Deciuscaecilius - Kommentare

Alle Kommentare von Deciuscaecilius

  • 6 .5

    Star Trek Beyond “Trying to rediscover” versucht, erzählerisch wieder näher an das heranzukommen, was Star Trek einmal ausgezeichnet hat. Themen wie Zusammenhalt, Sinnsuche, das Leben im All, sie werden angesprochen, tauchen aber meist nur zwischen schnellen Schnitten und lauter Action kurz auf. Das sind trotzdem gute Ansätze. Beyond gibt sich Mühe mit einem Gegner, der sich aus enttäuschten Idealen speist, und einem Team, das sich immer wieder aufeinander verlassen muss. Doch die Inszenierung bleibt dem hektischen Stil der Vorgänger treu: Alles ist schnell, laut, visuell überladen. Szenen wechseln rasch, emotionale Momente gehen unter.
    Die Schauspieler sind aber immer noch top, ihre Chemie funktioniert weiterhin. Die Action ist bombastisch, aber sie nutzt sich ab. Der dritte Teil ist nicht schlechter als seine Vorgänger, nur eben auch nicht besser und das reicht irgendwann nicht mehr. Man merkt, dass die Macher das ausgleichen wollen. Schon wieder sterben daher Crewmitglieder, schon wieder wird die Enterprise zerlegt, schon wieder ist alles furchtbar dramatisch und doch fühlt es sich nach nichts besonderem an. Der Verlust von Crewmitgliedern wird inszeniert, aber nicht verarbeitet, es fehlt an Resonanz. Der Film will am Ende Nähe und Gemeinschaft feiern, blendet dabei aber aus, wie viel Tod und Zerstörung dem vorausgingen. Zwischen Verlust, Chaos und Pathos bleibt keine Zeit zum Atmen, keine Zeit zum Nachdenken. Der Ton bleibt auch hier unstet: zwischen Albernheit und Pathos, ohne klare Linie.
    Trotzdem bleibt Beyond solide inszeniertes Popcornkino. Die Darsteller funktionieren weiterhin gut zusammen, die Effekte überzeugen, die Musik setzt eigene Akzente. Ein Film wie ein Katerfrühstück, du weißt, warum du da bist, aber es schmeckt nicht mehr so gut wie in Erinnerung. Die Party ist vorbei. Und was bleibt, ist ein Franchise, das einmal groß gedacht war und dann doch nur drei gut gelaunte, aber ziellose Filme lang die Boxen aufgedreht hat. Es bleibt der Eindruck einer Trilogie, die lieber inszeniert als erzählt. Es wurde auf viel verzichtet, das Star Trek einmal ausgemacht hat: die Ruhe, die Reflexion, die Auseinandersetzung mit Ideen. Stattdessen waren alle drei Filme geprägt von Tempo, Spektakel und einem ständigen Wechsel zwischen Humor und Drama, ohne sich ganz auf eines von beiden einzulassen.
    Von einer Fortführung hat man lange nichts gehört, so ist der Versuch wohl gescheitert und Trek wandert zurück ins Fernsehen, wo sich diese Geschichten leichter und ausführlicher erzählen lassen und niemand ständig den Drang verspürt, den Zuschauer anzuschreien. Irgendwie schade drum, ich mochte auch diesen Film zeitweise ganz gerne.

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    • 6

      Star Trek Into Darkness “when Kahn is just Cumberbatch”, setzt stilistisch dort an, wo der erste aufgehört hat, reduziert jedoch zumindest die visuelle Überforderung, niemand leuchtet mehr ständig schräg in die Kamera und ab und an darf man auch mal ein Szenario betrachten ohne sofort unterbrochen zu werden. Die Erzählweise bleibt jedoch schnell, emotional aufgeladen und erzählerisch überkonstruiert. Die Geschichte um Kahn soll größer, dramatischer, vielschichtiger sein und verliert dabei oft die Balance zwischen Anspruch und Ausführung. Logiklöcher sind Teil des Films.
      Cumberbatch bringt als Kahn Schärfe in die Handlung, bleibt aber in einem Film gefangen, der ihm zu wenig Raum gibt. Sein Kahn hat starke Momente, ist mal kalt, mal emotional, mal einfach nur sehr britisch, fügt der Geschichte aber am Ende wenig hinzu. Die Konfrontation mit Kirk wirkt gewollt symbolisch, aber ohne das Fundament, das solche Gegensätze wirklich tragen könnte. Kirk soll an ihm wachsen, aber dieser Kirk ist kein Captain mit Tiefe, eher ein durchtrainierter Klassenclown ganz zufällig in Führungsposition. Die Action ist hochwertig, der Look weiterhin beeindruckend aber es fehlt an etwas, das über visuelle Reize hinausgeht.
      Der Film möchte ernste Themen aufgreifen, Verrat, Rache, Moral in der Sternenflotte aber scheitert daran, diese glaubwürdig mit dem überdrehten Ton des Films zu verbinden. Figuren streiten, wechseln ständig die Stimmung, und die Dialoge schwanken zwischen pathetisch und banal. Spocks emotionale Ausbrüche wirken erneut überzogen, Kirks Entwicklung bleibt unentschlossen. Die Inszenierung großer Dramen gelingt nicht wirklich, weil die emotionale Grundlage dafür fehlt. Der große emotionale Moment zwischen Kirk und Spock wirkt arg gewollt, ist extra umgedreht inszeniert, funktioniert aber nicht, weil niemand hier je ernsthaft ernst ist. Das ist der Nachteil: Wenn man eine Parodie dreht, wie soll dann Emotion glaubwürdig wirken?
      Wieder kracht es an allen Ecken, die Action ist solide, die Optik top. Aber das Drama bleibt oberflächlich, weil der Film sich nicht entscheiden kann: Will er lachen oder weinen? Und so stolpert er über sich selbst, verliert sich in zu vielen Enden, in zu viel Getöse und zu wenig Substanz. So ist das mehr vom Gleichen, aber jetzt ohne Überraschung. Immer noch unterhaltsam, aber schon spürbar routinierter. Wie die zweite Runde Shots auf einer Party, die langsam die besten Gäste verloren hat. So wirkt Into Darkness wie ein Film, der mehr sein will, als er am Ende einlösen kann. Unterhaltsam bleibt er, aber die Substanz trägt nicht weit.

