craax - Kommentare

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  • der "weltweite" (kommerzielle) Erfolg verdankt sich v.a. dem in China. - Kein Wunder, voll auf Linie: staatstragender Ultra-Patriotismus-Unsinn. Kitzliger Heldentod fällt umso leichter, je mehr eine Erfindung für aus Prinzip Unsterbliche er zu sein scheint. Passsiert (aus seriendramaturgischen Gründen) doch ein klitzekleines Malheur hier&da, steht eine allfällig beliebte Wiederauferstehungsmaschine von den Toten gleich doppelmoppelig im Duo-Tandem unkompliziert um die Ecke zur Verfügung (etwa wie abends eine Pizza zu bestellen) / koppelbar mit einer das Vergnügen steigender Blues-Brothers-Erklärung im Tunnel, warum noch mal es genauer unmöglich war, sich vorher zu melden: die Telefone waren leider noch nicht erfunden, die Satelitenfirma hat pleite gemacht, der Bieftaubenverschlags-Schlüssel 'verlegt, die Schwiegermutter des Postboten hatte Durchfall, der Sprit war alle, die Lokführer im Streik- ... - Wer blutrosa'getunkt'-gefärbte Scheuklappen-Brillen mag : kommt hier voll auf seine leicht untererhältlichen Kosten. Tut viel zu ernst. Ist eigentlich nur comedy: Bluff. Das Dicke Brett des Drehbuchschreibers hatte ungefähr DIN-A-4-Format; war auch unschwerer (mit dem Popelfinger) zu durchbohren.

    Das Beste an koreanischen Serien ist gemeinhin ihr bewusst unschuldig gehaltener Naiv-Charme. Sie bieten gern+ mit Absicht (und Können) ihre freiwillig kindliche Niederschwelle-Perspektive an, und die Welt liebt's auch (und hat Recht damit). Den Charme etc. kannste hier getrost knicken. Viel Unschuld /außer den unbedarften, wie immer ausgesucht makellosen Nachwuchs-Darstellern - gibts hier nicht. Diese Serie ist bemerkenswert unreif ernstabsichtlich erklärt, ohne allfällig koreanische Serien-Spurenelemente eines selbstkritischen ironischen& persiflierenden Zwinker-Moments. Insofern passt sie bestens in derzeitige tragische offizielle chinesische Agenda (s.o.). Müßte eigentlich säckeweise staatliche Agenda-Filmpreise abräumen. So woll'n wir unser Publikum zukünftig vor-einjustieren (wenn sie's mit sich machen lassen wollen). Ich jedenfalls will nicht. Ich fürchte eine Welt in der auch nur mehrere viele zu sagen behaupten : super Serie! - da ist (echter) Krieg nicht weit, wer will noch mal, wer hat nicht längst : oder noch nie gehabt bekommen : die Schnauze voll: bestens : hier gibt's Nachschlag billig. Plus kostenloser Wiederauferstehung. Wer's glaubt wird selig. Für die nicht ganz so Hellen. Mit fix'agilen 10.000 Volt im Bizeps; auch wohl Glühbirne; aber ohne nirgends passendes Schraubgewinde, Loch nicht gefunden. Verflixt : verkohlt! Man sollte denken, die Anthropomorphen hätten irgendwann doch endlich genug; doch offenbar doch nie. Es macht ihnen, hübsch dekoriert von's Neue angerichtet oder abgerichtet, jedesmal wieder höchst angeregt zappliges schwärmerisches Vergnügen. Wie aufregend! wie ent-spannend! -wie hübsch'erbar! - wie lieblich anzuschauen, die jungen Gespiel'innen ...& jeden Morgen steht zum dreimalig letzten Hype-Hahnenschrei schlicht ein(e) Neue(r) Dumme(r) auf /& baut Druck auf auf den Rest : ist ja nicht so, dass die Schlichten (pauperes spiritu) eine nur-eigene Welt isolationistisch bewohnen. Na dann lasst's alle Entourage mal hyperromantisch mit-teilhabe-schmecken: wie's aufgetischt &frisch angerichtet wird! -und jetzt im Chor: lädt der Fuchs nicht allein das Schaf/ sonder gleich die ganze Herde zum ausgelassenen gemeinsamen Mahlzeit-Feiern ein ... und die sagt begeistert freudig zu : beste Unterhaltungs-Runde + kulinarische Selbstereignisse garantiert! Mit Leucht-Soße!

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    ((Tip wie's besser geht (auf koreanisch) : 'Mr. Sunshine' ))

    • beim Kürzen wären mit Sicherheit die zauberhaften Naturszenen rausgeflogen + der BummPeng-Rotz wär voller überflüssiger Länge mitsamt feststehendem erwartbaren Ende stehengeblieben;
      willste' in echt- ?

      sieh es lieber so 'Yves : die überlangen unterkomplex gestrickten 3 Stunden ( /völlig zutreffend!) ...sind der Kaufpreis dafür, dass du die 3/4 Kern-Stunde dankenswerter Weise mit-oder-haupt-ansehen durftest, die den Film NICHT beliebig austauschbar macht! - In der Überlänge steckt vermutlich obendrauf extra genau präzise exakt das Lohnende /
      ?

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      • Danke Steve Carrell! das TeBuddygrillen mit J. Malcovich, der lange nicht mehr so schön subtil hinterrücks anspruchsvoll in einem DreamTeam reihenweise Heilige Kühe wennnicht schlachtet (so etwas Brutales kommt nicht in Frage) aber literweise zur Ader lässt, dass es spritzt. Bissig wie Dracula. Schneidige Militärs, Kongressanhörungen, Rang-eleien unter neidischen Kollegkonkurrenten, Mittelschichthausfrauen mit schrecklich dunkler Vergangenheit, 40 Jahre Knast worth' (& einmal wäre es wirklich fast zu einer gespannt sein dürfenden Aufklärung gekommen) ... das alles ist tatsächlich subtil, persiflage, staatsbürgerpflicht-hochkorrosiv, anarcho-patriotisch, und alles andere als Das, was Tom Cruise in TopGun-Nachfolge soeben wiederaufwärmt. Jeder, der aktuell mit einer Überdosis Über-jagd-fliegeradrenalin aus dem cruise-crash-crunchkino kommt und spürt, dringend irgendjemand abschlachten zu müssen für einen rückgepegelten instinktsteuer- Hormonhaushalt, und schleunigst ein Vernunftrückkopplungs-Antidot gegen zuviel rückenmark-rot--weiß-blaues Flaggengewehe vorm wolkenlos militaristischen Paradieshimmelsgedröhn kommt, sollte ein paar ent-larvende Folgen dieser (vor allem der noch so richtig mutig bissigen ersten) Staffel/n zu sich nehmen. Danach weißt du wieder, aus welchen gute Gründen Du nie zum Paradestechschrittschreiten wolltest (wenndenn sie dich uniform hätten gebrauchen/ statt hier doch eher ausräucher"bombe"radieren wollewürden). -VOLTAIRE, der selbst gern schmunzelte (siehe Houdon), hätte zumeist alles, vermute ich, an solchen Serientätern, wenn auch nicht vornehmlich französisch (zu erwachsen) wirkenden, gefallen. - ABER eine Einschränkung : du darfst NIE auf keinen Fall, auf KEINEN FALL , ein Blitzg'scheitmerker sein ! (eher wie der wachestehende, ausweisverlangende Typ) - sonst funktioniert's wohl nicht.

        Danke Steve Carrell. Danke, John Malcovich. Und wie's so ist : &das GANZE Team...! gute Arbeit. Schade, dass SchlussFail ist. TopGun toppt, ebenheute, hier. Fremdeln zählt nicht mehr, die Zeiten ändern sich, wir brauchen alsbald wieder knallharte entschieden resolute Leute mit einem echt fixierten makellosen Geradeausblick- Standing,- und nicht so etwas Weichgekochtes "witzig" sein Sollendes wie dies hier. Stillgestanden,- wegtreten! In die Tonne. Welche auch nur eine fliegende Kiste ist. So endet s schlicht oft. Und das hier ist nicht schlicht. So endet's. Auch wohl vorkommend, in GroßSpäter. Wenn-, - ja, -wenn - - solche Serien nicht immer kreuz&quer in die Suppe zu spucken versuchten, und besonders gemein ist, wenn sie's, vermutlich vergebliche Liebesmüh', mit Lachen (oder noch effektiefer wirksam: mit SCHMUNZEL !) versuchen. Fragt die eine Blondine die andere: na wie war dein Wochenende? - antwortet sie: Na ja, bekannt solche Typen : er hat jeden Trick versucht - und ALLE haben hingehauen!
        Verstanden? - Wegtreten. -WAS MACHEN SIE NOCH HIER ?! -

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          craax 16.05.2021, 22:46 Geändert 16.05.2021, 22:50

          dänischer Gothic...? geht das, aus dem endlosen Flachland von'zwischen Horizont zu Horizont - eine Tim Burton'sche Skurrilwelt von Edwards Gruftschloß und TerryGilliam/ J.P.Jeunet-Kafkaesken Paralellwelten zu zaubern? - doch das geht. Jedenfalls in den dänischen Visionen von Anders Thomas Jensen,- mithilfe der Unterstützung der Filmfamilie von gewohnt Üblichen Verdächtigen (Mann, müssen die einen Spaß haben!). Neu hinein-dazugestoßen zur Combo: David Dencik, und er spielt die Rolle vom Erzengel verdammt glaubhaft (obwohl nur zu 7,1% Eule).

          Aus Dänemark, dem eher betulich-beschaulichen Postkartenidyll von Egon Olson, eine solche märchenveritable Horror-Landscape umzugestalten gelingen,- wenn auch mit unendlich hoffnungsvollem Goodwill-Kurvekratzen eines unmöglichen Wunder-Finals oder -Fanals wie in Adam's Äpfel oder anderweitigen dänischen Delikatessen,- das will schon etwas heißen. Wer's nicht glauben fühlen hören will, wie das im Einzelnen gehen können soll : der muss seinen leibhaftigen von darwinistischen Rankünen verliehenen Finger eben selbst in die Wunde legen und mit eigenen Augen überzeugen sehen lernen.

          A.T. Jensen hat sich damit jedenfalls, /einem DRITTEN nun keineswegs mehr :Zufallstreffer, kein One-Hit-Wonder,-/ endgültig in die Riege weltweit gültiger phantasmagorgischer Menschheitsbrüderverbesserungs(des)illusionisten ebenbürtig eingereiht: wie oben gelistet, - von gleich zu gleich, Hasenscharte zu Hasenscharte-Anglitz. Ich bin betört! - und wieder ist ein Wunder, der letztendlichen Versöhnung mit darwinistischen Existenzzwängen, passiert, und ein lebenswertwürdiger Kompromiß gelungen gefeuerwerkt eingegangen. Da ist es doch egal, ob Filius (Schlusszene) Mäusebarthaare mit in die gemeinsame Erbmasse einjuxt! Solange die Klopapierrolle weiterreicht, ist noch nicht abgewickelte Hoffnung da!

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          • von 1923 / figuriert i d Filmgeschichte als erster (so seltsam uns das heute anmutet) >Realfilm< und Film-Drama (wo sonst Slapstick herrschte). Traut sich sogar ohne Happyendkitsch auszukommen. Angedeutetes entschärftes Courtisanenmilieu mit angedeuteter Nacktszene,- spielt deswegen puritanophob verlegt ins dekadente Europa (Paris), wurde in Teilen Amerikas trotzdem verboten, und floppte,- um nur später Anerkennung zu erfahren. Chaplin drehte den Lang-Film, nach seiner Erfahrung, tatsächlich noch in chronologischer Szenen-Reihenfolge,- also (herstellungsluxuriösbequemer) "Echtzeit". 'Konnte er sich leisten, als Writer (trotzdem ohne echtes "Drehbuch"=> aus ausgedehntem inneren Vorbereitungsdetail), Produzent, Regisseur, & - Filmstudio-Inhaber. Kam der künstlerischen Authentizität zugute, weil alle die beabsichtigte Themenentwicklung im Lauf des Jahres, die die Herstellungs(-Dreh)arbeiten annähernd dauerten, mit-nachvollziehen & miteinander ausprägen u darstellen konnten. Chaplin war als Regisseur hypergenau, mitarbeiterfreundlich (anders als bei >Gräfin von Hongkong<) & detailversessen. Jede Szene war, anders als in früherer Filmgeschichte voller Improvisationen & oftmals entwicklungs-sogar-endes-offener Zufallscomik bisher, - bis in überwiegende Einzelheit beabsichtigt +durchgeplant. Zurückhaltendes Make-Up, "natürliche Verhaltensweisen" ohne Übertreibungen und groteske Intensivierung (aber immer noch "Unschuld" / erscheint uns heute gern als 'Rührseligkeit'). Also alles in allem: die Ur-Keimzelle des 'alltagsgerechten' Echtfilms (trotz zeittypischen Pappkulissen und, da ja, übertriebener UpperClass-Milieuverortung, aber nur in äußerlicher >Kulisse<). Die Menschen sollen echt sein und können's auch, wenn auch noch auf sehr elementar rudimentärer Ebene, quasi >Nibelungen< statt Tolstoj geschweige denn Dostojewski, für heutige Verhältnisse >kindlich< unsubtil : aber im Grunde bleibt der Mensch, und seine Zu-&Ab-Neigungen, seit Jahrtausenden stets doch immer der nämliche- , und wer willig ist, Ansprüche an künstlich später zugefügte und nur heraufdressierte "Ausdrucksmanierismen" zugunsten basaler Echtheit hintan zustellen, bekommt womöglich ein merkwürdig echtes, ganz seltsam simples-, aber fremdelnd nachvollziehbares Film-Gefühlsdrama. Übrigens ein relativ gültiges Frauenstandpunkts-Drama. Männer kommen eher nicht gut durch (der für echte abgehärtete Frauen-Tragöde zu weiche Liebhaber, der reiche Junggesellen-Zyniker, der sich ein Liebchen leistet, das ihre Eigenständigkeit nie aufgibt und sich nichtsdestotrotz nicht kaufen lässt, die reiche (ältliche) Junggesellin, die andersherum einen offensichtlich prostituierten männlich ausgehaltenen Giggolo sich hält - alles in allem ist nur die wie auch immer einzeln verirrte Liebe echt, und die ist nicht von dieser Welt für die Ewigkeit gedacht - selbst wenn eine Frau ganz unkonservativ wagt von Kindern zu träumen. Nur einen Witz erlaubt sich Chaplin, wenn der "Vater" kommt ; .

            Natürlich ist klar: alle mögen Charlie selbst am liebsten. Aber der Film hat für später seine Meriten. Nun ja; vielleicht war es unausweichlich.
            Aber Chaplin ist deswegen immer noch eine große Nummer, weil er nie (in seinen besten*) NUR reiner Slapstick ausschließlich war. Und dies andere, das seinen Filmen die zweite große (notwendige) Quintessenz verleiht (für's Unsterbliche), das Menschlich Gültige, darf hier in Nuce - zum solo'ersten Mal - erscheinen -

            auch wenn ihm die zweite große Komponente dafür, das *charlie'neske eben, abgeht. Sagen wir so : NUR mittels dieses einen Films, wenn es nicht Goldrausch, Lichter d Großstadt, Moderne Zeiten, den Großen Diktator, Rampenlicht ... gäbe,- würden wir heute nicht von Chaplin reden. Bedeutung hin oder her. Oder : Lachen funktioniert auf Dauer eben doch besser, als bloß zu denken leicht gewagt ist.

