craax - Kommentare

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    craax 17.02.2019, 19:41 Geändert 17.02.2019, 19:54

    warum ein Schwein?

    das Gesicht, das Porco (zumeist) der Welt weist (außer er wird heimlich in einem schwachen sich unbeobachtet wähnenden Moment erwischt): ist das abwendige abspenstige einer tierischen Kreatur, welches zumeist keine Gemeinschaft mit positiver Konnotation hat.
    Gelinde gesagt ist dies das zynische Gesicht, dass er der Welt vorweist ; sich (seine Empfindlichkeit, seinen Edelmut) dahinter zu verbergen.

    Porco ist Dissident. Er lebt nicht in Städten, unter Menschen; er ist Einzelgänger.
    Sein Zuhause ist eine verborgene, einsame, ganz unzivilisierte - manche würden sagen: unbequeme - heimliche Lagune. Er teilt die gemeinschaftlich bewirtschafteten Vorlieben nicht, welche Andere ganz unkompliziert & unprätenziös zu einer >Gemeinschaft< zusammenbinden. Mit einem Wort: er teilt unsere (je nach Standpunkt) Werte nicht. Driftet die Gesellschaft in den sich vorbereitenden Wahnsinn (hier : geschichtsnotorisch, "Faschismus") ab: ist er lieber ein >Schwein<. Ist das SEINE Definition? (Nur, weil ER das Gesicht trägt?) Hat er es freiwillig ausgesucht oder eher nur akzeptiert & lässt sie gewähren?
    - sagen wir so: das Schwein ist Ausdruck eines Gegensatzes. Sehen wir uns den Gegenpol an :
    in den Augen der meisten Menschen sind sie selbst (mit sich) im Reinen & einverstanden. Sie sind keine >Schweine<, sondern "normal" : die Repräsentanz, welche zwar nicht perfekt vollkommen in sich sein mag, aber jedenfalls nicht verdorben. - Verdorben: ist etwas Minderwertiges, dass ihre Höhe jedenfalls nicht erreicht.
    Was mag einem Abweichler, der sich solcher Idealität nicht anschließen mag, in den Augen derjenigen, die also (wüssten sie 's) sich als abgelehnt empfinden müssten,- wohl an positiven Eigenschaften anhaften? - Wenn sie selbst (zweifellos) das Positive sind: ist die Konnotation des Unzugehörigen eben : nicht positiv, sondern (mindestens) dubios, fraglich, verdächtig, unzuträglich - und ganz schnell weiter : fremdartig, unzulänglich, übel, verdorben. Ein Mensch ist besser als ein Schwein. Sieht sich die definierende Majorität als Mensch, ist das 'was übrigbleibt als =>(die einzige andere verbliebene) Möglichkeit - eben diejenige des Schweins; oder Wolfs, oder Nashorns, oder Krokodils,- oder was auch immer : nur menschlich eben nicht. Und "Schwein" : ist doch gleichwohl nicht die schlimmste, von denen, die sonst noch blieben. >Schwein< : ist immerhin nicht die Gefahr, die Bösartigkeit schlechthin. >Schwein< lässt eine zwar nicht vollwertige,- jedoch noch Rest-tolerante Sympathie gelten; vage in der Mitte der Andersartigkeit (Böses wäre auszumerzen). Mit (wenn auch abgelehnter) Andersartigkeit : lässt sich koexistieren, - zwar nicht unter einem Dach : aber immerhin unter demselben Himmelszelt,- mitsamt der gemeinsam geteilten Atemluft. Man ist auf Distanz, und keinesfalls per Du : aber nichts hält davon ab, auf neutralem Boden ein separates Glas im selben Bewirtungsraum zu koinzidieren,- und Noten über die Gräben hinweg auszutauschen.

    Porco ist ein Schwein: weil die anderen (in meinungsfestlegender Mehrheit) die 'Menschen', die zuständigen Anständigen, sind.
    Porco streitet nicht ab & nicht dagegen. Er lehnt ab, DAZU dazu zu gehören; und sicher :ist das ein Werturteil (auch wenn er es nicht hinausposaunt), sondern sogar niemand mit-teilt. Er ist & bleibt (weitgehend) für sich (warum auch nicht, wer SOLCHE Freunde für sich hat); und wenn sich allmählich erweist, wessen Art sein eigenes, im Gegensatz abgrenzendes Sein für einen Charakter stempelt und in sich trägt & beweist,- ist der Wert, den SEINE Seite erweist,- die Widerlegung und Herausforderung der anderen.

    ER ist der Zyniker? - vielleicht ist der Faschismus: der zynische(re) von beiden / Alternativen,- von dem sich niemand (ausreichend) abgrenzt.
    Porco TUT ES, sich abgrenzen, um nicht mit dazuzugehören,- mitschuldig zu sein letztendlich.
    Porcos selbstgewähltes Exil ist die Rolle, die sie ihm lassen: sein Schweinsgesicht lässt zuletzt nur noch die Möglichkeit offen,- WENN DAS GEGENSATZTUM UNVEREINBAR IST, dass: wenn ER der (wahre heimliche) Mensch ist,- das Schwein das ist, was übrigbleibt : ist er es nicht,- sind sie es : oder vielmehr, dies Allgemeine, was die Menschen so - unkompliziert, selbstverständlich, unhinterfragt, ununtersucht hingenommen jedenfalls nicht widerständig sondern >angepasst< ... - ist es. Das hat eine ziemliche Explosivkraft: und deswegen ist dies anarchistische Schwein so ablehnenswert gefährlich. Denn sollte es Recht haben : irren wir alle, und unsere Welt bricht zusammen. Sie verdient nicht, so mächtig zu sein, wie sie innehat. Sie wäre ein Usurpator, unedel, angemaßt; und Porco derjenige, der uns alle lehren sollte, wie wir zu leben hätten,- wären wir nicht : so schwach, einfallslos und unheroisch. Das reicht Ihnen? Sie träumen nicht mal von Besserem? -dann hat Ihnen der Film nicht gefallen?,- oder nichts Besonderes?
    -und das ist WIEDER etwas Einnehmendes: denn er kreidet die Schwäche nicht an,- sondern nimmt sie hin, und das ist weise: denn die Menschen sind nun mal nicht besser, oder stärker, als das (was sie immer waren). Er macht sie nicht zum Vorwurf: er widert sie nicht an. Ohne sich zu arrangieren : akzeptiert er sie (wie Porco seine Schweinsmaske, die in den Augen der anderen auf ihre Wahrnehmung von ihm projiziert besteht). Er lässt die Menschen Menschen sein; solange für ihn, von ihnen zugestanden + in irgendeiner Nische noch Raum gelassen, eine winzige Möglichkeit fortbesteht: das zu sein, was ER ist;
    und das muss wohl ein Heldisches, Tapferes, Kämpferisches, Freundlich-Edel-Still-wagemutig Duldsames sein. Abgesehen von all dem Gedröhn, lauten Motoren, Kanonenschlägen, Starksprücheklopferei, Hohn&Spott, Schwanzvergleichen, Muskelspielen, Auftrumpfen, durchmessenen Steilkurven, Männerrivalitäten. Gina ist seine ebenbürtige Oase der Ruhe; wohl weil sie, von früher her gewohnt, bereit ist, die Perspektivzumessung zu hinterfragen und zu in-akzeptieren. Und auch für uns : wird das Dissonante das lyrisch Angenehme, und das fraglos Geltende das Stolpernd-Unbehagliche; auch wir lernen allmählich, im Angesicht seiner Taten, unseren Maßstab neu um-zujustieren. Dazu braucht es einen Lernprozess; anderthalb Stunden geben da bereits 'ne Menge Maskenbildnerei -&-deren-umformung her, wenn es richtig angestellt ist.

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      craax 14.02.2019, 15:24 Geändert 14.02.2019, 16:07

      SKY CRAWLERS von Mamoro OSHII monumental! eine Perle

      einer der wenigen Filme, die das Etikett 'AntiKr.-Film' nicht verunzieren -

      beginnt (und hält durch) sehr gepolt - antagonistisch:
      sehr krachende Wolken-Szenen (gleich die Erste!) gegen eine eingefrorene, stillebenhafte fast schon gehemmte Erzählweise, rein an Personen geknüpft, am Boden.
      Geheimnisvoll. Nein Rätselhaft ; atmosphärisch. Erinnert an Film Noir. Angemessen : Kenji Kawai's Ton-begleitung.

      SPOILER Kil-dren (soviel darf verraten werden, erleichtert nur, an das unenthüllte Handlungsgeheimnis unmittelbar näher heranzutreten #zur Selbst-Exploration)-, -...Kil-Dren sind gen-manipulierte Jung-Krieger, die nicht altern. Sie führen den Krieg - und sterben (das geht) in ihm, in welchem zwei Konzerne gegeneinander stehen : 'Rostock' vers. 'Lautern' . Neuer Ansatz: der Krieg ist zwar echt, jedoch beschränken sich die Konzerne, die nichtkombattante Gesellschaft nicht mit einzubeziehen: welche unbeeinträchtigt zugucken darf,- und beiwohnt (+ 'verfolgt die gar TV-übertragenen Ereignisse durchaus interessiert, denn 'könnte ja sein, dass einer der beiden gewinnt, und die Welt-Karte sich neu mischt, wie in Geschichte wohl vorkömmlich). Obwohl es also ein "umzäunter Privat-Krieg" ist : ist er ernst, und es gibt sogar zivile freiwillig sympathie-ergriffene >Schlachtenbummler<, die >ihre< Partei be'ochsen : aber nur eben innerhalb Konzern-Begrenztheit.

      Weitere der Nonkombattanten (einige jüngerweibliche besonders) hegen tiefere Empathie : für die sich opfernden oder opferbereiten Vor-Erwachsenen, welche durchaus getötet sind, und letztere ansonsten durchaus keinen Grund haben, sich übermäßig emotional zu engagieren für irgendetwas- oder -jemanden Unwesentliches : "sag, welchen Grund gibt es, erwachsen zu werden, wenn ich morgen schon tot sein kann?" ! - dies zwingt s e h r unmittelbar, in ein wahrhaftes geteiltes Dasein allein im Hier & Jetzt (man siehe die meterweit isolierten Abstände selbst zwischen den Sitzgelegenheiten an Speisetafeln) : unmittelbar echt leben ohne Abstand, Ausflüchte, Illusionen oder Verstellung (außer vor Schlachtenbummler-SelfieKameras,welche die personifizierte öffentliche Lüge, auch Propaganda genannt, gut becircen). "Echt"-menschliche Erwachsene-Freundinnen wissen besser Bescheid : und knüpfen Fäden über den Graben zwischen denen, die sterben, und solchen, dies es nicht tun;

      ganz anders aber sind Beziehungen zwischen denen, die auf derselben - vor allem der einen - Seite des Grabens dasselbe (hoffnungslose) Schicksal miteinander teilen.

      Im weiteren Vorlauf des Films, der so bemerkenswert unten eingefroren still, aber nicht ereignislos, sondern: bloß unentziehbar INTENSIV und SUGGESTIV in Bann zieht, kommen die Dinge überraschend direkt + ohne Umschweife zur Entwicklungs-Enthüllung ohne Umschweife: konzentriert sich die Erzählung immer mehr und unaufwendig auf ihren Markenkern; und ich versage mir's jetzt, um den Film, um den es wirklich schade wäre, vor Spoilering zu schützen, nur soviel sei verraten, die unmittelbar ahnbare besondere Wiederauflebens-Beziehung zwischen Neuling-PilotenAss Juichi und ebenfalls Kil-dren alterungsunfähiger >Stützpunktkommandantin< Suito, und deren besonderen ehemaligen Bezug auf den einzigen echten "Erwachsenen"-Piloten, der einst ins gegnerische Lager wechselte (wobei unerheblich ist, ob er außer in ideologischen Hinsichten der biologische Vater der Tochter ist; bitte damit keine Zeit verlieren!).

      dies Kind ist schon wichtig: denn es ist (wie immer) Symbol der Hoffnung : auf den Frieden, auf eine Möglichkeit, der menschen-gerechtlebenden Welt (ferner Zukunft?) - um deretwillen wir überhaupt fortfahren in unserem aussichtslosen Durchhalten?

      -die "Erwachsenen"- : sind der Teil, der den zum Opfer-Tod verurteilten Kil-dren (man denke an Blade Runner) gegenübersteht; nur dass dieser Film aus IHRER Perspektive (der Hoffnungslosen) erzählt. Die "Erwachsenen": sind diejenigen, die NICHT sterben müssen (außer dass ihnen der Sprit ausgeht). Sie haben sich unaufwendig arrangiert. Sie können es sich leisten, ihren Geschäften nachzugehen, Leben comme il faut unbegeistert aber gedankenlos hinzunehmen, vielleicht mal ein wenig Mitleids-Krokodilstränen - die nichts ändern werden & sollen, außer individuell erleichternd wohlzutun - abzudrücken.
      Ganz anders die, die "abdrücken" müssen - sie stecken in existenzieller Klemme, vollkommener Bewußtheit. Ihre innnere - weggedrängte oder beherrschte (na ja, zumeist) Tragik und Druck halten sie in einem Zustand äußerster zwiespältiger Nähe, Klarheit, & Resignation : in Ausweglosigkeit, in Unentrinnbarkeit. In äußerster : dichter Nähe zum konzentrierten Leben, zur Lebens-Essenz direkt : unausgesprochener Klarheit von Todesnähe trotzdem! . - Sie möchten davon eine Ahnung? - lassen Sie sich in diesen Film ziehen, seinen Sog;

      & fürchte (nein belohne:) mehr als einmal gucken! - er ist komplex, und der Regisseur rücksichtslos: er nimmt beim Filmen keine Rücksicht auf Naivität! - wer noch im Disney-Horizont feststeckt : muss sich da mehrmals (lohnt wohl trotzdem!) durch die Ebenenschichtung hocharbeiten Richtung Licht'ums-ÜberDenWolken-Durchblick. Trotzdem ist das Drama und die Tragik (gerade weil sie so schweigsam sind) von Juichi und Suito so verhalten ergreifend: wenn man ganz konzipiert, was die Umarmung im Auto mit dem dritten Fremdkörper in der Hand in ganzer Konsequenz erschütternd umfasst. Man könnte wirklich Lust bekommen, ihnen zu helfen -...

      und soll ich ihnen ein Geheimnis (d i e s schon) verraten : es i s t möglich! Wir (von d i e s e r Seite des Grabens) KÖNNTEN ihnen tatsächlich helfen, und beistehen, und sie befreien (sie selbst können es nicht, und damit das GANZ KLAR ist, die letzte Szene, mit der OSHII seinen Film abschliesst) : die Soldaten, die ewig in unendlicher Reihe auch zukünftig geopfert sein sterben werden, - ...sind es nicht, die den Teufelskreis durchbrechen werden können! - sie können zwar probieren, aufbegehren, das Himmelfahrtskommando unternehmen : den >Teacher< zu erledigen & seiner endlich Herr zu werden,- doch
      -OHNE UNSERE UNTERSTÜTZUNG - diejenigen der gleichgültigen Außenstehenden, Zulassenden, Adaptierten, Resignierten, Angepaßten, Mutlosen Kraftlosen : OHNE DIE VIELEN, die abwendend ermöglichen: wird das Nichts. WIR sind die "Erwachsenen" : und "erwachsen heißt & bedeutet dabei : wir haben diese Muttermilch - das sich nichts ändert, dass der Versuch, zu ändern, sinnlos ist,- WIR haben das Spiel verloren : wir perpetuieren seinen Selbsterhalt, in Kill-dren, in ungemessene Ewigkeit (oder noch maximal 500 Jahre?). -
      Außer - ...

      wir aktivieren uns (was den Graben zuzuschütten bedeutete). Wir machen gemeinsame Sache mit den Kildren. Die UNSERE (eigenen!) Children- Kinder SIND, die wir fortwährend immer noch in Kriegen weggeführt, abgetötet abgeschlachtet seinlassen (wie Imperiumsapologet Rudyard >Dschungelbuch< Kipling den seinen/20jährigen Sohn 1916) zugelassen unverhindert wegbefördert kopflausgesetzt. Es sind UNSERE KINDER! warum lassen wir (Alte, "ERwachsenen") das zu? Weil wir uns an den (eigenen nahen) Tod, die Machtverhältnisse, den Ewigen Krieg (Titel von MALVANO=> googeln), 'gewöhnt' haben ?! - Unsere "erwachsen"-adaptiert-gelernte Hinnahme überliefert die Kil-dren dem Schicksal, aus dem sie sich selbst (wie denn ohne unsere Beteiligung /gar "gegen" sie offensiv gewandt - Teacher!! -) sie sich nicht mittellos befreien können. Und wir stieren womöglich lächelnd blöde stumpf- wie Herdenvieh- dazu ...

      -Wie wir es ändern könnten? Durch ein Ende - unserer gleichgültigen Hinnahme. Dadurch, indem wir aufhören selbst verzweifelt zu lachen, wenn das Wort >Weltregierung< >Weltfrieden< aus Idiotenmund, fällt, in tiefsten Spott hinein (muss ja nicht der einzige Ansatz sein). - Indem wir für denkbar halten, machbar machen. Indem wir uns erinnern: an Kindheit, an Tod. An u n s e r e Kinder - und leibhaftig versuchen, uns vorzustellen, wie ihnen zumute ist, diese Welt vor sich. Haben sie nicht ein Anrecht auf unsere Unterstützung? Unsere falls gar verzweifelte Hilfe, aber dennoch : was wir können!? - ..."Wie wir ihnen helfen können" - ernsthaft!? natürlich könn(t)en wir! - wir müssen es nur TUN. Es fehlt nichts außer dem, diesem bißchen. Das ginge, das geht. Und nur bloß aufhören mit diesem jahrtausendeüberkommenen Gucken, Stieren, Käuen, Wiederholen, "Tradieren". Es kann auch mal genug sein mit Tradition. Schluss machen mit dieser unaufgeregten kalten vernünftigen Emotionslosigkeit. Wir sollten in unerwachsene unverzweifelte Bewegung geraten, um Verzweiflung überflüssig zu machen eines Tages: aber eines näheren statt ferneren. Uns aufregen. Weltweit. Gerade hier, mehr als anderswo. Auch in Deutschland. Platz sechs auf der Rüstungsliste. Und: indem wir uns die Namen merken: wie war das nochmal: Rostock und Lautern -? -
      Liegt an uns.

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        Fight Club
        aus der Norton-Perspektive des guten Teils von Hitlers Gewissen

        „Toxische Männlichkeit“-? - viel mehr als das. Das ist die krass-agressive Reaktion auf eine toxische Gesellschaftsform. Nun ja, sie mag als solche al-so die vorfundiert „männliche“ Reaktion auf etwas absolut Inaktzeptables sein - „macht kaputt, was euch kaputt macht“. Frauen mögen subtilere Formen der Zerstörung – anpassendere – wählen; jedoch wichtiger ist der Fokus hier (im Film) verschoben: im Zentrum steht die Re-Aktion; und WAS diese Reaktion auslöst, kommt zwar vor, und wird vielfach re-zitiert (das ist der grandiose Teil von FightClub), ist aber nur /in Straßenpfützen/ GESPIEGELT. Denn FightClub ist ein (makellos gestörtes) Spiegelbild; jedoch ein selten tabuloses. (Wie behauptet Tyler Durden (welcher jetzt, egal) selbst : „ xxx geschöntes Selbstbild xxx Zitat “ . Und hier ist nichts geschönt. Hier wird einmal Tacheles gesprochen. Hier fällt die Maske. Hier redet Hollywood Klartext. Hier ist einmal schonungslos aufgelistet, was hinter den Kulissen vorgeht. Das ist ungewöhnlich, denn wie bewiesen jüngst die CoenBr.s in ihrem köstlichen Hail!-DejaVue über ‘selbige Traumfabrik : „Wir stehen im Dienst des Kapitalismus, ihn zu verschönern, verschleiern oder wenigstens erträglich zu machen – von ihm abzulenken ist unsere Aufgabe“. Passée.

        Hier in FightClub wird nicht abgelenkt (jedenfalls kaum), sondern geradezu: aufgehängt hingelenkt; vielleicht einfach ventiliert? - Denn wer geht aus dem Kino, und haut alsdann auf den a*fressierten Putz? - sehr treffend die Szene, wo der wasserschlauchpassierende provozierte Pfarrer, verdutzt, aufgestachelt, Reißaus nimmt, um schließlich doch noch in der Schlägertruppe (‘paar Einstellungen weiter) eingereiht aufzutauchen.
        Der Reflex des Kapitalismus (sein Selbsterhaltungsprinzip) ist : Dinge, die haarscharf riskant gerade eben noch benannt sein können durften, sind entschärft (Berufsrisiko). Hier ist das bewusst auf die Gegenfahrbahn nachtgelenkte Auto tatsächlich um ein sprachliches Ny rattenscharf am Abgrund hinein vorübergeschrammt : FightClub (das ist sein Sexappeal) erweckt die Dinge beim Namen, phantasiert übers Zurücknehmen-&-schlagen : und wälzt sich aus dem Kino(sessel) zum Widerkäuen nach Hause. Nochmal gutgegangen! Das tat gut!

        Nun ja, nicht ernsthaft wünsche ich mir, das jemand die Rezepte von FightClub inspiriert zur erneuten Aufführungsanwendung (Beipackzettel) bringt. Das hatten wir vor 80 Jahren schon mal – zuletzt vorerst. Nehmen wir Hitler (um Den, -bzw. seine Reaktion auf den - ...ja sagen wir‘s schon, sprich‘s aus, Mann : … Kapitalismus … -geht es doch, auch wenn heute kaum noch jemand den Unmode-Mut (oder den gecheckten Hintergrundinformations-Vorsprung) hat, das N-Wort auszusprechen, und die Dinge aus der Geschlossenen/offen beim Namen zu nennen. Call Me By My Name! No Way! Erste Regel des Kap*mus'sClub: niemand redet über den Kap*mus'sClub. Zweite Regel…

        nehmen wir also die Hitlers? Wieso? ...„Reaktion auf den Kapitalismus“...? Hitler‘s (guter Wiener Strassencafe-Name!)? Erster Weltkrieg : Kriegsfreiwilliger mittendurch-drin. DAS ist eine Reaktion auf den Kap*Club! WW I : war Kap*muss pur, und diejenigen die sagen konnten „Und Wir Sind Dabei Gewesen“ zeigen toxisch stolz ihre ramponierte Fresse : unter ihresgleichen ein vorzeigbar-verschwörerisches Qualitätsmerkmal, ich möchte nicht ohne Narben sterben, ein Bruderschaftsaus-beweis.

        Alles dabei : das Aufgehen des Individuums in einem ‚höheren‘ Opfer-Sinn, - auch wenn Tyler Durden (bevor er es ist) eher aus tieferen Kellergeschossen heraus haust und zum Lichte strebt wie ein provoziertes Samenkorn. Der Name, den Meat Loaf (passt im Film) erst NACH dem Märtyrertode sich nennbar verdient (das HorstWessel-Schlag‘eterlied „SchwarzBraun ist die HaSS/SAelnuß“). Der Anfang aus Frustration, in gewaltschwangerer Umgebung (NRA, 85 % Hollywood-content; 15% Schwarzpulver, 0 % Hirn). Die Männerverschwörung, die Frauenreduktion (bemerkenswert wie immer: Eva Braunham-Carter)=> FightClub ist kein Frauenfilm. Der geht nur Männer ganz was an. Es reicht schon, wenn Frauen, mitsamt Tochter & Oma (die Spartaner steckten ihre Achtjährigen bereits ins Männerasyl) schließlich gemeinschaftlich an Bombennächten teilhabe‘nehmen dürfen. 7 Mitgliedsnummern zählte der Ertüchtigungs*Club zu Beginn. Eine ein*same Eizelle: ist solange harmlos, bis ein Spermium zuschlägt. Danach die Erzählung vom Schachbrett : „...Belohnung? - ... nur ein je verdoppeltes Samenkorn aufs immer nächste von bloß 64 Feldern“ - „MEHR NICHT?“ verblüfft der verdutzte Maharadscha – sind wir Der wieder da? … .

        So ähnlich. FightClub ist der tathelferliche Dosenöffner, der Erkenntnis. Unter dem Turban scheint hervor ein Licht.

        FightClub dekliniert das mal probeweise durch, was es bedeutet. Am Anfang war eine Idee (Gottes Parabel von den verlassenen Söhnen) (auch Hitler hatte keinen, weder noch, Vater noch „Gott‘). Er war nur schlicht gebadet*gedopt in KarlMay Jünger‘schen Stahlgewittern (>Zarathustra ist eher was für weichliche Intellektuelle) (na gut, auch DIE können 'paar Wochen später „>zäh wie KruppStahlLeder…“)

        ….“Wir sind immun“…?
        - wie oft habe ich das schon vorgedacht gesehen : anfangs mitten.
        Allerdings sind wir aktuell in der Pfarrer-Umkehr-Reiß3meterAus-Phase, in der die Dressur erst abgewöhnt werden muss : die Beißreflex-Hemmung.

        Schauen wir uns FightClub noch mal an : klar, dass, prügelten sich Kerle wie euphemisiert hier tatsächlich, binnen Viertelstunden der erste Totgeschlagene Organversagte Erblindete zu beklagen + der Film vor Beginn vorbei wäre. Aber die allegorisierten Prügel sind ja nur //mit etwas 'ästhetisch' unnötig viel „Kunstblut“) (überflüssig, wir haben doch Unmengen vergossenes Echtes davon// - gestellt: es geht eben vielmehr um den Übersetzungs-Abbau der anerzogenenen, anzivilisierten Bißhemmung, auch im Geiste, der >Befreiung<, dem Durch-Hau des Gordischen Knotens von Selbstrestriktion. Wäre DAS Freiheit (=>dessen, der nichts mehr zu verlieren hat), welche der Film meint: … DANN wäre es nur schlimm. (Wir haben Alles zu verlieren). Jedoch tut er das ja meinen (gottseidank) nicht. Sondern anfangs: geht es, eben, um das was alles falsch zu verlieren ist : Konsum, Werbung, Sauerstoffmasken, Seife, Absaug-Kliniken, geklaute Autos, Visitenkarten, hilflose Selbsthilfegruppen ‘was für mich gut ist ist gut für alle: >Kapitalismus<. Und DESWEGEN schauen wir in die übergangslos weggedunkelte andere Bildseite des FightClub-Spiegels: und DA finden wir doch das, was FightClub zu dem kostbaren Kunstwerk macht, das es ist.