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      • 7

        Mit J.J. Abrams’ Star Trek “the one with the lens flares”, begann 2009 nicht nur ein Franchise-Reboot, sondern ein kompletter Stilwechsel. Der Film ist rastlos, visuell, erzählerisch, atmosphärisch. Die Kamera wackelt, die Schnitte sind schnell, das Bild ist voll von überpräsenten Lens Flares, ein ununterbrochener Adrenalinrausch und Dutch Angles all over the place. Alles ist ständig in Bewegung, aber vieles davon wirkt zu nah, zu hektisch, als würde der Film selbst Angst vor der Ruhe haben. Angst davor, dass der Zuschauer darüber nachdenkt, einen Überblick bekommt, werten könnte oder vermutlich auch, dass er aufs Handy wechselt. Und doch entwickelt sich genau daraus eine eigene Dynamik, eine Energie, die den Film tatsächlich trägt.
        Inhaltlich bleibt allerdings vieles fragwürdig. Die Zeitreise-Logik ist lückenhaft, die Motivation des Antagonisten schwer nachvollziehbar. Warum Nero nicht einfach seinen Planeten rettet, sondern lieber die Zukunft verwüstet, erfährt man nicht. Die schnelle Beförderung Kirks wirkt eher wie eine filmische Abkürzung als wie ein erzählerisch gerechtfertigter Schritt. Die Zufälle häufen sich, das rastlose Drehbuch macht sich oft allzu deutlich bemerkbar. Charaktere werden extrem zugespitzt, Kirk ist jetzt ein noch impulsiverer Draufgänger als früher, Spock ist so emotional wie ein TikTok-Kommentarbereich, man wäre nicht überrascht, würde er wirklich jemanden erwürgen und überhaupt ist der ganze Rest konzentriert auf wenige Eigenschaften, die dominant präsentiert werden. Der Film ist schnell, laut, grell und so beschäftigt, dass man kaum merkt, wie wenig ernsthaft hier eigentlich etwas ist.
        Was den Film trägt, ist der Cast. Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldaña und der Rest der Crew verleihen ihren Rollen eine Präsenz, die vieles auffängt. Sie haben Charisma, sie funktionieren als Gruppe, und man würde ihnen gern in einem ruhigen, intelligenten Film begegnen. Die emotionale Tiefe bleibt aber oft nur angedeutet, die Beziehung zwischen Spock und Uhura zum Beispiel ist zwar mutig, bleibt aber nur Beiwerk.
        Trotz all dieser Schwächen funktioniert der Film als Unterhaltung sehr gut, ist als Film aber eher Sci-Fi-Party als Zukunftsvision. Visuell ist das beeindruckend, wenn auch einiges zu sehr nach Applestore aussieht und die Bierbrau Ästhetik des Maschinenraums ein bisschen zu weit geht. Der philosophische Unterbau früherer Star Trek-Episoden fehlt aber größtenteils, stattdessen ist das hier eine spektakuläre Fahrt mit hohem Tempo. Für zwei Stunden funktioniert das erstaunlich gut, solange man nicht versucht, allzu genau hinzusehen. Seltsamerweise mag ich das als Film ab und an ganz gerne, aber es ist für mich immer so wie experimentelles Theater, man hat ein Stück hundertmal gesehen und dann ist eine wilde Interpretation mal ganz lustig. Sie funktioniert aber eben nie ohne den Unterbau, den das Original gesetzt hat. Dieser Film steht da nur, weil er 40 Jahre Trek parodieren kann, hinzufügen tut er leider nicht viel. Die erneute Sichtung war aber, so seltsam das sein mag, wieder ein Spaß. Es ist ein merkwürdiges filmisches Experiment.