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              craax 16.05.2021, 13:17 Geändert 16.05.2021, 13:24

              mMn genauso gut wie die Erste Staffel

              köstlich komisch hintergründig wie Ep. >3 Robots< : die Alte Frau + Schoßhündchen vs. wildgewordenem Haushaltsstaubsauger ..." bis jede Spur ihrer DNA vom Planeten getilgt ist..." Spannungsbogen von >Desperate Housewifes< bis Roadmovie
              >Eis< /optisch ähnlich >Zimba Blue< : Mensch auf ewiger Suche nach persönlichem Alleinstellungsmerkmal, trotz-in Gemeinschaft

              >Jäger und Gejagte<:

              >Snow in der Wüste<: resignierter Candide bei der Sisyphos-Arbeit des Teufel-Schippe-Springens, aber es lohnt sich am Ende! doch

              >Im Hohen Gras<: die Echternacher Springprozession (zwei vor, einer zurück) des aufklärerischen Fortschritts, wo "immer an derselben Stelle" stets erneut sowas wie Nazi-Episodenrückschläge den zivilsatorischen Reisenden erreichen, und, wenn er Glück hat (man fragt sich schon wieso angemessen des dümmlichen Verhaltens), noch mal so eben gerade davonkommt; übrigens hätte der wissende Schaffner ja mal auch ein Wörtchen sagen können, trotz "glaubt man nicht" : man kann ja schon den Mund aufmachen, angesichts dessen, was man sieht ; obwohl, wie ich aus sicherer Quelle weiß, 's niemand hören oder gesagt bekommen mag, stimmt

              >Bescherung<: Weihnachts-Persiflage, Wasser auf die Mühlen aller echter Weihnachtskitsch-Hasser, da ist 'Die Hard #I + #II' als obligatorischer Wintersonnenwende-Festfilm wie Freunde von mir es jedes Jahr wieder halten, nichts dagegen - als bloß harmloser Spaß in Staffel 2 die am wenigsten tiefsinnigste, aber launige Folge (FALLS man, wie gesagt, Weihn. instinktiv NICHT mag, wie ich)

              >Rettungskapsel<: eine handelsübliche Abpackung Terminator, mäßig originell (darin von Ep.1 >Autom. Kundenservice< meilenweit abgehängt mMn), aber die wenig anspruchsvollen Liebhaber von erwartungsgemäßer Thriller-Kost solide + optisch (wie in generell JEDER Episode) hervorragend bedient (gelungenes 'worldbuilding' hat ja jedesmal auch was /über sich selbst Hinausweisendes);

              >Der ertrunkene Riese<: die äußerlich unspektakulärste, aber innerlich vielleicht tiefsinnigste Episode für Anhänger klassischer Bildung : Vergänglichkeit, Leistungsexeptionalismus, gesellschaftlicher Nachhall >großer< Gestalten + Geschichts-Bildungsheroen; gibt da vergleichbar ein sinniges Goethe-Persiflat von Arno Schmidt, über die hindernde Dauer des Nachruhms, wo Gestalten allgemeinen Angedenkens durch eben dieses im Fegefeuer-Zwischenstadium festgehalten sind, bevor sie ins ewig-einzig glücklichmachende Nirwana des Nichtseins-Vergessens wieder rück-einkehren dürfen : 'Goethe' ist da einer der großen tristessesten Verlierer, fast ohne jede Chance ; ist aber mMn eher dem NEID von Arno Schmidt zuzuschreiben (der einer der menschlichsten Zwergen-Exemplare war, trotzdem ich liebe sein Talent) ...

              kurz FAZIT : wer denken 'nachspüren mag, ist m. Staffel2 bestens auf Vergleichbarste erneut bedient nein BESCHENKT vollwunderbar! Dutzende miniature wunderbare funkelnde sinnige nährende Bruchstücke einer Großen Konfession wie zuvor!
              wer's nicht mag: kann sich trotzdem auskotzen - merke: im Internet steht auch morgen noch, was du heute dir zusammengereimt/-geschraubt gedacht hast /ohne jegliche Spur Eigen- oder Fremdrücksichtscham, hau's raus, ist doch alles harm'folgenlos, denkst du! (nicht)

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                Tarantino reift. Sein Neunter ist sehr viel weniger Pulp und sehr viel mehr Epos. Der soziopathische Splasherfaktor - "reizvoll" anzusehen aber billig zu haben - ist erheblich reduziert & sogar dramaturgisch nutzbar gemacht 'statt (n)irgendwohin führender konsumabler Selbstzweck zu sein.
                Ganz im Gegenteil : dies überall in diesem Meisterwerk leichte fluffig aufgegangene Spiel der Gedanken & Bezüge & Querverweise (und wie immer randvoll mit cineastischen Zitaten gespickte Filmkunstsoufflee) spielt eben auch souverän mit den unausweichlich historiegewissen Erwartungshaltungen des Zuschauers zu einer grandios subtilen (in aller Übertreibung) ...Wendung am Ende, die keinesfalls nicht einmal gespoilert angedeutet werden darf - wenn denn ein potenzieller Zuschauer vorm Sehen selbst gelänge, Dem (gespoilert werden) glückhaft zu entgehen (gar nicht so leicht, wo überall Revues sich verbreiten).

                Pitt & DiCaprio : ein absolutes Traum- (+ auch -Hollywood-) -Außenseiterpaar - (passend zum Regie-'Außenseiter' Q.T. ). "Außenseiter"? - klar : siehe nur Pitt u DiCaprio : zwei der markantesten Darsteller der letzten Jahrzehnte - z.B. in Bezug auf die perfekt geschäftsmäßig geölt schnurrende Oscarproduktions-Maschinerie. Hier : bringen sie absolute Höchstleistung, perfekt ausgewogen in den regiesseurlichen Gesamteffekt einberechnet. Als z.B. funktionierende Buddie-Systemwelt ; als z.B. Einzelprononciationen: Di Caprio als selbstzweifelnder, dabei talentierter, balancierender, schwankend reizbarer Künstler-Typ, zwischen UPs & Downs fast schon labil lavierend in der kurzfristig Oben-Unten-Spülmaschine von studioprofessionell hergestellten Filmkonsumprodukten; und sein gegründetes (dabei äußerlich haltloses) souveränes Stunt-Double Clive Pitt, fightclub-drahtiger Mittfünziger (geht locker fünfzehn Jahre jünger durch bis auf ein paar wenige Gesichtszüge) ; wie allmählich, gelassener Zug um Zug (des Spielleiters) immer deutlicher präsent wird, dass die >"Hippies"< (das ist allerdings schon 'rechter' mißbräuchlicher Sprachgebrauch, erlaubter wäre generell >freak< zu sagen) - am Ende also an vollgekifft oder lsd-gepimpert den Falschen zur rechten Zeit geraten- haarscharf,- ,- wie das alles ganz suspent im Laufe der Erzählung sich erbaut (standing-Clive & Bruce Lee u das Feuchte im Schritt von Muhamed Ali,- mutiger gelassener Clive auf der Filmkommune-Ranch, aufs Mark gereizter Clive in Propylen auf dem Tauchausflug-Boot m. cheatin'woman, - suspending Clive beim Interview, gasgebender Clive beschleunigt im Auto zwischen allen anderen unterwegs, Clive beim Antenne-Reparieren hop hopp aufs Dach : topfit, Clive und sein(e) Hunde-buddie(e), ohne Seufzer ohne Fiepen, ... all das : ist ein meisterhaftes kalkuliertes tröpfchenweise abgewogenes + zusammenkomponiertes perfektes Portrait zum gelingendem einleuchtenden umstülpenden Wende-Ende hin. Tarantino subtil : das geht. Wer hätte das gedacht. Am Ende, mit etwas Mühe gegeben : geht doch. Tarantino, was hättest du uns für Filme geben können : wärest du nicht zumeist verführt den am billigst ehest zu habenden Teenagerweg unter Außenseiter-Typenschildfirmierung gegangen, sondern hättest die Mühen der Ebene redlich auf dich genommen, - statt bloß spektakulär gewesen zu wollen geseint. Doch immerhin so : hast du einen richtig schönen + stimmungsvollen Film gedreht,- ein wundervolles Zeitportrait : weit über Hollywood Ende der Sechziger hinaus : eine universelle tragicomedia humana. Und mit ein bißchen weniger Splasher-Effekt zuletzt hätt's immer noch prächtig funktioniert : aber ich sehe schon, warum & was dich am optischen Flammenwerfer reizt. Bist eben Tarantino; aber selbst das entwickelt sich, wenn man - in dem Metier - immer noch am Leben& währendem Wandel geblieben gelungen zu sein eine wahre Kunst ist.

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                • craax 08.03.2020, 17:50 Geändert 08.03.2020, 18:17

                  Elser ist seit den Achtzigern einer meiner Helden. Anfangs durch Brandauer (damals) genauer auf ihn aufmerksam geworden : der hat allerdings Dämme gebrochen, weil zu DER Zeit : verfing (immer) noch die Gestapo-Strategie, Elser nicht als einen Widerstandskämpfer, sondern als einen fehlschlagsgeplantbeabsichtigten V-Mann der ihren, darzustellen (um das Volk hinter Hitler im beginnenden Weltkrieg zusammenzuschweißen), so dass bis weit in die Neunziger hinein unter den Hitler-Attentätern E. den denkbar zwiespältig schlechtesten Ruf hatte. Wie glaubwürdig war eigentlich nicht auch die These vom "Einzeltäter" - solchen Attentatsumfangs?! Entsprechend ebenfalls in Nachkriegsdeutschland : war Elser auf beiden Seiten,- mundzugenähten (nur unsuizidalen) Hitler-Anhängern wie -Gegnern, Widerstandskämpfern, weiterhin lange verfemt (und unbekannt). Das ging, weil er ein absoluter Einzelentschlossenener war, keinem Kreis angehörte, der ihn im nachhinein reklamierte, richtigstellte oder akklamierte. Die Familie, auf dem platten Land, schämte sich, & schwieg (und litt, unter dem ramponierten Odeur) (etwas bleibt immer hängen) (und das gewesene Regime hatte lange noch einen gewissen Ruf erst allmählich abzubauen ) ("die Geschichte schreibt immer der Sieger"). Er, G. E., war & blieb eine solitäre Sonder-Ausnahmeerscheinung. Erst seit ca. einem Vierteljahrhundert ordnet man ihn zunehmend, auch in Deutschland, in einen wie von außen höher wahrgenommenen, >objektiven<, vorurteilsferneren, "unleidenschaftlichen", -dafür um so entschieden freundlich zugeneigteren : vorsichtig bejahenden Kontext ein (wie O.Hirschbiegel, Zeitgeist-Schnupperer par excellence, rechtzeitig zur Stelle gemeldet, meriten-preisverdächtig ver-meldet, doch ohne Belang, aufs übliche Schmonzettenhafte reduziert oder um-gebügelt : "entpolitisiert",- ins Sagenhafte verschoben ; vielleicht einfach auch nur der Unfähigkeit geschuldet, emotional unverpackt, unverkopft, unmittelbar - zu (zu) packen). Klammer zu: endlich. - Für mich ist Elser anders : ein (der wenigen vorhanden sein könnenden) Helden; gerade wegen seines Alleingangs, und seiner dauerhaften jahrelang verfolgten zähen Unablässigkeit. Die Akribie der Mühe der ATtentatsausführung geschieht hier nur nebenbei: im Vordergrund ist eine Liebelei, und Dorf-Nazißmus : Weltanschauungunterricht für Platte. Aufbraus-Typen a la Tom Cruise müssen sich weiterhin an Stauffenberg gütlich tun & berauschen. Der war durchaus kurzsichtig zeitgenössischer Nationalist, und volksheroischer Oberschicht-Spontan-Wiedergänger, aber kein nüchtern-unspektakulärer, kühler, Gerechtsame/r der Weltbürger, wie Elser, der früher weiter sah, und HANDELTE ... (!) war.

                  Von daher ärgert mich dieser F - dieser Dings, dieses Machw**, dieses Elaborat. Elser, der echte, ist bei weitem zu schade für diese Art Verwurstung der deutschen seelengeistlosen unbegabten Maschinenpseudoeffektenindustrie, die sich hochgestochen(es) >Deutsches Filmschaffen< ... immer noch in bester Tradition / : doof bis zum Anschlag ... nennt. Schade!

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                  • WTF-
                    wie kommt Tom Hardy in diesen ** ?
                    R.Witherspoon - paßt. C.Pine - - . "Till Schweiger" : sowieso,- wie auf den Phantomschmerz-Leichnam geschneidert. Aber : ... Tom?
                    und dabei nicht einmal eine Jugendsünde. Denn von "2012".

                    Typisches Gift aus Hollywood, zu Unterhaltungszwecken getarnt & hochtoxisch unter jeder harmlosen kein Wässerchen trübenden Oberfläche.
                    Ich weiß schon, "ist doch nur Film". Nee - : ist es eben niemals "nur".

                    & das (frotzelndtotale) Killerkommando im Überwachungsstaat : niemand zuckt. Ist doch soo lustig (wenn man ganz auf der EINEN Seite ist & jedes aber auch wirklich JEDES Identifikationsangebot vorbehaltlos ANNIMMT ) (schon weil es ein Angebot umsonst& draußen gratis freibier ist?) (Warum sonst? warum sonst bloß? Warum machen die Leute das? verhalten sich so? sind sie wirklich so - !? . )-.
                    Tja. Also nur der übliche traurige Sche**Dreck. Und Tja : den meisten (Bewertungen!) gefällt's.

                    ... ach Tom ...

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                      • 8 .5

                        auf mp gibt's nur eins dazu zu sagen :

                        in ein paar Jahren, wenn der Staub sich gelegt hat, und alle die, die ein weiteres vom Gleichen immer wieder & noch einmal & unverändert woll(t)en,

                        dann nicht mehr (das Erste) Sagen haben, sondern genug Verdauungsfrist verstrichen,
                        damit sich rumspricht, was denn jetzt DAS eigenständig Nährvollwertiges bedeuten sollte ...

                        DANN wird der Scott-ALIEN/2 - wie der Erste schon -

                        zu gebührenden Ehren sicher gekommen sein. Meine Prognose. Je länger, je besser. 'nuff said.

                        PS der erste ist natürlich untopbarer Kult. Aber bald darauf : dürfen auch die Fort-Spinnereien Platz nehmen. 'Welcome.
                        Und sagen mir, aber das ist Geschmackssache, natürlich, mehr als z.B. ... das pseudo-hypermilitaristische Cameron-Ding, das ja so vielen so ausgezeichnet gefällt (und ich bin Cameron-Fan).
                        Jedem's Seine. Ich hoffe, Scott lässt sich's nicht verdrießen und beschenkt uns (Spätere) alle mit seinen unentmutigt gedanklich-substanziellen reichversorgten Rück-weiterentwicklungen ... f**k off 'mit ein bißchen mehr oder wenigen Horrorshockekel-Momenten, OffTopic, sowieso oder?...
                        hätte Beethoven doch die Zehnte vollendet,- auch ohne großes Brimborium-Gedöns,- quasi ohne Pauken & Trompetenbesatz ... architektonische Raffinesse, bei mundgestopftvoller Klangfülle, reicht.

                        ++ PSS:
                        >Blade Runner< war noch so'n scott'interner ebensogenauer Zuschauerhinsicht-Reinfall ... ganze weilelang ...
                        vielleicht iss'ers ja (noch) gewohnt immer ... woll'n mer's hoffen -

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                        • craax 31.01.2020, 14:49 Geändert 31.01.2020, 15:26

                          >Awakening<, wenn es denn noch käme nach dem BoxOffice, soll ja offensichtlich die Lücke zwischen Prometheus und Covenant schließen. Wer, im Besitz der DVD/Bluray, die reichen EXTRA-Erzähl-Storyerweiterungs-Futures, übrigens bis hin zu ganz ausgedrehten Szenen, genugtu'geschmäcklerisch zur Kenntnis genommen hat, weiß über Noomi Rapace's Scicksal allerdings schon wesentlich Bescheid. Kann selbstredend TROTZDEM interessant werden,- denn andererseits : weiß längst jeder, quasigespoilert, bevor der Film-Vorhang sich überhaupt hebt, das bei seinem Senken alle tot'vernascht sein werden - bis auf die traditionell temporär die Ehre habende >Rip/dley"-Wirtskörper-Rolle. Insofern : könnte es auch >spannend< lohnend sein, Elisabeth Shaw beim gastfreien Bewirten fernbeiwohnende Peepshow-Gesellschaft zu leisten.

                          A'A'ABER: wir haben doch bereits IHRE NACHFOLGE samt Cliffhanger zur Kenntnis bekommen/ genommen.

                          David resp. Ex-Walther, hat sie sanft zur Covenantfortsetzung in Cyroschlaf gewiegt,- und möchte sein existenzielles Experiment gewiss doch gerne fortsetzen siehe Schublade. SCHADE, dass natürlich die Covenant jetzt ihren Kurs z.B. nicht mehr selbsterforschungs-interessanterweise zu den >Konstrukteuren< fortsetzen wird,- da dieses Thema ja Tabula Rasa als ökonomisch unergiebig von Ridley Scott / bzw. i.A. von David abgeräumt wurde,- zugunsten irgend eines story-leer völlig unbesiedelten x-beliebig geeigneten "Siedlungs"planeten. "Gekommen um NICHT zu bleiben",- Kontext sozusagen. Schade. Braucht's jemand? - kann er doch Teil 2'3'4'5... sehennenenen....

                          Derart kann also eigentlich nur ein franchis'ierter "üblicher" >Spannungs<-Alien folgen (was ebensogut/besser ein beliebig anderer krachledener an Ridleys Stelle abhandeln könnte, & WIRD,- too much money...) ... sehr schade, denn die philosophische Exponenten-Verkuppelung "existenzielle Kreatürlichkeitsherausforderung" mit/versus "philosophische Ahnenzukunftskunde" war für mich imho das Spannende und erstmals überhaupt Story-Gleichgewichtige bei höchstselbst-Scotts Eigenfortpflanzung des Ursprungs->Aliens 1<,- //Cameron & Co in Ehren (...darunter gebührend der von mir verehrte JeanPierre Jeunet)//. - Jedoch wie heißt es so schön allgemeinlich : "Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?" - drei eng verquickte Fragen. Alien 1 konnte uns da ganz krass unkonventionell damals konfrontieren,- angesichts der ewig schweigenden Sterne, in denen auch die 2 Extra-Fragen, nach der vordergründig-gebührenden ersten, ahnungsvoll untergründig (für mich) mitschwangen.