        Denn dort, den Häschern entschlüpft entgangen, findet die eigentliche Show statt : während alle (abgeschreckt fasziniert) auf die Prügelgefahren stieren wie der Hase auf die Schlange, bewegt außer dem Zahnspucken, der Mund sich unaufhörlich, und redet, drehbuchreif, geschliffene Mono-Dialoge, von Sinn. Und der hat es in sich. Und so' der Dumpfnacken des fixierten Reptilienhirns den moves nachhaschen muß (Oh Fincher! du begnadeter Manipulateur!), muß ebenso registrieren das Ober-Hirn all die untergeschoss'jubelten Sekundebruchteil-Schnittstellen der vormontierten Befremdung, die Entlarvung, die Bloßstellung, der Unsinn, die Falschheit, die Verkommenheit, die Degeneration, den Schmerz, die Brutalität des Besitzens oder-Besessen-Seins von Ikea-Wohnlandschafts-Verschleierungen, Vorspiegelungen, Euphemisierungen, Zynismen, Profitinteressen, Hinterhältigkeiten, Erbarmungslosigkeiten, Verbiegungen, Entwürdigungen, gnadelosen Erwürgungs- und-Abtötungs-Hatzen in teilzeitlichem Unleben. Portionierte Feinde... portionierte Freunde … portionierte Sinnsprüche … portionierte Überführung. Im Windschatten des stückweise Gehenkten marschiert quantisiert wie Diarrhöe so einiges durch, was sonst so nie (selten) nachklingen darf,- namentlich in einem H*-Film nicht, an fur‘barer Erkenntnis : Marx hätte seine reine Freude gehabt. Und das ist gut so.
        (NB: für einen Coen-Film war der vermutlich zu ergrimmt gewesen; aber DAS ist ja auch der Grund, warum dessen Art, die Welt umzukrempeln (fast so gelungen wie die einstürzenden Neubauten des A.Hitler, die im Bild gezeigt werden, nur in Zeitlupe langsamer vom Logenplatz des Kinos aus (wie sie krachen, in Dresden, Frankfurt, Hamburg, Köln,…) nicht & nie gelingt;
        auf die Coen‘sche Art (derjenigen der Marx-Brothers eher ähnlich) dagegen : schon …
        ).
        NBB: FightClub ist ein Film wie die Französische oder Lenin‘sche Revolution : völlig humorlos.

        Deswegen funktionieren sie ja auch bis zum heutigen Tage nicht. Allerdings wird‘s allmählich knapp; die Zeit drängt. Wie verwüstet muss der Planet denn noch sein? - es wird Zeit: allerdings sollten wir die Dinge, die uns (samt ihm) kaputtmachen, … lieber : kaputtLACHEN.
        Aber das mit dem KAPUTT*vorerst sollten wir ernst nehmen. Auf jeden Fall. Denn DER Teil, so ganz nebenbei in FightClub vortrefflich mit-eingeschmuggelt (eloquent wie selten-st) ist derjenige, der funktioniert.
        Es ist höchste Zeit, dass das mit dem Funktionieren aufhört. Bis dahin geh ich mit. Und lass mich sogar schlagen dafür. Zur Not auf beide hingehaltenen Backen.

        (NBB‘B… und dann bin ich fertig :
        NOCH funktioniert das mit dem Backe-Hinhalten. BALD nicht mehr (länger). BALD : interessiert zwangsweise der Anblick eines Backe-Hinhaltens niemand mehr vorschriftsmäßig (sollte man noch eines ‘Hinhaltens zu Gesicht angezeigt bekommen). BALD mag alles, was nur wie Backe aussieht und danach riecht, simultan stuntpede aus dem Spiel genommen sein, BEVOR ES irgendjemand Gefahr läuft mitzukriegen;
        und dann, liebe Freunde & Companeros, ist tatsächlich die Stunde „toxischer Männlichkeit“, auch, um etwas zu wuppen, endgültig geschlagen von Angesicht zu Angesicht gekommen. Ein Böses Erwachen, aus dem es kein Erwachen gibt; zufrieden? …

        Ich sehe schwarz? - Nein, eher „schwarzbraun * ist die…“ … „kommt schon Leute...“ (Better Call Saul, in der Bingo-Alten-Charade : „nun macht doch mit...!“

        (Ach so, NBB‘B‘1-viertelchen-noch: und FALLS das jemand mit dem berühmten „Weiter so“ verwechseln sollte :

        DEM
        (! ! !)
        ist GARANTIERT

        NICHT ( ! ! )

        SO. - Eher im Gegenteil. Denn DAS hat nicht mal Backen an Stellen, wo niemand nicht mal eine Stelle hat. Nein. Lass dir mal was anderes einfallen.
        Und better hurry up, wenn KEINE EXPERIMENTE
        => KEINE OPTION ist.
        TickTack.
        TocToc.
        Qulatsch.

        - - -
        und als allerletzte meinegeheime Frage : wieviel mag FightClub damit zu tun haben, dass Edvard Norton nicht mehr filmt?

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          craax 03.02.2019, 21:58 Geändert 05.02.2019, 22:28

          ein Film von Terry Gilliam? - angucken!

          dies ist keine ursprungseigene motivierte crx-Rezitation, sondern eine mp-Anmerkung. Völlig klar, dass nicht nur die repräsentative mp-Versammlung, sondern auch die anspruchsvolleren Cineasten darunter nicht viel mit diesem Film anfangen werden können. Wie mit >TreeOfLife< oder >Prometheus< bspw. auch nicht. Schade. Denn dieser neue (und vermutlich einer der, wennnicht überhaupt der, letzte/n Geniestreich/e des einmalig-einzigartigen T. Gilliam überhaupt)... Film verdient es - natürlich; wenn man den Schlüssel hat?

          Wer Filme zur bloßen Unterhaltung konsumiert : wird, unmutig, blessiert werden.
          Wer theoretisch bereit wäre, mehr zu investieren, um sich zu belohnen, checke die Fakten.

          Fakt 1. wer T.Gilliam von außen kinohistorisch ist. 2. Welche Filme er von innen im Pantheon hinterlässt. Zähle nur auf (OHNE M.Phyton): Brazil, 12Monkeys, Fear& Loathing, König der Fischer, (Zero Theorem, nun den hier). 3.die zwanzigjährige (mindestens) beispiellose Odyssee des >D.Quixote<. 4. wer T.Gilliam PERSÖNLICH ist; der Rebell, der StudioKommerz-Dissident-Kritiker-bissige Künstler-Ästhet. Der Visionär. Der überbordende Phantast. Der Szenenbildner. Der Kostümist. Das wabbernde Kluge Genie. Der mitteilende Mensch. Der Menschenfreund. Nun gut, die Letzteren wird kaum jemand so weit herausgelehnt abnahmebereit: persönlich gewagt sein.
          5. ... Don Quichotte von LaMancha von CERVANTES.

          Also The Man Who Killed ... Terry Gilliam himself?
          Entschuldigung, Terry hat Don Quixotte nicht abgetötet, wie sicher einige billig so kolportieren werden; er hat ihm vielmehr wieder eine Lebens-Chance, ein Territorium, ein Refugium zurück-erobert; denn wer, ehrlich gesagt, erfrischt sich noch an so "alten" Klassiker-Schinken? - und soll ich was sagen: der Lebens-Nerv von Don-Quixotte ist der von Don-Quichotte (und umgekehrt) TATSÄCHLICH SELBST.

          Denn es geht um Idealismus, vielleicht verrückt-wahnhafte Idealisten, denn wie sagt schon der allseitig (nicht von mir) geschätzte Ex-Kanzler (kürzlich verstorben) : "WER VISIONEN HAT, SOLL ZUM ARZT GEHEN" ; sehr deutsch, übrigens (ein zutiefst wahnhaft-anfälliges Volk, heut' wie immer).

          Gilliam leidet übrigens selbst an der anrüchig-bedeutsamen Wahnhaftigkeits-Krankheit; er ist damit glatt berühmt-berüchtigt geworden, in einem anderen heilsamen Sinne. Vielleicht weil er Brite ist; denen man Pragmatismus (eine besondere Form der Irrealität) nachsagt. Auch der britische Humor ist auf perfide Weise so; pragmatisch+ hintergründig, mehrstufig, zugleich; eine Bereitschaft, die Realität anzunehmen, ohne sich ihr hinzugeben; sie zu hinterfragen; um die Möglichkeit auszuloten, ob sie, weil so lächerlich, nicht doch dahinter Besseres verberge? potenziell? - "wünschenswerter Weise" vielleicht sogar? - das ist : eine gute Art, sich mit dem, "Was Ist", nicht auf die Hegel'sche Art&Weise nur zufriedenzugeben; wie ein Esel im Stall (feiertags). 'Wieder von den Visionen wegzukommen.

          Gilliams Werk insgesamt ist ja eine Fieberkurve, überbordender Kraft-Phantasie. Bilder; Kostüme; Absurditäten. Die sich selbst genügen? - Quatsch : mit Hintersinn. Dahinter steht eben, wie gesagt, Freundlichkeit, wenn auch besorgt. Warum sich diese Sorgen (künstlich) bereiten? - Nun ja: wenn man ein Seher ist, passiert das. Auch wenn man es nicht will. Man MUSS. Gilliam MUSS. Nur wegen des schnöden Mammons? - das glauben Sie ja wohl selber nicht. Nein. Ich fürchte, die Sorge (und der Humor, die Kraft) sind echt. Und ernstgemeint. In aller Komik.

          Windmühlen? -Gilliam hat mehr als genug davon zu spießen versucht. Er kämpft mit dem (eingebildeten) Drachen. Warum eigentlich? (s.o.).

          Nun stürmt / trabt würden einige sagen, kollert, dribbelt, scharwenzelt, stolpert er wieder, auf seiner "alt gewordenen" Schindmähre Rosinante, dem Untergang entgegen. Das glauben Sie doch selber nicht. "Unsterblich"; ein Kosewort, das er nicht nur für sich in Anspruch nimmt (eher verweist), sondern, wie Don Quixotte, seinem Pancho hinweist : Das Üble auf genau diese ewige fortlebende Weise, sei ebenso "unsterblich". Und wie das Übel nicht stirbt, so auch diejenigen nicht, die die unsterblichen, unverweslichen Ritter-Ideale dagegen aufrecht erhielten; was für ein seltsam-ungewohnt-komischer Anblick für den Rest der Welt, wo auch immer so ein antiquarischer Reflex sich regt und ruchbar macht, - jeweils absurd im Anblick zu allen verschieden gleichbleibenden Zeiten bieten mag.

          Don Quixotte /oder auch D.Quichotte ist ein aus der Zeit gefallener Irrer: den keiner ernst nimmt. Der einen Kampf kämpft, den (jeder für verloren hält) niemand aufnimmt: den sprichwörtlichen "Kampf gegen Windmühlen". Warum? - so überflüssig-narrenhafter Weise? der nicht zu gewinnen ist? der ignoriert wird? belächelt (günstigstenfalls)? verspottet verhöhnt geäfft begafft behindert sabotiert sogar schlechtenfalls? - wen die Verachtung 'der Hohn kalt lässt, weil er in seinem besseren Wahn-Zentrum ruhe-eigenpolt? - wer von der Menge unabhängig ist? Wer ein >Ideal< hat? und >Idea<, "Idee" (wie Idiot) => das >Eigene<, in-sich-Zurückgeschlossene, Selbstbezügliche - bedeutet?... Wer hat solchen Mumm: die eigenen Ideale gegen den versammelten widerständigen Rest der Welt zu behaupten,- derart förmlich in sich ruhend selbst zu sein? - der ganzen Welt ins Gesicht zu behaupten : IHR seid wahnsinnig, ich bin : "gesund", so wie es sein müsste, wäre es besser? was behauptet das Weltfieber-Thermometer? Dass es um sie gut bestellt sei, alles bestens? Kein Anlass zur Sorge? Oder wer fährt fahrend in sie hinaus: Interessen zu verteidigen, die nicht die seinen sind, sondern hehren Verkörperungen zu dienen, in einer angebeteten "Dulcinea"-Idealisierungs-Träumerei? -muss Quixotte zu besagtem Arzt? - Im Urteil der Zuschauer: zweifellos. Gilliam sollte schleunigst seinen Therapeuten-Produzenten anrufen, und sagen, wovon allerorts die Ohren kasseklingeln: "Verk*ckt, 'tschuldige Produzent/en, Geld verbrannt, futsch, weg, ein Downer, für Ruf ''n Reputation ebenfalls, mea culpa, Versager, altes Eisen, nichts mehr wert, saft-&kraftlos, Pulver verschossen, ausgebrannt, suckin' - idiotisch unbrauchbar"... genau wie : was von Quichotte verplausibilisiert konsterniert konstatiert ist. Terry Quixotte oder Don Gilliam- forget it!

          Allerdings lohnt der genaue Blick, des Hinsehens : unter diesem Aspekt : des verbe'undankten Träumers, des hoffnungslosen gescheitert-bedrohten Idealisten - und um seiner selbst willen? - nein danke: ich glaube, T.Gilliam sorgt sich nicht um sich oder sein Werk. Das ist längst in Tüte. Er mag auf Meriten gehofft haben, mehr als ist; aber Beethovens (späte) Quartette : "wird ihnen schon noch gefallen". Van Gogh (ungleich schwerer) : starb hoffnungslos. Kopernikus : am Schlaganfall-Nachmittag der quittierten Bescheinigung seines (Osiander's Kleinbeigebe-)Scheiterns. Die Welt ist voll des scheiternden Siegens; vielleicht muss Mose' das Land nur von Ferne sehen. Vielleicht wird das Gelingen umso ergreifender, je weiter in Ferne gerückt dieses scheint. Vielleicht glaubten andere Zeiten umso mehr Erhabenheit im Scheitern zu finden, als im erfolgsverwöhnten Reüssieren, zu Lebzeiten. Vielleicht ist solcher Erfolg zu vorläufig- unnachhaltig. Vielleicht müssen wir das (Beurteilen) späteren Zeiten (ganz gelassen) überlassen. Vielleicht sollten wir vorschnell nicht : einem, der bereits einen ansehnlichen Passierschein in der Tasche vorweist: dem Spontanen (Gelächter), dem abfälligen Nase-Rümpfen überantworten. Vielleicht stehen wir (später) als die Dummen da. Der Konflikt zwischen Einstein und den Quantentheoretikern ist noch nicht entschieden : es ist ein Patt (nicht in Zeitgenossenschaft der Menge, wo die Quantenphysik längst >rules<). Seien wir vorsichtig: im Vorenthalt des Respekts. Don Quixotte sei nicht zu geniessen - ? - hier EINE Gegenstimme : ich fand es köstlich; nicht unbedingt wegen dem, was allein (opulent genug) offen GEZEIGT war, "oberflächlich"; sondern dem, was zwingend mitenthalten ist, wenn in bestimmter Reihenfolge bestimmte Dinge, wie ein Code, erwähnt werden und fallen; wie ein Index, der selber -=> nur verweist, auf bedeutende Geheimnisse, die niemand zu Unverständniss ausbreitet, sondern vor aller Augen versteckt und edel bewahrt; weil sie nicht verlorengehen dürfen,-
          es sei denn die Welt geht in' Arsch.

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            craax 03.02.2019, 20:33 Geändert 07.10.2019, 16:24

            >12 Monkeys<
            Terry Gilliam stellt mal wieder die Realitäts-Sinnfrage

            Es beginnt ganz klar: wir stecken zur Zeit, als Zellengenosse einer Dystopie, festgesetzt im mittellos ärmlichen Drahtkäfig einer gestrandeten Zukunft Mitte des 21. Jahrhunderts, als barer Rest der ausgelöschten Menschheit nach einer unfassbaren Seuche.
            Verkrochen unter die feindliche Erdoberfläche NewYorks, verborgen vor allgegenwärtig drohender Kontamination oben, wo selbst die Luft verseucht ist, versucht eine Handvoll machthabender Wissenschaftler, näherer Kenntnisumstände habhaft zu werden, welche in den letzten Tagen oder Wochen zuvor des genauen Ausbruchs zur Extinktion führten; zu welchen Zwecken sie >freiwillig< gezwungene Kundschafter zur Rückbringung von Information in die Außenwelt sendet. Denn sie haben einen letzten Trumpf: sie verfügen über eine Möglichkeit der Zeitreise für Einzelne, und hoffen, in Besitz der >auslösenden< Information, eine Probe des Ursprungs-Virus zu gelangen, daraus einen Impfstoff zu gewinnen, der die Verbliebenen immunisiert & Rückkehr ermöglicht.
            Einer der desparat aus tauglichen Sträflingen selektierten un-„freiwilligen“ Emissäre verbucht einen vorläufigen Erfolg. Und hier beginnt der Wahnsinn, bzw: ist es Ver-Rücktheit, oder nur eine Realitäts-Verschiebung, eine Frage der Perspektive? WAS IST Realität? Wo Phantasie?

            Terry Gilliam erzeugt einen Sog, dem sich kaum zu entziehen ist. Mit Cole, und seiner behandelnden Psychiaterin (welchen Kontakt sein Aufenthalt in einer >Geschlossenen< herstellt), fragen wir uns bald: was ist hier krank, was Einbildung, was Tatsache, was Wahn? - ein wahrlich verwirrendes Puzzle.

            Ohne zu spoilern : ist es schwer, in Tiefen unter der schillernden Oberfläche, spielend auf vornehmlich drei (oder dreieinviertel) Zeitebenen, einzudringen. Denn schließlich ist Gegenwart Gegenwart, und es gibt nur eine davon, oder?

            Da wir kaum wissenschaftlich unterscheiden können, welche was ist, beginnen wir dort, wo Descartes feststellte : cogito ergo sum,- in Coles Kopf. Denn schließlich meint er zu wissen, was (selbstverständliche) Sache ist : die Menschheit ist doch bereits untergegangen, und er steckt in der Vergangenheit, einer schrecklichen, fest, umgeben von wandelnden Leichnamen : denn ihren Tod (damit die Vergangenheit) zu verhindern, ist ihm nicht und niemand gegeben, es geht nur, wie Kunst & Wissenschaft treiben,um Rückgewinn von purer INFORMATION aus verbliebenen deutbaren Relikten, um mit deren Handhabe die „Gegenwart“ (der Zukunft) neu zu orientieren; denn was passiert ist, ist passiert. Die Ereignisse stehen fest. Die Vergangenheit ist fix: die Zukunft, aus veränderbarer Gegenwärtigkeit, jedoch nicht. Ändert man die Gegenwart, erzeugt sich eine andere Zukunft. Und was verändert die Gegenwart? - der Eingriff des Willens, der steuerbar ist, wenn er weiß, worauf er fusst, und er es tut.

            Kenntnis ist also der Schlüssel. Und wovon hängt Kenntnis ab? Das Wissen von sich selbst? Eben: von sich selbst. Wir glauben, was wir sind. Oder sind wir, was wir glauben? Was glaubt Cole von sich? Was WEIẞ er von sich, oder vermeint er, zu wissen? Wessen versucht er von sich habhaft zu werden?

            Die anfangs felsenfeste Überzeugung, orientiert zu sein, was Fakt, was Phantasie, was Furcht, was Verläßlich ist, gerät unter dem Druck der Ereignisse zu wanken. Ohne zu spoilern: gerät es dahin, dass Cole schließlich überzeugt ist, geisteskrank zu sein, und seine verführerische Psychiaterin anfleht, ihm zu helfen, in der Vergangenheit, bei ihr, zu bleiben zu vermögen,- während sie mittlerweile überzeugt ist : dass der vermeintlich Kranke der Gesunde ist, und seine >Kassandra←Träume der - ...“Realität“... entsprechen,- zumindest EINER drohenden möglichen. Welche sie abzuwehren verzweifelt bereit ist bis zum Punkt eigener Wahnhaftigkeit. Spätestens hier vermag wohl kaum noch jemand zu sagen : was Einbildung, was wirklich ist. Sehen wir die ganze Zeit nur in die spiegelnden Visionierungs-Verzerrungen eines kranken, desperaten Gehirns, oder kann das Undenkbare den Tatsachen entsprechen? Kann es sein, dass die Menschheit ausstirbt? Und dieses Aussterben selbst bewerkstelligt (hat)? - Endzeit-Propheten : bevölkern dicht die dystopen Szenarien, einer kollektiv‘orientierungslosen Selbst-Extinktion. Verrückte, und Orte tobend‘lethargischer Verrücktheit, derangierter ausgeuferter Ausleierungs-Verfremdung von >Normalität< allerorten: verwahrloste Schauplätze, innerer Leere, Ausgehöhltseins, Verbrechertums: Kaputtheit, Krankheit, Viehisch-keit, Unempfindlichkeit wohin man blickt und sich wendet; Vorboten des Untergangs.

            Schließlich mehren sich die Anzeichen : Coles Krankheit oder eingebildete Krankheit manifestiert sich, anzeichenweise, in versteckt auftauchen-platzenden Realitätsblasen. Ist die Psychiaterin in das Komplott der manischen Störung ihres Patienten einbezogen? Ist sie Teil von ihm? -Oder ist es möglicherweise IHRE Krankheit,- und seine Existenz ein Ingrediens der ihren? - nur eines scheint ihnen immer fassbarer : ihre unbegründbare vorwissentliche Hingezogenheit und seltsam intime Vertrautheit zueinander : eine instinktiv-emotionale Sicherheit, und Zuverlässigkeit. Sie könnten so etwas wie Komplizen sein, die Zeichen einer verborgenen Außenwelt deuten und lesen,- nach ihnen suchen und vor ihnen fliehen.

            Ihre Flucht führt sie zu einem Flughafen; der lange, aus einem von Coles Träumen, bekannt ist. Hier begegnet ihm und kulminiert sein (oder ihr?) Schicksal; er überlebt es und tut es doch nicht, genausogut umgekehrt; denn die Vergangenheit wie die Gegenwart steht doch, abseits der Zeitreise-Variable ‘außer im Kopf, fest, oder?

            hier könnte, so, Schluss sein: doch es bleibt ein zu klärender Rest. Denn was ist mit der Menschheit? Ist sie nun wie angekündigt(?) zum Aussterben verurteilt (gewesen) oder nicht? Sollten Sie sich hier sicher sein : haben Sie vielleicht die verborgenste, gilliam-eigene, und kostbarste, Meta-Ebene des Films verpasst. Sie glauben (immer noch), die Menschheit sei (sich) sicher? - gratuliere, Sie stecken fest in der Gegenwart. Ohne die Möglichkeit der Zukunft -, oder eine mögliche Zukunft, womöglich. Sie entdecken KEINE der vielerlei über den Film verstreuten, heimlichen, Andeutungen, dass es mit der Menschheit (längst, begonnen oder gar vollendet, bereits) bergab geht? Sie entdecken unter all den offensichtlichen Verzerrungen und schreienden Wahnsinnig-keiten, der entfleuchenden, verwirrenden Traum-Ebenen, keinen Ausgang? Sie klammern sich ans Gewisse, des Gegenwärtigen, des Heute, in all seinen trostspendenden komfortablen Alltäglichkeiten, Un-auffälligkeiten? Ihre Selbst-Vertraut-Gewißheit in Ehre ist sicher, basis-fundiert? Sie müssen all dem nicht auf den Grund ihrer gehen, ihre wahr verborgene Wirklichkeit ziellos enttarnen? Sie genießen die Matrix durchaus all des festen, schmackhaften, spürbaren, anfasslichen Steak-Fleisch‘s zwischen ihren Zähnen? - statt sich mit solch sinnlosen Fragen, Entgleisungs- Ponderabilien, wie im Film, wie aus Gilliams überbordender Kassandraphantasie schaum-geboren,- (nutzlos) zu quälen? Sie halten seine absonderlichen, verstiegenen, ausufernden Irrealitäts-Fragen, all diese selbst-quälerische Fragilität,- gar für ein genießbares, unterhaltsames, köstliches Gericht? Sie schmunzeln,- nehmen aber nicht Ernst? - im Traume nicht?-

            Sie halten nicht für möglich, dass es so kommt? - Hollywood (welches Gilliam hasst) sei& bliebe Hollywood? Forever? Schuster bleib bei deinen Leisten? Lerne klar zu unterscheiden zwischen Traum und Wirklichkeit? - Empfehlung : lerne die Grenze zu verwischen, die Traum von vorhergegriffener Realität fließscheidet. Lerne den wahren Kern von Phantasien zu isolieren, vor-zufinden, und zu realisieren. Was >Realität< ist? - was IN DIR stattfindet. Realität ist ein ERZEUGNIS. Du erzeugst, bewirkst es. „Spinnst“ es. Realität ist ein Gespinst,- von Gewohnheit. Lerne Gewohnheiten zu durchbrechen : und vielleicht erhaschst du einen Rockzipfel, entfliehender, und dich gefangen nehmender, -haltender Realität. ‘Reglos-fixierten Realitäts-Zwangs. Und flüchtig, frei haschender, unfester : aber zuverlässig-wahrhaft fühlbarer : verborgen-tiefer: Halt & Sinn einzig anhaftender , als realitäts-ermöglichender Phantasie. Vielleicht hat die Phantasie (als einzige) einen eventualen Riecher dafür : wo eine zukünftig entpuppende Realität sich klamm verbergen könnte, womöglich als einziges, krudes, Rückzugsort-Versteck von „WAHRER“ Wirklichkeit (der echten, nicht der geträumten, eines Traums, wie (auch)(ein aus dem Ruder gelaufener) Brad Pitt ihn hier unnachahmlich manifestiert). Wo sind die wahren Verrückten? -“Lasst endlich die Verrückten ran ; ihr seht doch, wohin uns die Normalen gebracht haben“.
            Und wenn du nicht genau weißt, wer von den Verrückten der harmlos Träumende und wer der gemeingefährliche Irre ist : so sei gewiss, die „Normalen“ sind es einzig nachweislich nicht und nie: >normal<, angesichts eines alltäglichen Wahnsinns. Lerne die Irren von den Verrückten unterscheiden. Und das ist – lebens-notwendig. „Weiter so“ : bringt sich selbst ins epidemische Grab, tod-sicher. Und beim Rest : studiere die Anzeichen, die (zukünftige) Träumer (wie Gilliam) von Tätern (die jede Zukunft verunmöglichen) unterscheiden. Herr oder Frau Doktor: es ist dringend. Ringe‘ling (=>der Bieper) (...wo/ und wer/ immer Sie gerade sind -).

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            • kein Wort zum Symbolgehalt der >Fliege<, die Heisenberg so wichtig ist,- Jesse dagegen schnuppe? -

              Walther wird ja im Laufe der Serienentwicklung immer mehr zum paranoiden Badass, getrieben von Angst oder gar psychotischen Schüben gerade während der Gustavo-Frings-Zeit. Er schützt sich allseitig (Richtung Skyler, Jesse, Frings,... etc) mit aggressiven Notwehr-Lügengespinsten.
              Die kontaminierende Fliegenstörung im hermetisch geschützten perfekten Labor symbolisiert wohl die Stolperfalle, an der zuletzt die Lüge, jedenfalls dem Hörensagen nach, scheitert ("kein Lügennetz ' so fein gesponnen, dass es nicht doch kommt ans Licht der Sonne'n"). Die Furcht vor dem winzigen Fehler in der Matrix, der in unausweichliche Folge Enttarnung und Entlarvung - und damit das Ende - mit sich bringt, ist die allegorisierte panische Furcht vor den gräßlichen völlig übertriebenen irrationalen Konsequenzen der >Fliegenhaftigkeit<. ? .

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              • craax 15.01.2019, 13:59 Geändert 15.01.2019, 14:00

                kann aus einem TrueDetective-Artikel, der in die Überschrift gesetzt ist >>Streicht die 2. Staffel aus eurer Erinnerung<< ...noch etwas Vernünftiges werden?

                PSS Die Bewertungen der Ersten Staffel sprechen für sich. Die Zweite als getrennte Nachproduktion in neuem Anlauf (außer der Personalie Drehbuch/Produktion), von welcher Anknüpfung man auch gar nicht verlangen muss, nahtlos dieselbe Verheißung einlösen zu können außer in Wunschträumen, hält gleichwohl immer noch eine beachtliche FallHöhe, bereit für ein paar denkwürdig weitere erinnerungsträchtige & atmosphärische Blaue Flecken. Darf man gerne auch zweimal+ sehen, da der Plot (Politsprech) (may be konstruktiv unterversorgt)=> ..."komplex".... ist,- aber der Verwicklungs-Plot ist eh unterrangiges VadeMecum der vorrangig psychologischen Protagonisten-Beleuchtung. Man muss (sowieso nicht) die Zweite Staffel nicht lieben : aber Grautöne-Werte, gerade bei qua Amtes "professionellen" Blickwinkeln, helfen ; dem Betrachter. Vielleicht sogar dem Lieferanten.