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        • 5

          Star Trek: Nemesis wurde nicht gut aufgenommen von der Fangemeinde und das wird wohl daran liegen, dass der Film einen umgedrehten Weg genommen hat. Hier hat man versucht, aus dem Trek-Universum auszusteigen und einen eher klassischen Science-Fiction Actionfilm zu drehen. Stuart Baird konzentriert sich auf den Bösewicht, Picard und Data, für den Rest hat er immer mal eine Minute, aber eigentlich kein wirkliches Interesse an ihnen. Das ist kein Ensemble-Film, sondern die formelhafte Umsetzung eines Konzepts, das in den Kulissen der Reihe läuft. Daher sind die Verluste und die doch eigentlich bemerkenswerten Konflikte auch so egal, weil sie nur vor der Kulisse spielen und nicht in ihr.
          Was nicht heißt, dass dieser Film so viel schlechter ist als der neunte, das ist solide, die Action ist in Ordnung und die Effekte gut. Die Raumschiffe sehen gut aus und dem Film gelingen ein paar großartige Establishing Shots. Man kann das ganz entspannt runtergucken. Die finale Actionszene ist dann fast schon zu lang, was ok wäre, wenn nicht genau dafür so viele Charakter Momente auf dem Boden des Schnittraums geblieben wären. Es wirkt nie wie etwas, das mit Liebe zu den Figuren gemacht wurde. Die alte Crew hat mit Star Trek 6 einen schönen runden Abschluss bekommen, ein letztes gemeinsames Abenteuer vor dem Ruhestand. Hier wirkt es, wie moderne Filme dieser Art aussehen, ein persönlicher Konflikt, ein paar getimte Actionszenen und am Ende ein Cliffhanger, falls das Ding ein Erfolg wird und man weitermachen will. Alles nach Lehrbuch.
          So zerstört man dann ein Franchise. Da die Figuren gut etabliert sind, verträgt die Reihe Filme, die zu kurz springen, zu albern sind, zu viel rumlabern, zu kleine Abenteuer erzählen, was sie nicht vertragen, ist die Aufgabe des Gemeinschaftsgefühls. Wenn Wil Wheaton am Anfang am Tisch sitzt, aber nicht ein Wort sagen darf, dann fühlt sich das respektlos an. Und ja, ich verstehe das Problem, dass Filme anders funktionieren, dass es schwer ist eine ganze Seriencrew sinnvolle Dinge in einem Film machen zu lassen, der aber zugespitzt spannend sein soll. Das führt schnell zu mäandernden Geschichten, aber das ist eben Fluch und Segen. Wenn du Star Trek machen willst, musst du dir auch die 30 Sekunden für wenigstens einen Dialog nehmen, genau dafür bekommst du eine treue Fangemeinde mitgeliefert. Wenn du das nicht willst, mach halt was anderes.
          So endet die Filmreihe auf einer stumpfen Note, mit einem gewöhnlichen Film, der die Fans enttäuscht, aber auch niemanden Neues an den Tisch gebracht hat. Alle Filme haben immer mit einer Erkenntnis gehadert: Auch der beste Star Trek Film ist nicht Star Wars. Die Filme können hundert Millionen machen, die Filme laufen gut im Streaming, sie verkaufen sich gut auf Disk, in Special Editions und Boxen und sie laufen lange und gern immer wieder, aber sie machen keine Milliarde im Kino. Immer wenn ein Film mal aus der Wolke guckt, scheinen die Macher zu glauben, jetzt könnte man hochspringen und knallen prompt mit dem Kopf an die Decke. Wer hier gut hinhört, kann den Aufprall hören…

          • 5 .5

            Star Trek: Insurrection ist einer dieser Filme, die auf die Ratschläge des Marketings gehört haben. Werde ein bisschen familienfreundlicher, weniger düster, bitte kein Horror, und ein bisschen Liebe vielleicht. Lass doch mal was Geerdetes erleben, zurück zur Natur ist gerade Trend. Und bitte nicht immer diese düsteren Maschinenwesen, vielleicht etwas, das ein nahbarer Familienkonflikt ist. Man wurde erhört, und herausgekommen ist ein Film, der ein bisschen blöde ist, wie schon Star Trek IV, aber nicht so schlimm wie V.
            Vielleicht haben sich die Zeiten geändert. Damals war es ein großer Hit, ein paar Wale zu retten und dabei rumzublödeln. Hier in Insurrection kann man sogar so etwas wie einen großen Konflikt um Vertreibung herauslesen: um das Wohl der Vielen und die Interessen der Wenigen, um die Not, im Krieg Ressourcen zu benötigen und natürlich darum, wie Familien zerbrechen, weil Kinder nicht immer das wollen, was ihre Eltern wollen. Das sind interessante Fragen, und auch wenn sie nicht im Detail erläutert werden, sind sie schon ganz gut präsentiert.
            Leider gibt es ein oder zwei Szenen, wie Picards Kopfschmuck in dieser seltsamen Zeremonie oder Datas plötzlich entdeckter Schwimmring, die in der Tat zu drüber sind, aber das meiste ist angenehm amüsant. Es wird nie zu einer albernen Komödie.
            Die Effekte sind auch okay. Das sieht im Großen und Ganzen gut aus, die Raumschiffe fetzen, das Design der Wolke ist cool, und die bösen Aliens sind angenehm kaputt. Das kann man sich ansehen, und es fühlt sich nach Science-Fiction an.
            Das größte Problem ist dann, dass die Story nicht ganz aufgehen will. Diese 600 Leute, die einen ganzen Planeten beanspruchen, auf dem man auch eine Klinik für die Verletzten des Krieges errichten könnte, wirken ein bisschen egoistisch. So richtig will man ihnen das ewige Leben, das übrigens ziemlich stark mit den Regeln der Welt bricht, dann auch nicht abnehmen. Da bleibt man also 30 Jahre lang Lehrling, bevor man wirkliche Kunst erschaffen kann, Kunst, die man nie sieht in diesem mickrigen Dorf. Wo sind die Errungenschaften dieser Unsterblichen, die es nach Hunderten von Jahren nicht geschafft haben, im 100 Meter entfernten See schwimmen zu lernen? Und dann kann man auch verstehen, warum ihre Jugend eventuell keinen Bock hat auf diese ewige-Rentner-Hippie-Truppe. Das hört sich langweilig an und sieht auch so aus. Darf man hier etwa nicht einmal fernsehen? Gutes Worldbuilding ist das jedenfalls nicht, was uns hier vor die Füße geklatscht wird.
            Also ja, das ist nicht die beste Geschichte der Star-Trek-Historie. Da klaffen Lücken, und so ganz geht sich das nicht zusammen. Es wäre einmal mehr besser eine nette Doppelfolge geblieben, als das alles auf eine zu große Leinwand zu pappen, auf der es wirkt, wie viele Star Trek-Folgen dort wirken würden: unzulänglich. Das alles ist in seiner biederen Serienlogik gefangen. Die Geschichte hat keinen Biss, keinen Zauber. Sie will nichts falsch machen und macht daher lieber wenig.
            Nun ist es aber nicht mehr im Kino, sondern auf einer Streaming-Plattform, in Ausleihe oder auf einer Disc. Und dort ist es ganz nett platziert. Es ist ein solider, lustiger und ein bisschen simpler Film für die Fans des Universums. Man kann das gucken, aber man muss es nicht. Und für jemanden ohne Next Generation-Liebe ist das sogar ein klares: Finger weg!