                          Prometheus erweitert dieses Frage-Trio ausdrücklich mit Schwung v.a. auf dem ZWEITEN Teilaspekt - das wollten die Zuschauer aber nicht goutieren. So gab's in >Covenant< nur wieder v.a. das übliche >spannungsbetonte< (oder sein-sollende) Zehn-Negerlein- Reduzierspiel (auch wieder nicht zu allgemeinen Plaisir, Gladiatoren-Colosseumskino, gelangweilter Plebs, wo andere gnadenlos umkommen /sollen). - Allerdings ist es 2020 schwer, bei dem längst im >race to the bottom" ganz unten angekommenen Bodenaufschlags-Kontakt "noch jemand überraschend zu schocken",- außerhalb des stumpfen Kettensägenmassaker-Empathielos-Ekelniveaus,- sollte jemand vorhaben, nicht allein auf instinktiv'animale Primitiv-Reaktion zu setzen,- sondern eine >Geschichte< (und gar eine, die lohnt zu erzählen =>also anspruchsvolle=> komplexe)...dazu draufzupacken. Und ich vermute, dass Scott DAS jeden-Falls immer vorhat, wenn er bis zum Regiestuhl heruntergreift.

                          Wie auch immer : soll er doch machen, was er will. Ich folge ihm gern überall hin,- da ich gerade die un-kreatürlichen Aspekte seiner Filme vor allem wahrnehme; den Alien-Ekel gibt's nur gratis obendrauf,- doch nicht als Wichtigstes. Von der Sinngeschichte der Konstrukteure, die erstens die Erde mit UNS bevölkert haben,- zugleich aber (woanders) ein Alien als biologisch-universelle Massenvernichtungs-Extinktionswaffe in petto hielten/halten,- der sie ja leider erzähltechnisch bereits selbst zum Opfer gefallen scheinen,- wäre für mich die metaphorisch weit ergiebigere storyline gewesen,- als nur ein weiteres Spannungsreduktions-Massaker (wie öde).

                          Nun : wird es aber doch höchstwahrscheinlich weitere Kolonie-Planeten, einer derart hochentwickelten Kultur (mehr als nur eine "David"-Kern-City-, -eher Punktuarsiedlung zu nennen als >"Zivilisation" (Plural inhärent.)<, geben. David dürfte also doch nicht ganz "tabula'rasiert" haben. Die Konstrukteure könnten leben. Und auch wenn sie uns Menschen mittlerweile rückerfinden wollen sollten, wie vor-gezeigt : könnte doch interessant sein, auch für uns,
                          dich und mich bildschirm-beiwohnende Zuschauer, WARUM mit welchem Verbrechen wir den >Göttern< mittlerweile, wohl in unserer Entwicklung oder unserem Verhalten,- solchen Abscheu erregen, dass sie uns, ihre >Schöpfung<, lieber vorziehen rigoros wieder auszulöschen,-

                          unnütz wo wir doch im Begriff scheinen, ihnen jede Mühe abzunehmen ohnehin um das de facto längst höchsteigen zu erledigen,- ohne ihr'er auch nur geringfügigstes Fingerkrümm'-Zutun,- hier & heute emsig hochnotdruckpeinlich fieberhaft dabei, als wäre es uns selbst existenziell furchtbar vorrangig & eilig.

                          Ridley hätte (für mich jedenfalls) bestimmt ein paar interessant bedenklich sein könnende Aspekte bei SOLCHER Selbst-Exploration (intergalaktische Reise ins Innere) beizusteuern.

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                            craax 30.01.2020, 12:07 Geändert 30.01.2020, 12:53

                            kurz vor der Rente überlegten Kernkompetenzler Hayao, Produzent Suzuki und Miteigentümer & Kreativkollege Isao Takahata wie es mit Studio Ghibli weitergehen sollte. Gesucht wurde >die Nachfolge< - womöglich in persona.

                            Wenn Königreiche zur Vererbung anstehen, ist meist ein leiblicher Nachfolger aus eigenem Hause nicht weit. Nicht jeder ist ein Antoninus Pius oder Trajan,- sondern die Regel ist leider eher Marc Aurel (der hat schöne >Selbstbetrachtungen< verfasst). Allerdings hat er auch einen Sohn gezeugt,- im Wohlstand aufgewachsen. Und der hatte - soll nicht selten vorkommen - Bock auf den bald zu verwaisenden Thron. Die Gene machen's? reicht aus?

                            nun hatte Hayao, nach einer zeitigen Anfrage in den 80'igern, bei Frau LeGuin (der Autorin der Fantasy-Romanvorlage), gerade spät aufgrund persönlicher Verdienste & Zutrauen, doch noch die Rechte zum Zeichentrick, Verzeihung, Anime eingestrichen, und saß darauf herum. In dieser Situation dachte man : nun, soll der junge Ehrgeizling, der sich das zutraute, doch in die berühmten Stapfen treten. Und bei Vorstellung des Films im Japan-Kino schlug der auch kurz meteorenmäßig ein - bis sich stante pede herumsprach, dass außer der gewohnten untopbaren Meister-Ghibli-Optik nichts, aber auch gar nichts an die gewohnte Seele eines Ghibli-Produktes, welches von INNEN her lebt, und dem es seinen unaufhaltsamen Siegesaufstieg verdankte,- HIER drin enthalten war. GHIBLI war zu diesem Zeitpunkt : ein Team von mehreren Dutzend eingespielten Zeichnern, den besten (und gutbezahlten) ihrer Art in Japan,- und eines rundum-zur-Produktionsverfügung-stehenden Apparates,- von der Musik-Organisation bis zum Bleistiftanspitzer,- und gefüllt vorgehaltener Teeküche. Das ALLES funktioniert von dem EINEN Punkt (an der Spitze) her, wo EINER diesen rumliegenden Fächer an allseitiger Kompetenz aufnimmt & bündelt - in EINE fokussierende, hochwertige künstlerisch-humane KREATIV-IDEE - dahinter.

                            Damit kann man etwas Ergreifendes wie Takahatas pazifistisches Ideal machen, - wie jene glühwürmchen'elende Geschichte zweier anonymer Kriegswaisen, welche, übrigens als der Krieg bereits (offiziell) "vorbei" ist,- doch nach an seinen anhaltenden Folgen verrecken, vollkommen unschuldig. EINE IDEE-Möglichkeit.
                            ODER man kann damit ein eigenes, sich selbst gehorchendes & erfüllendes Universum schaffen, wie es Hayao mehrfach und unerklärlich und unfassbar gelungen ist - wie der langandauernde Picasso. - "Nausicaä" - "Mononoke" - "Laputa" - "Totoro" - "Chihiro" - "Ponyo" - ... und das ist längst nicht alles : allesamt (und jedesmal humanistische) Wunderwerke des Magiers Miyazaki.

                            ODER man kann endlich, wenn man vor lauter Arbeit irgendwie den Zeit-Anschluss (des eigenen nahen Alters-Endes, im Eifer des Gefechts) verpasst hat,- einfach mal sich zurücklehnen oder eher : total herausnehmen, und das Feld den hufscharrenden Youngstern überlassen, und dabei vornehm entscheiden : ich halte mich da VOLLKOMMEN raus, damit derjenige, der es übernimmt, sein' Nutzen oder Schaden ganz allein(gelassen) selbsterkenntlich zu verantworten hat. So spannte, vorangetrieben, Ghibli die Ghibli-Muskeln an.

                            Herausgekommen ist (in weniger als 1em Jahr) 1 Film in der gewohnten apparatzuverdankenden OPTISCHEN entzückenden und ver-zückenden nahtlosen Ghibli-Qualität. Aber es ist ein wenig (oder ganz schön erschreckend viel) so, wie in jener Monoke-Sequenz, wo der aufstrebenden Hirschgott-Verwandlung der Kopf abgetrennt wird, - und der Rumpf panikmachend das Land schattenüberfallend Amok läuft (bis der Kopf wieder eingefangen zurückerstattet ist).
                            Wieweit das Desaster hier ein gewöhnlicher unspektakulärer Vater-Sohn-Konflikt ist, ist der Außenperspektive unergründlich und geht uns wohl auch als interfamiliär nicht viel an (oder sind wir durch freiwillige Wahlverwandtschaft längst bereits als berechtigtes Familienmitglied zu betrachten wie Owen Wilson in >Royal Tenenbaums<?) . - Das Wenige faktisch feststellbare dazu ist : 1.) der künstlerische Riesen-Reinfall,- nur mühsam verschleiert-&-verdeckt durch das gewohnte reibungs'mühelos couvrierte Ghibli-Outfit; 2.) das völlige Allein-sein oder (im Stich) -gelassen-sein von dem unerfahrenen Neulingssohn Goro, in unverantwortlich verantwortlicher Stellung; beide Alt-Meister haben sich da rausgehalten, Takahata 3.) offensichtlich aus Takt,- und sowieso'iger ganz-Andersartigkeit im Real-Künstlerischen,- und betrachtete dies wohl als eine inner-Miyazakische-Familienangelegenheit, wo es kein oder nicht-noch-mehr kostbares Ghibli-Porzellan zu zerschlagen galt/ durch womöglich unbefugt empfundenes Einmischen; 4.) die besondere Strukturfiguration der recht paternalistisch-asiatischen grundstockkonservativen japanischen Familientradition, die der alt-römischen gleicht, mit allmächtigem Über-Vater (übrigens recht gut zu studieren in einer anderen Ghibli-Version : >Tränen der Erinnerung< (erschütternd FURCHTBARES Titeldeutsch)...), und einer erzwungenen Einpassung ins Gefüge unterm Joch defizitären Individuations-Verzichts...);

                            und schließlich, 5.), also dass danach bis >Mohnblumenberg< Goro vollständig aus der Ghibli-Geschichte wie ausgetilgt stillgelegt ist. Wer hatte den Schaden zu übernehmen? - Ghibli.

                            Nun ist Ghibli Geschichte. Das Team in alle Winde zerstreut. Die begabtesten oder resistentesten Zeichner bei Studio Ponoc,- so einer Art Selbsthilfeorganisation gestrandeter im Stich gelassener Talente (auch wenn Ghibli noch mehrere Jahresgehalte versucht hat weiterhin zu zahlen; ist aber trotzdem eine kaufmännische Bankrotterklärung wie bei Rembrandt).

                            Aber es hat sein Gutes :
                            Ghibli wird für immer Ghibli bleiben. Für Jesus war's mit dem Rom-Prinzeps auch nicht gut, oder Walt Disney, dass das Establishment die verblichenen Überbleibsel auf der Reste-Rampe billig (?Netflix? mh? - ganz schön teuer gewest, was?...) zum verscherbeln und verramschen + gnadenlosen geschäftmäßigen Runterknüppeln plündern darf ... denn

                            sonst hätten wir noch eine ganze Flut solcher - ... ??? - wie >Erdsee< auf uns zurollen zu gewärtigen ...(?) !
                            insofern : doch Glück gehabt, oder ? -
                            Ghibli darf rein sterben 'gestorben sein, und für immer Ghibli bleiben. Als Solches wird es uns in unserer Erinnerung erscheinen : rein, und schön - und unfasslich >gut< - ... von purer Menschlichkeit, in Schönheit, und unglaublicher wandelbarer Kreativität erfüllt - ein Wunder!

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                              craax 29.01.2020, 16:45 Geändert 30.01.2020, 12:42

                              Kinder sind auch nur Menschen
                              Nun könnte man meinen, Kiki sei ein >niedlich-süß(lich)er< "Kinder"-Coming of age-Film. Wird nicht wenige geben, die dies Coming of Age bereits für übertrieben halten,- eher die Ahnung einer Vorstufe dazu. Ich kann mir sogar vorstellen, dass gerade jüngere-frischkonvertierte-, "übergetretene" Neu-Erwachsene es sind, die sich von der soeben mühsam verabschiedeten >Kindlichkeits<-Ebene emotional zu distanzieren vorziehen, um dieses grandiose Denkmal von Rundum-Menschlichkeit nach Gebühr zu unterschätzen.

                              Ghibli, nunmehr (2019) im Begriff, legendären Kult-Sonderstatus zu erlangen (vergl. Netflix aktuell, als Disney+-Booster), verdankt seine mittlerweile Berühmtheit bei Jung & Alt allerdings einer Fähigkeit sondergleichen, MENSCHHEITSTHEMATIKEN anzusprechen + zu bündeln,- oder besser sagen : zu beflügeln? - zu verhexen? - gedörrte Herzen wieder zu betauen, Abgebrühtheit & Härte wieder stein-zu-erweichen,- Zauber & Bänne zu lösen, Festgefahrenes wieder zu gefühls-mobilisieren,- und Träume wie Tote zu erwecken? - und das verdankt es (v.a.) EINEM einmaligen inspirativen Team-Genie der Menschlichkeit : Hayao Miyazaki.
                              (Es könnte interessant sein, dieses Erfolgsgeheimnis auf die Spannungsmagie der Teamwirkung mit dem viel "nüchterneren",- bodenhaftigen ebenso-Künstler & Kreativgenie Isao Takahata abzuklopfen ... ein andermal. Und an dieser Stelle fällig : Miyazaki konnte eben auf die Mit-Wirkung vieler unendlich kreativer versammelter Zeichentalente rückgreifen,- die nun soeben von Brotlosigkeit bedroht >Studio Ponoc< gründen mussten ... weil die geregelte Kreativ-Nachfolge von Seiten der 80-jährigen unterblieb : das ist ein bißchen sträflich bitter, im kapitalistischen Westen zumindest : was Neues. - Wie wär's denn?? mit M. Shinkai,- oder ?Yonobayashi gewesen? - Anime-Talent ist doch in Japan nicht geradewegs aussichtslos findbar!...)

                              >Kiki< enstammt nun der früh-"mittleren" Schaffensperiode des zeitenübersprungshandlungsfähigen (man wird es sehen!) Uralt-Großmeisters.
                              Nach den Einstiegsdrogen-Phasen a la Nausicaä & Schloß im Himmel,- dann DIES bereits um die Nähe von Totoro & Mononoke - ...und bald darauf alsbald die Wunder Chihiro & Wanderndes Schloß, ultimative Klassikergipfel ... überweichend in die Spät-Altersphase & gemächlicher, aber tiefenatmiger Ausklang.

                              Also Kikis : "niedlicher" "Kleiner" Lieferservice : ist das nur harmlos? Junges Gör strampelt sich elternhaus-los frei? - übersteht kleine Selbstfindeversuche-Schwankungen ohne größere Blessur,- und keine ernstzunehmende Schramme unterwegs? - nein, im Gegenteil : Miyazaki legt die Eckpunkte bloß,- von Selbständig-Werdung, und Lösung von Vor-Bildern (das müssen nicht bloß "Eltern" sein) : Eckpunkte von Eingliederung in die Gesellschaft,- aber zugleich : in Selbstvertrauen,- und abgrenzen-bewahrende Eigenständigkeit. Eine Balance von Innen & Außen; Abgrenzung & Zugehörigkeit; Verpflichtung und Berechtigung; Zutrauen & Abverlangen; Pflichterfüllung & Selbstverwirklichung. >Altbackene Normen<? - nö : alltime- goodies. Evergreens. Allround-skills. Und gar nicht mal so leicht : und doch nicht unlösbar schwer. Kehrt immer wieder : und ist doch, in jedem Einzelfall,- ein packender Interesse-Klassiker,- wenn man denn grundsätzlicher : den Menschen, und sein hin-und-herwerfendes Schicksal mag,- und nicht von Misanthropie erwürgend geplagt ist. Wenn immer wieder ein Menschenjacob- mit dem allmächtigen Hüftleiden ringt, angesichts der Jacobs-Leiter, wolke‘wärts (wo Kiki so mühelos sich beispiel-hinerhebt, augenscheinlich-… ),- so sei vermutet :

                              aus welcher umso größeren Distanz,- des Eigen-Vergleichlichen man sich das anbetrachtet : und vergleicht (wenn denn über was-zum-Vergleichen-Überblicklichen man bereits verfügt) : umsomehr universelle Wahrhaftigkeit findet man in diesem >niedlichen harmlosen< Zart-Teenager, dem Absolute-Beginner,- für sich vor,- und kann sagen : Ja, so war es. Und steht zu befürchten oder einzuverständigen, mit einem überwältigten bejahenden Hoffnungs-Lächeln (um nicht Grinsen zu sagen) : „wird es immer sein“ (dann klingt es wie von einem alten Sack/ resp. Säck-in, gell Boomer?).
                              Auch wenn es überflüssig ist: da kenn ich einen, der zog, nach SCHWIERIGER Jugend und einem ganz anderem als Kiki-Elternverhältnis, sowohl zu Papa wie zu Mama, mit einem Hemd auf dem Leib und minimaler Finanz-Unterstützung von „zuHause“ aus … in eine fremde Stadt, kannte niemand. Erlernte was Berufliches. Kein Traumberuf. Harte Brötchen. Früh aufstehen spät zurückkommen. Schwielen, Unbeachtung, Gesichtslosigkeit. Emporkrauchen. Winzige aufskalierende Gewinnerträge, schneckenartig. Viel anonymer Menschenverkehr . Einige siebtropfende Freundschaft, schließlich, zunehmend : ein Kreis, Gesinnter der Gleichen, Helfer, Freunde, Unterstützer, irgendwann. Ankommen. Fremdheit zu Heimat. Von der Pike auf, nicht geschenkt. Kein Vitamin B. Grund-Wahrheit und Bodenkontakt ungeschminkt. Das Brechen der Krume, das zarte Entsprießen : noch ganz durchsichtiges Vanille-Grün. So zart, so verletzlich. So rührend. So köstlich. So unvergleichlich, einmalig : einzigartig,- jedesmal neu, und dann rieseln die Stunden die Tage wie Staub der sich niederlegt: zum Schluss : Beruf Haus Kinder Ehe Alltag Altern Sehen + Vergleichen : Fazit. Es ist so, wie Miyazaki sagt :