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                • Kevin Spacey hat jetzt eine Chance, die sich nur wenigen Individuen bietet. Er kann in wenigen Jahrzehnten weit größer dastehen, als er es nur mit Ausübung und Vollendung seiner Kunst allein vermocht hätte. Er hat jetzt die Chance, statt als, zum Beispiel, Frank Underwood (die Paraderolle + zweifelloser Gipfel seiner momentan immer noch nahen Wahrhaftigkeitsverkörperung, wie sein „Verteidigungs“-Spot zeigt) in das sehr oberflächliche, vergessensbereite, launische, zeitgeistgebundene Gedächtnis seiner, der Schauspielkunst, einzugehen für ein sehr vergängliches Format von gegenwärtig gehaltener Präsenz,- nunmehr einzugehen in eine viel wichtigere Assimilation von Bedeutung: von „geschichtlich“ historisch-gesellschaftlicher Unvergessenheit. Er hat dafür bereit sein, den Preis zu zahlen : er muss seine größte Rolle annehmen : die, nicht als (aus einem breiten Angebot willkürlich aber naheliegend herausgepickt) „Frank Underwood“ sehr schwankend + vorübergehend einen Platz im sinkenden Gedenken zu behaupten, sondern als „der Fall“ (und damit zu gestaltende Rolle) Kevin Spacey – himself & persönlich in der nächsten präsenten „Kulturgeschichte“, was man so nennt (und was zweifelhaft tatsächlich das Preisäquivalent wert sein mag), sich ikonographisch zu manifestieren.

                  Ich hätte ihm ja gern gewünscht, seinen vagen und fragilen Ruhm als bloßer Könner einer mentaltechnischen Fertigkeit in Ruhe auszukosten, (vor oder nach dem Tod ) zu überleben, und im selbstpräferenziellen Generationen-Maßstab abzusinken wie zahllose Nummern „Unsterbliche“ vor ihm ; man denke (ich) etwa an die schwarzweißwackligen Privataufnahmen vom greisgeschobenen >Charlie Chaplin< im Rollstuhl auf dem Gartenrasen vor seinem Anwesen) und Das - ist noch einer der seltenen zeitlosen Gewinner (& zwar einer Zeit, welche die Preise des Ruhms wohlfeiler, heißt in bloßer Gutmütigkeit, vorhielt); heute reicht es nicht mehr, wie ihm, bloß „gut“ zu sein, ein Fixhammer der Menschlichkeit im humanen Sinne, sondern heute musst du extra-ordinär, darfst/musst sogar gern auch ‚böse‘ zwielichtig perlmutschimmernd unbestimmbar „interessant“ ausgefallen auffällig schief aus der Norm gefallen sein, um zeitweilig noch anders als bloß gegenwärtig unerklärt (und nicht zwingend ge“lieb“t) eine gewisse Haftdominanz zu erweisen. Unsere Zeit ist bekanntlich viel oberflächlichkeitsaffiner als jene tragische des schlichteren Tramps; die Menschen waren noch nicht so quer durch digitale Konsumgesellschaften massenhaft verwöhnt und anspruchsvoll, eventuell gar snobistisch voyeuristisch. Kevin Spacey muss also, uns zu Genüge, tatsächlich schweres Geschütz auffahren und >großes Kino< bieten: und, wie gesagt (er hat bewiesen, dass er das Format hätte ‘es ausfüllen zu können), ist ihm vom Schicksal nun eine selten vergebene Chance angeboten : die Rolle des Kevin Spacey, zu Unrecht (im höheren Sinn) verfolgter Künstler, anzunehmen, und gesellschaftlich geschasst (das Kind ist längst im Brunnen) für unser aller kollektiven Sünden öffentlich unfreiwillig zu büßen
                  - Das auf sich zu nehmen, wie die historische Rolle (weswegen er heut noch lebt) (zum Beispiel, leider zum Beispiel) Oscar Wilde.

                  An der Verurteilung kann kein Zweifel bestehen. Er ist es bereits längst, in der, noch unangenommenen & inakzeptierten, Büsserrolle, und jene auch juristische oder judikative Nachlieferungsbestätigung bloße Formalität. Zweifellos agierte demfalls Spacey als ein präsumptiver homo-sexueller Aktivist, der junge Männer mit seinen Wunsch-, eventuell Zwangsvorstellungen aggressiv konfrontierte; keine Hinweise bestehen darauf, dass er, über das diffuse Dunstfeld des „Wunsch-Befehlens“ eines zunehmend quasidiktatorischen Branchen-Mächtigen hinaus, das ausübte, was man im klassischen Sinn „vergewaltigen“ (körpergewaltserzwungener vollzogener Geschlechtsverkehr) nennt. >Me Too< prangert den Mißbrauch in Machtumfeldern an, in welchem >Gewalt< nicht nur äußerlich mechanisch-okkupativ-destruktiv definiert ist; sondern die Sog-Dimension sozialen Druckerzwingungsgefälles mit hineingenommen gilt. >Gewalt< ist nicht bloß körperkräftemäßige Überwältigung; es ist ebensosehrwichtig eine subtile Art von Zwang, welche vom kollektiven Anpassungs-Saktions-Unterwerfungsregime ausgeht, vom Mentalen, in dem der eigentliche Vergewaltigungsmechanismus stattfindet. Wenn ein Harvey Weinstein, ein gesellschaftlicher Stellungs-Mächtiger, Rollenangebote gegen Sex vergibt : ist er Herr + Gestalter von (stattgefundenen oder verweigerten) Karrieren. Das ist nicht schön + spricht nicht für die Branche. Denken wir an Sharon Stone oder Demi Moore : naheliegende Impressionalitäten, ausgesprochen mäßiger Talentverfügung, für die ineffektive Probalität publikums-phantasmagorischer >Besetzungscoutchen<. Wann ist Macht Macht? Wann ist Macht böse, wann – whenever – vorteilhaft? Wird man auf die Besetzungscouch platziert, oder platziert man zur Hälfte >sich<? Talentlohn gegen - Mulholland Drive (also die Tote von David Lynch, nicht die prominent einschlägige Villengegend)? Wann ist das Leben, durch bloßen Vorenthalt, aktiv ungerecht? Wann ist der präsumtive Macht-entscheid, karrierebestimmend, freiwillig – ungerecht – übergriffig – empfindlich? Wo hört 50%-Freiwilligkeit auf? Wo beginnt kollektiv verankertes (und damit diffus verantwortungs-verteiltes : in Wahrheit zu Nichts aufgelöstes – Unrecht? Wo wird aus zu Nichts zerstäubter Verantwortungslosigkeit Unrecht und aus Unrecht quasieffektive Gewalt? Wo & wie ist sozialer Druck vernichtend, gefährdend, unheilvoll, quasi→gewaltsam<? Wäre Gewalt bloße körperliche Übermacht, schösse Gewalt mit bloß immer tatsächlichen soldatischen Kanonen+ Exekutionen auf individuelle Verzwergung & Spatzhaftigkeit, oder ist bereits beispielsweise ‚Armut‘ ‚aufgezwungene Entwicklungsverhinderung‘ ‚schichtenspezifische Bildungsfernhaltung‘ (vorenthaltene auskömmliche artgerechte Menschen-Haltung) : >Gewalt< ? Wo und was ist Gewalt? - das definieren wir eben :kollektiv,
                  und manchmal, im Kollektiven, werden – unergründliche- Risse sichtbar, an dem sich unsere Ansprüche - und unser ihr Genügen reiben : unerfüllt und unvereinbar.

                  Was Gewalt ist, ist&wird sozial-kollektiv definiert. Der Wunsch ist hier, wie oft, Vater des Gedankens, aber nicht der Wirklichkeit. So mächtig sind Gedanken gewöhnlich nicht. Die Leibhaftigkeit kommt hinzu, empfindlich. Gerechtigkeit hat eine leibliche Dimension: ebenfalls (manchmal sogar übermächtig). Vernachlässigen wir unseren Leib, geraten wir ins Schiefe. Ist die Gesellschaft zwangs-neurotisch, wie im Sexuellen, wird gerade das Gerade schief und das Schiefe, leicht, erscheint gerade. Wer möchte glauben, dass das sexuell-puritanische, gendergerechte Amerika zu seinen Steifheiten aufrecht anstatt wahrer Stelle steht ? Da ist einiges, an Steifheit, verrutscht, völlig unpassenden Orts. Bei Facebook herrscht Nippelverbot – zensiert. Oversexualisation. Natürlich möchte man kein zwangspubertierendes Mädchen mit Gruppenzwang zur Selbstexhibitions- + -Ausbeutungszwecken sein „zeig doch mal“. Was wir unseren Kindern antun, ist bereits unmenschlich. Nach Schulschluss abgefordert-nachgekommene Nackt-Selfies, Hungerhaken-Schönheitsideale, Ego-Shooter und Schulhof-Messerstechereien : sind wir eigentlich bescheuert? Mittlerweile? Quo Vadis? Umwertung der Werte, ein ewig fließender Prozess? Perspektivempfindlicher neuformatierender Me-Too-Wandel, Frischer Wind, neue Sensibilität, abdankendes Fehlverhalten-, gar -Inkrustationen? Mufflüftende Talare? etablierten Unrechts? Aber wo beginnt das Ungerechte? Wo werden Sündenböcke erschaffen, und wie gebraucht, für das Gestern-Noch-Gerechtsame, aber heute Empfindlich gewordene? Wo wird das nachträglich auskuratiert justiziabel? Wer muss sich opfern, mit Haut und Haar, und seinem Echtem Leben, für neue Sensibilitäts-Gewordenheiten? Wer muss heute seine gestrige bürgerliche Existenz, zu „Recht“, hergeben, damit wir uns morgen alle besser, und damit meine ich tatsächlich „besser“, bloß zu FÜHLEN, statt tatsächlich zu SEIN, uns gestatten zu Unrecht herausnehmen vergönnen dürfen? Bei MeToo geht es : um ein totales Gefühl, nicht ein winzigweiteres Bruch-ArteFakt, fortschreitender Gerechtigkeit, weit weit fort. Wir sind nicht gerechter : wir haben bloß das Bedürfnis, es zur Zeit sein zu möchten, ohne es zu vermögen. Der Wunsch ist Vater des Gedankens, und zwar sehr wohlfeil. Wir gehen über Leichen für dieses schöne, angenehme – unbegründete- Gefühl, bessere Menschen wenigstens sein wollen öffentlich zu dürfen. Die Selbstgerechtigkeit stinkt zum Himmel, gegenstandslos. Die Scheinheiligkeit, offensichtlich die schichtenspezifischste vorgeheuchelte Selbstliebe-Eigenschaft des Menschen, tut es – grenzenlos, wenigstens im Westen dieser Welt derzeit ‚en grande mode‘.

                  Zu Kevin Spacey nun : spezifisch. Ihm ist der Sündenbock abverlangt, aktuell. Sein Sexualverhalten (skandalös: ein außerhalb der Szenerie erkennbares!) ist nicht vorbildlich. Vielleicht entspricht es einer homoerotisch begrenzt milieuspezifischen Verhaltenseinübung, die darüber hinaus ins normativ >übliche Heterosexuelle< wahrnehmbar weitereingetragen (wie Macht weit trägt...) als unappettitlich anstoßerregend empfunden ist. Diese in solchen öffentlichkeitsakzeptablen Kreisen ungewöhnliche aggressive Aufdrängungs- und Triggerkultur sexueller Ersprießlichkeit mag mißtönend + unbehaglich sein, im Einzeladressfall sogar abstoßend bis kränkend-verletzlich unausweichlich erlebt - „gewaltsam“ im körperklassischen Sinne ist sie jedoch , soweit bisher bekannt (war) – so noch nicht. Zur Vergewaltigung gehört Zwangsgewalt(iger Vollzug). Und Zwang hieß bisher nicht : allein im Vortrag aggressive ANGEBOTE – die dennoch ausschlagbar verstanden sind und ebenfalls in Negation, soweit bekannt, akzeptiert wurden. Anders wäre es, würden solche >alt-verstandenen< Vergewaltigungen bekannt. Anderweitige übelgetane Karrierenachteile für Erwerbsbiographien, am Set? Als Beleuchter Skriptassistent Bühnenbildner? Mag sein am Set von House Of Cards – aber Los Angeles hat Fülle mehr zu bieten, als eine wochenlange Beschäftigungslosigkeit, wegen einer branchenintern allbekannten (wie die Weinstein‘sche) spezifischen Fehlhaftigkeit in einer promiskuitiven Starbranche.

                  Kevin Spacey?- Er hat noch nicht geschnuckelt, worum es geht. Er hält sich tatsächlich noch für unschuldig-beweisig, wie sein aktueller (am Vorabend des gerichtlichen Verhandlungs-Einstands veröffentlichter) Video-Beweis als Frank Underwood zeigt. Noch hält er eine Verurteilung anders als bloße Denkmöglichkeit für eine im Realen erhofft unempfindliche Ausgeschlossenheit. Noch glaubt er nicht daran, mag es nicht, statt einer bisherigen Star-Ruhmes-Verwöhntheit, und subjektiven Unschuld, im Tatsächlichen wahrhaftig verurteilt + real rufmord-bürgerlich (nicht bloß künstlerisch) ruiniert werden /für möglich zu halten. Noch spielt er wie Sokrates ‘Prozeß. Noch spielt er es wie Frank Underwood herunter, die Möglichkeit, zu scheitern. Noch spielt er mit dem Gedanken. Noch agiert er, wie ein Künstler, der Möglichkeiten (sich zur Wehr zu setzen) auf seiner Ebene sieht. Noch glaubt er an die Macht, als Künstler. Noch hat er – sich verkalkuliert.

                  Er sollte sich besser berechnen. Seine Macht, als solcher (Künstler), die er noch gegenwärtig zu haben glaubt, gehört der Vergangenheit an. Die seine als, zum Beispiel, und gerade, Frank Underwood (unter mehreren Usual Suspects) macht es (ihm) nicht leichter. Seine Spezialität waren überwiegend die schmierigen, zwielichtigen, unrettbar soziopathischen Tyrannen-Typen. Wir wollen nicht einmal derer >Sieben< gedenken. Und er fordert uns auf, ihm zu glauben, dass er, außer des Berufs, ein harmlosbegabter Sympath, höchstens zu sozialtherapeutischen Kurzwecken geschickt talentgewandelter, und keinesfalls innewohnend affiner Unhold wäre? Hier verkennt K.S. seine echte intuitive Begabung : jemand anders zu sein, als wir vorgeben, wie wir alle – nur erfolgreicher, oder sagen wir: effektiver. Wenn jemand Mephisto kann-, bis zum wechselhaftigen verwechselten Sein, dann er. Und das ist keine feine, wenn auch anspruchsschwierige Rolle.

                  Zwar bin persönlich ich überaus geneigt, positive „aufklärerische Energie“ hinter den markanten Schurkenrollenvorzügen anzunehmen – die Rolle des jugendlichen Liebhabers ist sehr viel anspruchsloser dafür dankbarer in der feilen Publikumsgunst, geschenkt – und der wahre Herrscher des Talents erweist sich in der creepigen manifesten Unauslöschlichkeit dessen, was jeder zu vergessen sucht aber nicht kann – traumatisierter abgrundtiefer Anhaftung häßlicher Bilder, die jeder gern los wär, und jede Gelegenheit zu Vergessen oder Verdrängen franko wahrnehme, böten sie sich bloß. >Schweigen der Lämmer<? -die Ledermaske? Clockwork Orange? Psycho? Der Coen‘sche Gasflaschenkiller? -wie gern wärn wir sie los ewig,- klappt bloß nicht. GottSeiDank, denn die Gesundbeterei, und Verharmlosung rosaroter Verhältnisse: ist solange unzulässig, wie „der Schoß fruchtbar“ noch ist : an seiner Abschaffung statt der des Überbringers schlechter Nachrichten sollten wir arbeiten, - und arbeitet Kunst, zum Besten und in den Besten : Eindringlichsten ihres Schaffens, und geschafften Vermögens. Die Bösewichter sind das verborgene aufgelöste Salz der Kunst,- weil sie es dasjenige der Verhältnisse, der berühmten wahrhaftigen realen‘, sind. Solange wir üble Realität noch nicht besiegt haben, brauchen wir (nicht üble) Kunst, aber Kunst des Übels, nach wie vor; bis zur Synthese des Real Besseren, ohne die Sieben Plagen,- sondern vielleicht nur noch mit Fünf (Minderen). Vielleicht schaffen wir es eines Tages, es wäre zu hoffen. Einstweilen brauchen wir die Bösewichter. Jedenfalls die der Kunst. Sie sind das Beste, und Schwierigste, und Undankbarste, an ihr, bis Guernica & Goya. Und ich weiß jedem begabten eindrücklichen Nachahmer-Bösewicht Dank, da ich vor den wahren, den Hitlers und Himmlers, ja selbst vor den Buchhaltern des Bösen und seinen Banalitäten (Danke Fargo!), Angst habe, Scheiss-Angst. Damit das so bleibt und ich das nicht vergesse, habe ich gern Krücken, die mich nicht einlullen sondern wegknicken lassen. Ich bin den krachenden unsicheren Erinnerungskrücken dankbar, denn ich weiß, wie gern ich liege& vergesse – vergüss'te, mich selbst, wenn ich dürfte. Falls mir gestattet wäre. Die undankbare Aufgabe, des unbequemen Wachhaltens im Schiefen, nehmen nur die Ambitioniertesten, die Selbstlosesten, die Selbst-Sicher-Gefestigsten! -schwankend wankend innerlich bedroht gespalten auf sich. Den Bösen zu spielen ohne es zu sein ist fragil! - böse zu wirken ohne es scheinbar zu spielen kein Kinderspiel. Der Ruhm der Kritiker ist den gewichtig mühelosen Bösewichtern gewiss. Der Respekt des Publikums auch: sie fürchten, was ihnen wahrhaft Angst macht, auch eine Form der Anerkennung. Aber lieben tun sie – die jugendlichen Liebhaber, die tragischschönen Gestalten, gern auch heldenschlau, reich&jung dazu, und fertig ist das Klischee – der Beliebtheit (nicht der Wirklichkeit, wo wir statt Kunden Akteure selbst wären, sofern wir sind). Das Eitle sind Selbstläufer, der Gunst. Man braucht nicht einmal soweit dazu zu gehen wie Courths-Malheur oder Meg Ryan das tut (tat). Dagegen wirksamer Könnensbeweis ist, Anwesenheit behaupten zu erzwingen, wo niemand gern weilt. Erst der unausradierbare Bösewicht ist der adelnde Ritterschlag des aktuell Künstlerischen : zu unserem eigenen frontalen Besten. Denn das Böse existiert, real. Jetzt. Und der Aufklärer macht es, aller behäbigen Boheme zum Trotze, nicht zu vergessen. Es ist die bittere Medizin, nicht die wohlschmeckende. Wer ein wahrer Arzt ist : ist ein wahrer Wohlgesinnter, ein Freund. Ein Freund aber in Bankrott + Ruin. In Gefängnissen. In der Todeszelle. Nach der Liebe. Ein Freund, der das Notwendige, nicht das Bequeme wägt. Einer, der widerspricht. Einer, der nicht nach dem Munde redet. Einer, der insistiert. Einer, der kritisiert und riskiert – unser Wohlwollen für ihn, das doch so leicht zu haben wär. Wir sind käuflich. Der Böse ist unbestechlich. Er tut das Böse um des Bösen willen: um zu schaden, nicht zu nutzen. Der künstlerisch Böse: schadet,- um zu nutzen. Dr. Jenner. Nicht ‘Jeykill &Mr.Hyde. Sondern Louis Pasteur. Wäre Kevin Spacey tatsächlich Präsident der Vereinigten Staaten geworden: gottseidank wurde es Arnold Schwarzenegger (der mit dem breiten Grinsen) NICHT. Der hätte, wie andere gewisse Comedians, die globalen Staaten zugrunde gerichtet. Viel lieber sähe ich einen, der das Böse nachweislich durchdrungen und umgewendet hat. Ob K.S. es umgewendet hat, weiß ich nicht, kann es nur vermuten. Dass er es durchdrungen hat, mehr als viele viele anderen : weiß ich. Denn ich habe FrankUnderwood – u.a.- kennenlernen dürfen. Ohne K.S. unvorstellbar. Wir sollten dankbar sein, mehr noch: wir sollten uns Rechenschaft ablegen, WARUM sich jemand – niemand tut es in Wahrheit gern - sich jemand an Orte begibt, die unappetitlich sind – vom Ruhm freiwillig abgesehen. Ich glaube, es gehört mehr als Ruhm (keine gute Sucht) dazu. Ruhm gesellt sich wohl, eventuell verdient (s.o.), dazu. Aber der ursprüngliche Trieb ist anders: ich denke, vermute, glaube, dass – ganz altruistisch – WARNUNG, und kollektiv bedrohlicher SELBSTERHALT-ungsinstinkt dazu ursprünglich treiben. Die Sucht, einen Bösewicht darzustellen : ist der Versuch, in das Böse einzudringen, um es zu VERSTEHEN-, analysieren zu lernen. Identifizierbar, in seinem Wesenhaften, und darstellbar – und ERKENNBAR und UNWIRKSAM zu machen. Dies ist ein gesellschaftliches Antikrucifixum, ein Gegen-Gift, eine Abwehrmaßnahme. Tatsächlich glaube ich, das man, um einen Bösewicht überdurchschnittllich glaubhaft darstellbar persönlich zu machen,-
                  ein ziemlich überdurchschnittlich GUTER(wenigstens erwachsen-erfahrener) MENSCH sein muss. So als darstellender Künstler, meine ich. Anders der Böse selbst: der braucht, siehe Hitler (der schon wieder!) keine besonders ausgeprägten Fähigkeiten, um es in ‚böser‘ Wirklichkeit weit zu bringen : die gültigen Verhältnisse realexistent etablierter Gesellschaftsmechanismen unterstützen nach Kräften eh dabei, - quasi wie Selfullfilling Prophecies. Die allbekannte Trägheit der Materie, Traditionen, das ganze Gedöns. >Damit das Böse gewinnt, genügt es, dass die Guten untätig bleiben<, A.E. So einfach läuft das wie von selbst. Ganz einfallslos. Macht/bereitet sich jemand viele Gedanken oder Mühe, dem Selbstläufer ein spiegelndes Hindernis in den Weg zu räumen : hat das in der Regel eine außergewöhnlich fundierte Motivationsenergie. Diese besteht i d Regel aus abgrundtiefer Abneigung – gegen das Böse. Warum? - Gebranntes Kind scheut das Feuer. Das Opfer wünscht keine Wiederholung. Es möchte mächtiger werden als das mächtig erlebte Böse. Deswegen leiht es dem Guten nicht nur seine Kräfte : es entwickelt sie erst, kreativ-erfinderisch wie aus dem scheinbaren Nichts heraus: der Vater ist der Wunsch des Gedankens. Das Gute gedeiht wie Pilzköpfe im feuchten Schatten des Bösen. Fraglich ist (gute Frage an den Verantwortlichen, der das alles kreiert,- falls) ob das Gute selbst so kraft-anspruchslos ist, dass es ohne das Böse nie zum Erweckens- Vorschein käme aus Eigenem. Triebe es? Oder zöge es vor, weiterzupennen unentdeckt unhervorgelockt ungezogen? Nun, das kann niemand jedenfalls nicht ich beantworten; ich warte bis (zum Bescheid) noch eine Weile, habe es jedenfalls vor.
                  Was ich aber weiß, ist : jeder schlummschlemmert gern, und wer solch Drang widersteht, hat Gründe. Wie jemand dem Bösen widerstrebt, ist es reziprok demjenigen, wes nötig ist, ihm nachzugeben: einmal genügt ein fast-Nichts (an Gründen, um hinzuschmiegen und wirksam & hocheffektiv Böses anzurichten, fast mühelos) – und andererseits, SPIELT jemand zu Warnzwecken das Böse & begibt sich hinein, sind, umso spürbarer, glaubwürdiger, realer dieses Verfemte vor Augen tritt, - umso bewegendere unabweisbarere Gründe für diese WARNUNG anzunehmen. Jedenfalls tue ich das. Ich glaube, Kevin Spacey hat einfach keine Lust darauf, in Wirklichkeit die immer laschere, immer fataler kraftlose Demokratie in eine verborgene Despotie münden zu sehen – deswegen schuf er mit Underwood ein hochstehendes Beispiel dafür, wie es gehen kann. Und ich glaube, er hasst das wirklich. Nun allerdings ist das eine Herausforderung ans Publikum. Denn das ist selbst höchstens das Nachäffen gewohnt. Sieht es einen Bösen, wirft es mit Eiern und Bratäpfeln und Schaumschlägern nach ihm – auf offen elisabethanischer Bühne so passiert. Kevin Spacey, der vermutete Aufklärer-Genius des diffizil verborgen agierenden Ur-Bösen, hat also, uns zu narren nach dem Narrenspiel, frei nach Hegel noch eine echt waghalsige Posse vor sich, einen ziemlich halsbrecherischen Tanz auf dem Vulkan : nicht zu glauben, was er uns, so lange, so intensiv, so weisgemachtet hat (die helle Seite der Macht, über die Gemüter).

                  Wenn er uns in Zukunft also ein X für ein U vormachen will (oder vielmehr aufhören, es uns vorzumachen), hat er eine gigantische Aufgabe: statt uns den Frank Underwood zu verglaubwürdigen, sollte er darangehen, uns (und „wir“ sind mittlerweile, dann, Geschichte), für sich und uns den glaubwürdigen Kevin Spacey zu erfinden – der er lieber, und unschuldig (genug) dazu, wenigstens nicht schlimm‘übler, als wir alle, jeder für uns, er für sich, wenigstens auch darin allein, wäre. Die Geschichte macht ihm nun ein beinahe einmaliges, jedenfalls wirklich überaus seltenes, Angebot : mit ihm zusammenarbeiten, und seine künftige Rolle in ihr, festzulegen und zu definieren, und auszuarbeiten : wird er es annehmen? - es wäre zu wünschen! Was könnte Kevin Spacey uns nicht allen geben, würde er das Angebot, Kevin Spacey, zu Unrecht für das Gute, die gesellschaftliche Aufklärung, wie Sokrates in die devaste existenzvernichtende Wüste, aus Heuchelei, geschickt, annehmen! Wie könnte er uns, unsere zwiespältige Hypokrisie, unsere eigene Hell-Dunkel-Verschiebung, stets zu Lasten anderer, nicht analysieren + konterkarieren! Was könnte er nicht tun, uns zu entlarven, und die scheinheiligen abartigen unbekömmlichen So-Tuer-Als-Ob, fern jeder Gerechtigkeit, selbstgerecht + fremdopferwillig, skandalös & geschmacklos-, - wie widerlich könnte er uns darstellen dastehen lassen und bräuchte nur ein Tagebuch dazu zu führen! - und ferneren Zeiten als abschreckendes Beispiel, WIE MAN ES NICHT MACHT ‘bei Vorhandensein des geringsten Anstands, vorführen+ einbleuen**!