            • 5 .5

              Wunderland ist eine solide, aber völlig unambitionierte Dokumentation über das Miniatur Wunderland in Hamburg und die beiden Gründer. Die Musik ist zu dick, die schönen Bilder nett aber die Interviews eher oberflächlich, alles hat einen Werbeprospekt Charme, nichts wird wirklich vertieft und daher wird nichts, wirklich spannend. So bleibt das leider nur Standardkost fürs Fernsehen.

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              • 8

                Star Trek: First Contact oder: Posttraumatisches Belastungssyndrom, der Film ist nicht nur ein großartiger Science-Fiction-Film, sondern vielleicht eines der besten Werke, die das Star Trek-Universum je hervorgebracht hat. Der Film schafft es erstaunlich schnell, sich von den Übergängen aus der Serie zu lösen und ein eigenes, filmisches Format für die Next Generation-Crew zu finden. Dass dabei ausgerechnet die Borg als Hauptgegner fungieren, ist nur folgerichtig, sie sind die Antagonisten dieser Generation, die Verkörperung technologischer Albträume, und da ist diese Verbindung zu Captain Picard.
                Denn vor allem ist das hier Patrick Stewarts Film. Mit großem Ernst und schauspielerischer Eleganz spielt er einen Captain Picard, der sichtbar unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom leidet. Gleich zu Beginn zeigt der Film, wie ihn die Erinnerungen an die Assimilation durch die Borg nicht loslassen, ein Trauma, das tief sitzt. Diese Erfahrung, die man als seelische und körperliche Vergewaltigung beschreiben kann, wurde in der Serie meist elegant übergangen. Man sah kaum, wie sehr sie ihn wirklich gezeichnet hat. First Contact holt das nach und zeigt, was in solchen Geschichten sonst oft fehlt: Die Figuren erleben ständig Katastrophen, aber selten sehen wir, was das langfristig mit ihnen macht.
                Hier bricht es durch, Picards Wut, seine Angst, die Art, wie er Verantwortung übernimmt, aber auch in seiner Selbstrechtfertigung und der aggressiven Entschlossenheit, mit der er sich den Borg entgegenstellt. Besonders stark wird das in seinen Szenen mit Lily Sloane, Cochrans Assistentin, gespielt von der hervorragenden Alfre Woodard. Sie steht außerhalb des Sternenflotten-Kosmos und konfrontiert ihn ohne Rücksicht auf Rang oder Mythos mit seinen Schwächen. Das ist nicht nur dramatisch, sondern auch emotional, sein innerer Konflikt wird zum Zentrum des Films. Es passt zu Picard, dass er als einer der wenigen Sternenflotten-Captains nicht nur Stärke und Autorität verkörpert, sondern auch regelmäßig Zweifel zeigt, trauert, überfordert ist. Er ist eine der Figuren, bei der man wirklich das Gefühl hat, dass er die Geschichten, die wir sehen, auch wirklich erlebt hat und nicht, wie bei den Simpsons, am Ende jeder Episode auf Reset gedrückt wird.
                Ebenfalls intensiv: die Beziehung zwischen Data und der Borg-Königin. Es hat fast sadomasochistische Züge, wie sie ihn manipuliert, verführt und zugleich Spiner versucht dagegenzuhalten. Es ist ein Spiel um Dominanz, die Szenen zwischen Brent Spiner und Alice Krige sind atmosphärisch dicht, unheimlich und auf seltsame Weise faszinierend. Wenn sie über Datas neue Haut haucht und er erschauert, ist das fast ein Moment aus einem Erotikthriller und der Emotionschip wird hier tatsächlich einmal sinnvoll eingesetzt. Alice Krige ist eine hervorragende Borg-Königin, gefährlich, verführerisch, elegant, ihr ganzes Design ist ikonisch. Ihr erster Auftritt, wenn ihr Oberkörper in den mechanischen Torso eingeführt wird, ist eine Szene, die im Gedächtnis bleibt.