                              auch wenn Kiki beim ersten Landeversuch in der neu-fremden Straße auf gar keine Unterstützung oder Aufnahme getroffen wäre (alte Frau, vorm Abwenden, immerhin noch der Satz: „...schön, dass es dir hier gefällt“, -um &weg),- sich entschlossen hätte, es anderswo zu versuchen (was Hayao erzählungs-strafft in berechtigt EINS /,- ...so würde es doch am Ende der von ihm gezeichneten Skizze ähneln : denn irgendwann (hoffentlich!) wäre der/die >Fremde< auf die erste Unterstützung & Freund(schaft)lichkeit irgendwo hier oder woanders gestoßen in solchem Beginn : offene Menschlichkeits-Annahme - & - handreichung. Und was danach folgt : erste Einsatzmöglichkeit, Erwerb - durch Stellen in den gemeinschafts-gesellschaftsnützlichen Dienst. Jeder hat etwas beizutragen für alle : da wir nun mal in einer Dienstleistungs-Arbeitsteilungsgesellschaft leben. Wohl niemand ist unnütz,- und wohl niemand lebt ganz ohne Unterstützung und -Unterstützer. Und wohl jeder schließt irgendwann Freundschaften,- ganz nach Schiller‘s Ode. Wohl jeder, später dann, darf seine Eigen-Geschichte mit der von K. (wie Brechts oder Kafkas Keuner oder #iki H. /wie Hexe) vergleichen : aus minimalen Anfangen erwächst, durch Bekannt-schaft-werdung allmählich eine die Eigen-Nische,- in diesem überwältigenden Ganzen-Tohuwabohu, das wir Sozietät nennen,- und die sich irgendwann um uns und uns in sich schließt & birgt. UND irgendwann unterwegs: stecken wir in der Sinnkrise, im Selbstzweifel, und fragen uns, wie wir , WIR>ich das können können gelingen soll,- weil : man „kann“ es doch nicht, man hat es doch nicht nie nirgends gelernt,- nichts gelernt : wie gelangen wir dorthin, wo scheinbar jemand >ich< das etwa könnte?! -? - das gibt sich, das >Ich< (werde), kein Meister,- wohl aber eine Hexe fällt vom Himmel, der Selbstüberzeugung,- der Überzeugung von sich selbst,- hart zu erarbeiten.

                              Und auch Miyazakis besonderes Kreativen-Rezept verdient Beachtung : wenn es denn einmal festgefahren nicht weitergeht,- einfach : abwarten und nichts-tun (?) (hä? Ja.). Die Fähigkeit, wenn vorhanden, kehrt zurück : die eigene Natur, die eigene Wahrheit unterwegs. Nicht gezwungen : sondern belohnt,- und eventuell mit etwas Nachhilfe : wenn es nicht um einen selbst geht. Das alles ist zutiefst wahr, und klingt verdächtig nach einem Allround-Rezept. Es ist kein Schlürfen einer Belohner-Suppe, während man selbst im Zweifel von vorerst den ewigen Pfannkuchen weich-kaut,- hart wie Stein. Aber später dann (so gehen die Lebenskarrieren überwiegend) : wechselt die Perspektive, statt in die enge und engere Nische hinein, - aus der Nische in das Weitere und die Weite HINAUS - und da ist Raum. Der ist fast so himmelblau, mit weißen Schäfchenwölkchen,- wie der bei Kiki. Und dann kann man … nur nebeneinandersitzen und JAA sagen. Die Malerin hieß übrigens Ursula, und ihr Gemälde (tja Hayao, ein biographischer Quell-Code?) - ...hätte ich gern,- auch bei mir zuhause an der Wand. Gefällt mir. Das wird übrigens besonders be-zeichnet dann, wenn man das kleine Mensch mit offenen aufwärtsgereckten Armen dementgegen bemerkt auf dem Dach-Alkoven neben dem Schornstein zu dem mächtigem Reiter-Duo, von mitziehenden Krähen umschwärmt unter funkelnden Zeichen-Sternen,- und dem GRÖẞENVERHÄLTNIS, von Träumen, und Zuversicht, Aufmerksamkeit schenkt. Und ach ja : Liebe.

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                                craax 25.01.2020, 15:43 Geändert 30.01.2020, 12:50

                                Nachfolgendes enthält gravierende SPOILER!! und soll NICHT VOR dem Film gelesen sein !!

                                zur nach Erscheinen des Films oft in Reflekten aufgetauchten Frage :
                                ob ein >alternatives< pessimistisches Ende / unerkanntes oder unbestätigtes Vorüberlaufen der beiden auf der Treppe nicht eigentlich gedacht gewesen wäre, und M. Shinkai das nur aus Außenanlass (Produzentenbefehl?) verändert hätte : was er ausdrücklich in Abrede stellt : war immer so von Anfang fest geplant &inhärent.
                                _ _ _

                                für mich passt das Ende zwangsläufig, weil Makoto Shinkai in meinen Augen Farbe auf den Vorgang zu legen versucht, warum (heutzutage?) "Das Finden des Seelenpartners" von so vielen (jungen) Menschen als so verdammt schwer fast aussichtslos empfunden wird,- wie eine Odyssee. Was nichts damit zu tun hat, dass man es nicht mit einigem Experiment, an verschiedene Menschen geknüpft, versuchte. Auch Taki startet ja ein solches Untersuchen mit seiner Restaurant-Vorgesetzten. (Merkwürdiger Weise -und Japan ist eine patriarchalische Gesellschaft- darf Mitsuha ja nicht bei einem etwaigen eigenen solchem "Ausprobieren" beobachtet werden,- was der nämlich männlich konkurrierende Sexus ungern klar vor Augen so störend konkretisiert - : "die Männer", die vor einem da waren, verklärend'verkorkstes Jungfrauenideal, immer noch ... ) : .

                                Wenn also dies, die schwierige Suche und das schwierige Gelingen, vom Finden der idealen Partner, ... die eigentliche Metapher und bindende unbewusste Glut von >Your Name< sind, ist natürlich zwangsläufig, dass sich diese Partnerschaft manifestieren MUSS - sonst läuft das Ganze leer, wie ein Warten auf Godot.

                                Allerdings wäre natürlich auf andere Weise ein alternatives Ende konstruierbar : etwa als Bestätigung einer anhaltenden >Quest<, der ewig fortdauernden Suche, mit der Aussicht, "irgendwann" also doch fündig zu werden (zu müssen / in hoffende verborgene Aussicht gestellt). Aber indem die Sehnsucht bereits konkrete Hinweisgesichter, Taki & Mitsuha, verdichtet, hat es also wohl konsequent so zu enden, dass also beispielhaft DIESE beiden, schicksalhaft komplementär zusammenvorherbestimmt,- also auch IHR Kismet pars pro toto verwirklichen -wenn man an realexistierende >ideale< Liebe in echt lebenden berührbaren Paaren von dieser Welt / und nicht nachlegitimierbare Zufallspaarungen glaubt oder glauben möchte. So manches Paar zieht bestimmt vor, ihre Verbindung als tiefer als nur lustvoll gegebene Einwilligung in selbstorganisierenden möglichstoptimierten Biozweck,- der sich eines ' Seelenlebens' gaukelnd bedient,- zu fundieren, einem von hundert/en anderen Bewerber*innen hinlänglich ersetzbar herausgepickt-

                                sondern als eine Art zwingende >Seelenverwandtschaft<, die sich zulaufend manifestieren MUSSTE, und zwar tatsächlich nur (ausschließlich) mit DIESEM gewordenen=> einzig tatsächlich (zuletzt) auserwählten ("gefundenen") Partner. (Und am besten NICHT von ihm/ihr auserwählten-, sondern einer höheren Fügung gehorsamsbestimmten >Wahl<,- die keine war...).

                                Solange sie sich bloß sehnten : in diese Erfüllung hinein, - gingen ja auch alle abwegigen "subjektiven" Blind-Wahlen schief; erst mit dem Außen-Übereinstimmen der "richtigen" vorbestimmten Schicksalsfäden (..."musubi"...) (im Knüpf-Haarband Mitsuhas symbolisch) findet dann erst der Sexus tatsächlich seine Seelengenüge'entsprechung,
                                und seinen "Göttersegen" (von denen/dem ja auch im Kunstwerk einige Rede ist, oben im Kraterheiligtum, der ja auch dann im >Zwielicht" die 3-Jahres-Zeit-Trennschranke einmal kurzfristig (die Dauer dieses tag-nacht-übergänglichen Zwielichts lang) aufzuheben in der Lage ist.

                                Alles in Makoto Shinkais Gleichnis jedoch bestätigt
                                - einerseits die Schwierigkeit, ja im Grunde deren scheinbare Unüberwindlichkeit/ Aussichtslosigkeit der Suche - am typischsten verifiziert in der eigentlich unaufhebbaren Zeitachsen-Verschiebung ihrer "transzendentierten Kontakte" (übrigens da ganz ähnlich wie in >Haus am See< m. S.Bullock/K.Reeves /nachgedreht nach einem übrigens asiatischen Original

                                - andererseits die trotzige >mystische Verflochtenheit<, die unausweichlich auf den Treffpunkt im Realen zusteuert (all die bildnerischen Symmetrien, welche Taki und Mitsuha als hälftige Teile eines komplementären Ganzen zur gegenüberbefindlichen, verbundenen Abbildung bringt : z.B. in identischen Arrangements zu Beginn ihres Körpertauschs vor z.B. jeweiligen Spiegeln im Zimmer des "anderen", - oder ihrer gegenseitigen zartverschämthinweisenden Geschlechtsmalefeststellungen - ... bis hin zur krönenden spannenden Konfrontationszusammenführung auf dem gegenläufig umziehenden Kraterring zu einer Angesichtwerdung,- in voller bewussten einzelheitlichen Erfassung der bestätigten Person des anderen, als -Ergänzung. (Taki schreibt auf ihre Handfläche /statt wie er denkt, seines Namens, die Worte "ich liebe dich", welche Mitsuha dann als diese entziffert,- und also keinen Anhaltspunkt über seine "real-bürgerliche" Enthüllungsidentität hat.) ('Beißt sich natürlich mit all ihrem sonstigen Wissen, z.B. Wohnadresse Takis, welches sehr wohl ausreichend sein sollte, seine außenfixierbare Identität zu ermitteln. Allerdings : löschen sich ja auch ihre Handy-Daten/mails von allein >kosmo'energetisch< aus seinem Smartphonedatenpool, und gerinnen herunter zur emotional verblieben >Ahnung<.

                                Sie "weiß" positiv oder "ahnt" (wie er) also "danach" wohl sehnsüchtig : dass ihr/er Seelenpartner, ihre mögliche, vorbestimmte Liebe in persona (und bereits gleichzeitig, na ja, marginal zeitachsenverschoben) "existieren",- aber nicht : wer er & sie ('bürgerlich') "ist"...
                                muss also im gefühlsausgelieferten Offenen >suchen<, und >identifizieren< ... .
                                Und auch in >Haus am See< muss dann ja eine Verabredung über die (Ausgleichs-Warte-)Zeit hinweg stattfinden ...

                                Dies Gesagte illustriert nur beleglich die These, das Makoto Shinkai also durchaus an die >absolute Liebe<, höher fundiert in irgend Götterwillen-Legitimation, & Zweckbündelung, existierend >glaubt< ... ; wir müssen (nach dem von ihm gelieferten Beispiel-Märchen) uns dem durch Demut und Verwürdigung (und Anstrengung) gerecht machend erweisen.
                                Wenn/falls wir hinreichend uns für sie zu leiden verwundbar gehorsam empfindlich gemacht haben,- steht sie als Belohnung in erfüllender Aussicht. Wer es sich bequem, zu bequem vorschnell macht : kriegt nur eine Beziehung im >lauen<,- unerfüllten Bereich. Kinder sind damit produzierbar : aber nicht Glücksvollendung (siehe Mitsuhas schwierige Vater-Familienhintergrundgeschichte, die gleichwohl genügend 'schicksalshaft im Dunklen deutbar bleibt/ Gestaltungsspielraum lässt. Wir erleben sie nur im fernen, un-intimen Außen-Reflekt - was freundlich ist). (Es wird im Rahmen dieses 'Märchens' - das Your Name ist - keine direkt disfunktionale Beziehung explifiziert, was ja auch uncharmant deplaziert solchenorts wäre).

                                Fazit also : OB Taki & Mitsuha am Ende eine "reale" Chance haben, einfach aneinander vorbei ins ewige Datennirwana des Nie-Passierten zu entgleiten : im Kontext der erzählerischen Voraussetzung eher nicht. Sie mussten sich, wie Shinkai persönlich im Interview nachreichend bestätigte, zwangsläufig treffen (& lieben ab da dazu),- ohne Wahlfreiheit. Ihr Schicksal erfüllen sie sozusagen vorherbestimmt,- sonst gibt es keinen (hier) schlüssige Geschichte, ein Witz ohne Pointe.
                                Als Exemplum, und Vor-Bild, für uns alle : echte tiefe, >wahre< Liebe existiert - besser. Wir sind nicht nur gelegenheitsopportunistische Sexgenuß-Wesen, die der Bedürftigkeit der DNS nach ewiger Perpetuierung zweckdienlich zum Wirtskörper dienen/ zu dienen haben unfreiwillig. Wir sind Individuen, auf der Suche nach Sinn und Erfüllung, auch im sexuell-komplementären, was wir "Liebe" nennen : es lieben sich >Personen<, Einzel-Bewußtsein'e, im Sinn ihrer individuellen Eigenschaften+ Bedürfnisse. Wir finden etwas kosmisch Herkünftiges (Zukünftiges) ...woher der Meteor ja auch kam, aus allerfernsten Fernen, über unseren Schicksals-Köpfen zerberstend, und uns mit Vernichtung - oder Erfüllung?- existenziell bedrohend oder womöglich, nach zukömmlicher demütiger Ergebenheits-Anstrengung be-lohnend) in der Liebe,- über allen Fortpflanzungszweck oder auch niederer Antriebe erhaben. In einer solchen Seelenpartner-Suche-Finden erfüllt sich der zubestimmte Zweck der Götter, und des Kosmos. Die Zeitfäden, von allem, und vor allem : allen: und vor allen : beiden, verknüpfen sich. Musubi.

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                                • craax 25.01.2020, 14:41 Geändert 25.01.2020, 15:15

                                  für mich passt das Ende zwangsläufig, weil Makoto Shinkai in meinen Augen Farbe auf den Vorgang zu legen versucht, warum (heutzutage?) "Das Finden des Seelenpartners" von so vielen (jungen) Menschen als so verdammt schwer fast aussichtslos empfunden wird,- wie eine Odyssee. Was nichts damit zu tun hat, dass man es nicht mit vielen Experimenten, an verschiedene Menschen geknüpft, versuchte. Auch Taki startet ja ein solches Experiment mit seiner Restaurant-Vorgesetzten. (Merkwürdiger Weise -und Japan ist eine patriarchalische Gesellschaft- darf man ja Mitsuha nicht bei einem solchen "Ausprobieren" verfolgen,- was der männlich konkurrierende Sexus ungern klar vor Augen konkretisiert - : die Männer, die vor einem da waren, "Jungfrauenideal" ... ) : .
                                  Wenn also dies, die schwierige Suche und das schwierige Gelingen, vom Finden der idealen Partner, ... die eigentliche Metapher und bindende unbewusste Glut von >Your Name< sind, ist natürlich zwangsläufig, dass sich diese Partnerschaft manifestieren MUSS - sonst läuft das Ganze leer, wie ein Warten auf Godot.