                  Kevin Spacey hat ein Riesenrollenangebot – der wirkmächtigsten Geschichte selbst, der entlarvten Wahrheit. Er könnte (er ist gezwungen ‘es eh zu tun) sich opfern, für das Gute. Geopfert ist er, als Künstler, sowieso, seine Existenz gewiß nicht nur vorerst – vernichtet, bereits jetzt, wo er noch ein wenig in Nachruhm schwimmt + plätschert, und vom zurückgelegten Reichtumvorrate zehrt. Das geht vorbei, auf großem Fuss verlebt‘s sich‘s schnell, wenn Nachruhm ausbleibt. Nein. Bei uns (fast allen) hat er verspielt, er braucht ein anderes zeitgenössisches Publikum. Das der Zukunft. Das Rollenangebot hat er,- von dort. Noch ist es ein Angebot. Akzeptieren muss er es, jetzt. Das wird schwer, weil es einwilligen in die Vernichtung, allen Bisherigen, voraussetzt. Er muss die Zerrinnung seiner bisherigen bürgerlichen Existenz, und seiner Anerkennung, beherzigen + verinnerlichen. Er muss einsehen : es ist vorbei, - damit es nicht vorbei sein muss. Die bei weitem größte innerhumane Rolle steht ihm noch bevor & aus : und er muss sie würdig auszufüllen, wissen und nein nicht zu gestalten,- sondern schlicht wahrhaftig zu personifizieren, bereit sein : KEVIN SPACEY zu werden, wie Oscar Wilde OSCAR WILDE wurde – oder muss man sagen (von heute aus) OSCAR WILDE Oscar Wilde wurde? - den wir alle kennen Oscar Wilde zuerst, und wirken tut er, der exilierte, verletzte, (zu Unrecht von der Bigotterie seiner Zeit verurteilte + haftbar gemachte, für nichts als seine -geistreiche- Anders-Artigkeit=) Ex-Knackie, Ex-Dandy, Ex-Reiche- Ex-Künstler,- … dann, als er nur noch der leidende, zu Unrecht zu büssen Verurteilte, der Geschasste, Geächtete, Nur-Mensch, in Würde, war, ...der seinerzeit Verborgene, Unerkannte, Verschollene, Ab-Sterbende … aber rein, in seiner bewahrten (und verteidigten) Unschuld und Würde, stellvertretend für alles ungerecht angeklagt vernichtete Menschliche. Oscar Wilde, der reine Nur-Mensch, auf Seiten der Wahrheit, der EX-BEKANNT-MÄCHTIGE : der damals-Kleine hat nach dem vormals-Großen heute zuerst Gewalt über uns, und ist jetzt der Zuerst-Große, gegenüber dem Damals-bescheiden-Großen der vorübergehenden Theater stücke. Der nachdem verworfenem Ruhm Bescheidene ist der heute wahrhaft Bedeutende-, -Der zwingt unsere Herzen, der Märtyrer der Wahrheit.
                  Wer würde O.WILDE heute noch kennen,- als viktorianischen mackengeschmacklerischen Stücke-Schreiber? - nein : das ihm von seiner verwerflichen + schmählichen Zeit angetane und zuletzt würdevoll akzeptierte + in Humanität verwandelte Unrecht, das ihn als bloßen klein zurückgelassenen miniaturisierten Menschen GROẞ machte, lässt ihn uns heute seinen de-anonymisierten „kleinen“ Namen kennen – er war das große Opfer einer hierin geringen Zeit. Wir stehen am Ende dieser Epoche, in der ihre Schmerzen noch fühlbar wüten, aber besiegt sind. Homosexualität ist kein verabscheuungswürdiges Verbrechen mehr, sondern eine inhumane Verfolgungsprojektion, des Unrechts & der Bestialität und wahrhaften Verkommenheit – der Heuchelei, die sich vornehmlich dünkt jedoch bloß exceptionell ist in ihrer Abscheulichkeit.

                  Kevin Spacey (kleingeschrieben) muß aus dem GROẞGESCHRIEBENEN zu Oscar Wilde (kleingeschrieben) aus denselben Gründen werden. Die Gründe liefern wir ihm,- haben es schon. Der Ruhm des großen KEVIN SPACEY ist vernichtet (was sind wir für Idioten, auf das, was noch zu erwarten gewesen wäre, leichthin zu verzichten als wäre es Nichts). Er kann, könnte jetzt unbemerkt in der (bisherigen) Geschichte aufgehen, sich auflösen + verschwinden. Er könnte,- muss es aber nicht. Er hat eine Alternative. Er muss sich jetzt als menschlich so groß erweisen, wie er es als Künstler war. Er muss als Künstler aufhören,- zumindest ist das für die allermeisten der kommenden seiner Jahre (die er noch miterlebt) anzunehmen. Dies wird sein Schicksal sein. Noch akzeptiert er es nicht (die überaus eingebildete, aber ungemein geschickte anspruchsvolle ‚künstlerische‘ Selbstverteidigung im FrankUnderwood-Spot zeigt es). (Dieser Spot überfordert in seiner Feinheit den Intellekt von schätzungsweise 95% derjenigen, die ihn sehen). Er prangert in ihm an, aggressiv, die bigotte Heuchelei : das ist das Dem-Teufel-auf-den-Leim-Gehen derjenigen, die den Anschuldigungen, die er für sich für gegenstandslos hält, Gehör schenken + glauben. Er spricht (in subtiler Ansprüchlichkeit) als sein gewohnter Co-Star‘Alter Ego FrankUnderwood, seine Incorporation des verführerisch Satanisch-Bösen: sich nicht verführen zu lassen, vom Unrecht, fordert er ein. Er wendet sich darin an den Intellekt. Das ist bei Sokrates schon schiefgegangen. Ein Unrechts-Empfinden der gemeinhin Menschlichen jedoch nährt sich nicht aus Rationalität: es nährt sich, bekannt, aus dem Gefühl, dem Rechts-Empfinden. Es ist dies emotional, eine Summe des zeitgeistig Konturierten (und das ist nicht allein das Vorhandene, sondern zugleich das Immer-WERDENDE), und hierin: tastet er (Kevin Spacey) (noch) fehl : er sieht nicht, das MeToo die zukünftige Gegenwart (und durchaus zu Recht) gehört.
                  Ein Weinstein (der eher weniger Künstler, und mehr Potentat + Machtausüber war) sollte der Vergangenheit angehören, jedoch zwischen Spacey und Dessolchen bestehen Unterschiede : der Künstler ist jemand, der durch sich wirkt, :echte Autorität + personelles Vermögen, - und nicht impotent stellvertretend durch allein gesellschaftlich geliehenes Ranking + Hebung über seine tatsächliche Bedeutung hinaus.

                  Was bedeutet das Markenzeichen >K.S.< in Zukunft? - das liegt, mit, an Kevin Spacey. Wir haben, durch unsere Heuchelei, als Gesellschaft, das Unsrige dazu getan : unser Beitrag steht + ist gemacht (und nicht mehr zurückzunehmen, im Gegenteil, der Prozess wird erst eröffnet, und steht in aller Ausführlichkeit noch bevor). Wir erniedrigen uns noch mehr als ohnehin schon, frei nach >abwärts existiert keine Grenze‘. Unser schmählicher Eintrag (das überhaupt der Prozess stattfindet ja überhaupt derart vorgänglich ist) in die Schmierengeschichte steht bereits fest, und damit die Möglichkeit zukünftiger gewandelter Geschichte, uns zu verabscheuen: wenn das Opfer unserer Abscheulichkeit sich würdig (genug) macht, durch sein Unschulds-Leiden, zukünftiges Mitgefühl + Empathie zu verdienen: das heißt, Kevin Spacey (kleingeschrieben) muss sich ab heute aller menschlichen Kleinlichkeit begeben und zu einem großen generösen Menschheits-Stellvertreter (in ihrer unverzichtbaren Würde, auch in Verfolgung) werden+ mutieren. Das könnte ihm eventuell, anhand seiner Vorgeschichte (als ruhmbedeckte Geschicklichkeitsverkörperung gerade des Unschicklichen,- ja Bösen) schwerfallen oder schwer werden. Aber gesetzt den Fall es gelänge : die schwerste Verwandlung des Kevin Spacey : zu nichts als dem, was zu Unrecht leiden gemacht wird, aus zeitgenössischer Verkennung heraus (zeitgenössische Eigen-Blindheit oder Idiotie),- wenn ihm das gelingt, jetzt alle Menschen-Kleinheit abzulegen und zum stellvertretend Humanen zu werden,- sich zu reinigen + für uns alle ressentimentlos unprätenziös da zu sein,- nicht zu verbittern, seinerseits, und uns Unrecht zu tun, -
                  sondern uns zu lieben trotz unserer Fehler und unseres Unrechts (anders als wir ihn),
                  uns nicht zu rächen sondern zu vergeben und für sich an Zukunft zu glauben, welche
                  NOCH NICHT möglich ist aber eines Tages (gelernt auch an seinem Beispiel) WERDEN sollte,-
                  wenn er NICHT verzweifelt sondern weiter kämpft oder auch nur durchhält, für eine bessere Zukunft,
                  gegen zukünftiges Unrecht wie diesem,
                  wenn er sich nicht unterwirft,
                  nicht verschwindet,
                  nicht sich oder auch selbst uns hasst,
                  wenn er aufrecht + würdig bleibt, schuldig gesprochen,
                  aber nicht schuldig sich wissend und nicht seind,
                  wenn sein einziges Verbrechen darin besteht, einen Sexus zwar gewaltlos aber doch deutlich zu haben und darin und darauf zu bestehen,
                  in geschlechtsloser selbstverneinender feigenblättriger feiger Zeit,
                  gerade wenn Geschlechtlichkeit normiert : machtunterworfen und sanktioniert ist als Zwangsverurteilter einer gesellschaftlich (immer noch) verfolgten Minderheit,
                  wenn er dort selbstbewusst + als Vorkämpfer (für andere und vor allem Zukünftige) auftritt,

                  wenn er darüber hinaus erkennt, das die Norm der Machtausübung und nicht eine bestimmte (von zahllos willkürlichen) Kategorien der Ohnmacht + Verfolgung das Problem ist,
                  das : MACHT herrscht + Liebhaber findet, und OHNMACHT schweigend : nein geknebelt zurücktritt nein gezerrt wird ins Dunkle,
                  dass die Scheinwerfer des Ruhms auf den glänzenden Mächtigen ruhen allein + bevorteilen und den Leidenden :Verurteilten verschweigen + verleugnen,
                  wenn ein solch einst Mächtiger auf die Seite der Vernachlässigten tritt auch wenn er zu treten gezwungen ist/ aber doch tritt,
                  wenn ein solcher Einstspruchmächtiger seinen verklebten Mund und seine Gabe mitzuteilen auch noch im Schweigen entdeckt und ermittelt und befähigt:
                  wenn ein solcher, der doch unsichtbar nicht mehr bleiben kann, seine Verleugnung dazu nutzt, um umso beredter zu schweigen + gegenanzuklagen,
                  wenn ein solcher Verleugneter seine Verfolgung dahin wendet, nicht der Liebe zu entsagen, und der Hoffnung, und der Achtung, sondern,
                  wenn er uns Gegenwärtigen schon nicht die Zustimmung leisten kann die wir ihm entziehn, doch nicht der Möglichkeit sich entwöhnt, zu hoffen, zu glauben, zu lieben, dass Zukünftige sein könnten, die seinen Respekt mehr verdienen, denen man vielleicht sogar einmal zuneigen und empfinden für sie schon heute unverwehrt kann,-
                  wenn er nicht der Menschheit an sich die Hoffnung entzieht,

                  wenn er Das vermöchte : trotz uns ans bessere Zukünftige, mehr als wir verdienen, zu glauben,
                  und das glaubwürdig wie zunächst still verschweigen auch immer das zu verkörpern,
                  das lebendig zu machen,
                  das zu leben, das zu sein, für uns, in Zukunft, mehr als wir jetzt tun,
                  er statt uns tut,
                  wenn er uns Das für zukünftige Anerkennung heute vermachen-, - zu glauben machen eines ferneren Tages könnte : dann hat er einst seine größte Rolle schon ab morgen nächste Woche nächste Jahre verbleibend erfüllt
                  und vollendet

                  ...und wenn nicht das gegenwärtige, jedoch das zukünftige Publikum in der Tasche.
                  Kevin Spacey, aber der ungebrochene, zu werden, ist Kevin Spaceys große verbliebene kleine Aufgabe.

                  Er kann natürlich einfach auch nur verschwinden. Wenn blasser Ruhm, als Versagensaustrag, ihm genügt.
                  Und wir ihm scheißegal sind. Verdient hätten wir‘s.

                  Aber wer weiß; vielleicht vermag Kevin Spacey, wie bisher schon, auch hierin
                  mehr als die meisten von uns bis hier, und, anzunehmen, gleichbleibend medioker aber ansprüchlich sehr wohl, -fürder?
                  Vielleicht ist Er ja größer als wir in unserer Zeit.
                  So schwer ist das nun auch wieder nicht. Und das ist KEIN Kompliment.

                  • 8 .5
                    craax 24.10.2017, 22:40 Geändert 24.10.2017, 23:05

                    Gestatten : I am love. Das ist nicht etwa Tilda Swinton oder einem anderen Protagonisten auf den persönlichen Leib geschneidert. Nein. Sondern Sie gestatten: ich betrete jetzt den Raum und ich bin die Liebe. In die perfekte Existenz von >Emma< Recchi Fabrikantengattin sehr gehobener nein adliger Lebensstil "bricht" nein gleitet unmerklich die Liebe ein und - hinterläßt Chaos. Oder Was? - Bis zum furios gesteigerten Finale oder Fanale steigt allmählich die Fieberkurve. Der ultrageschmackitalienische Film - betörend schön eingefangener Bilder - gesättigt von Visconti bis Fellini - in besten Momenten von visueller Capabilität come Paolo Sorrentino - steigert die Spannungskurve von kaum wahrnehmbar bis Furioso.
                    Am Anfang ist nur Stimmung. Mailand oder Milano im tiefen, echten Winter. Den kann man mit Feuerwehrschläuchen auf die Straße spritzen oder sprühen - eigentlich eher tupfen oder bestäuben -, - oder man wartet - am besten in Milano - bis es soweit ist und filmt es dann von oben: Straßen voller authentischem randdreckigem Matsch, Schwere Nässe und Pulvrigkeit, zugedeckte tiefschweigende stöhnenruhende Parkwegeflächen und graue schwarzweiße Himmelhäuser, die brütend auf einmal andere Zeiten mögen kommen lastend warten. Und dann vorgedrungen bis ins Innere, solcher einiger Häuser : Wärme Zurückhaltung Menschlichkeit, dann alsbald atemberaubend Stil Schönheit überwältigend. Zufrieden still oder ruhende, gelassen distanziert vollkommene Menschen darin, Gleichgewichte, Erfüllung : perfekte, nichts offen gelassene wunscherfüllte - nicht gewünschte - Existenz.

                    Eine dreiviertel Stunde nehmen sich die Bilderfolgen alle Zeit der Welt, über Oberflächen, in Räume, Interieurs, Arrangements, in sich und stimmiger symbiotischer Umgebung aufgehobene und freundlich zugewandte einverstandene Bewohner zu streichen,- eher schon zu liebkosen oder liebevoll zu verweilen. Kaum ein strenger oder harscher patriachalischer Ton; zwischen Bediensteten und BelEtage Familiarität , Achtung Würde Zuneigung Respekt; niemand hadert vom Leben verknappt oder entwürdigt, auch nicht als so bedienstet. Reichtum aber kein Protz; im Gegenteil, würde Geld sich stets in soviel Feinheit, Delikatesse, Sicherheit, mehr als Geschmack : Schönheit, des Wohnens, des Mobiliars, des Wand- & Türen-Schmucks 'bishin zu Treppengeländern + Intarsie, wandeln - den Sozialneidern und Proleten bliebe nicht nur die Spucke, sondern mit ihr auch angespartes Argument weg. Dieses Dasein verläuft so in Harmonie,- paradiesisch : das Ende der Zeiten + Entwicklung ist gekommen. >"Sag je zum Augenblicke ich..." Emma - >Emma< Recchi im fernen ach so verschollenennahen Mailand könnte berechtigt Faust' Aufseufzer-oder -stöhner berechtigt vollenden zum : "verweile doch du bist so" ach nicht etwa bequem nur oder unaufdringlich gesittet komfortabel wunscherfüllt 'perfekt' arrangiert oder reibungslos beseitigt 'sondern tatsächlich : s c h ö n - im mehr als äußerlichem Sinne auch die Stille innenerfüllt vollkommierter Existenz mit einfassend.

                    Dafür, diesen Unterschied zwischen Perfektion von bloß dürftig >reich<'en Palästen (deren Genuß vielfach im mitgenossenen Neid der Nachbarn besteht) zu echt übererfüllt befriedigter Wunschlosigkeit zu skizzieren, (ver)brauchen Guadagnino &im Bunde Tilda Swinton in aller Ruhe gelassen die knappe erste Hälfte des Films. Wer das für mucho hält : in der Gesamtlaufzeit der meisten (amerikanisch) anderen Filme kommt nicht einmal ein Zehntel der Dichte zustande. Nun, es passiert beabsichtigt so einiges : beabsichtigt wird z.B. den Großpapa Firmendynasten zu zeichnen : das erbarmungslose Leistungsethos, das unerlaubte nicht-etwa-Versagen sondern gar: nicht->siegen<. Sieg gehört zur Akkuratesse. Ein Sieges- &Siegerrassismus,- Fetischismus nochchalant, unter der Hand, tief verinnerlicht : "Adel".- Ein bißchen Sozialbimbes : das Liebäugeln zu dichteren Zeiten, mit Zwangsarbeiter-Renditen ("und wir werden immer reicher"). Tancredo, der das Familiensilber bei meistbietender Gelegenheit verjubelscherbelt. Die -wieder- 'perfekt' kommode Nachwuchs-Ehe-Eva, die sich der Lieblings'sohn-'Enkel-'Neffe treffend geangelt hat welche akkurat sich ändernde Zeiten affirmiert, falls derjenige an "Prinzipien", die mehr als Schnödität angeht, glauben - und danach handeln! leben - 'willen möchte und rundum auf bloß vakuumierte Wälle oder wallendes Vakuum trifft. Die Mutter aber, die kernrussische, gebliebene, die seelenerfüllte, das gravitierende Zentrum der resteverlesenerbsenbliebenen Seelensehnsüchte: als 'nicht mehr weiß in Italien, dem Land wo es soviel (von allem) gibt, dass sie übers Italienerin'werden ihre Abkunft vergessen (nicht verraten) hat oder drohte, das wegverpuffen verdunsten zu lassen - diese Mittelgeneration-Frau, entdeckt (dieser schauspielerisch bemerkenswerte Swinton-Moment des Zögerzauderns, beim Nachsteigen) oder wird entdeckt von - da ist sie wieder, da sie ankündigte, den Raum zu betreten - sogenannter >Liebe<.

                    Was das ist, wissen wir ja wohl alle. Oder? Wenn man liebt, fickt man. Ficken gehört zur Liebe. Viele glauben sogar, im Falle sie ficken, dass sie ergo Liebe >machen<. Falsch. Liebe machst du nicht. Liebe macht mit dir. Wenn sie macht, müssen andere und vieles einpacken. Sie ist capabel, das schönste perfekteste Arrangement durcheinander zu bringen. Ob zum Vorteil? Von irgendjemand? Fraglich zumindest. Liebe fragt nicht. Sie arrangiert und richtet an, ihrerseits. Wie ihr passt, oft unpassend. Oft maßlos. Oft deplaziert. WARUM machen das Menschen bloß oder lassen mit sich geschehen? Wegen dieser bloßen Illusionalität? Von >Glück<? Subjektivität? Empfindung, mit jemand, wer weiß wie lange, auf eine bestimmte Art (nein nicht f**) zusammenzusein, dabei zu spüren, etwas von tiefeigen Innen? Ein Egomaniac'sches? Ein Sich-selbst-weißmachen? Ein Baden in sich selbst, in zwangsverbundnotwendgekoppelter Gegenwartwertigkeit eines'etwas Anderen? Wie wahnsinnig wäre das? Ideo-tie? Genießt man beim Lieben die eigene Wahnhaftigkeit? - wenn, hat es etwas von Zwangsneurose.

                    Emma ist eigentlich Kikut'ch (oder so ähnlich russisch). Ihr Vater arbeitete am Konservatorium. Sie war nicht reich. Sie ist immer noch nicht reich. Sie ist - -egal was Ausstattung angeht. Es gibt eine Natur rundherum. In Italien ist sie göttlich, das Licht, die Vegetation, die Kurve der Hügel im Spätdunstschimmer. Eine Liebkosung. Man spürt sie wieder. Man antwortet, auf alles. Das muß es wohl sein : warum. Das ist das Echte, das Wahre. Man ist SELBST, nicht gespiegelt (von Dingen, auch in Perfektion); oder im Spiegel, sich selbst zu erblicken, von aufgetragenen Dingen die einen zu spiegeln beauftragt sind: und definieren, wer du bist, wer du sein möchtest, zu sein beabsichtigst, vorgibst zu sein,- ohne es zu sein schleichend : aufgeschoben aufgehoben aufbewahrt bist : bis zum anhin einstmals perfekten Augenblick; dann aber dann.
                    Man arrangiert die Dinge perfekt, um sich in ihrer oder irrer Perfektion zu spiegeln : zu beabsichtigen. Perfekt zu sein. Jedoch die Wahrheit, das Echte, ist nicht perfekt. Es ist menschlich, und es sprengt den perfekten Rahmen unperfekter Menschlichkeit, zugunsten von Irrationalität, Irritation, Irrisation, irrlichterndem Irrgehen. Jedoch man geht, oft zu weit? wohin -GEHT man : und Gehen ist nicht nicht länger spiegeln oder gespiegelt werden. Es mag nicht perfekt sein : aber es ist man selbst. Wenn man ist. Du bist.

                    - -

                    Zurück bleibt eine Familie. Egal. Die fängt sich wieder. Besteht auch : aus Menschen. Ihrerseits. Irrerseits. Okay. Der Rest findet sich oder
                    wird gefunden. Wenn je / dann nur auf derlei Weise. - Alternativ: es kann nicht & niemand gefunden werden; falls "der - nicht existiert".

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                      craax 21.10.2017, 16:53 Geändert 21.10.2017, 16:54

                      extra für moviepiloten (Auszug aus der Durchschnittskommentarschaft):

                      >"Wird ihnen schon noch gefallen"...<

                      Beethovens Remark zu Schindlers Bericht vom derzeitigen Publikumsdurchfall anläßlich letzter Quartette ... und dabei hat er schon vom Abstraktionismus seiner rein puristischen 4Streicher-Arithmie in Prometheus, zugunsten des Publikums (lamento) gelassen, und sich etwas allgemeinverständlichkompromißbemühter (lamento) ausgedrückt...

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                        viel eher ein kanadischer als avisiert >US<-Film. Weißes Montreal-Outback, Winters. Drama, nicht Krimi. Üblich deutschverhunztes Titeloriginal: 'Affliction<
                        Leiden {n}
                        Krankheit {f}
                        Bedrängnis {f}
                        Gebrechen {n} [geh.]
                        Leid {n}
                        Kummer {m}
                        Qual {f}
                        Last {f} [Belastung]
                        Heimsuchung {f}
                        Not {f}
                        Elend {n}
                        Befall {m}
                        Trübsal {f}
                        Gram {m} [geh.]
                        Affektion {f}med.
                        Breste {f} [südd.] [schweiz.] [Krankheit, Gebrechen]

                        Wer Depri erwartet: falsch erwartet, es handelt sich viel eher um Nüchternheit, Analyse, Klarheit, (verkappter) Vorschlag. Nach Literaturvorlage. Der Off-Erzähler (der folgerichtig gleich anfangs die Spannung ablässt zugunsten Konzentration) laymoniiert nicht, er schildert (vital malerisch filmisch) : mit Hinblick auf den einleuchtenden einzig klar erkannten (aber nicht ausgesprochenen nur nahegelegten) Ausgang >aus der >Geschichte<, die man hier als eine leibhaftig Solche ernstzunehmen, zu tragisch Ernst gerinnlich, durchdrungen anempfiehlt und aufbereitet, aber ohne jede alle aufgehobenen Zeigefinger. Den Figuren (auch wenn es >nur< imaginäre sind) wird echte eigenständige vor allem handelnde Würde gelassen. J.Coburn gibt dem Ur-Vater beklemmende Eindringlichkeit, Nick Nolte auf der sensibel-brutal ausgelieferten Höhe als Opfertäter Charakter unvergeßlich: Parade-Glanz: eine seinem üblichen Rollenklischee weit entfernt überlegene Intensität. Sissy Spacek in üblich überausgefülltem Nebenrollentiefendecolletee nicht zu vergessen! Sollte man sich nicht entgehen lassen.

                        Hörenswert : der mehr als angejazzte, klarkaltluftigatemperlende, lyrische, sickernde, malerische, musikalische Score. - Ansehen! Mitempfinden! Funkt's nicht: ('paar Jahre drüber) dranbleiben. Bis das Stück erblüht: die Begründung die uns alle (vor allem Söhne, -schon so lange so) (und "Frauen, die das Unglück, uns zu lieben haben") aneinanderkettet.

                        PS mein Vater war nicht so. Aber es erklärt plausibel trotzdem einiges : stimme zu.

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                          Ambitioniert. Außerhalb des Gewächshauses würde diese Primel nicht einen HeutzuTag überleben.

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                            craax 04.09.2017, 15:29 Geändert 09.09.2017, 09:44

                            das Monster-Genre ist ja tief in der enthumanisierten /traumatisierten Gesellschaftserfahrung- oder auch -verdauung unserer monströsen Kriegsepoche, die wir spätestens im 20.Jhdt wie noch nie entfesselt erleben, begründet. Vampire (insbesondere die ursprünglich explizit männliche Version des schauerlich nackensaugekußbeugenden Grafen und seines hingegebenen explizit weiblichen Opfers) sind anders Expressionen der ehmals (hoffentlich hierzulande nunmehr verabschiedete) Unterdrückungsperversion des Sexus. >Frankensteins Monster< dagegen hat mit traumatischer Lüsternheit wenig zu tun. Hier geht es um andere Apocalypse: aufgegebene (und doch eigentlich unmöglich rationalisierbare) Verdauung destruktivbrutalster (außerindividueller! -gesellschaftlich entarteter) Gewalterfahrung.

                            Ian McKellen (und auch sogar ein wenig der "unbedarfte" Fraser) liefert ein Glanzstück meisterlich subtiler Charakterplastizität ab. Die Haushälterin! in wenig dankbarer doch anspruchsvoller Rolle! Ein feines Kammerspiel - Regisseur Condon empfiehlt sich. - Und selbstredend: paßt die Regelrolle vom individuell standhaften >Ausnahme<-Abweichler (welcher (noch nicht) obwohl ausgesetzt der allgemein hingegbenen oder erlegenen Perversion von Enthumanisierung unangepaßt ist) im aus gegebenen Gründen anpassungsverwehrten Minderheitshomosexuellen - & um noch eins draufzusetzen & auf NummerSicher zu gehen - (gehobenen) Künstler-Milieu. Für Feinfühlige eine selbstlaufende Sache. Ian McKellen setzt ein denkwürdiges Beispiel einer großen menschlichen Epopoe, an die man sich resumee-erinnert, fast als hätte man es selbst erlebt (und die Schlüsse, oder ein Lebensfazit, draus gezogen). Ein großer Film! - natürlich ganz unspektakulär, so dass es kaum jemand bemerkt: die Jungen zieht es laut zu Marvel und die Älteren, Ernstgerngenommenen, Reputierlichen, schreiten würdestarre Museen Bücher Theater ab, statt schlicht zu schlendern 'statt schreiten in alltägliches kaum bewegtes Kino - . - Wer bedarf angeregt bewegt zu werden (von außen) anstelle bewegt von selbst von innen mitgeteilt : miterlebt - zu haben statt zu bekommen. Was ist schon wert, was gratis überlassen billig umsonst wär? Jede Generation bezahlt ihre Erfahrung : diese mit rekapitulierter verbild-selbständigter Monströsität.