                Neben dem großen Konflikt gibt es einen kleineren, aber nicht weniger interessanten: Zefram Cochranes Unbehagen mit seiner zukünftigen Rolle als Legende. Der Film zeigt, wie Menschen oft einfach Dinge tun, aus Eigeninteresse, aus Zufall wie auch immer, aber wie dann gerade daraus Geschichte entsteht. Cochrane denkt nicht daran, ein Held zu sein, er will einfach Geld verdienen. Dass sein Raumflug zum ersten Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation führt, ist eine schöne Wendung, sie erzählt von unbeabsichtigtem Heldentum. Geschichte passiert, sie ist nicht eine Abfolge eines großen Plans.
                Die Effekte sind auch Jahrzehnte später erstaunlich gut gealtert. Die Raumschiffe sehen hervorragend aus, die Modelle sind gut gebaut, die Kampfszenen haben Tempo. Die große Raumschlacht zu Beginn ist kristallklar inszeniert, visuell beeindruckend, und vermittelt gleich zu Anfang, dass hier ein anderer Maßstab gilt als in der Serie. Auch wenn der Film nie ganz zum reinen Actionfilm wird, dafür ist die Crew zu sehr im Fernsehen der Zeit verankert, funktioniert das Tempo gut. Einige Szenen haben fast etwas Horrorfilmhaftes, etwa wenn Borg mit rot leuchtenden Augen aus dem Rauch treten oder diese teilassimilierten Wesen im Maschinenraum leiden. Der Überlebenskampf auf dem Schiff ist spannend inszeniert, es gibt echten Druck. Der Film bricht sichtbar mit der Fernsehroutine.
                Zeitreisen sind im Science-Fiction-Genre oft ein zweischneidiges Schwert, oft zu kompliziert, zu konfus und schnell unfreiwillig komisch. First Contact hält es angenehm einfach: Es gibt eine Zeitreise, ein klares Ziel, und dann konzentriert sich der Film auf die Konflikte in dieser einen Situation. Auch musikalisch überzeugt der Film auf ganzer Linie. Jerry Goldsmith liefert einen Score ab, der nicht unbedingt typisch für Star Trek ist, aber hervorragend funktioniert. Die Melodie beim ersten Kontakt hat etwas Majestätisches, fast Spielberghaftes, sie erinnert ein wenig an Jurassic Park, dieses Gefühl von staunender Ehrfurcht vor dem Unbekannten.
                Der Film hat Humor, aber er übertreibt es nicht. Ein paar Oneliner, ein Besäufnis mit Deanna Troi, ein wenig Flirt auf dem Holodeck, das reicht völlig. Gerade weil der Ton des Films insgesamt eher düster ist, funktionieren diese Momente als kleine Entlastungen. Sie sind willkommen, aber nie aufgesetzt. Die Chemie zwischen den Figuren stimmt, die Dialoge sitzen, und man spürt die Vertrautheit der Crew untereinander, ohne dass es betulich wird. Auch das trägt zur Wirkung des Films bei: Er ist emotional, ohne sentimental zu sein.
                First Contact ist ein düsterer, ernsthafter und überraschend emotionaler Star Trek-Film. Er erzählt von Trauma, von Kontrolle und Kontrollverlust, von Geschichte und Zufall, und von der Fähigkeit, trotz allem Mensch zu bleiben. Ein Film, der nicht auf den Reset-Knopf drückt, sondern seine Geschichte weiter denkt. Stark gespielt, großartig inszeniert und ich mag ihn vermutlich mehr als ich sollte. Das ist ein würdiger Übergang von einem Medium in das andere, trotzdem wirkt es selbst hier am Peak, nicht ganz als eigenständiges Werk.