                                  Allerdings wäre natürlich auf andere Weise ein alternatives Ende möglich : als Bestätigung der >Quest<, der fortdauernden Suche, mit der Aussicht, "irgendwann" also doch fündig zu werden (zu müssen / in Aussicht gestellt). Aber indem die Sehnsucht bereits konkrete Hinweisgesichter, Taki & Mitsuha, bekommt, hat es also wohl konsequent so zu enden, dass also beispielhaft DIESE beiden, schicksalhaft komplementär zusammenvorherbestimmt,- also auch IHR Kismet pars pro toto verwirklichen -wenn man an realexistierende >ideale< Liebe in echt lebenden anfassbaren Paaren von dieser Welt und nicht nachlegitimierbare Zufallspaarungen glaubt oder glauben möchte. So manches Paar zieht bestimmt vor, ihre Verbindung als tiefer als nur lustvoll gegebene Einwilligung in selbstorganisierenden möglichstoptimierten Biozweck,- der sich eines ' Seelenlebens' gaukelnd bedient,- zu fundieren,-

                                  sondern als eine Art >Seelenverwandtschaft<, die sich zwangsläufig manifestieren MUSSTE, und zwar tatsächlich nur (ausschließlich) mit DIESEM =>gewordenen einzig tatsächlich (zuletzt) auserwählten ("gefundenen") Partner. (Und am besten NICHT von ihm/ihr auserwählten-, sondern einer höheren Fügung gehorsamsbestimmten >Wahl<,- die keine war...).
                                  Solange sie sich bloß sehnten : in diese Erfüllung hinein, - gingen ja auch alle abwegigen "subjektiven" Blind-Wahlen schief; erst mit dem Außen-Übereinstimmen der "richtigen" vorbestimmten Schicksalsfäden (..."musubi"...) (im Verbindungs-Haarband Mitsuhas symbolisch) findet dann erst der Sexus tatsächlich seine Seelengenüge'entsprechung, und seinen "Göttersegen" (von denen/dem ja auch im Kunstwerk einige Rede ist, oben im Kraterheiligtum, der ja auch dann im >Zwielicht" die 3-Jahres-Zeit-Trennschranke einmal kurzfristig (die Dauer dieses tag-nacht-übergänglichen Zwielichts lang) aufzuheben in der Lage ist.

                                  Alles in Makoto Shinkais Gleichnis jedoch bestätigt
                                  einerseits die Schwierigkeit, ja im Grunde deren scheinbare Unüberwindlichkeit/ Aussichtslosigkeit der Suche - am typischsten verifiziert in der eigentlich unaufhebbaren Zeitachsen-Verschiebung ihrer "transzendentierten Kontakte" (übrigens da ganz ähnlich wie in >Haus am See< m. S.Bullock/K.Reeves /nachgedreht nach einem übrigens asiatischen Original

                                  - andererseits die trotzige >mystische Verflochtenheit<, die unausweichlich auf den Treffpunkt im Realen zusteuert (all die bildnerischen Symmetrien, welche Taki und Mitsuha als hälftige Teile eines komplementären Ganzen zur gegenüberbefindlichen, verbundenen Abbildung bringt : z.B. in identischen Arrangements zu Beginn ihres Körpertauschs vor z.B. jeweiligen Spiegeln im Zimmer des "anderen", - oder ihrer gegenseitigen zartverschämthinweisenden Geschlechtsmalefeststellungen - ... bis hin zur krönenden spannenden Konfrontationszusammenführung auf dem gegenläufig umziehenden Kraterring zu einer Angesichtwerdung,- in voller bewussten einzelheitlichen Erfassung der bestätigten Person des anderen, als -Ergänzung. (Taki schreibt auf ihre Handfläche statt /wie er denkt, seines Namens, die Worte "ich liebe dich", welche Mitsuha dann als diese entziffert,- und also keinen Anhaltspunkt über seine "real-bürgerliche" Enthüllungsidentität hat.) ('Beißt sich natürlich mit all ihrem sonstigen Wissen, z.B. Wohnadresse Takis, die sehr wohl ausreichend sein sollten, seine außenfixierbare Identität zu ermitteln. Allerdings : löschen sich ja auch ihre Handy-Daten/mails von allein >energetisch< aus seinem Smartphone. Sie "weiß" positiv oder "ahnt" (wie er) also "danach" wohl : dass ihrer Seelenpartner, ihre mögliche, vorbestimmte Liebe in persona (und bereits gleichzeitig, na ja, marginal zeitachsenverschoben) "existieren",- aber nicht : wer er & sie ('bürgerlich') "ist"...
                                  muss also im Offenen >suchen<, und >identifizieren< ... .
                                  Und auch in >Haus am See< muss dann ja eine Verabredung über die (Ausgleichs-Warte-)Zeit hinweg stattfinden ...

                                  Dies Gesagte illustriert nur beleglich die These, das Makoto Shinkai also durchaus an die >absolute Liebe<, höher fundiert in irgend Götterwillen-Legitimation, & Zweckbündelung, existiert ... ; wir müssen uns dem durch Demut und Verwürdigung (und Anstrengung) gerecht machen erweisen. Wenn wir hinreichend uns für sie zu leiden verwundbar gehorsam empfindlich gemacht haben,- steht sie als Belohnung in erfüllender Aussicht. Wer es sich bequem, zu bequem vorschnell macht : kriegt nur eine Beziehung im >lauen<,- unerfüllten Bereich. Kinder sind damit produzierbar : aber nicht Glücksvollendung (siehe Mitsuhas schwierige Vater-Familienhintergrundgeschichte, die gleichwohl genügend 'schicksalshaft im Dunklen deutbar bleibt/ Gestaltungsspielraum lässt. Wir erleben sie nur im fernen, un-intimen Außen-Reflekt - was freundlich ist). (Es wird im Rahmen dieses 'Märchens - das Your Name ist - keine direkt disfunktionale Beziehung explifiziert, was ja auch uncharmant deplaziert hier wäre).

                                  Fazit also : ob Taki & Mitsuha am Ende eine "reale" Chance hatten, einfach aneinander vorbei ins ewige Datennirwana des Nie-Passierten zu entgleiten : im Kontext der Voraussetzung eher nicht. Sie mussten sich, wie Shinkai persönlich im Interview nachreichend bestätigte, zwangsläufig treffen (& lieben ab da dazu),- ohne Wahlfreiheit. Ihr Schicksal erfüllen sie sozusagen vorherbestimmt. Als Exemplum, und Vor-Bild, für uns alle : echte tiefe, >wahre< Liebe existiert - besser. Wir sind nicht nur gelegenheitsopportunistische Sexgenuß-Wesen, die der Bedürftigkeit der DNS nach ewiger Perpetuierung zweckdienlich zum Wirtskörper dienen/ zu dienen haben unfreiwillig. Wir sind Individuen, auf der Suche nach Sinn und Erfüllung, auch im sexuell-komplementären, was wir "Liebe" nennen : es lieben sich >Personen<, Einzel-Bewußtsein'e, im Sinn ihrer individuellen Eigenschaften+ Bedürfnisse. Wir finden etwas kosmisch Herkünftiges (Zukünftiges) ...woher der Meteor ja auch kam, aus allerfernsten Fernen, über unseren Schicksals-Köpfen zerberstend, und uns mit Vernichtung - oder Erfüllung?- existenziell bedrohend oder womöglich, nach zukömmlicher demütiger Ergebenheits-Anstrengung be-lohnend) in der Liebe,- über allen Fortpflanzungszweck oder auch niederer Antriebe erhaben. In einer solchen Seelenpartner-Suche-Finden erfüllt sich der zubestimmte Zweck der Götter, und des Kosmos. Die Zeitfäden, von allem, und vor allem : allen: und vor allen : beiden, verknüpfen sich. Musubi.

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                                    seit etwa vier Jahren fahndete ich im Geiste nach einem Film, in dem jene Szene, die ich gerne reviewen wollte, vorkam : so wie in einem Flashback : ich wusste sogar den Schauspieler, der den schmierigen illegalen Augenarzt spielt, und wiedersehen wollte ich die Szene vor allem wegen den Spiders im Wohungsslum von oben, welche Augen scannen …
                                    (und wieder bezeichnend : den Schauspieler DES ARZTES wusste ich wohl, WEN aber er operiert hatte : verblichen und woanders vermutet. Quid ...?) -

                                    aus ganz abweichenden Gründen ergab sich nun eine Neusichtung von MINORITY REPORT, - frei nach Philip K. Dick in einer zukunftsforscher-supporteten Steven Spielberg-Interpretation.

                                    SPOILER ### : Grenzmedial begabte Menschen haben undeutliche >Flashback<-Visionen aus naher - Zukunft . Diese replizieren aus bloßer Fühligkeit Fetzen von hochemotional aufgeladenen Leidenschaftsverbrechen des naherschütterten sittlichen Raumzeitkontinuums, durch augenzeugliche Perspektiveindrücke von involvierten Opfern und Tätern : sehen bloß, was jene sehen, hören, was jene hören, sprechen, was jene sprechen, erleben was jene (in dem Moment) erleben. Bekanntgeworden, wurde diese Fähigkeit der drei Medien genutzt, eine präventive Eingreiftruppe der Polizei unter Tom Cruise' Anführer-Rolle in Erprobung zu gründen : solche, instantan alarmiert und einsatzbereit, destilliert aus den medialsubjektiven Beobachtungssequenzen in ihrer Hightech-Zentrale in Minimalzeit verifizierbare Fakten wie Tatorte, Person-Identitäten, Tathergänge, um die Tat selbst, zur spannungsförderlichen Not gern in letzter Sekunde, zu verhindern - den Täter zu verhaften, und justiziabel sediert in Spezialdepots gesellschaftssicher zu verwahren.
                                    Nun ereignet sich Unerhörtes, noch mitten in der Projekt-Probezeit: der unmittelbar zur Ermittlung aufgerufene Beamte (T.Cruise), die einlaufende durch die sogenannten "Praecogs" (Vorherwissende) medial erzeugte und aufgezeichnete Vision verfolgend, entdeckt als Täter des schwangergehenden Schwerverbrechens gegen ein ihm vollkommen unbekanntes Opfer / in weniger als drei Tagen - sich selbst. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Um derlei ihm absurd unglaubhafte Beschuldigung als "Irrtum" und seine (zukünftige) Unschuld zu erweisen, nimmt er, nun unvermittelt auf der Flucht vor der von ihm selbstgedrillten + methodebekannten Zukunftsverhinderer-Polizeieinheit, eigenretterische Ermittlungen auf : nach der wohl einzig möglichen Herkunftsfälscher-Erweisquelle : einem womöglich im abweichenden Minderheitsvotum eines der drei,- in diesem Fall des stärksten, also „dem weiblichen“ der polizeiverwahrten Medien steckenden Detail : dem sogenannten 'Minority Report'.

                                    Wie ich eingangs impressionierte, versammelt der Plot allerlei eindrücklich >filmstarke< Zukunftsvision: nicht allein hypersensitiv-medialbegabter Herkunft, sondern nüchtern rationalisierte Wahrscheinlichkeit von ausreichend talentbegüterten Zukunftsprobalisten a la Jules Verne. Dreidimensional selbststeuerndes Verkehrswegenetz; Hologramm-Bildschirme, und körperanimierte multiple Computerinteraktion in Gleitzeit; ManPac-Raketenflugrucksäcke, raumflächendeckende Iris-Bevölkerungsscanner allerorten (schauder), gesichtsmotorikverzerrende (schmerzhafte) Instantan-Injektion, personenschadenmindernde Luftdruck-Pistolen, vollrobotisierte Laserfabrikations-Hallen. Die impressible Spider-Sequenz (vielleicht auch nur die bemerkenswerte schauspielerische Performance des Transplantators, eines Darstellerlieblings von mir) erwähnte ich schon : so manches davon (und man beachte das Erstellungsdatum des Films) (xxx) hat gedächtnis-saughaftende Eigentümlichkeit, von welchem all Spielberg hier mit zu verzehren ( mit h) gestattet sei, und ein Gutteil der Spektabilität des visionären Produkts ausmacht. Trotzdem dient dies alles nur der Ablenkung: denn : Spielbergs sonst nicht gerade auszeichnende Stärke, nein wirklich nicht, kommt hier undercover wohl fremdeingeschmuggelt mit zum Zuge (Ph.K. Dick?) : irgendjemand hat ins Drehbuch verdreht werkfremde Merkmale : humanspezifischer (nein, nicht jugendbehafteter comingOfAge-problematischer) sondern bishin gar zu philosophischer Art.

                                    Vom Emotionsdruck der Vatergefühle eines diesem entschwundenen Kindes abgesehen (welches nur wieder als übertriebenes Mittel zum Zweck dient) könnte man nämlich meinen, einer Intensiv-Studie zum Thema „Willensfreiheit“ oder wenigstens Selbstbestimmung beizuwohnen. Inwieweit muss passieren, was vorprogrammiert menetekelisiert angelegt ist? „>Muß“< John Anderton, wie prophezeit, abdrücken (Agathe /altgrch. >die Gute< :„Du hast die Wahl!“-) ? - er tut es : Spoiler : nicht? - Nehmen wir die Vor-Schlußsequenz : Max von Bülows Rolle : er steckt, wie sein Ex-Spezi feststellt, im Dilemma : tun oder nicht-tun : ausweglos fatal : wie sich entschieden gehabt haben? Wie entscheidet ER /Es (die bewillt-beauftragte Person) letztendlich sich ?
                                    (und warum kommt die TaskForce DENNOCH?) (hier hätte eine simple Drehbuch-Spezifikation sich doch genugsam leicht erklärlich eine allerdings gar nicht plotbrechende Mühe machen können) (wenn nun DOCH kein Fremd-Mord stattfindet woher alarmiert?) – oder ist es die entweichende abspaltende Nanosekunde, die einem Freien Willen zur Verfügung steht, die Zukunft doch ANDERS umzuschreiben,- völlig neu in ungeahnt diverse Richtung?
                                    - wir werden es nie wissen, hätten es aber (bei nur geringfügig erhöhter Aufmerksamkeitsspanne der Drehbuchkompilatoren, leicht erfahren können, welche aber wohl froh genug waren, dato unbeschadet bis ans Ende des wahrlich komplexen und komplizierten Plots allein nur durchgedrungen zu sein,- … Schweiß aus der Stirn, fu** it … no matter what, merkt zu diesem Zeitpunkt eh niemand mehr, so viel Schwamm: auch hierdrüber. Jenseits des Jordans juckt‘s keinen mehr, und heh, es ist, en detail et en masse-, ein Film.

                                    Kein Beinbruch. Es funktioniert auch so, und ist von unerheblicher Neben-Toxidität, welche, für zeit-reisen Rasende, kaum erwähnenswerte Paradoxa, wirklich („wirklich, Wirklichkeit“?) negotiabel ist. Da hatten wir (auch hier nun anderen) solchen schonganz anderen schwerfehlwiegenden Kalibern beiwohnen dürfen. Das süßliche Happy-End ist nun wirklich reiner Spielberg und GARANTIERT auf seinem eigenen Mist ur-erwachsen,- musste aber als wohlverdiente Erholungsspanne nach solch veritablem Amoklauf durch die halbe Menschheits-Ideengeschichte entspannend wirklich („wirklich“) her. Interessant zu denken : wo wären wir (und wie hätte der Film zu enden gehabt), würde „Willensfreiheit“ nicht wirklich („wirklich, ernsthaft“) existieren? Schon mal darüber entschieden nachgedacht? - : noch mal gucken.

                                    (lohnt immer. Denn ja : dies ist ein Film, der wohl einige Zeit (bis die Zukunft die Vergangenheit ein-trifft) interessiert verdient zu bleiben. Farewell bis Bald. Good luck. Ciao Bis dann. Wie es ausschaut: eher sooner als later. Also - : auf wiedersehen. Wieder‘holt-sehen. Capisce?)

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                                      wenn man ein Prequel remaked, sollte eigentlich eine Leitidee kreativ in einen gefahren sein, warum das unverzichtbar oder wenigstens (künstlerisch!...) lohnend sein sollte. - Um einen neuen Aspekt abzugewinnen, einen neuen Akzent zu setzen. - Kurz, man sollte, vom Original, dazu inspiriert bitte worden sein. Eine andere Entschuldigung gibt es für Ideenkopieklau-, der dann -weiterentwicklung ist, nicht. Und sofalls fragt auch und verneigt man sich, und bittet demütig um Erlaubnis,- wegen Ausnahmezustand: eine wirklich GUTE, und wesentliche, detaillierende, gerne überraschende, territoriumserweiternde, NÖTIGE INNOVATIVE Idee. DAnn kann man drauf verzichten, ein Original ausnahmsweise selbst nicht zu produzieren.

                                      Wenn man das alles NICHT tut und NICHT hat /und NICHT einmal kann/, dann hat man gefälligst nur Respekt oder Pietät zu zeigen,- und nichts als das. Und nichts weiter.

                                      Hier kocht jedoch ALLES nur auf Sparflamme wenn überhaupt (Flammenwerfer, aus dem's vorne bloß zu Boden tropft). Winstead ist vorprogrammiertes eyecandy nicht Ripley. Die CGIsoße ist allein ekelerregendes und abstoßendes 0815 / und Paradebeispiel, wie säuleneffekt-äußeres bloßes Computerrendern Kreativität killt,- sein einziges Opfer. Keine einzige Plotwendung war statt unvorhersehbar im Gegenteil geradezu zwangsläufig - Plotziele (s.o.) gab's eh nicht. Drehbuchflachsynthetisierte 'Wissenschaftler' (schon mal nen Archäologen 'ne Scherbe auspinseln gesehen...?) die sich angesichts DER Entdeckung der Menschheitsgeschichte in derart krassbanalem Fehlverhalten (und das meint nicht ehrfürchtig ooh!- rufen) verahnungslosen - (sind) erschütternd kindergartenmäßig kreditunglaubwürdig. Und dieser überall winzige praktizierte Maßstab waltet in jeder Hinsicht und jedem Aspekt des Films. Nun ja Regie-Erstling... ist Mitleid jetzt eine Entschuldigung? (an der Stelle würd ich's nicht vorziehen) -

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                                      • Ein zutiefst aristokratisches Stück wird in einer Demokratie den wenigsten gefallen.