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                              craax 19.08.2017, 18:57 Geändert 19.08.2017, 19:18

                              Ein greiser Holmes, dessen senil?kombinatorische Gabe sich gegen ihn wendet, ohne dass es der Zuhilfenahme eines Moriarty, Green Goblin oder Mr.Hyde bedarf? Reizvoll. Wenn Holmes gegen Holmes antritt, lässt sich das Kammerspiel bequem auch im Übrigen auf das Allernotunverzichtbarste beschränken - FünfUhrTee, ein SEHR englisches Cottage mit Direktdurchblick auf KüstenKreidefelsen (Caspar David Friedrich), Reliquien des viktorianischen Zeitalters von Dampfeisenbahn bis Melone, und, natürlich, einer sehr verjüngten Zeitadaption von Watsonwesen und amabel skeptsäuerlicher Mrs. Hauswart. Und natürlich einem verzwickten Rätsel. Dies lautet : wie erinnert man sich - worum ging/geht es nochmal? Am Ende des Wegs: WOHIN war 's nochmal unterwegs? Holmes wäre nicht Holmes, wenn seine Antwort nicht profund und erschöpfend ausfiele. Es ging, nochmal, darum hemdsärmel'linselig: ach richtig, das Einsamkeit des Exzeptionellen theoretisch mit-teiltragbar wäre, wenn sie nicht auf Lüge basieren würde, zumindest einer sehr geschönten Wahrheit, für die aus Philanthropie auch schon einmal die exakten Grenzen vererblicher Logik etwas erweitert /die Zügel wie Furien losgelassen sein könnten. Das hilft zwar nicht, fühlt sich aber besser an, so dass der magische hexagonale Steinkreis geschlossen wird bzw. sich von der anderen Seite der Wand her gesehen um einen schliessen mag. Fein. Ein Schönes Stück über die Weisheit des Alterns, historsche Kaminsimse, knarrvertretene Breitdielen, Nutzgärten, Assessoires, Interieures, Drehfüller + Metallspritzen, japanische Sorgfaltsästhetik auch bei Pflanzverschickungen, Blühen aus Ruinen, royale Bienenstöcke und morbdide Wespenpiratten (oder adrenalin'übler), und den Friedensschluss mit sich und übriger Welt (insbesondere: Britannien, der heimlich schwellbare Held des Films im eigenen Nabelretro). Ein vollkommener Abschied mit Würde, ein stilles Drama über Eigenweb-Fehler, und Aussöhnung, und Fortpflanzung, und : Seele : Finden.

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                              Wie führt man eine denkmalserstarrte Ikone wieder etwas näher an fühlerprobare Gegenwart? Wie adaptiert/integriert man spät als Scheinerwachsener frühe Kindheitsmonumentalismen, so dass sie (ihr Urgewaltnachdruck) plausibelreifen anschlussfinden? Dies gibt einige sehr reizvolle Verrenkungen oder sogar anmutige Galanteriehonneurs von griechischen Göttern bis Stan Lee oder Shakespeare. Hier einer der gelungeneren Reifungsversuche : Unvorstellbares vorstellbar zu machen. Unvorstellbar? Aber war(/ist?) Zeus nicht einem ganzen Zeitalter nah? Was ist Ikone? Ist es nicht eine Zielvorstellung? Ein Ideal? Nähren wir uns im Grunde nicht davon : dem, wie es sein sollte, so wenigstens in Ideen/ Phantasien näher zu rücken, als wir es in Wirklichkeit vermögen? Vielleicht sind Ideale, Ikonen, Unvostellbaritäten: das wahrhaft echt Reale: vollendetes (wenn auch ausstehendes) gesteigertes Wahres.
                              Ist es gelogen? - das hieße : sich abfinden, in alle Ewigkeit. Wäre dann nicht vorzugsweise Der besser dran, der sich - so vornehm, edel, "vorbildlich" - >"irrt"<?

                              - 'lasst endlich die Verrückten dran. Ihr seht doch, wohin uns die Normalen gebracht haben'.

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                                craax 17.08.2017, 23:15 Geändert 17.08.2017, 23:28

                                Kleinod. Herausragende Darstellerleistungen unter der sensitiven Führung eines lebenskundigen Regisseurs. Viele Episoden sind insgeheim (ohne große hinweisende Heraushebung) verflochten. Z.B. ist die Frau, die im Motel der vorletzten Episode von den zwei Streifenpolizisten verhaftet wird, Sandra (die Insassin der ersten Episode, deren verborgener Geschichte ein weiteres Mosaikstückchen "Normailtät" hinzugefügt wird). Was ihr >Vergehen< wäre- gravierend für offenbar anhaltende Haftzeit- unwichtig. Wichtig ist: die Skizze der vollständigen Entmündigungs-Entwürdigungs-Auslieferungsstation 'Gefängnis' - & auch ein wenig, die aufbrausende Cholerizitätsveranlagung dieses Charakters, der -sehr fein conturiert- einen fatalen Endzusammenhang in verstrickter Kombination damit aufscheinend ahnen lässt. Wie unscheinlich doch manchmal Ursache und Wirkung feinspinnt! Der Film versucht auf unspekatukuläre Weise auf sehr, sehr intimgeheime - und doch gegebene- Zusammenhänge hinzuweisen, die fast nie Beachtung finden und doch so oft von tiefster manchmal schmerzlichster -manchmal auch schönster Episode 8!- Wahrheit für einzelne MenschenReale sind. Z.B. Robin Wright Penns Rolle im Supermarkt - man denkt das Irre gäbe' es nicht? -Doch, genauso fatal verquer verletzend schief unwahrscheinlich unglaubhaft >verkehrt<- "spielt" sehr ehrlich furchtbar ernst das verrückte Leben - wo es ehrlich ist. Dieser Film versucht Lügen aufzudecken oder vielmehr Wahrheiten und Gründe für Wahrheiten. Die Voraussetzung dafür ist die Augen zu öffnen. Wer anscheinend ein einfacheres Leben lebt: lebt es vielleicht nicht oder zieht vor, sie verschlossen zu halten. Sehr leicht unterlaufen dem Unaufmerksamen Fehler - so unscheinbar ist (wie oft) das entscheidende Faktum. Nicht nur dem Erfahrenden: sondern erst recht distanzierter (und distanziert weil uninteressiert -unbetroffen- bleibender Beobachtung). - So ist dem Beschreibungstext der oben stehenden Filmredaktionsskizze das wiederum vollkommen das Gesehen-Erzählte umwertende MOVENS entgangen: als jene mit der halbwüchsigen Tochter (umwerfend Dakota Fanning) das Grab (vermeintlich des Vaters/Großvaters) besuchende Mutter (phantastisch Glenn Close) nämlich zuletzt die Picknickdecke zum Aufbruch faltet, ist jemand nicht mehr im Bilde (oder eben gerade in Wahrheit doch?), und es wird klar, um wessen eigentliche unaufhörliche Grablege es sich handelt - und wie sehr & unaufhebbar und scheinlebendig un-endiglich die Fortbestehensbindung vertraut empfunden ist - eine der schönsten vollmundigsten symbolischen Empfindungs-Miniaturen reiner Bilddarlegungserzählung. Wir anrührend und tief empfunden das ist! - ein grosses großes Können! ganz still verhaltenen Gestus'. >Magnolia< firmiert nicht umsonst im Firmenproduktionslogo!- und wäre wohl des betreffenden Meisterregisseurs selbst ihm das Insigna-Imprimatur eigenwert - war aber Rodrigo Garcia, den ich mir merke. Wenig erwartet - viel viel bekommen. Auf solche Filme unter all den Banalitäten und Effekthaschereien doch hier und da zu stoßen - ist die seltene rare Sache 'die lohnt und vieles wiedergut macht, und glücklich. PS: >Sissy Spacek< spielt auch hier zuverlässig das Trüffelschwein (gibt solche, wie z.B. auch Frances McDormand). Sie spielt einfach nicht in schlechten Filmen, positiv gewendet : sie spielt in guten (bzw. die, in denen sie mitspielt, sind gut). Vielleicht verfügen manche über die rahe trainierte Gabe des Unterscheidungsvermögens bereits ab Skript - ein sehr schwer zu führender ausstehender eventueller Beweis zur fraglichen Tatsache, dass/ob es solche Begabung möglich wär. Einen Hackenschuss mehr davon wünsche ich zur Zeit Brad Pitt, der doch zweifellos einmal in richtig guten Filmen mitgespielt hat.

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                                  ich wette, Verantwortungsgefühl / *Hayao

                                  "wird Geschichte von Einzelnen gemacht" oder Summe der Teile?

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                                    craax 18.07.2017, 13:33 Geändert 18.07.2017, 21:02

                                    aus einem Underdog wird der neue Boss : die Fortpflanzungsweise der Macht. Individual- wie Gesellschaftsprognose.

                                    Anders als die Menschen erzeugt sich Macht nicht auf die sanfte- sondern die harte Tour. Es gibt in ihr keinen sicherbaren Erbanspruch an gewählte oder konstruierte Legislativnachkommenschaft durchtemperierbarer Gesellschaftsbändigung: das Stärkste setzt sich durch und dessen Legitimationen sind (derzeit) : Bindungslosigkeit, Skrupellosigkeit, Härte, Brutalität, Autorität, Kompromißlosigkeit, Flexibilität.

                                    Als der 19jährige Malik nach ausreichend Kerbholz für 6 Jahre sich dem Knast hustebeugt, ist er ein zungestreck-Ausgespucktes der gnadenlosen Rassegesellschaft: frz.er 'Araber', mittellos, ohne Prägung, Familie, Wurzel : "bindungslos", ein völlig unbeschriebenes, oder mit allem beschreibbares Blatt. Seine "unvorhandene" Geschichte kann man ahnen: als liebverwahrloster Kleinkrimineller. Diese 'Vergangenheit' (die für so viele, die jetzt hier lesen, ein poe'scher conrad'scher jackLondon'scher oder vielleicht eher dicken'scher Abenteuerroman wäre) - ist in Wahrheit keine : denn sie hat nur TabulaRasa-Qualität: sie hat alles ausgelöscht, ohne etwas zu hinterlassen: keinen Wert/ nicht einmal ein „Glauben“=< keine Religion, keine Hoffnung, keine Perspektive, keine Absicht, keine Aussicht und erst recht nichtmögliche Sehnsucht: ein vollkommenes Nichts. Alles was war, -war bis hierhin ein radikales Versumpfen Erlöschen Ertränken: von jedem (uns zu wissen Undetailliertem), was je zuvor gewesen sein mochte – interessiert es nicht. Vater Mutter, Geschwister, Herkunftsberge, Träume : weggewischt. Die nackte Existenz. Der bloße Moment. Keine Erwartung; nicht einmal mehr Enttäuschung, oder Beunruhigung : nur feingestimmte Wahrnehmung bloßer Struktur, von notwendiger Überlebenseigenschaft.

                                    Solch feingetunte Witterung, wie ein feinfühliges Wild in natürlicher Umgebung, wird abrupt konfrontiert, aus seinen bis dahin immer noch geschützten: gleichgültig genug modulierten Umständen gerissen : schonungslose Überlebensentscheidung beginnt. Wie immer, wo lange genug Gleichgültigkeit /ausreichender bedürfnisabgedeckter unentscheidbarer Unbestimmtheitsentzug/ herrschte: geht es herauskristallisiert zu Ende ums bloße Fressen oder Gefressen-Werden-, unprätenziös Sein- oder Nichtsein. Der Zufall spielt diesem unbeschriebenen Überlebens-Blatt Malik eine unenthaltene Trumpfkarte ungewollt zu : er erogeniert Interesse bei einem zurückgezogen haftsepariertgeschütztem Kronzeugen der Polizei, den die gefängnisvernetzte Unterwelt unbedingt zeitdrucknah beseitigen beschließt: Malik ist ihr dazu (einzig verfügbares) Augenblicks-Instrument.

                                    Der Untergangsverhängte ist Araber-, ist Leidens-Herkunftsspießgeselle seines ausersehen gepressten Brudermörders. Der lernt bitter die letzte Lektion der Auslöschung: jeglicher eventuell verbliebener Anstandsdressur von ursprünglich einstmals konsens-tradierter, tabu-entmythologisierter „Menschheits“-Zugehörigkeit, in der e i n unbezweifeltes Gesetz universell überliefert: das >Tötungs-Verbot< (wohlgemerkt eh nur „tradiert“: auf „menschliches“ Leben sehr eingeschränkt üblichgewohnterweise erstreckt,- alle andere Seinsweise: respektlos ausnahmslos preisgegeben: achtloser Plünderung überliefert) / (der Planet wird aufatmend ausstöhnen, wenn die Menschheit sich erst einmal selbst -nichts anderem länger möglich- abgemurkst ausgewürgt ausgetilgt hat).

                                    Nachdem der letzte Rest eigenverbliebene Restriktion, an letzte bequeme kosmoverhaftete Rückbesinnungs-Hemmwurzel niedergestreckt ist: erfüllt Malik die von ihm selbstbefreite äußerlich begehrte Handlungsweise : der brutalisierte, unformalisierte Bestätigungs-Akt ist von begreifbarer Deutlichkeit wie es dem Kino selten gelingt (&das ist seine einzige kreisende Aufgabe) zu zeigen: hier wird es gezeigt,- vorzeigbar (nachvollzogen). Wer von dem Ausmaß solcher unmittelbar vornachweisbaren Schau-Begrifflichkeit nicht sich gewöhnt/ noch schock-korrumpiert entsetzen lässt, hat bereits würd' sagen vermocht: sich vollständig zu entnerven ; denn s o überwindet >filmen< die Hemmschwell-Schranke, welche über das Äußere ins gestellte Innere vorzudringen,- zu grenz-überschreiten die (einzige) Aufgabe hat ((wenn es nicht Amüsier-Zeitvertändelungs-Aufschub-“Kintopp“Kinder-Kino sein zu wollen/ sich vorhinein allseits gewünscht+bezahlt => bescheidet)). Diese unmäßige Szene ist unbescheiden. Sie ist resolut maßlos: 1:1 gefühlsdepraviert-echt. 'Magisch' wäre ein unangebrachtes Wort: enttabuisiert : sie „hilft“ Hilflosigkeit Ungeholfenheit zu begreifen: homo homine lupus. Kein Tier fällt so her.

                                    Malik, der junge nicht länger unschuldige oder unwesenlose Malik (Kubricks Obelisk), steht nun unter botenjunge-gebotener Protektion des inner-organisierten KnastClan-Verbrechens (angesagt, wer auch morgen noch über Boten beliebig verfügen will); er darf nun gehobene Schmutzarbeit machen : Geschirr-spüler und Kaffee-Sieden. Der ungebildete /aber nicht uninstinktiv Unblödigkeits-Adept ...lernt alsbald die Bedingungen seiner Knastlebens-Lehre zu nutzen : die Ausbildung zum staatsgeförderten, staats-sanktioniert geduldeten Profi hat begonnen. (Hier liegt eine der verborgen enthaltenen Parallelen von Audiards Werk : der einstmals sich allmächtig wähnende Korse, der zu lange: weggeschaut hat).

                                    Malik lernt: wie die Macht ihm seinerseits begegnet. Er lernt ihre Bedingungen nutznieß'en- zu ge'brauchen : zu vor-installieren. Wir brauchen das nicht auseinandernehmen: ein Roman wäre zu schreiben, es zu beglaubwürdigen 'zu vermitteln, wo bereits einer : ein Film besteht. Den kann man sich einfach anschauen : vormachen lassen. Wer danach immer noch nicht den Knall gehört hat, und sich lieber bequem („nur noch ein /weiteres/ Viertelstündchen“...) wegdreht – dem ist eh auch mit dem Vorschlaghammer („die Axt im Hause erspart den Zimmermann“) („Auf einen Groben Klotz gehört ein Grober Keil“) nicht mehr zu hinweis-aushelfen. S o werden Profis gemacht – und Audiard hat es vorbildlich professionell analysiert.

                                    Schonungslos. Ungeschönt. In Echt: geht so Realität. Es fühlt sich nicht nur echt an: es ist echt. Das ist heute, jetzt: Aktualität. Und das wird morgen (wenn gesamtgesellschaftliche Verdrängnis vorbei ist, enden muß) profane Erkenntnis gewesen sein. Nur dass sie dann niemandem mehr nützt: wenn der einst Mächtige wie ein geprügelter Hund vom Hof schleicht, und das austauschbare Gefolge in Staatskarossen dem neuen Dschinghis Khan ehrerbietig abstandswürdewürgehaltig-folgt. Ein wenig ursprungs-Menschlichkeit ist über: denn all die unbenutzt verdrängte Liebe: m u ß sie sich doch auf ein wenig noch – überfordertes- menschliches Kindheits-Refugium klammernd stützen : und wird schon längst auf Schulternbrust des übernommenen Verbrechens fortgetragen ...eine Weile noch. „Warte, warte nur einWeilchen -
                                    dann kommt Hackemann
                                    mit dem Beilchen...

                                    auch zu dir, zu dir!...“
                                    soeben da steckt ein vielgrob-feinkörnchen audiard'scher Wahrheit, ob du's glaubst oder nicht, ebenfalls mitdrin!...

                                    viel früher als du denkst, oder dir lieb ist nah! - und, ob allgemeiner Tatenlosigkeit, wird Audiard wenigstens, als einer weniger, sagen können (wird nicht getan sein, keine Bange) : ...„ich hab's ja gesagt-euch allen gezeigt“. Heute interessiert es kaum jemanden bereits als Zukunft – und einer zukünftigen Unferne kaum jemand' noch. So einfach Kumpel simpel, brutal ist es. So funktioniert es. So werden Mächtige gemacht: einer nach dem anderen- durcheinander ersetzt. Der Friedhof in ganz Korsien ist voll mit unersetzlichen Leuten. Der Korse lebt ewig. Der Korse ist tot – es lebe der Korse! - immer: fideler ungenierter ungestört. Wir lassen ihn – so. Wir tun weile lang nichts dagegen. Es interessiert uns nicht. Wir schauen hin : um wegsehen zu lernen. Wir haben gelernt. Wir werden gelernt haben. Andere Dinge als Malik. Er lernt (als er getotet ist) auferstehen. Wir, unsere Art: lernt sterben' indem sie liegenbleibt (G. Romero möge es). - Sie weiß es nur noch nicht.

                                    Denn sie hat von Macht keine Ahnung. Sie ist machtlos. Diese Machtinstinktlosigkeit ist nicht gegeben : sie ist anerzogen aufgekeimt ungehemmt erlernt. Ihre Kriterien sind die Abstufungsgrade des Leugnens. Die Leug'ens-stufen (von Lügen) sind ihre Bedingung. Wer gelernt hat, auf die richtige Beiwesenheitspflicht-Art zu leuge'lügnen: als Zeuge inexistent zu sein/ bei gleichzeitiger Anweilepflicht: hat ihre Essenz intus. Auch hier gibt es Diplome und Fortgeschrittenen-berufsberechtigte Abschlüsse: nicht allein der Friedhof,- die ganze erfüllte Welt ist angereichert vollgepresst damit: zu blicken & nichts wahrzuhaben: das Wesen professioneller Leugnung: egal was gewiesen ist: noch besser begründen können, warum nicht existiert, was nicht existieren darf – besser nicht. Letztlich ist das Gute: eine Überzeugung des Glaubens. Wer keinen übrig hätte? Maliks Welt nicht? Zu anfangs nicht? - Am Ende schon : gilt sie. Egal was er glaubt, wie er glaubt: es existiert. Bereits allein dadurch : das es ihn gibt. Glauben unnötig. Glauben Sie: es gibt’s. Das existiert: wahrHaftig. Was nicht existiert : ist Leugnung. Können wir uns diese Art Gefängnis und Gefangen-haltung staatlich stattlich noch leisten?
                                    Das Gefängnis : ist diese Art Verdrängung.

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                                    • craax 09.07.2017, 22:12 Geändert 10.07.2017, 09:51

                                      Blasphemie: im Zeitalter von Bluescreen und CGI setzt Bond einem („kaum retuschierte“) fasthandgemachte >echte< Explosionen, Helikopter-Loopings & von Hochhäusern baden springen vor. Macht die Nuance des "Live-"Feelings den ultimativen Unterschied, der das Adrenalin aus dem K'r'opf des Zuschauers, der gewöhnt längst schon alles doppelt sieht, so aus?

                                      Wenn das äußerlich Atemberaubende durch verwöhn-Gewohnheitsgeilheit wegfällt: womit könnte ein serial addict, das seit den Sechzigern den Leuten das gefixte brain reihenweise killt& röstet, sonst punkten? - Nimmt man einem Bond die entnervte >action<, worein setzte er dann, wenn das Knallboumpeng wegverdünnisiert durch Verlangweilern, seine KernkomPotenz? - bleibt nur (Auswahl): Charakter, Storyline, Dämonie, Ehrlichkeit. Oder Ironie.
                                      Ironie? Craig? Im Ernst. ?

                                      Charakter: schiefgegangen bereits beim Versuch, Bonds Apeal durch einen >schwierige Kindheits<-Faktor zu ersäuselhärten. Funktioniert bei der Verteidigung schon von gewöhnlichen Straftätern vor Gericht nur bedingt.
                                      Storyline? - >war das alles, was du draufhast-?< - ich bitte Sie: nur wieder Set-Jumping so eins gewöhnlich hinterm andern Herflanier-Gehetze (fingierte Atemlosigkeit), so wie elf durchnummeriert trikotierte auf wild spekulierende Jungs hinter einem kuller'tretenen Ball her durcheinander (so wie der berühmte >ungeöffnete Koffer<, der alles in thrillerndem Gang hält, dessen Inhalt wir nie erfahren brauchen/ noch interessiert), wobei etwaige immergleiche Tore aus einem hier schleudernden/ schlingenden/ stürzenden/ explodierendem Auto/ Helikopter/ Flugzeug/ Gebäude aufgabepunktzuerzielen wären? -Geht da noch mehr? Schon mal in'n Nolan'sches Prisma geblickt? : selbst da: ist bereits die action nuancengebuffter, und da hätteen wir von Plot + Idee (dem eigentlichen SinnFilet) noch gar nicht gefangenengekostet! Junkie-Kino!

                                      "Dämonie" : Stichwort Waltz. Ist er nicht ein bißchen dünne? - Er hat ->BUH!...< gemacht. Überraschung. Beängstigend. Das Schnabeltier. Es schnabelt nur. Schnabelt hier, schnabelt da. Bald weiß man: das Schnabeln ist sein Lebenszweck. Ich glaub dem zwiefachen Oscarpreisträger kein Sterbensleckerwörtchen. Tarantino hat da alles rausgeholt seiner Zeit' was jemals drin war, 'falls je gewesen ist. Seither Routine. Intellektuelle wirken selbst bei dem diametralen Gegensatzversuch, so richtig böse zu schauspieler'wirken, ziemlich blaß unglaubwürdig naiv. Wo ist der wenigstens dicke Gerd Fröbe nur hin? Oder der kantige Beißer? da kann man ja gleich den charismatischen Dwayne Johnson nehmen!

                                      bliebe >Ehrlichkeit<? - nur so mal zum Spaß: ein Bond, der sekundenschnell aufrecht aus dem flügelabgerissenen Kleinflugzeug/Helikopter/ Einstürzenden Altbauten katapultiert, ohne eine Schramme oder Millischrecksekunde? nun gut : "Realistik" ist weniger als "ernst"ehrlich? Was also wäre mit der >höheren Ehrlichkeit<? die unbeschadet doch immer noch möglich wär'? nun da gibt es Ansätze: besagtes Kindheitstraum-a ('so denn tatsächlich auf Empathie angelegt wäre), oder die nachtragende Trauer um die versenkte ad-hops Schweden-Traumfrau, und nun - La Neue: gesinnungsbekehrte Pazifistin, die, sage & schreibe, Bond vom zwangslizensierten Töten - zur Lizenzabwahl des amtsmüde freiwilligen #Nicht#-Tötens =>Leben & Leben lassen< bekehrt ?! ein geweicheierter >VeggieDay<-Bond? Ehrlich, ein Bond, der das Magazin aus der Walther PKK leert (und zwar nicht hin zum Bösewicht) sondern mutig gefrustet den Rücken kehrt und seiner etablierten Frühpension + Etagenwohnung bocklos entnervt entgegenschredderschlendert? hin zur wartenden frohlockenden Ofenwärme seiner Liebsten, die nicht mehr nur das unterfeminisierte Blondie-Nasch am erwartbaren erschlafften Ende der Brücke persifliert, während 'M' symbolisch händeringend entgegensetzlich die seinen sehnsüchtig verclickt, um stattdessen handschellig den Bösewicht vor ein ordentliches banales Weltgericht zu ersatzmagerschleifen, alone zurück wie Badman ohne Robin? fermentierter Bio-Verdauungshelfeschleim statt kristallklar getrichteter scharfer OliveMartini? gerührt statt geschüttelt? d a s soll hinterbleiben von Adreno-JamesB? Das ist die Rettungskapsel? Vo(r)m Frauenhasser-Held und Partybösesprengensschreck? Die grau'ensmelierte Feierabendversion des heimkehrenden Verkehrspolizisten und müden Alltagsmonitorblingwatchers? Das soll Ernst sein, und so reiten sie von dannen statt vandammen' gem-einsam in den Sonnenuntergang, eine Blechdosenreihe hinten an den AstonMartin geklöppert, und wenn sie nicht (*da'da - da'daaa***!Bond-Melodie) gestorben sind, dann ringelpiepsern sie noch heute? - das ist so echt und ernst und frech, als wenn Miss Universum zur Miss Moneypenny gekürt, beim Fragewunsch ins Mikrofon haucht die längst klassisch ikonographische _ehrliche_ Antwort vom: "_Weltfrieden_".