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                • 5 .5

                  Star Trek: Generations ist ein schrecklich solider Film geworden, gut anzusehen und als aufgehübschter Zweiteiler zu einem Staffelfinale sicher ein absoluter Banger. Leider ist er auch nicht mehr als das. Gerade das erneute Auf- und Abtreten von Kirk weckt viel zu große Erwartungen und kann sie letztlich nicht erfüllen. Dazu kommt dieser hart am Wind segelnde Nebenplot mit Datas Gefühlschip, der zwar seine Momente hat, aber doch wie ein Fremdkörper am Film klebt. Das Ergebnis: ein paar erinnerungswürdige Szenen und ein seltsam uninspiriertes Finale, in dem zu viel auf einem Felsen herumgerannt wird, ohne dass das irgendwie bemerkenswert wäre. Am Ende bleibt ein ziemlich mutloser Film zurück.
                  Bei all seinen Schwächen mag ich aber durchaus die Cinematography, die weiterhin die Serie widerspiegelt, dabei aber mit einem neuen, schatten- und kontrastreichen Lichtdesign frische Akzente setzt. Der Absturz ist gut inszeniert und insgesamt sieht das alles schon so aus, als wäre es über die Serie hinausgewachsen. Das Recycling älterer Szenen zum Filmstart fällt allerdings auf, und die ganz große Action bleibt natürlich aus, das können die Jungs halt einfach nicht.
                  Man muss dem Film zugutehalten, dass der Autorenwechsel zu Moore und Braga spürbar ist. Die Geschichte wirkt deutlich stringenter als in allen Star-Trek-Filmen zuvor. Das Ergebnis ist allerdings nur gewöhnliches Serienfernsehen, ein hoher Preis. Für einen Film ist das manchmal einfach zu geradeheraus, es fehlt ein Zauber, Geschwindigkeit, etwas das Kino ruft. Malcolm McDowell gibt einen soliden Bösewicht, aber die Duras-Schwestern an seiner Seite haben wenig bis gar nichts zu tun. Das ist nur nett und der Cast der neuen Enterprise wird in den folgenden Filmen immer wieder zeigen, dass sich das nie ganz ausgewogen anfühlt. Patrick Stewart und Brent Spiner bekommen viel Raum und füllen ihre Szenen auch aus, LeVar Burton und Michael Dorn halten gut mit, aber der Rest hat immer wieder Auftritte, die nicht gerade nach einem Oscar rufen. Das, und eine gewisse Ratlosigkeit, was diese brave Serie eigentlich auf der Kinoleinwand sucht, wird das Franchise weiter begleiten. Immerhin findet der nächste Film zumindest zeitweise eine Antwort darauf. Dieser hier hätte auch gern im Fernsehen bleiben können. Auch wenn ich ihn immer mal wieder gern ansehe…

                  • 6 .5

                    Star Trek VI: Der letzte Vorhang für die alte Garde markiert das offizielle Ende für die Crew der Enterprise und das macht er schon mit Stil. Die Geschichte ist deutlich vom Ende des Kalten Krieges, mit all seinen Chancen, Widersprüchen und diplomatischen Fallstricken beeinflusst. Die Analogie zur realen Welt ist spannend, aber auch nicht gerade subtil: „Nur Nixon konnte nach China gehen“, „We need breathing room!“ und Shakespeare-Zitate en masse, manchmal klug gesetzt, manchmal auch einfach nur Namedropping. Man erkennt es, freut sich kurz, aber viel mehr bleibt davon oft nicht hängen. Die große politische Metaebene wirkt stellenweise eher angestrengt pseudo intelligent als wirklich durchdacht.
                    Dennoch: Die Prämisse funktioniert. Kirk wird merklich anders gezeichnet, sein Hass auf Klingonen ist hier kein Subtext mehr, sondern ein offenes Thema. Das mag irritieren, verleiht seinem inneren Konflikt aber Tiefe. Der Schlagabtausch mit Spock zu Beginn des Films, beide auf entgegengesetzten Seiten des Konferenztischs, ist großartig gespielt und geschrieben. Gerade weil Kirk so stur ist, überzeugt es umso mehr, wenn er sich doch für den Frieden einsetzt. Science Fiction war eben schon immer ein Spiegel der Gegenwart und selten war das so deutlich wie hier.
                    Technisch ist der Film wieder besser als sein peinlicher Vorgänger, aber das Niveau der frühen Teile wird nicht mehr erreicht. Die Effekte reichen von „solide“ bis „puh”, zu letzterem bleibt besonders das CGI-Blut bei den Attentätern als besonders gruselig in Erinnerung. Schiffe, Planeten und Ausstattung sind aber wieder in Ordnung. Der Showdown am Ende ist gut inszeniert, der Soundtrack angenehm, wenn auch nicht mehr der Banger. Insgesamt ist die Kameraarbeit ordentlich, aber mehr Pflicht als Kür.
                    Wie leider so oft in der alten Filmreihe krankt das Ganze am Drehbuch: Logiklöcher, so groß wie ein Wurmloch. Warum wird bei einem diplomatischen Treffen illegaler Alkohol ausgeschenkt? Wieso bleibt ein Attentat ohne ernsthafte Ermittlungen? Warum kennt Bones angeblich keine klingonische Anatomie, versucht aber trotzdem eine Not-OP wie Dr. House auf Speed? Haben die Klingonen keine eigenen Ärzte? Und warum kann man Kirk überall tracken, außer wenn es gerade praktisch wäre? Es sind diese Schwächen im Detail, die sich durch alle sechs Filme ziehen, mit einem etwas besseren Skript hätte hier viel mehr draus werden können.
                    Trotz allem ist “The Undiscovered Country” ein würdiger Abschied. Das Alter der Crew wird nicht versteckt, sondern thematisiert, der Humor ist wohldosiert und das Thema loslassen, nicht in alten Denkmustern verharren, passt hervorragend zur Geschichte und zur Truppe. Die Dialoge sind teils herrlich geschliffen und leben von jahrzehntelanger Vertrautheit. Man sieht diesen Menschen einfach gern zu, weil sie so vertraut wirken, sie könnten mittlerweile vermutlich auch das Telefonbuch vorlesen und es wäre unterhaltsam. Auch wenn man bei den Gast-Darstellern merkt, dass hier nie Oscar-Niveau geherrscht hat, gibt es einen Charme, den man nicht spielen, sondern nur erarbeiten kann.
                    Der Film ist ein solider, angenehm ruhiger Abschluss einer Ära. Kein brillanter Film, aber ein Versöhnlicher, der den faden Beigeschmack von Teil fünf immerhin weitgehend neutralisiert. Kirk darf nochmal zweifeln, die Crew darf altern, und wir dürfen Abschied nehmen, nicht mit einem Paukenschlag, aber mit Würde. Wobei, Shatner, dann leider doch noch mal ran musste, aber das ist ein anderes Thema...

