bayona ein durchaus begabter Regisseur, der zumindest noch in dem Vorgänger das Drama gut mit der klassischen Geisterstory verweben konnte. Hier wusste er offenbar nicht viel mit dem Stoff anzufangen. Letztlich lebt das Werk von seiner beklemmenden Tsunamisequenz, der durchweg starken Naomi Watts-Performance und einigen bewegenden Spitzen (ein Telefonanruf McGregors nach der Katastrophe etwa). Dazwischen gibt es viel Standardprozedere, aber nichts, was einem nachhaltig zu Herzen geht. Und vor allem das ist schade."

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                                                • 9 .5

                                                  "[...]„Zero Dark Thirty“ ist nicht „The Hurt Locker Teil 2“. Bigelow und Boal versprechen uns zwar keine Dokumentation, aber die permanente Spannung in dem brisanten Thriller basiert nicht auf lautem Gewehrfeuer oder fatalen Sprengsätzen, sondern auf der geschickten Mischung aus Fakten und Fiktion. Wir kennen den Beginn der Geschichte, ihr Ende in Abbottabad am 2. Mai 2011 und möglicherweise einige Zwischenstationen. Wie jedoch die Operation ihren Lauf nahm und zu ihrem Resultat führte, das bringt uns das Werk auf fesselnde Weise nahe.[...]Wer sich nur Action erhofft hat, den wird die komplexe Arbeit bis zur letzten halben Stunde bitter enttäuschen. Oscar-Preisträgerin Bigelow lässt uns auch den Frust ihrer Protagonistin spüren, wenn diese auf der Stelle tritt und das Ende nur von einem schnöden Ok abhängt. Zum Schluss verlassen wir Maya, schauen ihr zu, wie sie erwartungsvoll zwei Navy SEAL-Teams zu ihrem großen Einsatz aufbrechen lässt. Wer sich nicht schon zuvor mit seinen Händen im Kinositz festgekrallt hat, wird das spätestens dann nachholen. Der brodelnde Soundtrack von Alexandre Desplat („Argo“) begleitet Greig Frasers flexible Kamera, die direkt an den Männern zu kleben scheint. Man wird bis zur letzten Minute nicht aufatmen, auch wenn der Ausgang schon feststeht.[...]"

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                                                  • 9

                                                    "[...]In „The Master“ werden die Gesichter der Protagonisten zu Landschaften, in deren Tiefe man sich verlieren kann. Die Figuren sind der Schlüssel zu der enigmatischen Arbeit: So einfach, wie die Geschichte auf den ersten Blick sein mag, so viele Assoziationen gibt es darunter herzustellen.[...]
                                                    Wir erhalten nahezu keine Informationen über Lancaster Dodd und nur ein kleines Stück von Freddie Quells Vergangenheit. Beide Charaktere stehen für etwas – Freddie für das Ungezügelte und Animalische; Dodd für das Geistige und Kontrollierende. Ein Ungleichgewicht zwischen zwei gänzlich konträren Positionen. Beide strecken ihre Hände nach einander aus, aber sollen sie sich am Ende in der Mitte begegnen? Keiner der beiden kann als wirklich sympathische Persönlichkeit bezeichnet werden, eine Annäherung findet eher auf einer anderen Ebene statt: Vielleicht kann man sich mit der quälenden Unruhe in Freddies Inneren identifizieren, mit dessen Verlangen nach Frieden und einem Platz in der Welt.[...]
                                                    Vermutlich lässt Paul Thomas Anderson das Publikum hier hungriger als bei seinen Vorgängern zurück. Allerdings ist Befriedigung vielleicht nicht das, was er mit dem spürbar getriebenen „The Master“ letztlich erreichen wollte. Vielleicht ist die Suche bereits das Ziel, vielleicht muss man am Ende nicht jedes Teil einem festen Platz zuweisen können. Sicher ist, dass der Regisseur hier einen gewagten Befreiungsschlag von den hohen Erwartungen nach „There Will Be Blood“ vorgelegt hat. Dies ist ein polarisierender Brocken, den man eigentlich nur lieben oder ablehnen kann. Für mich zählt das Werk zu den bemerkenswertesten und faszinierendsten Produktionen des ausklingenden Kinojahres – es hat mich noch immer in seinem mysteriösen Bann und lässt mich nicht los.[...]"

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