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                                      SPECTRE oder der Versuch, erwachsen zu werden / oder Craig-Bonds, aus charmant infantilen Omnipotenz-Bedrohungs-Unverletztbarkeits-Phantasien (animalische Reaktion auf Ersterkenntnis) Erwachsenwerden zu imitieren

                                      kann das gutgehen? Bond, dessen Seriencharme ja gerade aus einer offenen Mißachtung jeden Realitätsanspruchs, aus offener jugendlich-kindlicher Spätreaktions-Weigerungsrevolte contra Alltagsanerkennungsansprüche bestand, vielfältig schwarz-weiß kreativ entwaffnend zugegeben unwirklich, mit hemmungslos subversiver Anarchie augenzwinkernd (Moore) oder unwiderstehlich machoerotisch-animalisch sexplosivem Brustbehaarungs-Toupet (Connery) oder british'zwielichtigem Ernst-Komisch Ununterscheidbarkeitstremor (Brosnan),- dieser BOND (ein Firmenmarkenzeichen) soll jetzt, im Ernst, ein Alltagsunternehmen werden, ein Action-Seriensupersonderheld, wie jeder x-beliebig andere Konkurrenz-MissionImpossible-JasonBourne-VinDiesel- Transporter-MartialArtsStatham-Ersatzblaupause auch? Unter den Blonden der Einäugige König? WAS machte das Adams-Urvater-Vorbild /des EwigenFranchise-“Großen Bruders“ der'allerlei unausrottbaren UrUnfugkrauts/ so lukrativ einmalig anspruchsimposant, so ikonisch, so jugendfrechfroh unbekümmert infam versus jede gotteslächerlästerliche Revolte bezüglich seines über alle-jederzeit-erhaben >Größten<-Anspruchs, Muhamed Ali-artiger (welcher Zeitgenosse von Geburtswehenepoche war) Großmäuligkeit? W a s war das Geheimnis seines scheinbar übermenschlich transhumanen invinciblen Protestgeste-Ritus? Das unbekümmert Eskapistische, Abendteuernd-Teuerlich-Beteuerte? Der mit einem verstrahlten oder verschwitzten oder verschmitzten Breitgrinsen unbekümmert über jede Realitätshürde hinwegsetzende ignorierte Phantasieauszeits-beschwipste Schwung 'ein Champagner-Martinigläschen augenblickszwinkerliche Trotzmomente lang? Der Neandertaler-Impetus in uns allen, auf Moderne allergisch zu konter'inventionieren (erfolgreich wenigstens im vegetativen Impuls) wimpernschlag-instinktivlang? Und das Geheimnis kollektiv unterbrochen erlaubt zu teilen, wenigstens eine Viertelstunde - gemeinsam eskapistisch vereint? Irreal? Banal? Abgedreht? Durchgedreht? Irregeworden? -die erteilte Ausnahmelandeerlaubnis: der ansonstigen TabuLizenz, unter keinen Umständen in Realität niemals nicht zu gewaltphantasie-“töten“- den transhuman abschnürenden Knoten gordisch sexplosiv auf einmal zu durchhauen? Das allmächtige Bändigungs-selbstkastrations-entmannende- Zivilisierungs-Gebot? Im Zeitalter der Atombombe? Des universellen Auslösche-Menetekels? Da soll ein Mann, ein brustbehaariger Augenbraue- ersatzkeule-lugernder Neandertaler-Mann,- NICHT ausflippen? dürfen? wenigstens einen virulenten Moment lang? Ventilieren? -DOCH: in sixpack-versteckter Formeleganz eines Bond: war das erlaubt, sanktioniert, zwei unidentitäre Stunden lang. Ein Phänomen.
                                      Bond durfte das: weil er ikonographisch UNERWACHSEN, irreal, absurd hinterspaßfotzig, niemals ernst zu nehmen, infantil phantastisch, ausgedacht, außer rand&band, exklusiv, mega, superb, unglaubwürdig, absolut abgespalten war : mit uns nichts zu tun hatte & berührungsarm in jeder echo'emotionalen Hinsicht Kontaktalltagsverbot haben müssen durfte. Das Bond so witzig übermenschlich abgespaced sein durfte-, ja -musste : so offen out of border jeder order, war sein Wirkgeheimnis. Jeder Versuch einer Vermenschelichung, an Gesetzbezug einer sozionormativen Gesellschaftsanforderung, jede Strapaze ihn zu domestizieren, Liebe anders als Paaren zu inbetrachten, seinen Ultimo-Halsabschneide-Gladiatoren'erstknie-schiessen dann fragen-Impuls zu bändigen, seine unmäßige Virilität zu besch(n)eiden anders als ein direkt auf seine Kehle zielendes Messer, sein strahlendes Schwarz-Weiß-Penetrierungsmuster zu vergräulichen, sein Ejakulat aus Penis- oder Waffenkeule (nichts dazwischen) in Weiblein oder Männlein ringsumher alles oder nichts uneinhegbar alternativlos zu zwangsneurose-verballhornspritzen wahllos, all diese jede Regung dagegen : legt die Axt an die Wurzel dessen, was Bond ist, der froh sein darf, dank eines kommun erwachsenen-Geduldsheroismus unserer gemäßigt-gebändigten Alltagsart den Kalten Krieg /mit im so ganz anders gemeinsam verdienten Boot wie alle&jedes/ wider jede Vernunft & Perspektiverwartung unverdient doch noch mitgeschleift mitübererlebt andauernd immer noch zu haben. Krass. Selbst ein Dinosaurier paßt in Noahs, von uns allen mitgezimmerter, improvisierte, zeitweilig schippernde Arche; mit Schlagseite leck schon wieder am allerwertesten Grundeis. An Deck tanzt & wirbelt ein wildgewordener präadoleszenter Derwisch immer noch, mit irr gewohntem Blick. Er ist bondmäßig gewöhnt, das man ihn rettet; die Erwachsenen ihn retten, mit ihrer Diplomatie, Demokratie, bescheidener Regelkonfomitätsakzep'tanz. Das gilt für ihn nicht. Er rettet die Regel vor der Regel; er ist die Heiligung der Ausnahme, der Ghost in the Shell, der anarchistische Impetus & Schußrotz Scharfes, ohne den wir konform noch auf den Bäumen hockten. Solange er die Kapitänsmütze nicht noch auch an sich zu reissen gedenkt, sondern im Dienst ihrer Majestät der Anarchie und nicht des Alltags sich zu bemächtigen gedenkt : funktioniert das, weil die Regel nie annehmen denken lernen darf, sie sei perfekt auch nur möglich ohne Ausnahme; ihr Wesen besteht existenziell in Unperfektion, die bewußt ist & sich bewußt bleibt, in Bewußtsein gehalten werden muß; sie darf nie zur absoluten Ruhe – des Friedhof-Stillstands- selbstfullffilling Scientify-, verkommen degenerieren: dann ist sie tot, und wir mit ihr. Sie killt sich selbst : ohne einen absurden Sockenzuschuß Anarchie-Anachronismus. Der Alltag darf nie perfekt alleinherrscherlästerlich werden : dann sind wir alle vergraut. Ein' Elefant Terrible, an Noahs Arche, bedarf es: der stets droht, das Ganze, gewönne es totalitäre Oberhand, zu versenken; mit Männchen und Mausi. Es braucht die Drohung jugendlich verrohter Gewalt : den Alltag zu bannen wenigstens in Phantasie, in dem ohne die wir untergehen. Wir sind keine Zivilisten; wir sind neandertal'sche Anarchosynchronisten. Bond weiß das und er ruft uns, ja er uns, nicht wir ihn zur Ordnung: der natürlichen Dinge und Impulse. Er weiß, das unsere Zivilisiertheit, all unsere Pseudo-Oberflächenkrusten-Kultur nur Tünche ist; hauchdünner Firnis; er weiß, dass darunter der Abgrund, des Undomestizierten und Undomestizierbaren, lauert. Er weiß, dass wir die Welt in Abgrund, mit uns, gutgemeint unvollkommen reissen würden, wenn er es, uns, zuliesse, wie wir fingierend vorgeben zu beabsichtigen: die totale EjaKultur zu installieren. Er bringt den Schuß Querdenkertum : ohne den alles rostet und am Ende mit einem gräßlichen fatalen furzigem Quietschen, unaufhaltsam zusammenbricht. Er weiß, dass er unseren totalen Selbstkontrollzwang nicht zulassen darf; er weiß, dass & wie er uns hindert, zurück auf die Bäume in radioaktiv verstrahlter Umweltwüste einfürallemal erneut & endgültig zu verstiegen-klettern. Er hindert die Dinge daran, allzuglatt wie beabsichtigt, vorausberechnet und zufallseliminiert, zu willens-laufen. Er weiß, der Teufel steckt'e im Detail – im humanen Uns. In jedem von uns: lauert zufallsmäßig das Raport-D'accord-Rencontre-Rendezvous mit dem Tod. Jeder von uns könnte Präsident werden, und auf den Roten Knopf wünschbar drücken. Der Normalmensch ist die Weltkatastrophe : die ultimativ gefakte Bedrohung : genauer gesagt, nicht das allgemein-Menschliche, sondern das Pseudo->Normale< in uns. Diesem sagt er einen Kampf auf Leben und Tod an : und hindert/e uns daran, bislang erfolgreich, allzunormal – zu werden zu wollen. Er ist das Extra-Ordinäre: die Exzeption, die gekillte und gegrillte Ausnahme, von der unregelbaren Regel. Tschernobyl ist sicher, mindestens hunderttausend GAUjahre lang: versichert der Experte. Bond weiß es anders: instinktiv. Und er handelt danach : an unserer aller abwesenden Stelle statt. Er m u s s es tun : denn er kann nicht anders. Er ist das menschliche Urkind nach Schiller in uns, das ewig vabanque spielt und spielen muß & können darf; sonst gehen wir unter 'bei seinen Versuchen zu widerstehen, ihn das Schiff des Großen Ganzen nach Kräften zu unterminieren und untergehen zu lassen. Wir müssen ihn daran hindern wie er uns; wir gehören zusammen, wir sind in Wahrheit ein und dasselbe zerfallene derzeit schizophrenisch abgespaltene einander bedingende Personenpaar; unzertrennlich siamesisch unwiderleglich. Keiner darf je absolut gewinnen; einer ohne den anderen sind wir tot; so oder so, leiblich oder seelisch-psychisch. Wir sind ambivalent. Wir sind infantil. Und wir müssen erwachsen sein. Es gibt keine Alternative; dazu einmal hier wirklich. Bitter: wir brauchen uns und müssen noch eine ganze Weile miteinander auskommen; wenn wir tatsächlich leben wollen. Oder aufgeben. Bond mag keinen Bock mehr haben, aber er muß zurückkommen, in dieser oder jener Inkarnation. Wenn ER aufgibt, aufzugeben beabsichtigen ehrlich alltäg'ehelichen sollte-, kreuzigen wir ihn eben, um ihn in anderer Form ewig junggesellig zurückzuerhalten; er muß. AUßER (aber da ist Menschgottseibeiuns vor) wir würden wahrhaft & in Wirklichkeit endgültig & tatsächlich innen ERWACHSEN, und verhielten uns auch äußerlich als solche; aber Sie prusten selbst, wenn Sie den Gedanken an Ende-Krieg, -Ende Folter, - Ende Hunger, -Ende Ausbeutung, -Ende Ungleichheit, -Ende Elend, Überbevölkerung Seuchen Armut, Siechtum, Plündern, Anarchie: was möglich wäre, WÄRE?, wirklich dächten sich vorstellten, -zu denken wagten: :lachhaft. -! so lächerlich wie Bond / einem Erwachsenen vorkäme, falls er vorkommt.

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                                        craax 14.06.2017, 15:57 Geändert 14.06.2017, 16:17

                                        den Eindruck von Giovanni Ribisis denkwürdiger Vorstellung einer Leberzirrhose im Augenblick des Abhebens sollte man nicht verpassen + würdigen. Auch die übrigen Charaktere : pittoresk. in paradiesischer Umgebung.

                                        Deren Gegensatz zum sie besiedelnden Ungeziefer nicht kontratstreicher sein könnte. Apropos Kakerlaken : auch dort gibt es solche und solche, Kampfhähne. >El Monstro< ist praktisch unbesiegbar. Und verdient am Ende die paar Dollar, die es bräuchte, die letzte Ausgabe herauszuschleudern ("gemacht aus Wut und Tinte"), - wären die Maschinen unterdessen nicht verpfändet -, das heißt,- entwendet, ausgetrickst, verschlichen. Hinter den Kulissen des Paradieses (größtmöglicher Gegensatz: Hunter S. Thompson, >El Gonzo<), erschleicht sich so allerhand auf Tiger- oder Katzenpfoten allerdings. Während die einen (Kinder) in Abwrackautos hausen, oder abgeranzten Flohdrecks'saufholzhütten, - glänzen andersorts hochpoliert "die Türklingel-Messingschilder" mit Blick auf Traumstrände. Johnny Depp performt einen seiner Begegnungs-Lieblinge : den desillusionierten drogenrealitätsflüchtigen Jungjournalisten, dessen Flucht allerdings kein Eskapismus ist; sondern eine in die (widersetzliche) Erträglichkeit. Sein Eskapismus heißt höchstens Nonkonformismus ; und Alkoholismus,- wenn das reiche Spektrum an Betäubung + Wegsperrung unförmiger Wirklichkeit so schmalspurig vereinsamt (Buddie: der letzte Neben-Süchtige, voller Verständnis-Antriebslosigkeit) werden darf. Am Schluß schiebt der rächende Heimzahl-Süchtige (wie jeder Abhängige) die Schuld am Scheitern auf >Umstände<, und drückt sich wieder am Rande der Illegalität um seine Ergebnislosigkeit (Uneingeständigkeit Heroismus und stilisierend) herum; auf geklautem Fremdgefährtsbesitz, um nur vom Fleck heimwärts zu kommen. Aber bis dahin : eine echt schöne Geschichte des Versagens.

                                        Wenn die Titanic, die untergeht, ein wirklich sehr sehr SEHR grosses ausladendes Schiff ist,- dauert das Absaufen Jahrzehnte. Wohlgemerkt : nicht Thompson-, und nicht der gleich-nachgeraunte Depp sind hier die Oberkante Unterlippe : wem das hochprozentige Explosiv-Germisch bis zum zündenden Hals steht, sind die betrügerischen Praktiken der Unterwelt : und damit sind nicht die KLEINEN FISCHE ("und wir stehen vor Gericht"...) gemeint. Die grossen Haie auf dem abgesteckten Teich-Baugelände sind es, die auf der Kommandobrücke die entscheidenden Eisberg-Kursempfehlungen unbesorgen : verfehlen wir diesen, treffen wir auf den Nächsten; eines Tages klappt's bestimmt. Eines Tages : erhalten wir unsere Rache.

                                        Die Titanic, wenn sie ein WIRKLICH großer Pott ist, reicht Jahrzehnte unterzugehen. Dabei gibt's Passagiertickets der Luxus- und der Touristenabsaufklasse; und natürlich diejenigen von vornhinein 'unterdecks. Und die mitwegs gebadetbestellenkreuzende der Stewards & Servanten. Am Ende schwimmen alle im selben Boot; Hunter S. Thompsons karabiniert nahe der Wasserlinie,- gerade eben etwas leicht oberhalb. -Würde sagen, die Nase eben noch erhoben : während der Rest des grundeisigen Allerwertesten schon das Nasse schmeckt abwärts. Soviel Zynismus, Resignativitismus; und freche großkotzige Schnauze (derweil der handschellen'fessel-Mit-Angehängte synonym über die Richterschranke der Angeklagten-Brüskierung neptuniert). Auf Kaution frei allein durch Involvement der hineingezogenen Mittäterschaft : und doch vergeblich. Dujardin Narcotics liefert die Preßfilter : und was dabei herauskommt, ist Rachenputzer, der sich ungewaschen hat. Dreimal muß man kotzen, bevor der Hahn zuletzt kräht : und morgens ist das Blatt gespielt bank-rott. Verrottet das System. So urzynisch, dass der Linke schon wieder zur Nazi-Platte kreist, weil die das System am besten entlarvt + in mittepunktiert. Der verschobene taubsüchtige Abtastdiamant-Nadelarm, der ritzt (oder die Furchen in Hörbarkeit umdeutet), ist Gonzo-Journalismus : und sein trunkener rachsüchtiger Prophet, Hunter >"El Monstro"< Thompson-, alias -Depp. Die Idea'realisten sind die zum Untergang verurteilten Narren dieser Erde: und wenn die Likörtassen der Absahner der Paläste, längst an nordatlantischen Tiefseeböden rotten, auseinandergebrochen'driftete Bug- & Hecksrümpfe, dann dümpelt im Nebel über schmelzenden Eisgebirgen : immer noch eine verlorene in den Flaschenhals gesteckte Robinson-Flagge, beim Zusammstoss über Bord + verschütt gegangen,- irgendwohin verschlagen, + eine Flaschenpost-Message verkorkt im eiskalten türmenden oder dümpelnden Wellengang; egal auf der Suche nach einem anspülenden Strand, wo sie vielleicht von letzten Resten einer einstver'möglichen Zivilisation (..."amerikanische Traum" "... Gier, die sich über den Planeten verbreitet...") aufgefunden und ans Licht geholt werden ; dunstgeschwängert,- vom ehemaligen Flascheninhaltskonsum, getränkt, so dass allein ihr anrüchiger Anblick : die Sinne benebelt, und Vollrausch 'schafft. So etwas : wie solche Wirklichkeit - wäre nur betäubt zu ertragen. Manche geben sich größte Mühe - und stenografieren den KippLaster'Listendeckel mit. Damit spätere Kunde/n : nicht nur rätseln, w a s mit diesem merkwürdigen verschwundenen Riesenschiffsschaf von einst, gerühmt und ausgelaufen auf der frischkristallisiernachtenen schäumsplitternden Champagnerjungfernfahrt tatsächlich, wann , wo, wie - verläßlich geschah, nach dem Voll-Aus'slaufen.

                                        Das Produkt von dem Depp (der hier hinter den Kulissen die Fäden zog) ist viel besser + vollmundiger als sein' desolate BeRufUnk : und man sehe sich nur die Eingangsszene im Hotelzimmer an : das könnte man auch für Klamauk halten. Aber der Depp macht das, und kann.

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                                          Die AllTime-Eyecandies Newman & Taylor stehen als erratische Blöcke in fremder Umgebung ausgesetzt wie griechische Statuen im Museum für sich alleine, und genügen in ihrer Perfektion nach wie vor sich selbst : zeitlose Idealgestaltungen (der menschlichen Erscheinung). So werden sie egal wie unter Staub nie veralten.

                                          Ganz anders die vollkommen brüchige verjährte Sichtweise überholter Vergangenheit in den 50'-JahreSüdstaaten-Anachronismen des Tennessee Williams. Wer hier glaubt, mit zeitunabhängigen AllTime-Familien"human"konflikten kommen zu können : hat wohl nicht nur seit Jahrzehnte-Koma den ewigaktuellen echten ("gesellschaftskritischen") Knall nicht gehört,- sondern hat unerweckt ihn gleichsam nie vernommen! Dieser Virginia-Herrenhaus-Sitzschmuh & was in ihm "als Konflikt" (ein Witz in seiner typisch white-hollywoodesken Kulissenunechtheit) sich ab("be-")müht, war wohl zu jeder seiner Fake-Zeit(en) schon stets außer im künstlich verführt-'blödeten desinteressierten Zeit'ungeist widerlegt. Was den Film (auch heute) einzig sehenswert & beiwohnbar macht : ist der nie ermüdliche staunenswerte Anblick graziös bewegter jugendlicher Klasse-Anmut in zwei aus jeder Zeit (der albinohäutigen Menschengattung jedenfalls dort eingeschränkt gültig) genommener ikonenhafter Gestalten: Schönheit.

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                                          //Was das schwarze Laternenboy-Anzündepersonal dazu wohl sagt? Oder die davonschlurf-wiegige schwarze Lady-Bigmama? Aber nicht nur so reicht es zum Sich-wundern : selbst ein White-guy ob fast allem hier - tut es... immer noch.//

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                                            craax 11.06.2017, 13:04 Geändert 11.06.2017, 14:49
                                            über Pi

                                            PI

                                            In einer klaustrophobisch verbarrikadierten Höhle irgendeines urbanen Molochs (Setting freundlich by NY) zermartert und grillröstet sich ein zahlentheoretisches Mathegenie Max Cohen das Hirn auf der Suche nach einem Namesäquivalent Gottes – oder vielmehr dem ultimativen Zahlenäquivalent.

                                            Ich erinnere mich an eine damals gelesene Geschichte meiner Jugend von Isaac Asimov oder Stanislav Lem: über einen westlichen Besucher in der Tiefe des versteckten Himalaya in einem tibetanischen Kloster, in dem einen esoterischen Brauch der ritualraunenden Mönche zu studieren ihn interessierte. Wie der herumführende Abt ihm erklärte, deren Schriften-“Kabbalistik“ ergeben hätte, dass das Universum endlich zu seinem sinnerfüllten Ende gelangen und zu existieren aufzuhören gelänge /...nach buddhistischer Lehre durchaus ein erstrebenswertes Postulat/, wenn es nur Dem aus ihm entsprossenem 'zu Bewußtsein gelangten re-identen Eigenselbst gelänge, (also einer evoluierten menschgeistseligen Bewußtheit), seinen schöpferisch erkannten und entschlüsselten Namen nur indem bloß 'auszusprechen' und würdigerwiesen zu nennen fähig: aus einer Kombination mehrerer -in ihren heiligen Schriften überliefert enthaltenen- Komponenten - - bisher -noch- sich verberge, aber prinzipiell notwendig enthalten und wahrer Bemühung zur Entschlüsselung offen anheimgestellt sei. Seit Jahrhunderten nun wären die Mönche dieser Sekte genau damit beschäftigt: die Liste dieser ihrer verdichtenden resümierenden Glaubensschrift-Kombinationsvariationen zu erstellen und demnach auszusprechen,- eine lange zeitraubende Methode, für die anhand der zwar bedeutenden aber doch begrenzten Vielzahl numerischer Möglichkeiten Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende nach solcher menschlich-natürlichen Berechnungsgrundlage zu veranschlagen wären, einer geduldigen Bewährungsaufgabe, der sich die unverzagten Glaubensbrüder nichtsdestotrotz generationenaufopferungsvoll seit je unterzögen.
                                            Nun aber hätten sie dank einer unversehens neu aufgetanen Möglichkeit Hoffnung geschöpft, entgegen ihrer Erwartungsentsagung doch noch zu eigen-Lebzeiten des erhofften erlösenden Rückschlusses aller Zeiten in sich vor'vollendeter Zeuge zu werden : denn dank der Möglichkeiten moderner Computertechniken sei es nunmehr erreichbar, die zahllosen Variatonen in rasantbeschleunigter Ergiebigkeit zu erstellen und zu bewältigen. Die mit nichts Anderem mehr als dem bloß verbleibenden Aussprechen der maschinellen Listen beschäftigten Mönche hätten die Ergiebigkeit ihrer aussichtslosen Bemühung um ein Vielfaches zu heben & zu steigern vermocht, so dass nunmehr – zum allerersten absehbaren Mal, für ihre seit Jahrhunderten fortdauernden Anstrengungen, – tatsächlich Aussicht bestünde, bis ans nennbare Ende der doch endlichen Liste zu gelangen, und darunter den entscheidenden Treffer : der durchhauenen Formel am Ende einmal darunter notwendig zu landen. -Die erlösende Ultima Ratio, welche die Welt, mit allem was in ihr ist, ein für allemal für immer auf-erlöst, wie der erstaunte Besucher, als Begründung für das von rituellen monotonen rhytmischen Murmeln, von verstreuten Stimmengruppen, zu einem labyrinthisch aus vielfachen Winkeln Widersummen vereinigt, im erfüllten verschlungenen Klostergemäuer, vernahm.

                                            Und während der Tage und Nächte dieses Besuches, in welchem der zufällige anthropologische Forschungsreisende allmählich in die skeptische Begründungsmühe sich eingeführt sah, und über die unendliche Menschenvariationsmöglichkeit von dessen selbstbegründet versuchten Seinsweisen abseits einmal im Freien bei sich verwunderte, sinnierte er vor der grandios gesteigerten Kulisse und Hintergrundleierns des tiefnächtlichen Himalaya zum Himmel hinauf, und >“sah, wie die Sterne, plötzlich, einer nach dem anderen, erloschen.“<

                                            Diese Hoffnung muß wohl sein, die auch Wissenschaftsgenie Max Cohen, Protagonist von Darren Aronofskys ressourcenspärlichem 'doch oho-!Erstlingswerksgehalt PI (wie MEMENTO, oder ERASERHEAD, oder EASY RIDER, oder ...?DER WEISSE HAI :) antreibt. Max, so jung an schwarzweißen Jahren wie verzweifelt, kennt sich wie zuvor so viele einmalig Erlesene, aus in der Welt höchster Akrobatik & Zahlenapparatmechanik, wie Fibonacci, Pythagoras, Archimedes; oder auch wie vor ihm sein ambition'resignierter Emeritus und Mentor >Sol< (Name nicht zufällig). Apropos Sonne : schon als Kleinkind gab ihm die Mutter, auch nachfolgend andere besorgte, Autoritäts-Fürsorge-Lause-Berechtigte, den wohlgemeinten Rat: „nicht in die Sonne zu schauen“. PI-Max tat es, früh schon & immer noch einmal, trotzdem. Er will, er muß es wissen – ergründen. Für ihn besteht die Welt aus Zahlen, Zahlen bilden Muster-, Muster : ist Sache des menschlichen Geistes zu erkennen,- eingeboren entschlüsselt : IST ER -, ist sein Erweis ZU SEIN. Max - nicht als Einziger- hält sich überzeugt: eines jener Muster – dieser Zahlen – verschlüsselt das ultimative, zusammenfassend alles-entschlüsselnde Geheimnis der Welt, „>was ihr Innerstes zusammenhält<“,- mit einer anderen faustischen Natur zu sprechen.
                                            PI, anderer Ausdruck eines sich ins Unendliche fortspiralisierenden >Goldenen Schnitts<, (es wäre auch die transzendente irreale Zahl „Wurzel aus Zwei“=>das numerisch unendliche, ineinander unauflösbare Verhältnis der DIAGONALE zur SEITE eines perfekten Quadrats beispielgebend möglich gewesen...), ...dieses „PI“ steht für dieses Geheimnis : formelhafter Abkürzung, des Weltinhalts in einem kurzen nur geistig rekontenten Resümee, - nach welchem der Geist oder die Ratio des Menschen seit, wie zu vermuten steht 'Anfang aller selbstbewusstfähig aufdämmernden Zeiten, von Geburts-urkunden an, strebt& unbescheiden streben MUSS. Die leidende Erkenntnisuche nach dieser -fraglichen- mystischen „Zahlen“musterexistenz (gibt es das? kann es das geben?-) ist der Antrieb hinter menschlicher Sinn-Suche ('oder menschlicher Sinn-Gebung?) schlechthin. Sie steht hinter jeglicher Frage nach Erkennbarkeit der Welt : hinter jeder individueller wie gattungsimmanenter Zukunftsstrebefraglichkeit, hinter jedem gerichtetem Wissenschaftsbeschäftigungs-Sinnglauben, wie ungerichteter Religion. Wie war das historisch? : aus der Religion entstand: „rationale“ Philosophie zugleich(zeitig)->drama<tische (religiösthematische) darstellende „intuitive“ Kunstformen / in Hellas. (Witzig, das „Helena“ im „Hellenischen“ sich verquick'iet).
                                            Hinter der Wissenschaft steckt dieselbe unausweichliche Erkenntnistriebneugier konkret wie hinter diffuser „religiöser“ Motivation. Nur ist – scheinbar- der Weg der Wissenschaft zugleich bescheidener wie ehrgeiziger: er geht von der SUCHE, nicht von der (blitzenthaltenen, gottessynonymen) ANTWORT aus. PI-Max ist ein Suchender : und er verzweifelt fast daran, an der fraglichen Unmöglichkeit der Antwort. Ist sie ein Paradox? - auf das der suchende antwortkonglomerisierende Geist (der nicht die vermessene Frage nach >Allem<, das wäre “religiös“,- sondern die Frage nach DIESEM, Konkreten, das wäre wissenschaftlich, und beantwortbar, stellt?...) immer wieder stößt : und damit an eine, eventuell ultimative, Grenze.