                    • 8

                      Free Solo ist ein beeindruckender Dokumentarfilm, die Natur und dieser eine Mann an der unendlich hohen Wand des El Cap sind beeindruckend. Man kann diese Bilder nicht verdrängen, es vermittelt Einsamkeit, Spannung und natürlich immer auch das Gefühl, etwas anzusehen, das man nicht ansehen sollte. Dazu spielt ein verführerischer Soundtrack und das Licht wandert vom Mondlicht bis zur Mittagssonne über die Steilwände und Wälder des Yosemite National Park, das ist pure Schönheit, die man hier mit den Händen greifen zu können glaubt.
                      Das Besondere ist aber die Darstellung dieses Mannes himself. Alex Honnold ist faszinierend, ihn zu beobachten, ist beängstigend und aufregend zugleich. Wenn er seiner Freundin Sanni trocken sagt, dass er natürlich auch für sie nicht mehr tun würde, um sein Leben zu verlängern, oder gefühlt minutenlang und ganz ernsthaft interessiert, über die Frage nachdenkt, ob er depressiv ist, dann weiß man nicht, was man denken soll. Genauso wenn seine Freunde über ihn sprechen, über ihre Ängste ihn beim Sterben zu filmen oder ihn gar durch irgendeine Ablenkung selbst zum Absturz bringen könnten. Es ist dieses konstante Hinterfragen und die offensichtliche Entwicklung zum Klimax, der dieser Aufstieg dann ist, der so hypnotisch fesselt. Wenn Sanni morgens davon fährt, um ihm die Ruhe zu geben, weil sie weiß das er von der Idee eh nicht loskommt, es immer wieder anfangen wird, ist das etwas, das man gar nicht beschreiben kann. Ist das die letzte Stufe von Hingabe an den Partner oder in sich schon wieder behandlungswürdig?
                      Man muss sich fragen, ob das nicht ein Film ist, den man nicht sehen sollte, um damit genau die Frage zu beantworten, die sich diese Crew dort selbst stellt: Ist nicht die Aufmerksamkeit ein Problem? Da sprechen Menschen im Film darüber, wie viele ihrer Bekannten schon gestorben sind, und dann ist man Teil der Ökonomie, die noch mehr dazu bringen wird, irgendeinen kilometerhohen Felsen hinaufzuklettern, bei dem jedes Abrutschen das Ende ist. Wenn du aufsteigst, ist nur noch ein Fuß auf irgendeinem oft miesen Halt und wenn der abrutscht, werden dich deine Hände nicht halten können. Ich selbst hatte schon diese Momente, in denen die Angst den Rücken hinauf kriecht, weil die Hände zittern oder sich die Körperspannung nicht mehr halten lässt. Sich vorzustellen, das wäre, wenn da nicht dieses Seil wäre, ist besser und schlimmer als jeder Horrorfilm. Free Solo ist ein Meisterwerk und wird es auch noch sein, wenn es passiert ist, denn irgendwie weiß man, während man den Film guckt, dass Honnold nicht im Bett sterben wird. Trotzdem kann ich nicht wegsehen…

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                      • 4
                        Deciuscaecilius 07.06.2025, 12:10 Geändert 07.06.2025, 12:12

                        Star Trek V: The Moment when it jumped the shark. Das ist kein guter Film und das weiß auch jeder. Shatner zeigt nicht, dass er ein guter Regisseur ist und vor allem zeigt sich, dass man den Humor nicht unendlich weit strecken kann, ohne statt lustig, lächerlich zu werden. Ich weiß dann gar nicht, ob es sich lohnt noch so viel mehr zu schreiben, vielleicht noch, dass dieser Film so überraschend hässlich ist. Wie kann eine Reihe von Film zu Film schlechter aussehen? Jedenfalls ist hier der Nadir erreicht, die Raumschlachten wirken wie aus Papier geschnitten, die große Barriere wie ein Fiebertraum und selbst Gott macht nicht viel her. Das ist nicht gut für einen Science-Fiction-Film. Überhaupt sollte die Ambition zum Werk passen, wenn man schon Gott oder jemanden aus dessen Familie besucht, muss das auch etwas aussagen, etwas zeigen und nicht einfach irgendein weiterer Gegner sein, den man mal eben mit einem Torpedo verabschiedet.
                        Ach und natürlich darf man diesen Anfang nicht vergessen: Kirk beim Free Solo am El Capitan. Keine Ahnung, ob Alex Honnold Star Trek Filme guckt, aber er wäre sicher beeindruckt diesem dicklich, feisten sechzigjährigen, so mühelos einhändig im Joint hängend, ein Pläuschen mit Spock halten zu sehen. Noch schöner, wie er dann abstürzt, 500 m fällt und dann einfach einen Meter über dem Boden am Fuß aufgefangen wird. Das ist dann nicht mehr Star Trek, sondern eher Wile E. Coyote, was dann auch die Abneigung der Fans für den Film erklärt. Tja, so dann jedenfalls nicht…