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                                          liebevoll detaillierte Zeitreise. Tempo reichlich runtergeschaltet, der Eindringlichkeit + Echtheit wegen (schöne Automobile!). Kostner und (vor allem wieder!) Harrelson : einfach in aller Schlichtheit Oberliga. Geschichte als historische Erzähl-Wahrheit lässt sich eh nicht beurteilen (trotz gerade verlockender Gegenstands-Themata), aber ...menschlich erfahrbare Erlebnis-Perspektive nachspüren + ausloten versuchsweise. So eine Froschperspektive ahmt der Film nach : und zwar ausschließlich diejenige der beiden Vampir-Jäger ( die so -ähnlich wie wir alle- mit sich einverstanden gewesen sein dürften, wie es dieser Film in solch ausschließlicher Begrenzung + Herunterregulierung sich leistet, und nur bei Fern-Bonnies allzu eindeutig TatSchreite-Darstellungen allzu grotesk verkürzt eindimensional). Was ich gut fand : Bonnie & Clyde (die ja eigentlich in diesem Film gar nicht mitspielen) hatten in ihrem Kurzauftritt gar keinen Star-Appeal, sondern durchaus einen vermutlich lebensnahen Auftritt, also kein Jux. Aber wie gesagt, um sie ging es hier ja auch nur ganz zuletzt. Und die, um d i e es ging, - also nicht Highwayman >Texas Ranger< (Wiki googel) Fr. Hamer & sein Buddie, - sondern Kostner und Harrelson,- haben ihre Sache - erwartungsgemäß - ziemlich auftragsgemäß erledigt.
                                          Doch haben sie. Klare Empfehlung.

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                                            Film für die Generation des Artensterbens. Vielleicht wollen wir das Artensterben selbst nicht, doch wir wollen die Dinge, die das Artensterben verursachen. Vor die Wahl gestellt, entscheiden wir uns – für uns. Genauer gesagt, für die (bequeme) Art des Daseins. Alles sagt uns: dies ist nur ein sehr kurzfristiger,- dann lange zu büßender Vorteil. Nichtsdestotrotz : wir wollen nicht hören, sondern fühlen – müssen. Ein Fühlmittel, der Verdeutlichung, in verfremdeter Übersetzung für Taube, versucht dieser Film, mit zuverfügbaren Untertiteln in Blindenschrift.

                                            Ein unpersönliches aktuelles Hotelzimmer am Flughafen Orly in Paris, volle Sicht auf eine Speerspitze der Moderne: Mittel mit denen der Mensch (jüngst) gelernt hat, sich sogar ein artfremdes Element zu erobern & zu beherrschen: die Maschinen der Luftfahrtechnik. Dazu eine andere Gipfelbeherrschung: des Genusses höherer Kulturtechnik wie getragene (traurige, wie das Kind feststellt) Opernarien. Selbstverständliche „Annehmlichkeiten“ der Zivilisation : zum Beispiel das warme Bad (nicht weit danach kontrastiert mit dem naturverfügbaren Urzustand von Wasser). Ein andere (noch) unauffällige Geschäftsunterredung in der Lobby : über „Haut, Haare, Organe“. Am „Rest“ : besteht nicht nur kein Interesse, bei „Red Leave“ (rotes= blutgetränktes Blatt), - sondern: das muss sogar „verschwinden“. Nur so : als Alleinbesitzkontrollierender: rentiert das Geschäft, und wirft Gewinn ab. Und : die Konkurrenz schläft nicht; sie wird vielleicht sogar schon dran sein.
                                            Ein paar (historische) Videoaufnahmen : des eingesperrten Tiers, in folternder Gefangenschaft.
                                            Man spürt Verzweiflung, Freiheitsdrang, Angst (Gähnen, eindeutige Körpersprache). Ein frei wild gefangenes Tier, im Eisenkäfig : gibt es einen größeren Akt, spürbar wesensverneinender Qual? (Diese Aufnahmen sind historisch, und sehr aussagekräftig. Was fühlten die Menschen, die sie taten? Hatten sie eine Ahnung,- eine Spur (spüren) von Empathie? - allein diese Dokumente in einen angemessenen Kontext zu vermitteln : ist Verdienst, dieses Filmwerks).

                                            (Allein wie üblich) angekommen in Tasmanien, nähert sich der Einzelgänger – oder Einzelkämpfer?- dem Rande der Zivilisation; eine gleichzeitig wilde, phantastische – und bereits zerstörte Natur rückt näher. Die Straße schlingt sich durch zahnlückengelichteten Wald, zu Fusse der Berge, bis zum letzten wohnlichen Heim am Abgrund der Natur : "Elsewhere". „Elektrischer Strom“ nur noch von Hand bedarfsherstellbar (falls die Mühe lohnt); das Wasser, in schmutzrückständiger Badewanne, unterm selbstgelöteten tropfenden Kupferheizungsrohrspeier, bodenkalt. Die diesem Zustand unferne Bewohnerin : verdepressiert, regungsunfähig, kaltgestellt, ohnmächtig, hilflos: ein Ausdruck der Trauer : ihre Liebe beschädigt, entfernt, ausgewurzelt, entkörpert. Zwei Nachwachsende : denen eigentlich die Zukunft gehören sollte, ihres Schicksals unbekannt. Hier bleiben?

                                            Doch in der Barackensiedlung : tobt der interne Konflikt, oder vielmehr : die geschlossene Gruppe vermeint sich zu wehren, gegen die Bedroher. „Save Our Native Forests“ ist durchgestrichen und durch -„Jobs“ ersetzt. Für Fremdes gibt es undurchdringlich keine Lücke. So kehrt etwas (selbstinteressierte) Anteilnahme in die Hütte am absoluten Rande der Zivilisation – oder der „Natur“-Ursprünglichkeit, je nachdem, zurück.

                                            Die Wanne wird geschruppt : doch ist ein kaltes Bad lange genießbar? Eine andere Konserve, von (trauriger) Oper, rettet sich scheinbar unbehelligt, und überbrückt Illusion von Unbeeinträchtigung.

                                            Ein weitere Remineszenz von Hochproduktion wird zusammenmontiert : kaltes glänzendes „makelloses“ Metall, einer Präzisionsfernwaffe. Wie wehrlos die weiche Natur dagegen scheint. Ins Klicken des ungeladenen Abzugs dringt anklingend Kinderlachen. Der Mann stört auf. Als ob der Jäger ein unzugehöriges Geräusch, eine Auffälligkeit, bemerkt. Was ist es?

                                            Im Tausch gegen Koordinaten gibt es ein Familienbild : Vater mit Kindern, zwei Generationen. Dieser Vater : kommt waldliebend, vor ein paar Jahren, beliebt wie eine Schlange im Schlafsack, aus der Fremde, zur Gemeinde, „deren einziger Grund dazusein das Fällen von Bäumen für Lebenszwecke ist“. Die Einheimischen müssen zu existieren gezwungen sein wo sie sind: ein übergeordneter Kulturgedanke kommt immer von ferner, von „außerhalb“ : er wächst nie vor Ort, aus dem unmittelbaren Selbstzweck, Daseinszwang. Er kommt aus der Zeit- oft Vergangenheits-Überlieferung (wie die Oper),- doch eigentlich : aus der Zukunft, aus der viel umgreifender fundierten Sorge: wie der Mensch, nicht als Einzelexemplar, sondern als Gattung (über-)lebt. Daraus, falls der Mensch es dahin kommen lässt, der elementarste Konflikt überhaupt : ei n Bürgerkrieg : des Menschen mit seinem eigenen Wesen. Er muss leben jetzt : doch was, wenn er es auf Kosten der Zukunft tut? Wenn er jetzt seiner künftigen Todesbedingung entgegenlebt? Wie der Bedrohte, der sein eigenes Grab auszuheben gezwungen wird, dass, wenn er damit zu Ende gelangt ist, es zu beziehen sofort in Aussicht hat? Sollte er nicht zögerlichen, sabotieren, ausweichen, ablenken, die Bedingungen derweil seines Aussterbens erforschen, nach einem Ausweg forschen (was dieser Film tut)?

                                            Vorbei am Anblick entrindender Maschinengiganten, die einen in Angst und Schrecken versetzen müßten, welche einen mächtigen gestrandeteten Wal-Baum auszuweiden in sekundenschneller Lage sind wie ein spielerisches Streichholz, durchbricht danach der „Universitäts-Forscher“ den Kordon der militanten Umweltschützer – denn es gibt sie, und fast nichts dazwischen (außer scheinbar Einzelnen, Grenzgängern beider Lager). Dieser hier führt unwissentlich den „Wißbegierigen“ ins empfindlichste Herz verwundbar ausgelieferter Natur, ihren gefährlichsten getarntesten Feind an den Fuß der Unbedrührtheit. Dort im Innersten nistet ihr Geheimnisvollstes : der tasmanische, wohl ausgestorbene, „Teufel“. So fremd ist das Zivilisationsprodukt seinem Ursprung : seinem pur empfundenen Ur-Negations-Postulat; denn wer wollte gar wohl etwas mit dem Teufel zu tun haben, oder sich mit ihm etwa vergleichen?

                                            Oben stehen sie : und schauen auf das Tal zu ihren Füßen, die Stiefel sind. Irgendwo dort : schlägt, wenn, das letzte verborgene Herz der Wildnis, der Freiheit. Wer jetzt noch kein Mitleid hat, mit dem „letzten Mohikaner“, mit unbarmherzig oder vielmehr unkenntlich gemeuchelter Schöpfung,- der wird das Werk zu Ende bringen : und in der Tat glaubt dieser Film nicht mehr daran, dass der unkenntlich gewordene Mensch noch von der letzten Konsequenz seiner Tat zurückschrecken wird : es ist ein wehmütiger Abschied, jenseits von Aufbegehren, in diesem Film, ein letzter Blick zurück, vorm Eintauchen in Dunkelheit, der letzte Blick auf das bedrohte Paradies, das keins ist, sondern kalt rauh nass bedrohlich einsam gefährlich: Ursprünglichkeit, im Untergang. Der letzte Blick der Menschheit auf Wälder, und in ihnen lebende, unabhängige Tiere, als es noch welche gab : bevor der Mensch in Städte sich zurückzog, um dort zu leben : wovon? - von Soylent Green, ein Planet ohne Natur, in dem er vermeintlich existieren könne, aus eigenem, auf Eigenverzehrs-Basis.

                                            Dieser Film ist von Trauer, von Abschied, zugleich letzter Schönheit erfüllt, wie : >Lautlos im Weltraum<,- der letzte robotergehegte Rest-Wald unter Raumschiffkuppeln im Nichts der Schwärze, seit bereits einem Halbjahrhundert schon ähnlich vorhergesehen, oder einem noch bereits älteren >Abschied in Venedig<, wo auch ein Einzelner in letzter wehmütiger Schönheit ins Nichts übergleitet. „Wehmut“? - nicht das richtige Wort. Es ist eine unempfindliche, hart oder alt gewordene Trauer : ein Herz, das verstummt ist, sich nicht mehr zu fühlen gestattet, sondern an den Verstand überweist : die Reaktion, vor Tauben, im Grunde der Geschichte, Zeugnis abzulegen : den stellvertetenden Abschied zu vollziehen (nicht zu zelebrieren). Denn alles an dieser Trauerarbeit ist schlicht. Sie atmet schwer,- nein sie atmet kaum : wie die Depressive auf ihrem Lager, voller Verständnis. Der Film ist zwiegespalten : er glaubt nicht mehr an eine Zukunft, dieser Form, jedenfalls Rettung. Er gibt verloren, wie die Ureinwohner, denen der Kontinent entrissen wurde, auf ihr heutiges zugleich entferntes Amerika blicken : ohnmächtig, konstatierend, alkoholisiert, unerträglich ertragend das Unerträgliche : konfrontiert. Der Verstand muss trauern, wo das Herz versagt : weil es nicht auszuhalten ist. Dieser Film zieht sich in den Verstand, den Anblick, die letzte Schönheit konstatierend und bemerkend, zurück : in sich selbst. Es ist kein Rückzug, sondern ein Abschied, ein letzter Blick zurück für immer; ohne jedes gestattete Gefühl, weil sonst das Herz bricht. Es ist Taubheit, und Empörung : betäubter Schmerz. Es ist wie eine Kieferoperation, unter örtlicher Narkose : du merkst, was mit dir passiert, und spürst nichts, ausser einem undefinierbaren Fremden Innern (es ist kreatürliche Angst) (beim nicht nur anblicklicher Zeuge sein ,- sondern Begehen eines Verbrechens, einem beispiellosen Tabu-Bruch).

                                            Welches Verbrechen passiert? - WIR sind die Generation, des Aussterbens : die Augenzeugen der Artenvernichtung, des Untergangs des millionenjahrealten Lebensgemeinschaftswerks auf diesem einsamen Planeten im Nichts des Nirgendwo,- eigentlich einer Idyllen-Perfektion. >Idylle< - ? - An Natur ist nichts idyllisch. Sie ist Überlebenskampf. Sie ist programmierte Vernichtung, Fressen oder Gefressen-Werden. Fürs Einzelne : war >Natur< immer mörderisch, und stets tödlich endend, oft nach beträchtlichem unbarmherzigen Leid. Doch es war ein unendlich uraltes Erhaltens-Gleichgewicht des Schreckens. Kein Mensch überblickt und versteht, was vor sich geht. Auch wir, die Auslöscher, die Vernichter, gehorchen bloß, unserem Ur-Triebs-Gesetz. Wir können leben, als einzige, auf Kosten aller Andetren - ? - wir tun es : wir erfüllen unsere Bestimmung. Wir sind das Ende der pluralen Welt? - Die Evolutions-Sieger? Die einzigen Überbleiber? - nun : so stellen wir uns unserer künftigen Ein-samkeit : alleine auf diesem Planeten. Was essen? - wir haben die Naturgesetze entschlüsselt : wir wissen, wie man Stickstoff Sauerstoff Kohlenstoff Phosphor Wasserstoff Natrium Kalzium zu Zuckern und Proteinen zwingt sich zu verbinden; wie Erde Gentechnik hervorbringt. Wir fragen die Erde nicht länger um Erlaubnis; wir haben das Herrschaftswissen. Haben wir es? - das ist die Angst : in Zukunft sind wir auf uns alleine gestellt, und müssen es alleine schaffen,- oder untergehen,- wie jene Welt, die wir zum Verschwinden gebracht haben,- unser eigenes Schicksal gewählt. Es wird eine unschöne, kalte, harte, isolierte Welt sein, in der wir Zukunft verbringen werden : ohne außermenschliche Gefährten, zusammengesperrt allein mit uns selbst, in Städten, inmitten der (grün hervorgezwungenen) Wüste-Einödnis.
                                            Die Wüste der Zukunft, die Sand-Meer-Eiswüsten: werden monochlorophylliert sein. Sie werden den beruhigenden Anstrich von altgewohntem Grün tragen. Sie werden es nicht sein. Wir werden uns in ihnen spiegeln : und irgendwann unsere Einsamkeit erkennen. Vielleicht werden wir uns hassen : wenn wir erst wirklich klar entdeckt haben werden, dass wir die einzigen sind, die wir, in all unserem unbarmherzigen Tun, übriggelassen haben: werden wir nicht unsere Allein-Heit, sondern uns selbst, im unerträglichen Anderen, unserem Spiegel-Bild, unserer Selbst-Vorhaltung, unserer Selbst-Konfrontation, ertragen lernen müssen : allein mit uns selbst, und UNSEREN einzigen letzten übriggebliebenen selbstverantwortlichen Produkte, nichts außer ihnen, allein. Wenn auf Erden nichts mehr existiert : als wir, & was wir schaffen. Noch denkt der Mensch, es ertragen zu können; noch ist er bedroht,- scheinbar, und ringt mit der Bedrohung. Er droht zu siegen ; der Sieg ist nahe, er steht unmittelbar bevor. Dies teilt uns der Film mit : er zeigt, das wir nah am Ausrotten sind. Niemand fürchtet sich, weil niemand das Alleinsein fürchtet : solange noch andere da sind. Doch das Wesen des Menschen ist ergründlich : er ist primitiv, und einiges an ihm ist abstoßend. Seine Gewalt, Vergewaltigung, Selbstbedrohung zum Beispiel. Er kennt kein Mitleid, nur blindes Überflügeln & Überleben. Solange er überlebt, ist ihm alles (wirklich andere) egal. Er glaubt mit sich auszukommen. In eigener Gesellschaft fühlt er sich wohl. Noch. Eines Tages : (und dieser ist nicht mehr so fern wie er fühlt) : wird er tatsächlich unter sich & seinesgleichen isoliert aufgehoben ganz bei sich angekommen sein : nichts außer ihm wird mehr existieren. Kein Vogel mehr singen, kein Insekt summen. Bakterien : wird er als Freund, als seinesgleichen, zum Leben bestrebt, ansehen lernen. Elefanten Nilpferde ja Katzen Hunde: Schlachtvieh : vielleicht wird er aus Rindern und Schweinen wieder eine Artenwelt zu züchten hoffen -
                                            nur – um nicht ALLEIN (mit sich allein) unter sich zu sein. Vielleicht erschüttert ihn eines Tages, fern jeder Bedrohung, das unerbittliche Ausmaß seines Verbrechens,- und seines Verbrechertums. Seiner erzblinden Skrupellosigkeit.