                                            Pi rennt sich den Kopf ein : auf der Suche nach der Lösung des Paradoxons. Wer im Konkreten (etwa dem durchaus möglichen Absteckensbereich des Zählbaren) beginnt, wird durch die Natur der Dinge von selbst, ganz von alleine : durch bloßen Nachvollzug des Seienden, von mehr als mindestens zwei „Einzelheiten“ =>zu immer wieder ineinander unauflösbaren Widersprüchlichkeiten (oder Un-Endlichkeiten) innerhalb der Natur geführt : wie die Zahl-Eigenschaft des Numerus „PI“ (oder auch „Wurzel Zwei“ oder „Wurzel Drei“ … wie Pythagoras die „Irreale Zahl“charakter-Eigenschaft entdeckte, und als identstiftendes Gruppengeheimnis der einweihenden kosmomusikalischen „Sphärenharmonie“ geheimnisverrats-hütete) eben aus sich heraus ins Unendliche weist : in ewig notwendige Wiederholung einer nie (?) an ihr „ENDE“ gelangenmögliche Rechnung,- sondern immer wieder : notwendigen Rechnens-Wiederholungs-Verweis („drücke Enter“) … für Nicht-Mathematen : PI stellt das Verhältnis des Kreis-Durchmessers zum Kreis-Umfang dar; etwa 3,1452...-x enthalten; welche „genaue“ Zahl-Berechnung aber nicht beendet, sondern immer nur fortgesetzlich zwangs-wiederholt werden („sein“) muß. Moderne Computer, auf der Suche nach einem hypothetischen Ende der Zahl, versagen dabei bis längst hinter die zig-miliarden-milliardenste Hinter-Kommastelle persistent: kein Ende in Sicht. Dies ist ein Wunder : vielleicht d a s physische Wunde(r)manifest der Natur. Wenn menschlicher Geist, durchaus konkret wissenschaftlich, die >Leib-Physis< =>Physik der Natur ergründet, stösst er, Schritt für begründbaren Schritt - => am Ende (bisher) auf spekulative >Singularitäten< - „Schwarze Löcher“, das Gültigkeits-Ende der gewöhnlichen Beschreibungskonsonanten von >physikalischen< Einzelbeobachtungs-Termen wie „Meter“ oder „Sekunde“, Planck-„Raum“ oder „-Zeit“. Am Ende steht Sprachungültigkeit : für Erkenntnis-Ungültigkeit. Der menschliche Geist stößt wie sein Beschreibungsformalvermögen an ein Fortsetzungslimit und das ist nicht nur ein „wo man nicht reden kann, muss man schweigen“. Er vermag nicht zu schweigen : der Mensch bedarf einer Antwort, - ...die er /oder es/ zu geben nicht möglich in der Lage aufgefordert ist. DIES ist das Metapher-Paradoxon von PI (oder Wurzel zwei). Die Natur führt, begonnen im Partikulären (wie jede Wissenschaft), hin zum Universellen : und erweist sich dort als nicht nur unvereinbar,- sondern als widersprüchlich: und der Mensch soll-, -muß entscheiden, welche verschiedenen Wahrheitspräfer'ien, deren Faden-Ausgangspunkt-Enden er zufällig bis hierher verfolgt in die Hände willkürlich geraten hält, er aner-glaubt; genau in dem Zeitpunkt des Verblassens des "bis hierhin" : wo jetzt, im Augenblick des Versagens einer argumentativen (mindestens schizo- bipolaren) Grundlage, eine Entscheidung not-wendig paranoisch zu fällen wäre. -...„Glaubt“. Dieser Zwiespalt entscheidet sein Seelenheil; aber es ist kein religiöser, heute geglaubt verzichtl'icher, Kreis. Es geht um geistige urelementare Gesundheit oder Verwirrung; um Leben-Können, geistige homogene logische >Identität“<=> d.i. >Selbstverschmolzenheit<, >Einheit<; denn die Wahrheit – logisch- kann nicht un-'uni'verseller Natur sein; es ist >wahr<, oder nicht; nicht beides zugleich. Schrödingers Katze: kann nicht leben, ohne zu sterben; oder sterben, ohne zu leben. Aber beides zugleich? - PI (oder Wurzel 2) - ist es. Dies treibt ein befähigtes Gehirn in den Quantenwahnsinn: zu erkennen, heißt, zu scheitern: oder zu entscheiden, was nicht entschieden sein- >werden< kann.

                                            PI-Max steckt in einer wenig beneidenswerten Lage. Zu anfangs macht Aronofsky klar, von welchen Ausmaßen Max Zahlenfähigkeits-Begabung ist : immens wie er die willkürlichen Rechenaufgaben der kindlich staunens-akzeptansfähigen Treppenhausmitbewohnerin befriedigt.
                                            Hinter der verrammelten Abschluss-Tür jedoch : sieht's, fern alles Menschen-Kommoden, finster aus. Die Wohnung, das „Heim“: ist ein Schrott-Haufen von Zweckdienlichkeit & Apparatur. Sie alle dienen fortschrittlich : dem alleinigen Ergründen des Zwecks, des Seins (so ähnlich haust auch ein später Um-ein-Haar gleich(end)er-Simultanist in Terry Gilliams >Zero-Theorem<, zu genau demselben Zweck frisiert: übrigens auch im Umfeld einer bekennenden (& tränenvergiessenden) >“Kirche“<).

                                            PI-Max macht es sich dort nicht wohnlich; und auch PI-Max hat gesellschaftliche, durchaus weibliche zudringens-bemühte potenzielle (und ausgeschlagene) "Nächsten"-Kontaktbitte. Jedoch „er lebt sehr zurückgezogen“ - wie jeder Geist konserviert in sich. Pro Kopf existiert mindestens eingeschränkt eine Weltsicht / aber EIN Gehirn; es ist fatal schräg genug, wenn 2 siamesische Zwillinge in 1en KÖRPER geteilt seinmüssen. Zwei Gehirne wie Wahrheiten darin – unausdenklich! Tragik'dräuend!

                                            - doch genauso, ist es wie es ist. Es spiegelt exakt Wirklichkeit : man denkt alleine (für sich). Gehirnschalen-abisoliert. PI's Dilemma ist dasjenige : unserer (bio'logisch gespiegelpolten) Natur.

                                            Schlimmer ist : das PI-Max der offenwillentliche Weg zur Gemeinschaft verwehrt ist. Erst hat er ein Dilemma zu lösen. Das macht einige Pille, und Nachhilfe-Beigaben, nötig : den emotionalen Entbehrungs-Stress zu bewältigen. Was natürlich keine echte Hilfe oder Lösung bietet; nur von einem Zusammenbruch zum nächsten, excessierend, vorüber-brückt.

                                            Inmitten solcher lebensfeindlichen unwirt'heimischlICHen Umgebung kreist PI um die Lösung : und wie sein Gehirn-Apparat, - so bricht auch sein sonstwie technischer selbstzusammengebrauter Support zusammen. Wie in BRAZIL sabotierte eine kleinste organische Entität das Groß-Projekt : herumkrauchende Ameisen-Insekten auf überdimensionaler Welt-Massivität, welche sektierlichen Schleim auf Benutzer-oder Festplattenoberflächen hinterlassen : indem sie kurzschliessen, - und verrauchen.

                                            Kurz bevor oder indem er den Geist aufgibt am Rande seines Vermöglichen : spuckt Der dann eben noch einen letzten – wahnsinnigen?- Zahlsymbolismus aus : und verschmauchhaucht.

                                            PI, der überall in der Natur Zahlen-Muster sieht („das Buch der Natur ist in Mathematik geschrieben“, Galilei) (oder auch Fr. Bacon), überpüft seine Rechenoperationen anhand eines der komplexesten Muster-Cluster, die seiner Auffassung nach durchaus vernünftig, verborgen existieren : dem Zahlen-Zauber-Hexenwerk von Börsennotationen,- dem ratternden gewaltighieroglyphsierten Bedeutungs-Organismus der Weltwirtschaft: steckt dahinter System? Kann man es entschlüsseln? Mit einem Terminierungs-Algorythmus? - dies ist die Bewährungsprobe : wie Einsteins „einheitliche Feldtheorie“ (auch so ein bekennender Universalist). Kurz bevor die Maschine den Geist aufgibt oder erlangt : spuckt sie, zugleich ein paar Prognosen : Bewährungsklippen, aus. Sie stöhntrotzt noch einige Dutzend Zahlenreihen aufs Papier : dann, wie PI, bricht sie, am & über dem Rande zusammen, eben noch gedruckt, möglich.

                                            Nächsten Tags und einige nervige Zusammenbrüche (und einige diskursive Ermahnungen) weiter erweist sich der irre Fehlschlag als vielleicht doch nicht so irr. Der Mülleimer des Gedächtnisses gibt nichts von seinen vermeintlichen (geheimnisenthaltenen) Irrtümern entsorgt wieder her. Parallelle Konstruktionen werden bemüht : denn der Inbegriff des Ur-Religösen, hier inform eines kabbalistischen Thalmud-Chassidim, verweist auf die ursprüngliche unabstreitbare Wesensidentität zwischen vom Inspiratons-Ganzen-ins-Einzelne-hinunter-strebender Erweisensstreben,- und demjenigen, das bloß den umgekehrten Weg – vom Tatsachen-Einzelnen ins Ganze hinaufzustreben sich müht : müssen sie doch, falls wahr, sich irgendwann zwischen ihnen die Arme reichen + berühren. Sie umwickeln also sich gegenseitig versuchsweise einverstanden-ein mit einem Einigungs-Band : des Arguments mit den Zahlen-Eltern-Kindes-Identitäten überraschend eingedenk. Während diese Untersuchungen noch laufen, bekommt PI auch sonst noch auf dunkler Seite Angebote, die schwer abzulehnen sind : einen nagelneu nietfesten Koffer, der zwar in solchen Umständen nicht un-interessierlichen Materiefokus,- aber relevant anders förderungsintensive Chips enthält; mit deren Hilfe zuletzt doch auf nächste-andere Wiederholweise,- die Des-Konstruktion gelingt. „Wenn es diese Zahl gibt, werde ich sie finden“. Unterwegs begegnet er ein ums andere Mal ebenso quälerischen Vivisektionen seines maltraitierten Gehirns, eine Blutspur – wie ernst es ist – verweist darauf. Dies ist kein hohles Gerede; sondern von existenziellem Interesse & Belang. - Der freundlich zur Verfügung gestellte Chip erweist sich als gar nicht so selbstlos erteiltes Argument : vor den Erpressungen des selbst-nutzorientiertem Wirtschafts-Egoismus, der gar nicht nur unverbindlicher Erforschungs-Befriedigung um des Wissens willen dient, wie vorgespiegelbar, wird, wenn es um sein Interesse geht, handgreiflich : und geht, in Wahrheit, bis über Leichen : das ist nicht interessiert an ihm, dem Menschen-Forscher,- sondern nackt&allein „...nicht an I h n e n, sondern nur d e m in Ihrem Kopf“. Hier also ziehen einmal -in Notwehr- Religion und Freie Forschung, tatsächlich interesseverbunden überraschend art-beiständig an einem Strang : sie beide agieren um der Unmaterialität willen-, -wenn auch ebenfalls nicht uneigennützig. Der religiöse Fanatismus ist ebenso bereit, über humanes Limit-Detail in größerem Sinnkonflikt sich hinweg zu setzen : und maskiert , sein Ziel zu erreichen, sich mitunter scheinmenschen-freundlich patriarchisch: Good Cop Bad Cop; der Zahn um-Zahn-Jehova-Allah-Rach'gott; und der "Liebe-deinen-Nächsten-AllBarmherzige" : ein Abwasch, 2 Fliegen mit einer Augen-Klappe, zwei simultane wider-zusammengehörige Fäden-Enden, wie endloses PI : ein Paradoxon. Kein Freund.

                                            PI steckt wirklich in der Zwickmühle. Nicht nur sein eigener Kahlkopf hat sich gegen ihn verschworen. Immerhin hat er unterweile anhand von Leonarda da Vinci und anderen Apologeten eine jeweilige Gehirneskarte lokalisiert und wirklich : bildet sich dort allmählich eine gen-förmige Beule (das Universum lernt denken). Er kann gerade noch dem Chassidim ein : „nicht die Zahlen selbst, sondern ZWISCHEN ihnen das Rechnen, macht'e MICH zum wenn' wahrberechtigten Besitzer anvertraulichen Geistes“ entgegenschleudern – also das nach wie vor unendlichperpetuierte Aufbewahr-Eruieren des >wahren< Bedeutungsgehaltes von PI – der „Zahl“ - nicht des Menschen -. … bevor er kurzentschlossen, zur rekapitulierten Symphonesmelodie der Mutter-Worte, nicht unzulässigen Sonneschauens sich zu vermessen, das fatale Gehirn-Gen endlich ausbohrt. : genau an dem Sitz, der diese Fragen vielleicht nicht zwingt zu stellen : aber auf sie antworten zu können – für um welchen Preis, der lieblosen Isolierung, eines unlösbaren Dilemmas : wie das Erschaffene das Erschaffende wieder-erschafft /FÜR SICH allein.

                                            Zum Schluss sehen wir /wie wir vermutet den selbst-lobotomisierten nunmehr:/ Max /bestätigt kriegen, unfähig Kinderfragen wie zuvor instantan zu beantworten,/ zum ersten Mal lächeln : ins himmelbedeckte Laub persönlich hinaufschauen – und gelöst geniessen.

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                                            Man muss dazu sagen, dass Aronofsky zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Epopoe noch hinreichend jung war (erstaunlich was man als Neuling so mit kolportierten 60.xxx$ anzustellen vermag, wenn man dafür eine Geschichte vorbildlich hinzuweisen hat); in Wahrheit ist natürlich dieser Zwiespalt, an dem PI-Max da voreilig entschlossen bohrend scheitert (und es ist nicht nur die Bebilderung einer Paranoia), in Wahrheit (seine ausgespuckte Zahlreihe wie vorherige Argumente beweisen es) durchaus lösbar. 216 Wahrheitsstellen in verschiedenen Stadien des Kopfes existieren mannigfach potenziell verborgen. Man muss sie nur findsuchen oder suchfinden (Religion oder Wissenschaft). Jedermann/frau tut es. Täglich. Wird mehr Einzelheit bekannt gemacht. Man forscht man sucht. Für weitere Selbstfindung. Wird / es. "Man" wird, eines Tages, sie endlich ausmachen, gewiss, wie das Amen in der Kirche oder die Tatsache von Tod und Geburt. Heute Nacht schon in den Himmel geblickt?

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                                              Gar nicht so dekadent, wie es scheint - wenn auch ebenso nicht profund. Aber durchaus angenehm : in temperierter Mitte. Und wenn man Wilde eins nicht nachsagen kann : dann Plattheit, oder Geistlosigkeit. Zu seiner Zeit (bekommt er übrigens ein Carneo) mußte ihr Gegenteil (was er war) sich verstecken; und potenzielle Adepten zu unserer' haben, wenn es gelingen soll, zu beweisen, dass sie immer noch adäquat zu selber Intentionalität in der Lage offen sind. O.Parker zeigt durchaus, dass er das Hinhören, am Ende denn doch nicht umsonst kapriziiert hat. Es führt zu was! - und amüsiert tatsächlich, wo man geplänkel nichts erwartete, derweil. Kunst macht ja zuweilen vielen den Charakter als bloßer Vertreibung der Langeweile - ...wo sie tatsächlich Notwehr ist, nachdem sie vor schlichtem Ersaufen aus dem Wasser an Land gezogen ist,- nach oder vor Gefahr (wie Oscar Wilde sie selber hielt), im Gefängnis zusätzlich wegen unerlaubten Übertritts des Badeverbots zu landen. Ein Plädoyer.

                                              Im Übrigen : C. Blanchett als bezaubernde Unschuld, J. Moore als durchtriebene femme intrigance, Northam als etwas dumpfbackiger Integer-Monodimensionalist - aber Everett in einer überraschend 1000%passgenauen Rolle. Ihm hätte man ein Pendant an die Seite gewünscht. Minnie Driver ist wohl etwas aus dem Focus des Regisseurs gerutscht; oder Wilde hat ihren Part nicht genug versehen? - zumindest reicht Gorings Plastizität (wo natürlich Wildes natürliches Attachement sich verortet) wie für seine gesamte Umgebung, so auch sogar noch für ihren vernachlässigten 'obwohl doch Haupt-Part sein Sollenden-, gleich mit. Wer vermag, nichts zu erwarten : kriegt mehr als das.

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                                                Niedergang Abgang Schwanengesang
                                                Nachruf auf die Freie Presse
                                                war sie's jemals?

                                                Ablenken Tarnen Täuschen : hat dich jemand am Schlawickwittelchen, kannst du Fakten nicht leugnen, diskreditier ihn! arbeite an seinem Ruf! eröffne Nebenschauplätze, stelle Gegenfragen, häufe Masse, verwirre, überschütte unleugbare Nadeln mit Heu - spiele Hütchen und kassiere die Münze vorher (oder steigerbar geschickter nachherzu!!) ein ... verhalte dich gewichtig so, als ob Belanglosigkeiten von demselben Rollenfach gewären. Verliere den Faden vorbildlich - viele Bloße werden dir folgen!
                                                Hilfreich ist : niemals den Rippelpullover besessen zu haben - wobei fehlender Charakter hilft. Wo 'Der nie, tut auch Wärmanspruch nicht not. Der Neue Kaiser braucht keine Kleider - er heizt sich an dem (ein), was mit Zeitung anfachbar oder einwickelbar wäre - ist, wie alter Fisch. Das Strohfeuer flackert schon - ewig. Und ewig, ewig
                                                ewig
                                                scharen sich die Nackten und die Toten darum und reiben und hauchen sich in die abwesenden Hände, Wolken vor den Mündern. Sie tauschen täuschen glauben es ein! weil sie kommun keinen eigenen Glauben haben noch brauchen. Sie könnten ja! doch sie brauchen es nicht, brauchten nie, und werden nicht!

                                                Kurz sah es aus, als ob es anders sein, werden, könnte - knappe fünfzig Jahre lang.
                                                So war es, was dauerte von etwa 1967 bis 2017. Heute ist es schon länger vorbei. Es interessiert nicht mehr. Wie der Film zeigt : bedarf es vieler Mitmacher, bis es die Wenigen Einzelnen erdrückt. Der Film hat kein Happy End (tut aber makaber so). (Specials mitnehmen). Eigentlich :

                                                ist es bereits (wieder) gelaufen. RIP.

                                                Danke Miss Maple. Dan. Cate. Robert : Grand Old Man. Du warst immer selten derselbe und bist es noch. Respekt dafür. Wir sehen uns im Nächsten Leben : der nächsten Epoche, der nächsten Geschichtsperiode. Für gegenwärtige, jetzt, nun : ist es, du hast wohl recht, für diesmal vorbei. Ob wohl welche sein werden, die daraus, hieraus, einmal lernen werden? Genau diese Erfahrungs-Wirklichkeitsbilder sehen - mit Wehmut? Bedauern? Wut? Scham? Vorwurf? Verzweiflung? Willen? Entschlossenheit?
                                                Es stimmt nicht ganz, Mary : nicht nur d e i n Sohn, d i e s e r Zeit, nichts als nur der der deine persönliche, ist es, der dir womöglich über die Schulter, eingefangen so dargestellt von dieser Kamera aktuell, zuschaut ... und glaube nur, in schon wenigen Generationen werden sie nicht wenige übrige Fragen haben - zu & auch über uns, gerade uns, heute, jetzt, wie sie sich morgen - sorgen ...

                                                doch vermutlich existiert dann ein Giftschrank. Da ist nur 'Rede von. Doch Reden zeigen absichtlich Gedanken. Und manchmal, nach Bedenken von Manchen : sind sie gefährlicher denn leibliches Gift. Wie gut, wenn dann ein Schrank - 'ein Bann 'eine Schublade existiert - sie zu verschüttern verschwurbeln verschliessen -
                                                ins ungewusste Dasein, mitten in unserer Mitte- verstummt verstimmt abgestimmt ignoriert: verwirrt.
                                                Man muss die Tatsachen nicht mehr zerstören - es genügen zusätzliche Tatsachen. Alternative Fakten. Soviele, bis - die Aufmerksamkeitsspanne kippt. Prioritäten. Wer die nicht mehr hat, sondern beschäftigt ist : keine Stufung, keine Reihenfolge mehr : wer nicht mehr nach oben oder unten sortiert, sondern nur noch nebeneinander: viel vieler am vielsten: wer seriös ist, sich ablenken lässt, das Anerkennungszu-Geständnis von Täuschungsmanövern aus Billigkeit quittiert => bereit ist zu akzeptieren : der hat dann bereits moralisch gewonnen, in Gleichgültigkeit. Oder verloren. Je nachdem. KIonnten sie mir bis hier folgen? Oder Warensind Sie unterwegs irgendwo in Menge verlorengegangen?

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                                                  minus
                                                  Völlig überzüchteter Twistplot, bis zur Beliebiegigkeit
                                                  Basisfaktignorant
                                                  In der willkürlich genasweisführten Unvorhersehbarkeit völlig ausgangs-vorhererwartbar
                                                  Warum muß solche plattkapriolische Selbstdemontage Danny Boyle vollziehen? Denkt er, er hätte seit >The Beach< und >Slumdog Mill.< keine Ansprüche an ein verdienstpflichtiges Fanpublikum rücksichtlich zu verlieren?- (Ideeller) Reichtum verpflichtet - zu Sorgfalt, und Substanz!
                                                  Ermüdende Marionettage an sich potenziell guter Darstellerschaft /=>Vincent Cassell/; bis auf R. Dawson; diese tut ihm Rahmen ihres einzigartigen Talents

                                                  positiv
                                                  wozu Gott oder die Evolution sie vorzüglich während solchen Zeitstadiums bloß hingestellt hat; und entspricht damit einem ("sie tut alles für ihn") übernatürlichen Perfektideal,- frei nach Katalog, der bei Goya noch Haare auf den Zahnlippen vorwies,- hier jedoch : glatt nicht länger, nicht mehr. Beliebig.

                                                  // bei der Film-Punktwertung gehen a conto letzteren Positivums => vermutlich mehr als 50% zulasten meiner unfreien (männlichen) Bio-Eigenschaft. Sähe anders aus, wäre ich attachiert gelassen ohne das ! //

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                                                    craax 09.05.2017, 13:52 Geändert 09.05.2017, 14:10

                                                    Retro: > The Tree Of Life< , II

                                                    >Lubetzki filmt mit seiner Kamera keine Bilder ab, er deutet sie. <

                                                    Tree of Life' versucht die Quintessenz des Lebens aus Einem Leben zu wringen.

                                                    Wer Gott beschreibt, oder die Gnade, muss früh anfangen. Bloß : was IST der Anfang? Terrence Malick behilft sich mit einer simultanen Erzählung auf vielen Ebenen; er beginnt ganz vorne, und wenn ich sage, ganz vorne, dann meine ich auch : ungefähr da, wo die Genesis ebenfalls beginnt, mit Dem : zu Anfangs war das Wort. Gott ist da noch ein symbolisches Farbwabern in DunkelLeere; ein Bild ('handelt sich um Film). Dann erschuf er erst einmal : nicht zugleich die Materie, die Kräfte, und irgendwann majestätisch vorüberziehende Planeten vor aberwitzigen Urgluten aus dem Naturkunde-Unterricht...- sondern zugleich ebenfalls : das >Wort<, die Sprache. Malick schafft zu seinem Zwecke sogar seine eigene Lub.-Trumbull ("2001")-Bildersprache, und seinen eigenkomponierten Erzähl-Gestus-Modus. Dies sind: aneinandergereihte endlose Kurz-Impressionen einiger Sekunden, bis maximal einer Minute Dauer. Diese Stakkato erzählen, einmal geschaffen, (und dann steht der Score der Tonspur noch dazu aus, doch bald ebenso), von Anbeginn der Welt und des Lebens. Diese parallelisieren sich: der Anfang des Individuums und des Kosmos ist ähnlich urtümlich – elementar. Beide Seinsweisen aus einem erst schmalen' dann mächtigen Stamm blühen und kronen und verzweigen sich auf /ähnlich. Die Welt ist uralt und ewig schon : zielte die Absicht auf den Zweck. Dinosaurier hätten keine Gefühle? - Sie kennen rückblickend sterbend im Sinkender-Sonnelicht an Ozeangestaden seitenklaffender Wunden (blutig schwappende Woge) den existenziellen Schmerz ebenso, wie sie gewiss uranfänglich fähig waren : das Vorschriftsgleis der Natur in Ur-Bewusstsein graduell zu verlassen, und Zwänge zu durchbrechen lernen : in ersten Freien Willens-Aufregungen, die zu GNADE – beruhigend an's Haupt getippt – führen. Dieses Privileg führte wohl dzum Mensch? - es wohnt hier der NATUR 'der Absicht des unergründlichen Schöpfers von Anbeginn inne und bricht sich erbauend mit immer höherem Bewusst'innewerden Bahn. Es geht um Erziehung von Etwas her zu Etwas hin, einer aufstrebenden Bewegung des Lebens zwischen zwei Weges-Polen, Gnade und Natur, Liebe und Strenge, einem lebens-quellenden aufsprießenden Baum, von Erfahrung. Lebens-Erfahrungs-Entfaltung. Tree of Life, Tree of Evolution, Tree of Cortex, Tree of Mind, Tree of Sense.

                                                    Den Samen zu säen, braucht Terrence Malick immerhin schon (abgesehen von einem Vierteljahrhundert „Drehbuch“-Intention, acht Umsetzungsjahren /davon 3 im Schneideraum=>destilliert auf:) atemberaubende zwanzig tosende, oder auch still resp. majestätisch ziehende Minuten, von Erhabenheit (und da ist kein Zynismus),- bis zum unbekannten menschlichen Lebenszuerst- Augenaufschlag. Säuglings-Ersterfahrungen; Lichtreflexe, winzige rosa Gliederzarte, pochendes Pulsgeäder, Tanz-Form-Schatten-Gewebe, schlummer'lidernde Augenblicks-Sinne, Geräusche Tropfen Regenrinnen, windwehendes Laub, Frische Feuchte Wärme Duft Geborgenheit Körper Ausdehnung Bewegung, Innen und Außen, Geschmack von Luft und Boden und Gefühl, Schwere Schmerz, Glück und Anmut, Sicherheit und Gefährdung. Durch alles scheint näher intensiviert das ätherische Wunder der Daseinsexistenz : von Materiestaub, Form, Staunen, Begegnung. Die Mutter : J. Chastain, die Spendende, und Vater B.Pitt O'Brian, der Fordernde (=>danke B.Pitt Hollywood-Veteran, für den unterstützenden äußeren Filmanschub). „Die Mutter“, charakteristisch Chastain, zuerst dominant mit ihrer behüteten bergenden lehrenden lebensführenden Rolle erster Schritte neuer Menschen-Kinder ins Daseinserwachen hinein: verkörpert wieder den e i n e n der zwei unausweichlichen Pole der Erziehung des Menschen : ANZIEHUNG und ABSTOSSUNGs-Begrenzung : Zuchtstrenge des Vaters.

                                                    Das Kind – wie „alles“ - ist geworfen in genau diese wabernde, undefinierte Losheit im von diesem beiden umgrenzten („Vater. Mutter. Wie kämpft ihr in mir“) und in beiderseitiger Grauzone verbunden erschaffenen abgesteckten Raum : von Vorbild Erfüllung, und hinweisendem Lenkungsziel. Wie erzöge ein Gott? Durch Straffung. Er zwingt uns auf eine Umlaufbahn. Scheinbare Willkür ist immer sein Thema. Unrecht Ungenügen. Hiob. Es gibt, es nimmt; nach scheinbarem Belieben; unergründlich, unnachvollziehbar : unrechtmäßig (an)klagend. Es duldet keinen Widerspruch. Es hat nicht nötig, Widerspruch nicht zu dulden. Es vollzieht einfach. Die Apodikte sind unanfechtbar. Sie geschehen. Sie passieren. Unergründlich. Kinder ertrinken. Unglück Verbrechen geschieht. Zurückbleibende doktern+basteln sich grotesken Sinn : war diese Unschuld „schlecht“? Mußte es „büssen“? Was? Ist grundloses Übel, Böses=>Strafe? Von der Polizei abgeführte tobende Verbrechergewalt, selbst da noch ein Trunk mitleidig zu bieten zum Gotterbarmen? Welches sich in ein hilflos mißbrauchtes völlig ratlos entgleistes menschliches Gesicht wandelt? Sieht Ecce Homo so Böses aus? Verlassen? Menschlich? Verloren? (allein in dieser einen sekundenlangen Angesichtsmetamorphose, eines renaissanc'nen Malers würdig, steckt ein Oscar (übrigens nächster für den Filmschnitt bitte).