                                            Der einzige Teufel, der existiert, sind wir.
                                            Warum das unerträglich ist? - weil wir eigentlich das Gegenteil wären; wären wir nicht, was wir sind.

                                            Was wir sind? - niemand ist, was er glaubt. Wir sind, was wir TUN. Tun & Lassen, vor allem wie gewohnheitsanteilmäßig zumeist im Daseinsvorrat Letzteres, definieren uns. Irgendwann erkennen wir es,- und erkennen wir es an. Nicht weil wir möchten (dann wird es zu spät sein, ja, das gibt ‘s) : sondern weil wir müssen : zu erkennen gezwungen sind, nichts anderes & kein and‘er Weg mehr übrig ist.

                                            Und es wird nicht schön sein. Denn die Schönheit, welche immer frei ist : haben wir umgebracht,- nein nicht umgebracht : wir haben sie beseitigt,- verschwinden lassen: wir taten nicht, sondern wir taten nichts (Ausreichendes) dagegen. Es lag in Niemandes Absicht. Wir waren nachlässig. „Es“ geschah. Es geschah von selbst. Wir waren nur Zeuge (wie dieser Film bezeugt). - Wir taten nicht? - Oh doch wir taten. Wir waren es. „Wir haben nicht gewusst“? - die erbärmlichste Ausrede der Welt. Dieser Film zeigt: es geschah vor unseren Augen, und wir wussten es – schon. Es war uns ins Gesicht geschrieben, es sah uns an, schrie uns an. Wir mordeten dafür. Wir taten als ob wir nichts merkten. Wir sind die Generation, die dem Aussterben zusah. Wir sind die Generation, in deren Gegenwart das Aussterben geschah. Wir sind Teil jener drei oder vier Generationen, auf die zahllose andere zurückblicken werden. Wir sind jene, die, in unseren Nachkommen, sich gefragt haben lassen müssen : sind WIR - DAS? Sind wir jene,- wie Die? Ist DAS unser Wesen? Wollen wir so sein, wollen wir zugeben, DAS zu sein? Haben die uns unser eigenes Wesen enttarnt enthüllt? - müssen wir an jenen uns selbst erkennen? Können wir jene nicht freisprechen oder verurteilen, ohne uns selbst zu meinen? Müssen wir uns Dem stellen (oh ja sie müssen), was diese uns mit-zwingen, in Erbschaft, nicht nur der DNA, sondern auch des Tathinterlassens-Erbe, zu sein? - Sind wir nicht weniger und nicht mehr als Das? Sind wir, diese drei oder fünf Generationen, das, was unser innerstes Wesen, unsere Wahrheit enthüllt? Schämen wir uns nicht, wenn nicht heute, denn unendlich DANN? - noch ringen wir nur um unbehelligte, möglichst bequeme, in Ruhe gelassene Gegenwart.

                                            Mag sein, dass wir davon genug bekommen : übergenug. Vielleicht wird das Verhalten dieser wenigen Generationen Stoff für Äonen bieten (müssen). Vielleicht sind wir nicht allein. Vielleicht ruhen viele Augen, aus der Zukunft, auf uns : und versuchen uns (sich) zu verstehen. Und vielleicht ist ein wildnisrettender Siedler gar nicht so allein. Vielleicht ist er, in Zukunft, ein hingemetzelter Held, ein Märtyrer. Und vielleicht herrscht dort eine ewige Wesens-Scham, im umgekehrten Verhältnis, wie sie uns vollkommen abgeht und zu fehlen scheint.

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                                              >Hugo Cabret< mag vielleicht eine Hommage an (frühes) Filmschaffen enthalten (Stichwort Mélies); doch eigentlich ist es eine Fabel über die einzigartige Fähigkeiten des Menschen, Geschichten an sich zu erzählen,- im Grunde zu erfinden. Denn was ist die Bestimmung des Menschen? zu träumen. Sich selbst zu er‘träumen, von der Geschichte des Universumsanfangs an, und allem, was es enthält & birgt, zu erschaffen, und in Gesichten zu sehen und zur Ansicht : zu Selbst-Erkenntnis zu bringen.

                                              Hugo späht durch ein Guckloch seiner Verstecktheit am Rande der bewohnten Welt. Im Gesellschaftsgewimmel des >Hauptbahnhofs< verkehren alle Schichten & Arten von Menschen, jedweden Geschlechts, Alters, und Charakters; wirbeln um- &durcheinander, streben hin&fort, - treten ein-&aus, vor und zurück, zahlloser Zielmaßgabe zu. Ein Kommen und Gehen. Ein Ort der Begegnung; von Ankommen & Abschied. Nicht allein; auch >leben< findet dort statt; in Cafes, beim Tanz, Musik, Bücher- & Blumenhandel. Selbst für Spielzeug ist dort ein verstecktes, wenn auch selten konsultiertes, Nischenreservat. Hugo hat selbst eine halb gestellte, halb übernommene Aufgabe: allgegenwärtige Zeit zu hüten, in mittlerer Stellung zwischen Bettler und König, ist sie ihm verborgen und reserviert anheimgefallen, solange ohne Beachtung, wie ohne Auffälligkeit : falls sie wie vor selbstverständlich enthalten ist, und zuverlässig bloß – funktioniert. Er dagegen konstruiert hinter den Kulissen, und weiß, wie es um sie bestellt ist. Nichts ist dort selbstverständlich. Hinter ihr steckt reinstes Räderwerk. Er ölt und schraubt; erhält und beaufsichtigt ihre Maschinerie, und greift zur Not ein, wo es hintut. Dazu braucht es ein Minimum. Er sorgt sich um das, wie die Dinge liegen illegal, beargwöhnt stets vom unbarmherzigen, mitleidlosen Daseinsgesetz, welches seinerseits - niemals träumt!, sondern unbarmherzig unaufgeschoben rädert und ausradiert. So kommen, zwangsläufig, Dinge ins Rollen.

                                              Der Hüter des kümmerlichen Ladens, das die Rumpelkammer seines Bedarfs herzugeben hat, stellt erfolgreich die Falle seines Tagediebestums, und konfisziert sein ultimatives Handlungsanweise-Buch; welches er benötigt, um seinen, ganz persönlichen, Traum zu verwirklichen. Worin der besteht? - im Instandsetzen einer von seinem Vater entdeckten und vererbten Mechanischen Puppe, welche ihm hinterlassen ward, nachdem der im Feuer eines veritablen Urknalls im Universumsmuseum verschwand, um fortan nie mehr ward eingreifen gesehen,- falls nicht so gut wie tot (denn wer traut einem tunichtguten Trunkenbold?). Hugo jedenfalls ist seitdem überzeugt, dass, falls es ihm gelänge, die äußerst komplizierte, wie nie zuvor eine, konstruierte Puppe, zum Funktionieren zu bringen (wozu ihm bloß der Schlüssel in Herzform, ein weiteres hingewiesenes Mysterium, letztendlich noch entscheidend fehlt ,- sie ihm die bestimmende Botschaft seines Vaters auf geheimnisvolle Weise übermitteln würde.

                                              L‘homme machine ist nur ein weiteres Konstrukt der Welt, wie eine mysteriöse geheimnisvolle Evolution als biomechanischen Organismus ihn erschafft; im Bewusstsein seiner Krönung. Wie in jedem Teil der Mechanik kann auch dort Schaden angerichtet sein, Räder-Achsen und Zahnriemen defektionalisieren & altern, klemmen, versagen, rosten, und verloren gehen. Hugos Aufgabe ist es, sie in geistigen Urzustand zu versetzen; und seine Funktion, ihre Botschaft, zu enträtseln; und ihr reibungsloses Funktionieren zu gewährleisten; denn nicht nur der Stationsvorsteher hat einen Kriegsschaden (am mechanischen Bein) erlitten; im Grunde haben das alle, um-& vorkommenden Personen, dort. Die Blumenhändlerin: verlor ihren Bruder in Verdun. Verlorene Kriegswaisen vagabundieren umher & erhalten sich notdürftig, ohne geradezu Unrecht zu tun, und doch unbarmherzig zwangsentseelt („im Waisenhaus“). Der Überführungsoffiziale hat ein privat ernsthaftes Beziehungsproblem; die einsam alte Bahnhofscafe-Besucherin nebst Dackel : kommt, trotz offensichtlichen Angelegenseins, nicht zum Punkt näherer Bekanntschaft mit dem gegenseitig interessierten Herrn (bis ihm ein wunder Punkt auffällt). Der Buchhändler (übrigens eine weitere Remineszenz an frühere Ideenzeitalter) prüft mit dem unnachahmlichen Blick exklusive Klientel auf Tauglichkeit, seinen Schätzen ein angemessenes – würdiges- „Zuhause schaffen“ zu vermögen; und vom völlig desolaten, irreparabel beschädigt scheinenden Hüter des einschlägigen Nischen-Spielzeugwarenmechanik-Ladens, sehr tiefgründig gleich ganze Anzahlen von Leichen im Keller (oder vorm Straßendefilee statuarisch) vorrätig, mysteriös zu enträtseln, ganz zu schweigen.

                                              Sein Geheimnis außer dem eigenen zu lüften, wird Hugos – und seiner neuen Freundin zugleich dessen Enkelin – Aufgabe. Ganz so unerweichlich wie zu Anfang scheint er nicht zu sein; wenn er Talent entdeckt. Hugo‘s spezielle Begabung gerät unter seine Fittiche; und nach und nach deckt er dagegen auf, welcher Art genau auch dieser verstockte Onkel eine gehemmte Maschine, ein verbitterter Verstummter, ein ehemaliger talentierter Geschichten-Erzähler, ein vergeblicher leidender verhinderter Träumer ist.

                                              >Hugo Cabret< ist die Geschichte des defekten deplatzierten Menschtums; das nicht mehr zu träumen vermag. Das seinen Visionen mißtraut, seiner Bestimmung, übers Hier& Jetzt hinaus,- fort zu den Sternen zu streben, entsagt, und damit- unendlich trauert,- und verkümmert. Der kümmerliche Mensch; der resignierte; der sich nicht mehr fortzudichten zu erträumen auszuweiten wagt; dessen Hand erstarrt ist; ist Hugos Reparatur-Aufgabe. Er bringt die Maschine, mittels Isabelles halsgewärmter Herzform-Schlüssel, dazu, ihr Geheimnis zu offenbaren: er verdient es sich, durch Geduld, und Zähigkeit. Die Gestalt kryptifiziert,- und zeichnet weiter : und es waren nicht Sätze, sondern Bilder, für deren Übermittlung sie geschaffen war. Sie enthüllt daneben des vergessenen und verdammten, dadurch beschädigten unerkannten Geschichtenerzählers Geheimnis : und verhilft ihm zu erneuter Bedeutung.

                                              Auch Martin Scorcese ist so ein Reparateur, hinter dem Blend-Räderwerk des Kunstgetriebes. Er ist sich bewusst, was ein Geschichten-Erzähler oder -Erfinder ist (wenn auch diese auf eine Buchvorlage zurückgreift). Er ist sich bewusst, dass ein Materialist ein verstümmelter Mensch ist; und versucht, ihm eine Idee wieder-zuvermitteln (in Form eines „Geschenkes“, mit dem sich der inspirierte Junge, zum Mann geworden, später bedankt). Ein Mensch ohne Geschichte, ohne inspirierende Erzählung, ohne belebende Idee, ohne über den Leib hinausragende Vorstellungs-Welten leidet; an sich selbst,- oder vielmehr den Mangel an sich. Ein Mensch ohne Idee (von sich) ist unvollständig; und sein Handeln wird es ebenso, uninspiriert, sein. Schauen wir in die Welt : sehen wir Fülle, an Herzlosigkeit; Handlungen, die nur von uninspirierten pseudo-leblosen Geistern ihren schrecklichen Anfang nehmen können. Keine beseelte Menschheit ist in der Lage, die Vielzahl von Handlungen zu erzeugen, die wir in der Welt ihr Unwesen treiben können sehen. Scorcese versucht, die Welt, die am Menschen, der an sich leidet, zu heilen. Er versucht die Mechanik des defekten Menschen wiederherzustellen; indem er ihm eine inspirierte, versteckte, verschlüsselte Botschaft bietet. Ein Märchen; von übernatürlich verfärbter Blauäuigkeit. Vielleicht? stört es? stößt man sich daran? An den nachcolorierten nuancierten stimmungsgeladenen Farben? Den Blicken durch Uhrwerk auf Eiffeltürme? Den ikonischen Filmremineszenz-Zitaten? Den huschenden Kopfsteinpflasterstrassen, den dräuenden Mumienstatuen vorm Gehäuse des Schneckenverkrochenen (die symbolischen Leichenhaufen im Keller, - jede ein gestorbener Film)? Den Happy-Ends allerorten, bis zur feiernden, abgeheilten universellen Abschluss-Party? Dass es im >realen Leben<, was immer das ist und wie sich unterscheidet von Fiktionalität, keine solchen gibt? Weil sie es, die gelebten Leben, nicht vielleicht oder vielleicht auch nicht verdienen? Auf jeden Fall keine geben soll? - Irrtum : auch dort kommen solche vor. Wenn man sich nicht irre machen lässt : und zwischen Fiktionalität (des eigenen Daseins) und Realitäten, die nicht allein an Bitterkeit geschmacklich kenntlich werden, künstlich unterscheidet. „Realität soll das sein, was keinen Spaß macht“? Das wäre wohl tatsächlich traurig, und widerspricht nicht allen -, aber nicht jede Tatsache/n widersprechen Dem. Ein verdientes Happy End IST möglich : dem, der sich traut, neben Tapferkeit, Beharrlichkeit und Geschick – einfach den Mut zu haben, den Träumen, und den Ideen von ihnen, grundsätzlich nicht sich zu versagen. Sapere aude: wage zu wissen,- und du wirst sehen, was du davon hast. „Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben“ ; waren sie glückliche zufriedene Leute? Dann beherzige das. Mißtraust du solchen Ideen : wage andere eigene zu entwickeln. Das Leben, das auch nur eine Maschinerie ist, und im Defektheitsfall reparabel, wird es dir danken. Es ist gut zu dir : wenn du gut zu ihm bist. Und nicht einfallslos. Und mechanisch. Denn das ist nur die Hälfte. Die andere ist Inspiration ; ohne die jede Mechanik sinnlos ist; und tot; erstarrt nutzregungslos. Nicht einmal für dich selbst : von irgendeinem Wert. Dieser entsteht: wenn du ihn entwirfst. Und dazu hast du, gefälligst, kreativ zu sein; und dich nicht auf deine Mechanik zurückzuziehen; die kein Ersatz ist,-

                                              sondern nur die fundamentale Basis. Was nützen Füsse ohne Kopf? Und umgekehrt? Nur ein vollständiger Mensch ist ein Mensch. Und das Herz birgt den Schlüssel. Zeit, aufzutauchen, aus der Versenkung. Überraschung!

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                                                Die Rote Schildkröte

                                                >Ghibli< ist wohl die Spur, die die meisten in die Irre führt. Ghibli : hat nur, in Standbild-Pausetaste der Klärungsfrage, wie es nach Miyazaki + Takahara weitergeht, ein bißchen die Nase nach draußen gesteckt & geschnuppert. Takahara hat ein Faible für deWit; und ein bißchen Produktionsgeld + Guten Rat umsonst zugeschossen. Das war's dann auch schon. Also : das ist nativ KEIN_Ghibli. Können wir uns jetzt dem Film zuwenden (der durch&durch „wallonisch“-europäisch ist? - sogar die Zeichnungen stammen überwiegen von deWit selbst (& ist höchstens erstaunlich, wie eigenständig-kompatibel "Geist vom selben Fleisch" mit deren ureigener Formen-Farb-Bildsprache das ist).

                                                Der existenzielle Parabel-Charakter dieser Perlenauster ist dabei so grandios unübersehbar, dass man sich schon fragt, wie der überhaupt übersehen werden kann. Das ist nicht Adam (+Eva), das ist nicht Robinson Crusoe, das ist einfach : der Mensch(-Mann). - Der ist ungefragt in die Existenz geworfen : und die ist, gerade am Anfang, gnadenlos (wenn man nicht in Pampers-Land gebürtlich dümpelt). Nachdem das nackte Überleben gesichert feststeht : ist beschränktheits-entdeckter Protest + Auflehnung dran. Der Mensch protestiert gegen die Ungnade, in all diese enge Widerwärtigkeit des Leben-Müssen-Sollens ohne besondere exaltierte Belohnens-Aussicht, welche einen täglichen Schluck reinen Wassers + die passende Kokos-Mango dazu übersteigt, ungefragt + ungewollt gestellt zu sein; vor allem, wenn man alsbald SICH GANZ ALLEIN entdeckt wie der einsam kreisende Vogel am Himmel (vielen, die in einer Familie stecken, steht diese vorgekaukelte Erkenntnis noch bevor). Alleinstehen (frag mal Schopenhauer‘s Schwester); irgendwann kann uns das Leben diese stachelige Tatsache nicht länger verstecken, macht nicht allzuviel Spaß, und bietet auch nicht allzuviel Perspektive. Was tun also? -fliehen. Man zimmert sich ein Floss, um das verheissene Schlaraffenland hinter dem Horizont vom Grüneren Gras in Nachbars Garten zu finden. Das Leben vereitelt derlei eskapistische Luftschlösser : in Realität zu begegnen. Man scheitert zwangsläufig. Die Wirklichkeit stößt einen immer wieder drauf zurück : auf sich. Wie ein Panzer.

                                                Allerdings hält die ballflachhaltige prosaische Alltags-Realität auch manche Überraschung bereit. Aus der Härte oder dem Widerstand der Materie kriecht nämlich eines Tages (wenn man sie vorerst schachmatt gesetzt + sich den Alltag unterworfen hat) eine hübsche Larve: die Natur hat nämlich die Menschheit in zwei (passgenauen Traum-) Hälften erschaffen. Der Panzer auswegloser Prosaik platzt und birgt in sich (für den Mann) ein wunderschönes Mädchen, in die sich der trostlose Alltag zu verwandeln MAG/möglicherweise (wenn man zuvor genugsam sein Herz geöffnet hat, und Mitleid + Zuwendung für das, was außer einem selbst gleichberechtigt existieren mag, entdeckt : Aufmerksamkeit + Empathie, die nicht ausschließlich SICH SELBST + Eigenproblemen zuvörderst gelten). Entdeckt man sein allseitiges Herz : wird das Herz nicht allzuferne (so die Aussicht) - zurückentdeckt, vom Wesen, außerhalb. Und zu jedem Töpflein : existiert ein Deckelchen. So das Versprechen, das Natur uns aufgibt.

                                                Er verhält sich endlich anständig, einfühlig, respektvoll, akzeptabel. Sie testet eine Weile, und dann : begibt sie sich ihres Wechsel-Transportmittels. Sie hat entschieden, zu manifestieren,zu akzeptieren, einzuwilligen, zu versuchen, + zu bleiben. Sie wurde nein ist jetzt Mensch. Sie kann Gefährtin sein. Sie weiß das instinktiv. Es ist ihre Bestimmung.
                                                Er, der beobachtet: versteht. Auch er wird nicht mehr vor dem traumbefreiten Alltag fliehen. Wie Candide wird er willens, den Schaumkronen zu entsagen, Hier & Jetzt zu akzeptieren, und den Garten, in täglicher Kleinzuwendung, zu bestellen. Das Werk anzugehen; nicht mehr fort zu träumen ; sondern zu leben, stattdesssen. Und mindestens ZWEI Vögel (bald auch mehr) kreisen am Himmel.

                                                Sie versteht zugleich, dass er versteht. Ihre Spuren im Gras, als sie sich annähern, parallelisieren sich und verschmelzen. Ihre Vereinigung wird im Aufschwung geschlossen und himmeljauchzend bestätigt; und schon ist das von Mal-zu Bonheur gewandelte Geschick passiert : ein Mensch-Krötchen krabbelt (relativ unbeaufsichtigt) eigenständig umher.

                                                Auch das hat unfern gleich selbstbestätigte Existenzprobe zu bestehen : und begegnet früh (der Mensch hat frühvollendet eine gar nicht unangemessene Stellung, auch Auffassung zum Ganzen) seiner Erfüllungs-Prognose (& drei wachende betreuende Leitsterne- Schildkröten, herkunftsverwandt).

                                                Katastrophen bleiben nicht aus: Krieg, Pestilenz, Krankheit, Unfall, Verbrechen, 7 Apokalytische reiter, Mord&Totschlag, Meteoriteneinschläge, Zivilisationsuntergang, Bombennächte. Was immer es ist, was die Große Katastrophe als Gesicht auch wählt, das Ergebnis ist das Gleiche : Verwüstung allerorten,- kein Stein auf dem Anderen. Deutschland '45. Syrien 2019. Zusammenbruch aller Ordnung, - oder wenigstens Gewohntheit. Äußerliches perfektes Chaos (und innen?). Wiederaufbauzeiten angesagt; man kann von Glück reden, sind wenigstens (nicht immer) die Deinen persönlich unversehrt aus dem Untergang (wenn auch mit Blessuren) gerettet. Zusammenstehen. Und die Natur : regeneriert,- wie man selbst. Das Leben ist so : man gibt nicht auf (welche Möglichkeiten hätte man denn auch?) - .

                                                Aus Kindern werden Erwachsene. Irgendwann spürt auch Junior den Drang der Natur,- und die Eltern wissen : es wird nicht bleiben (wie es ist). Natürliche Ablöse: die Alten schwächeln, die Jungen vitalisieren : treten bei, ersetzen. Nebenher ist dies endlich mal ein altersgerechter Film, der der gehasstesten mißverstandensten Einzelgattung des divers auftretenden Menschengeschlechts (männlich, jung, voller Hormone + Bestätigungs-Entdeckungsdrang-Wagewillkürmut) Gerechtigkeit widerfahren lässt. Diese gefährlichen "Jung-Bullen", voller Ressentiment + Gewaltbereitschaft, latent vorhaltbar für jeden scheußlichen Kriegs- oder Vergewaltigungs-Abschreckungshandel en detail, etc.-, -diese Jungen Männer sind eigentlich : wunderbar- ,-e Gipfel-Schöpfungen, voller Zuneigungsfähigkeit +Liebe, wie jede andere Kreatur (wenn man sie lässt, und ihr Korsett nicht zu eng strickt) (dann befreien sie sich nämlich, der Natur nach rigoros. Aber das : ist hier nicht Thema).

                                                Jenseits des abgeschnürten Horizonts existiert eine ferne Welt. Die Flasche beweist es. Dorthin (wo auch die Gefährtin irgendwo vorenthalten ist, sein muss) erfolgt der Ruf des jungen Menschen. Mutter und Vater wissen es : wo soll hier die junge Frau herkommen, nach welcher alle Natur + Recht des herangereiften Jünglings drängen. Er nimmt, geliebten, Abschied; Er liebt + wird geliebt. Die Luft lange anhalten hat er ja gelernt. Und braucht kein Floss : er hat drei leitende Schicksalsstern-Gefährt(inn)en. Er ist fort; für immer (so will es die Natur). Und lebt (hoffentlich!) ein eigenes Leben, jenseits des nachmittäglich, abendlich gewordenen Eltern-Horizontes.

                                                Die Alten werden noch älter ; und vertrauter. Aus einem Spaziergang wird (ein gebrechlich schon) doch zugetan-anmutiger Tanz,- lebenslangen Duetts. Die Haare längst weiss. Unter dem offenen, übersäten Firmament der ablösende, auflösende, friedlich endliche Abschied. Die Natur hat sich erfüllt; das Schicksal ebenso. Es war ein typisches. Es ist, wie das Menschenleben (wenn alles gutgeht) abläuft. Die universelle Parabel; für Unzählige aller Zeiten (abgesehen von jedem Stand).

                                                Das Schicksal trauert; es war lange gewöhnte Gefährtin, und hat ihr Einzelnes in Gedächtnis-Einmaligkeit liebgewonnen. Doch das ist hinüber; und es kehrt in sein Element, auf seine Art, in seinen Kreis, anderer wahrscheinlicher Orte im Meer, zurück (das ist keine Hypothese). Jeder ist eine Insel. Doch diese Insel kann man teilen. Nicht mit vielen; aber ausreichend mit allem, was der Mensch, wenn er sich wahrhaft beschieden hat, zu allem Ende braucht.

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                                                Also Leute : für einen "Anime" AUS wallonisch EUROPA (ein Effekt der Globalisierung, im Guten) braucht der keinen weltweiten Vergleich (sogar nicht einmal mit dem Welt-Großmeister aus Japan) zu scheuen. Nun ja, mit dem Unterschied, dass er ausschließlich AUSSERHALB des Ganz-Junge-Leute-Zuschauersegments konzipiert ist. (welche sich nur von der gewohnten Form irritieren + verwirren lassen; denn eigentlich gehört dieses Ausdrucks-Segment ursprünglich, nur natürlich nicht mit solcher vollendeten Kunst-Ambition, IHNEN). - Bleibt also zu hoffen, dass das Schmorren im Fegefeuer, des vorprogrammierten zwiefachen gunstversagten Mißverständnisses ("in der Form für Junge mit dem Inhalt für Alte",- / / und "OHNE die Form für Alte und Ohne den Inhalt für Junge") relativ kurz gerate, bis bekannt geworden + sich rumgesprochen hat (geht immer früher oder später, Qualität setzt sich erstaunlicherweise fast unfehlbar am Ende doch durch), dass hier ein erstaunlich gelungenes kleines Piece de Maitre vorgehalten ist (und fast 10 Jahre mühsamer Kleinarbeit+Pflegeaufzucht bedurfte). DeWit selbst muss fast so widerstandsfähig beseelt sein wie sein bildlich in gesamtheitlicher Existenz Gestrandeter. Erfolg sei ihm vergönnt. Mit solchem Gegengeschenk kann man doch zuversichtlich friedlich zu Ende harren.

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                                                  craax 24.02.2019, 20:41 Geändert 24.02.2019, 20:44

                                                  Film als Bildmedium kommt hier auf seine Kosten. Wie immer ist die geheime Schwäche der Ratio-Anteil am Drehbuch, das ansonsten aus purer Emotion besteht : Shinkais (des ewig verliebten Jünglings an der Grenze zur Körperakzeptanz) Thema ist eben höchst auf nur eine konzentriert individuelle (niemals gesellschaftliche) Wahrnehmungsweise miniaturisiert: herunterkalibiriert. Dafür aber in solch strengstem Trichterblick allein sinnesverschärft auf nur das, was ein echter wahrheitssuchender Mensch im Hier & Jetzt von dieser Welt (und seinen unteren diese mitgestaltenden Regionen) zu größter Tiefe und Intimität, ja fast schon sensualer ungetrennter Vereinigung befähigt. So nah kommt man sonst kaum im bewegten Bild an die unmittelbare, so wie sie sich ereignet, Natur, wenn man geöffneten Herzens und voller Empfängnisbereitschaft ist.

                                                  Lassen wir das mit dem schusterschneidernden Jungen, und den schönsten Frauenfüssen der Welt (ich habe selbst ein Faible für diese weibliche Extremität). Lassen wir's mit den Problematiken der 15jährigen und der (fast) erwachsenen "viel zu alten Frau/en". Mit den Dramen auf himmelstränenbeklopftrommelten Betontreppen.

                                                  Aber gucken wir zu, wie ein frühsommerlicher Juni-Zweig in Uferwasser tunkt, und nippt. Wie Regennässe in tausend just einmaligen Formen fällt & sinkt, Boden und Erde mischt & rinnt, ihn intim berührt und Wege sucht und findet und sich vereint und tost. Wie Wasser, selbst in entwürdigenden Pfützen sich noch treu, Himmelslicht oder wenigstens Farben spiegelt; wie "...die Nässe eines Regenschirms, die durch meinen Mantel dringt ; der Geruch von Mottenkugeln, der an irgendjemandem haftet ; fremde Körperwärme, die sich an meinen Rücken presst ; die Brise der Klimaanlage, die mir ins Gesicht bläst -"; " .... und deswegen mag ich den Regen, weil er den Geruch des Himmels mit sich bringt.")

                                                  Makoto empfindet die Welt. Er hat das, was eine dichterische Seele ausmacht. Wenn all der Firlefanz zurückweicht, auf die wesentliche Unmittelbarkeit: unseres Körpers, und undistanzierter Seele, zurückschmilzt : Naivität,- im besten Sinne : ungetrennt von dieser Welt, ohne Kopf-Brimborium-Ballast.
                                                  Poesie : ist unmittelbares Sein, ganz nah an die Haut der Welt gedrückt. Poesie : ist Sex, mit Drüsen (was 15jährige als dumpfunbewussten (sogar leidenden) Drang lernen müssen, umzusetzen, ohne allzuviel Fiesematenten). Gemeint ist nicht die eine, im Hirnanhang, sondern die unzähligen, empfindungsfähigen, schwitzenden, atmenden, wärmenden : auf, in, & unter der Haut.
                                                  Der Dichter liebt den Leib der Welt, wie Romeo :
                                                  der Dramatiker ihren >inneren< Gehalt, und möchte auch ihre Gedanken (nicht nur ihren Duft) kennenlernen.
                                                  Shinkai - in seinem Bisherigen - steht auf der Spitze vor dem höchsten genauen Übergang zwischen diesen Beiden. Das ist das Weiteste, & Schönste : denn nur von dort oben, diesem Wundervollen, hat man diesen, vielleicht in jedem Leben einmal ereignet, ein-maligen unverwechselbaren meisten Blick auf fast alles, was wirklich wichtig ist, und diese Welt eigentlich für das, was fühlt, (oder fühlen könnte), ausmacht.

                                                  Das ist schon kein geringes Geschenk; und um Nichts anderes, als *an das Universelle der Menschheit, handelt es sich hier, von ihrem winzigsten, aber treu offenherzigsten enthaltenen Punkt aus GESEHEN : dem unscheinbarsten EINZELNEN,- der so ganz unbedeutend gar nicht notwendig sein muss : wenn er tut, was seine Rolle in dieser (Welt) ist : nämlich möglichst unmittelbar und wahr : ZEUGE zu sein (ohne sich ihr allzusehr als Diktator aufzudrängen). Nur zu sehen, und die Schönheit dieser (Welt) zu empfinden : Zeuge zu sein, kann schon genügen, alles, was aufgetragen ist, und wünschbar ist, zu erledigen. Wir müssen unser Dasein, unsere bemerkte Anwesenheit in diesem Universum nicht erzwingen; wir müssen keine Stempel aufdrücken oder hinterlassen. Wir müssen diese Welt nicht verändern. Wir müssen sie
                                                  sehen.
                                                  Sie ist dann schon für uns mit da.

                                                  • 8

                                                    Wenn ich mir sage, fast Ghibli-Niveau, so meine ich nicht typischerweise die zeichnerisch-handwerkliche Qualität : denn die ist vom Stil her auch bei verschiedenen Ghiblis (frühe, mittlere, späte Phase) auf unterschiedlichster Ausdrucksebene. Dieser hier: erinnert an den satten, vollausgeführten, detaillierten, naturgetreuen State-of-the-Art der anspruchsvollsten Ghiblis (Chihiro, Wandelndes Schloß, Wie der Wind Sich hebt/ etc.);

                                                    nein ich meine die unauffällige Herzqualität der natürlichen GESCHICHTE (ein ganz wenig kleines >phantastisches< Verfremdungs-Aufhübschungsmoment tritt in Maßen dazu). Aber zuerst und im Nachdruck geht es vor allem um ein bestimmtes tiefes, inneres & echtes (durch EINEN Auslöser beschäftigtes) Gefühl; so wird dieses Mädchen Tapferkeit lernen, und Standhalten, und sich Auswege eröffnen dadurch / aus tatsächlich herausfordernden, nicht alltäglichen Erschütterungen, die, ja eben, DIE es sind, die uns tatsächlich Höhen-WACHSEN lassen (und nicht nur an Umfang aufdicken).

                                                    Und genau das kriegen die üblicherweise gehandelten Erzählungen selten hin. Sie erschaffen zwar ein turbulentes Problem, und auch eine (mehr oder minder) spannende Lösung, aber da mit der glaubwürdig vermittelten Wachstums-Chance : haperts.
                                                    Die meisten Protagonisten haben vielleicht eine Erinnerung mehr,- gehen aber unverändert aus demselben hervor. Hier: womöglich nicht.
                                                    Und DAS - bietet sonst (im weit überdurchschnittlich statistischen Vertretensfalle) charakteristisch in dieser frappierenden Beglückungsfülle nur Ghibli - DAS ist, was Ghibli zu Ghibli macht, und uns so herzwärmend viel/e in der Vorstellung mit ihm verbinden.
                                                    Einwand zu Momo: da im ersten Ansehen etwas undeutlich die Scheibe gezielt, und falsche Fährten gesetzt, ein wenig unsicher um-schwenkt ablenkt, so gewinnt die wünschbare Zentrierung+Deutlichkeit womöglich erst beim zweiten, und nächsteren Mal(en).
                                                    Aber, & daran ist Qualität kenntlich : er wird mit jeder Orientierung BESSER, nicht schlechter: unergiebiger oder gar langweilig.
                                                    Die Geister-Parade ist schon sehr *miyazesk. Die putzigen Baum-Türnerchen gar gut geklaut (statt schlecht erfunden). Das alles erinnert schon, geht aber noch als inspiriert durch.
                                                    Also, wer Unterstützung für die stets unterversorgte Miyazaki-Lücke sucht : hier kommt eine zumindest (-wenn nicht Erweiterungs-) so doch wenigstens -betäubungs*überbrückungstaugliche Linderungs-Ration! Die erhaltenen Film-Auszeichnungen sind verdient.

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