                                                    Die Liebe der Mutter : steht, bildhaft in unzähligen Licht-und Reaktionsschattenspielen eingefangen, zu anfangs- wird dann von den Eingriffen (oft Übergriffen) des Vaters abgelöst. Dessen vielprismig schillerndes Changieren und Chämelonisieren zwischen >anziehend< und >abstossend< ist eine der ambivalentesten Charaktererschaffungen & Talentausweise von Brad Pitt-: seine reifste Rolle. Wär er doch auf dieser Schiene geblieben! (statt 'WW Z' und beschämender 'Fury'). - Sicher „liebt“ der seine Söhne : was immer das heißt (den einen >liebt< er durchaus vorzüglicher denn den anderen). Gerade der, Ältere, Übel-Rangenommene (der Jüngere scheint stets glücklichen Naturells durchzuschlüpfen) : sehnt sich nach Respektsanerkennung Ende der Pression, simpel : Zuwendung (wie von Muttern). Er umarmt bei Raseninspektion den Vater : und dieser : spürt zurück.

                                                    Nein, Brad O'Brian ist kein unliebender Vater. Er ist ein irregeleiteter (wie wir alle), abgewiesener abweisender bigotter Menschen-Vater : ein Folgezwang und 'Autorität, ein Erziehungsgewaltmonopol-Ausübender : kein Haustyrann, sondern ein Echo : unerbittlichen Existenzbehauptungs-Müssens. - Nicht Der zwangsläufig seines ebenso eigenen Vater Opfers : sondern elementarer gewaltsamer, ungerechter, unliebsamer : Weltfolge der Not der MATERIE : Armut, Leid, Unrecht. Ex-Sklavenpauvertie; madenschwärender Hunderückenwunden; brand-hauthaar'vernarbter aussondernder Paria-Kinderschädel.
                                                    Vater o'Brian ist Patente- &amerikanischer Möchtegerntraum-Heger, Kapital'-Gläubiger, White-Collar-Angestellter, Bachspieler, Küster- und Organistendienstleistender in der Stadtkirche. Der Haushalt christlich, sehr christlich: hierarchisert (Hierarch= Priester). Der wäre gern ein „großer Musiker“ geworden : ist aber keiner. In Augenblicken der Versenkung an den Tasten, ist der Sohn ihm nahe; wie sonst unabgewehrt. Dort spürt er Echtheits-Ergriffenheit, Hingabe : wo er sonst versagte Willkür und Anprangerungs-Bigotterie spürt, und protestiert, und heimlich ver-zweifelt. Auch der biologische Erzeuger ist manchmal näher bei seinem spirituellen', und sein Sohn, jedes Kind: ein Seismograph, das Lug von Trug unterscheiden kann. Der Abkömmlings-Protest überschreitet sein Gehege und bricht SICH Bahn : und rottet sich anderweitig verstärkt in aufbegEHRenden Gruppen zusammen.
                                                    In Nachbarschaft : geht es übrigens eigentlich, vermutlich von Haus zu Haus, -von Familie zu Familien,...in allen diesen (auch frühe sexuelle Anlockung und Erregtheit bergenden) Heimen : ähnlich zu. Alle teilen dasselbe Schicksal : der Hingezogenheit, des Kletterns auf diesen himmelstreckenden Baum : alle unendlich verzweigten und verwobenen Schicksale einzeln. Die schöne ferne Nachbarin, adoriert erhaschte : oder junge SchulElevin'ne. Wie noch filmisch ungesehen, premieren-erspürt ist das! Ein veritabler weiterganzer Film : so in einer abgerissenen angedeuteten vorüberhuschenden Sekunden-Botschaft! … Und immer: dabei und darin: nahe der jüngere, der geneidete, der gute Bruder. Das ältere, körperbevorsprungte, um selbe Neigung verzweifelt ringende Geschwister-Vorbild. Kain und Abel. Ein an Rakete gebundener abzischender unvorgestellter Frosch. Unkontrolliert. Gewissensbegabt. Zucht hält uns nicht . Einsicht.

                                                    Der ältere, Vietnam überlebende Bruder (Kindheit 50', das passt / wie bei M.s autobiografischem Bruder): der Ältere erinnert sich, als solches Leben schon überhalb verbraucht,- sein Baum (wie seine zivilisations-formalisierte Architektur) schon in den Himmel gewachsen ist, und den bis auf verbliebene Rest'aspekte verdrängt+ausfüllt: in vollkommen künstlichbestimmter menschgenerierter Umgebung. Kaum noch ein willkürlich gezirkeltes Urgewächs, ein bißchen dürftig Halmgrün von üppig wuchernder Natur-Wiesen-Kindheit ist übrig, zu aufgetürmter Orgie aus Glas Beton und Stahl und verfestigtem aufpolierten Marmor und Gesellschaftsenergie verbraucht,- nur dazwischen indem einmal erinnernder herüberformwogender vielgestaltiger Himmels-Schwarm, dessen Reflex sich an Oberflächen bricht.
                                                    Er erinnert sich : und reflektiert. Wie sie das ausgehalten hat,- konnte,- die Mutter? Wie ertragen? Und wie sein Vater? - Solche Momente des unmittelbaren Erfahrens, ein Streichen über das Haar: wann wo : bleiben : eingegraben. Im prägenden, aufs Wesentliche filtrierenden Gedächtnis: wie in einem Film. Sehen wir denn dort nicht auch einen? Vorgeführten? Ebenso? Der Jüngere. Was war er? Wie? Wo? Aus Erfahrungsrudi-funda'menten werden : resultierte schlüsselenthaltene Geheimnis-erinnerungen, die deswegen ihres spürbar geborgen'bergenden Geheimnisses: bewahrt erinnert verfestigt sind, ein Gedenken-Begegnen-Entziffern. Begegnen: sich selbst. Im Wesentlich unverschwundenen Reduzierten. Überlebt überliefert: -Wordenen. Apelliert. Überlegungs-: Gefühlen. Geheimnisvoll reizendem Schlüssel-Enthaltenen. Gesuchtem. Ungefundenen. Wahrheiten. Zukünftige Er-Kenntnis-Ermöglichendes, die diesen Namen verdient. Ausgangsmaterail. Eingangsmaterial.
                                                    Dechiffrierungen. Scham, Rivalisieren, Aufbegehren. Versuchung Gefährdung. Verzeihungbitten und Vergeben. Helfen, Brüderlichkeit zuletzt Solidarität. Ein unendliches langsames Wachstum und Aufwachsen : gen Himmel. Wachsen. Zuwächse. Von der Wiege bis zur Bahre & dazwischen. Dazwischen: deutet alles : auf Herkunft zurück oder „Ziele“ (?); und fordert Bekanntschafts-Resultat. Wie sollen wir lernen, wenn wir nicht ausprobieren dürfen?

                                                    Ein Ziel : gibt es zumeist nicht. Das Ziel, seine bloße Bestimmung, ist ein Geheimnis, ein Wunsch, ein Vorenthaltenes, ein Mysterium, ein Geleugnetes, eine willkürlich persönlich zweckdienliche, sinnstiftende Vermutung; ein Unbeweisliches. Trotz aller Indizien : ist Nachweis unmöglich und zwar prinzipiell. Dienen wir uns selbst, indem wir dienen? Ist dies nicht die Abdankung, des Menschenrechtes, der Selbstbestimmung- und Selbstdefinition? Ist jede andere Definition nicht Mißbrauch- autoritativ imperiale Hinlenkung? - geleitet-Sein : nicht-mehr-selbst-Sein? Die Sündenfall-Mißachtung des*wenn denkvorstellbar einzig legitimierten „göttlichen Willens“ : der individuellen Zuständigkeit, sich selbst eigenverantwortungs-verdienstvoll bewusst „des eigenen Verstandes ohne Anleitung anderer zu bedienen“ d.h. eben NIE zu „dienen“? Hier (nicht erst) wird Tree Of Life eindeutig theologisch (wenn auch nicht christlich),- aber IST ES DAS? Ist es nicht zuvor eine unendliche „Beweis“-Indizienkette, hin zu einem Tor des Glaubens, in Existenzwüste, zu der es uns hinführt- & an seine Schwelle bringt-, ja fast geleitet? Dies Tor steht mitten im Nichts und es führt in kein Haus 'in keinen Raum dahinter : es ist derselbe. Und doch wäre alles anders, wenn zu passieren'. Es ist exakt dieselbe Welt : doch innerlich verwandelt.

                                                    Hier bricht sich übrigens die Welle der Zuschauer : die meisten mögen nicht nur nicht-,- sie hassen solches Tor. Und dieses instinktive Zurückscheuen : ist das Beste, was die Menschheit hat, & ausmacht. Acht Milliarden (noch) Menschen, acht Milliarden Gehirne : acht Milliarden Universen. Und eine Handvoll Machthaber; die, geschickt + mächtig, manipulieren. Wie ihr Ur-Vorbild das wenn es erst eingeprägt eingeführt legitmiert ist,- =>Herrschaft leicht machen. Gelenkt. Gesteuert. Geführt. Genasweist. Weisungsgebunden. An-Geführt : vom größten aller größenwahnsinnigen Gröfaz' Ver-Führer überhaupt.

                                                    Hirne weigern sich, manipuliert zu sein. Wenn sie es merken : werden sie sauer. Dies ist ihr Salz in der Ozean-Wasser-Suppe: ihr göttliches Ur-Menschenrecht. Die ameriko-demokratische Unabhängigkeitserklärung, von kaufmännischen Patrioten einer Sklavenhaltergesellschaft noch verfasst, ist ein Schi** dagegen : von manipulativer Freiheits-Beschränkung. Wir sind uransprüchlich frei : „ich tue nicht, was du willst“ „ich tue, was i c h will“. Gott winkt nicht mit Gehorsam : sondern Liebe. Es ist kein Gott der (möglichst blinden) Gehorsam fordert, sondern Freiwilligkeit. Er will wenn, nicht, dass wir Er würden: er WÜRDE wollen, dass wir wir werden. Er will wir werden. Er will Ich werden. Er will Du werden. Er will Uns werden.

                                                    Diese Eins-werdung :Herausforderung ist die zurückab-scheu'liche Aufgabe der wir mißtrauen, und manchmal (gewöhnlich) dauert es länger als ein Leben, bis zu Ende dieses Mißtrauens nicht zu gelangen. Das ist ein edler Widerstand und ein vernünftiger, ein vernunftbegabter, ein verantwortungsbewusster Widerstand. Ein ehrevoller Widerstand. Ein Allem-Was-Wir-Sind&wichtiger*:Sein-Sollten* verpflichteter Widerstand. Ein Kampf um die Freiheit, um das Leben, Selbstwahrnehmung. Freiheit oder Tod. Freiheit (die echte) oder angelegte priviligierte Sklaverei : Fremdhoheit-,-bestimmung. Eines fremden Herrn. Untertänig. Untertan. Die Schlimmste Verneinung, alles Guten, die es gibt. Ultimatives Versagen. Das Ende der Welt. Kein Wunder. Das wir kämpfen – müssen. Bis zuletzt; zum letzten Atemzug. Zur letzten Regung : der Un-Selbstaufgabe. Alles regt sich dagegen : in uns. Und alles dafür : es sind die zwei Pole, zwischen denen wir zerrissen werden : Einsicht, Stolz, Behauptung – und Ankommen, Auflösung, Ergebung. Sinn. Wir müssen sicherstellen : jede andere Stimme auszuschalten : bis wir nur noch unsere eigene hören. Und sicher ist, dass es so ist :wir keiner Einflüsterung folgen. Wenn es so wäre : die Stimme die uns riefe, als die unsere eigene, meine zu identifizieren; zweifelsfrei und wann zweifle ich je nicht an mir?! als rechtschaffener Geist. - 'Zweifelte: dass ich MIR folgte, wenn ich es tue /täte. Im Grunde ist es die Erkenntnis : dass i c h Gott bin&werde, der ihn ruft, und nicht er : mich. Ein größerer Größenwahn ist nicht denkbar : an Selbstverwechslung, und soll nicht Gott Demut bedeuten?

                                                    In der Tat, dies ist ein Paradoxon : an dem die Pole ineinander übergehen und Eins werden /würden. Eine größere Revolution ist nicht denkbar. Eine Umkehr der Werte. Warum ist Gott heute so schwierig? - weil der Mißbrauch, die Manipulation, die Ausbeutung: so unendlich geworden + zugenommen ist. Ist Gott Ausbeuter? Des edelsten Teils des menschlichen Geschlechts? Seiner Freiheit (nicht Freizeit?) ?

                                                    Wenn Tree Of Life auf so viel Negation stösst : so rührt sie hierher : in dem ehrenvollsten Selbstbehauptungsversuch des MenschengeSCHLECHTes. Es ist eine Teleologie, gegen welche sich der Instinkt (dessen Überlebensgeschäft Witterung ist) wendet. Wer noch nicht so reif ist, sich selbst in diesem Punkt auf Augenhöhe (:mit Gott!) zu begegnen : wittert den Gestank von gegenwärtiger Manipulation und Mißbrauch – und kehrt sich, zum Ko**en, vehement. Dies ist ok.

                                                    Das Tor steht in der Wüste und vorher ist wie nachher. Scheinbar. Doch wer durch dieses Tor, dass an jedem Ort und zu jeder Zeit unseres Lebens auftauchen kann (denn nicht wir gehen zu dem seinen* sondern wir gehen zu dem Unseren*)-, dass „dort“ in uns also auf uns wartet,- wenn wir diesem Tor also begegnen : dann zu unserem bei uns 'so uns wie nie', Zeitpunkt - … oder keinem. WIR sind dieses Tor : WIR ein Jeder/ hätten zu ihm selbst zu werden; so die Mär.

                                                    Wer also durch dieses Tor ginge, Was erwartete ihn da? - Erzählungen davon kursieren : von himmlischen Gefilden des Verwischens des Unterschiedes zwischen lebendig und tot („Auferstehung von den Toten“, hier aus Grabesgrube heraus, vom Wiederbegegnen mit dem Liebsten, das NICHT vergangen/genommen/ aufgelöst ins Nichts überstellt vernichtet verwest ist- sondern : lebt : in >Ihm< im >Es<,- in diesem >Mysterium< . 'Welchen den hilf-wesenlosen Namen des >Göttlichen< prägt-trägt. Ein ur-gesellschaftlicher Mythos. DER Ur-Mythos schlechthin. Das älteste Gemeinschaftskult-Verehrungswesen des Dämmersozialvermitteleinigungs-Wesens Mensch : der seine Sozialdirektive „gehorsam“ aportiert & akzeptiert & absolviert, und indem absentiert zugleich : zu einer leeren Hülle - außer seiner Biologie? Die Biologie Gottes? Sein Leib – das Menschengeschlecht? ausgerechnet? Gott materialisiert als (auch) Atom-Gottessohn? Als fließende „Energetik“-elektromagnetischen Amplitudenstroms? Als Kern-innerspezifische Grundkräfte, der Starken und der Schwachen Anziehungs-Bindungs-Kraftschwelle? Als implodierter Neutronen-Stern - … und dann, auch die dazu gravitativ überwunden, als – zuletzt das Letzte- ... endendes Schwarzes Loch“...? „Singularitäten“ (nur ein „Wort“)? Die Aufhebung physikalischer, mathematischer, Sinnsprachvereinbarungsdefinitivsymbol-Gesetze? Das Unverständliche jenseits des begrifflichen Verständnisses? Die kosmische sich selbst verfütternde schwanzbissige Schlange? Das – Unglaubliche? das Ragend-Verzwergende? Das die Ehre-des-Menschengeschlechts-Drangebende, Entwürdigende? -jenes Einzige, das die magere Würde des Menschen ausmacht-total Verschlingende? Das Ende solchen Beginns? Die freiwillig unterworfene Selbstzernichtung?

                                                    Was erwartet=>? jenseits solchen Tors – der Selbstaufgabe (die doch wohl nicht? Zweck des Menschen sein kann, >Gravity<)?
                                                    Die >Gefilde der Seligen<, die Ungültigkeit des Todes, das Aufhören der Un-Liebe, die Einheit mit Allem (und vor allem Allen?) (die wir je liebten, die je Gegenstand unseres Eins-Werden-Seins-Wunsches waren?) ? So ein Flanieren : im wunderbarsten vollkommensten Augenblick, im Innern der universellen Vereinigung? Ist das nicht starker Tobak?

                                                    Ist es nicht; es ist nur eine Metapher, welche Sinn erhält – oder nicht- aus dem Vorhergehenden : was Begriffe definiert : Erfahrung. Sinnes-Erfahrung. Zuerst Sinne: dann Erfahrung. Aus Sinnlichem zuerst abgeleitete spätere Konklusion: fermentierte Gedanken-Begriffe. Denkens-Begriffe. Kontext. Leben (s-Erinnertes: Gefühltes : „Gegenwärtiges“). Das Gegenwärtige ist eine Komposition aus Vergangenem. Ein Redux-Kompost-Mix aus Abgelegtem/Abgestrichenen/Abstrahierten. Dieser wird „Kontext“: Begriffe aus Gehirn, die Erfahrenes & Konklusiertes beinhalten. Solcher Kontext entsteht. Er wird analysiert rekapituliert. Es ist ein unendlicher prozess und am Ende steht : Bedeutung. Von Begriffs-Verwandtschaft. Subjektiv verstanden und doch an Realem orientiert. Und dort liegt sein Schlüssel : im Realen. Und in der Erfahrung die sinnlich sich verschlüsselt. Solche Verschlüsselungen sind aufzurufen und zu rekapitulieren konstituieren : und genau das tut Malick. Das gebiert diesen Tree of Life. Er versucht sich rückzukonsultieren- & zu vergewissern: es ruft Ursprung herauf. Und denkt sich was dazu. Doch er versucht an die Quelle zurückzugelangen : und eine Neu-Interpretation; durch Neu- Zusammenstellung. Neu-Zusammenhang. Genau das ist denken : Herstellen von Verbindungen zwischen Beglaubigtem Verifizierten. Was könnte veritabler sein, als 'was wir alle als Eigenes wieder-erkennen? Da : hat sich Malick einiges an Mühe gegeben (und verdient), diese Definitionen – da wo sie noch Erfahrungen und zwar: allen gemeinsame, sind, zu belegen. Er geleitet uns sachte herüber bis zur Einladung dieses Tors. Bis dahin sagt er : sieh ich bin kein Idiot. Ich verstehe dich denn ich zeige dich Dir. Siehst du? Ich verstehe. Du kannst mir glauben, du kannst mir trauen. Habe ich bis jetzt gelogen? Hast du je von einem anderen so – über dich gehört? Kann wer das kann lügen? Warum? Sollte er ? Sollte ich? Was habe ich davon (nachweislich nichts außer 10 EUR Eintrittsgeld, das wäre ein wahrlich billig prostituierender Gott). Malick : bemüht- und das macht er gut (zweifle nicht), Vorstellungen des Universellen von Anbeginn der Zeit – zum Unterstützens-Beleg, wie das jede Teleologie seit Anbeginn der Zeit (d.i. des Menschengeschlechtes=> das sind einige schnöde zig-zehntausend Jahre),- her tut. Oder länger?
                                                    Wie alt ist die Sinnsuche? Und darf man das, im Kino, heute, anfangs 21. Jhdt. , noch so tun? SO?
                                                    Aber wie denn? Dann? Wenn?

                                                    Es ist l e i c h t nachzuvollziehen, wer über solche Hürde derart scheute & nicht will.

                                                    Aber es ist s c h w e r , ein Argument oder gar eine Argumentationskette hinzuzimmern, die, wenn solches zu verspüren, auf ein solches Tor : der Erlösung, die es wohl wäre, wenn nicht für Menschengeschlechte (undenkbar) jedoch Menschen,-
                                                    ein HINWEISen geben sollten : eine Unterweisung, ein Wahr-Scheinlichen.
                                                    Gelingt das Malick? -oder: Lubetzki? - in dessen letzterer Hand : lag es zumeist verantwortlich, Bilder mit Poesie zu füllen : denn nicht „Überlegungen“ (die wird höchstens in „Auswahl“ präsent) überzeugen, sondern „Inhalte“. Sind Lubetzkis Bilder mit existenziellem Inhalt gefüllt? Und der Zusammenstellungs-Schnitt? Wird hinter der Impression ein Zusammenhang konstruiert & verplausibilisiert?

                                                    Demjenigen, der dieses Zusammenhanges selber schon innig ist : vermutlich ein genugtuendes entseufzendes JA. Denen, die dort nicht/sicher („>Idiocracy<“) sind, vermutlich ein vehementes protest'es Nein. Muss man entscheiden? („Alles zu seiner Zeit“)? Muss nicht: man muss (und das ist das einzige Muss) derweil HINSEHEN und DENKEN und PRÜFEN. Man muss die Dinge beglaubigen: das ist erkennen wollen (unmöglich das zu trennen), was man „sieht“. Bereits Sehen ist eine gehirn-dressierte „gelernte“ Komposition. „Denken“ genauso : und „Wollen“ erst!

                                                    Sind es, was man sieht, nur Dinge, oder sind es Bedeutungen? Kann Denken=>Abstraktionen neu verbinden = ausreichen? Oder muss >Fühlen< hinzukommen? Fühlen sich die Dinge wahrer an, die Lubetzki >filmt< bebildert „sieht“, und aus seiner=> in unsere Erinnerung zurückversetzende Erst-Erfahrung, re-kapituliert? Sind sie nur sicht- oder wären sie auch genießbar? Scheinen sie mehr als so etwas Vorgehaltenes? Leuchten sie? Kommt folgend nach <Sehen< Fühlen< ...noch <bedeuten< (an)“erkennen“? - Wie freiwillig ist das! Sogar : der Gipfel der Freiwilligkeit!

                                                    Diejenigen, die solchen Film aufgrund der Implikationen NICHT Mögen mögen, sollten jedoch – aus Gründen der Gerechtigkeit- sich fragen : ist der Film >lächerlich<? Mittelhandwerklich ungekonnt? „Auch Goebbels war ein geschickter ver-Führer“? Hat man Kindheit sonst schon so gesehen? In >Boyhood< etwa? Ist der Todeswunsch des Jugendlichen am Wagenheber für seinen drangsalierenden Vater unverständlich? Sein Neid und seine Eifersucht, seine lernende Rivalität (als auf „Ersten“-Recht pochend) auf den Alles-unverdient-zufallenden sanften Bruder? Kann man die Ur-Mütterlich- Geborgenheit der so jungen Jessica Castain nicht einfühlen?

                                                    Fühlt man nicht die unsicheren unlauteren verbrecherischen Versuchungen erster Sexualität? Den Himmel auf Erden? Ist der gnadeerweisende Dino nur eine lächerliche,- mißglückt interpre'tierte Metapher? >haben Tiere Seelen< (warum nicht?)? - sind manipulativ solche Naturaufnahmen (oder manche Farbfluid-)“Spielerei“? (Jedoch : gibt es diese Aufnahmen nicht „wirklich“? Woher? Was ist ihre Bedeutung? Haben sie eine? Kann/darf man sie zulässig ignorieren? Oder ist man dann ignorant?) - Ist der Bogen in >christlicher< Metaphorik endgültig überspannt,- wie sein Regisseur, der sich nie (auch in den Specials nicht) selbst größenwahnsinnig im Vorenthalt nie selbst zur Schau stellt/-verbirgt/-unsichtbar macht / wie sein größenwahnsinniger >Gott< ? Ist das alles nur – Mache?

                                                    Das allein entscheidet : eigenes Bedürfnis. Und ist es so, wie Malick behauptet : wäre'ist das eine allerintimst-innigste Persönlich-Herausforderungsfrage, der sowieso kein Schweinedino nirgends – und auch kein unbezweifelbarer Mensch, kein Floh, kein im Daseinsstrom wogendes Gewächs – entkommt. Es ist die innerste Frage : von Allem – und Jedem - jederzeit. Was denkt das fühlt. Man möchte dort allein sein. T.M. verschafft sich Zudrang und Einlass. Hat er zu rücksichtslos unbescheidentlich grob gehandelt? Ist sein Ansatz, sein Versuch (man muss schon suchen, um ähnlich Imposantes die Posaunen vor Jericho zu finden, immer wieder fallen Namen wie auch >2001 Odyssee< …woher?) zu vermessen? zu romantisch? zu unsentimental-kitschig? Anspruch-verstrahlt? Unangemessen proportional, Können & Wollen? - Das : bleibt Jedem selbst überlassen, der ihn sieht & der sich seine eigene Meinung bilden will. Dieser Film ist konfrontiert mit der Geschichte : die vergangen ist, die es uns alles&alle um'gibt, und an die er anklopft. Meine Prognose /nein Feststellung ist : er ist durch solches Tor längst eingetreten. Er ist innerhalb der Meta-Psychologie des Menschen gelandet. Er ist bereits Teil ihrer verborgenen (wahren) Mem-Geschichte. Die, die ihn kritisieren : sollten sich bewusst sein, das Spätere Zeiten : bereits längst mitlesen. Mitgelesen haben : auch ihrs- was sie zu sagen hätten- gehabt haben. Es gibt ein Buch : Goethe und seine Zeitgenossen. Das ist Das, wo zitiert wird : 'Bei großen Erscheinungen (er sprach von sich) muss alles, was die Mitlebenden gegen Solchen vorzubringen hätten, eingebracht sein'. Dann kommt diverses Törichtes : was vorgebracht also war. Heute lesen wir dieses Vorgebrachte. Und unser Respekt /zumeist/ ist demjenigen zugeteilt, gegen den es vorgebracht war und wurde denen genommen+sie vermindernd abgespeckt, welche vorbrachten (Ludwig Börne, beispielsweise). Hätten s i e recht=> käme es nicht zu : Geschichts-Büchern. Glaubt jemand ernsthaft, Malick, nach, auch diesem Film /könnte solchem Pantheon entgehen? Ob er wollte oder nicht? Also, Krittelnde: seid euch bewusst : viel mehr Augen lesen euch entgegen, als ihr bereits ahnt. Achtet euren Ruf. Oder entehrt euch wenigstens nicht. Caude. Carpe Diem. Nur ein Rat, ein Abmessen. Aber jeder … entscheidet sich selbst. Die Summe macht 's. Aber... womöglich seid ihr in diesem Adams-Universum nicht unbeobachtet. Und wenn's nur die Geschichte wär.

                                                    Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst:oder auch NICHT zu wünschen einzuwilligen wagst,- …
                                                    es könnte sein, was du nicht:kriegst – sondern:bist.
                                                    Du hast alle deine Zeit der Welt. Niemand zwingt dich; - außer Gewissen. „Alle Zeit“ : die DU noch hast /bist. Die Zeit ist eine angehaftete Bombe. Die Uhr tickt. Ihre Explosion: ist dein spätestens errechenbarer Tod. Bis dahin : bist du, was du bist; aber es hängt an dir. Ist doch schön.

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