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                        • 6

                          Das mutigste an Ballerina war leider die Idee, den Film von Len Wiseman inszenieren zu lassen. Die Geschichte sagt, dass Chad Stahelski de facto den gesamten Film noch einmal gedreht hat und das merkt man im positiven wie im negativen. Ich weiß nicht, was Wiseman da angerichtet hat, ich bin jetzt aber sicher nicht sein größter Fan und habe daher auch nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Stahelski hat dann aber leider nur eine Kopie gedreht, eine gute immerhin aber eben nur eine Kopie. Aber machen wir das kurz: Ballerina ist ein guter Actionfilm und überzeugt mit gut gemachter, sehr solider Arbeit. Ana de Armas in der Hauptrolle trägt den Film durchaus, sie wirkt als Heldin, hat aber leider wenig bis gar nichts zu tun. Die Dialoge sind mäßig.
                          Die Action ist dann typisch, schnell, abwechslungsreich, aufregend und sehr vertraut. Man kennt das aus den John Wick Filmen und da ist auch immer dieses Gefühl eine Marke zu sehen. Was hier nicht schlecht ist, das hat Bums, die Auswahl an Schauplätzen ist gut, der Einsatz diverser Tötungsmittel cool und ab und an spratzt das dann auch wirklich brutal dahin. Leider hat aber bei vielem sehr praktisch gutaussehenden Sachen sich die ein oder andere CGI-Blutexplosion in den Film geschlichen. „Diese“ Zeiten sind dann nicht ganz an John Wick vorbeigezogen. Die Cinematography ist entsprechend, ein paar schöne Momente mit guter Lichtstimmung und viele sehr dunkle, etwas künstlich aussehende Ecken drumherum ergänzen sich okayish. Es fehlt etwas der Charme, möchte ich meinen.
                          Zwischen die manchmal etwas zu lange Action hat sich wie immer viel langweiliger und völlig bedeutungsloser Killer-Worlds-Bullshit geschlichen und füllt die sehr übliche „Mädchen hat ihren Vater an die Killer verloren und kommt jetzt als ausgebildete Killerin zurück, um Rache zu üben“ Geschichte unnötig lang auf. Das Ganze ist ein “Best of” der anderen John-Wick-Filme, ohne auch nur eine interessante Idee hinzuzufügen. Trotzdem hatte ich gerade meinen Spaß im Kino, Stahelski weiß wie man Action macht und das lässt sich angenehm zwei Stunden lang aushalten, ohne langweilig zu werden. Ein bisschen traurig bin ich aber schon, dass man so gar keine Idee, hatte irgendetwas neues mit der Geschichte zu machen. So only more of the same, aber wenigstens haben sie es nicht, wie zu befürchten war, völlig verkackt. Kann man gucken.

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                          • 6

                            Star Trek 4: „The One with the Whales“ hat mit Science-Fiction eigentlich nur noch am Rande zu tun. Stattdessen bekommt man eine Mischung aus Umweltbotschaft, Zeitreiseklamauk und leichtem Selbstparodie-Vibe serviert, der sich wie eine Sonderfolge einer langlebigen Serie anfühlt: einmal alles über Bord werfen, bekannte Figuren in absurde Situationen stecken, einen Traum inszenieren oder eine Musical Folge daraus machen und am Ende ist eh wieder alles beim Alten. Das kann funktionieren. Und ja, stellenweise tut es das auch. Wenn Chekov im Krankenhaus zu Benny Hill Musik durch die Gänge geschoben wird oder Militärpolizisten mit russischem Akzent erzählt, er sei Mitglied der Sternenflotte, wenn Scotty technischen Fortschritt an eine Firma der 80er-Jahre verschenkt oder wenn die in ihrer Zeit fest verankerte Walforscherin am Ende zur Wissenschaftsoffizierin im 23. Jahrundert wird, dann ist das lustig und auch ein bisschen blöd. Genau in dieser Mischung liegt der Charme oder eben auch nicht.
                            Denn bei aller Nostalgie war die erneute Sichtung eher ernüchternd. Was früher als erfrischend anders wirkte, wirkt heute überzogen und altbacken. Der Film segelt auf dem schmalen Grat zwischen augenzwinkernder Genreauflockerung und unfreiwilliger Albernheit, eine Gratwanderung, die man sich einmal leisten kann aber danach sollte dann auch mal wieder eine echte Geschichte kommen. Überhaupt: Die große Umweltbotschaft rund um das Walsterben wird hier mit so viel Pathos aufgetragen, dass es fast schon parodistisch wirkt. Sicher, der Gedanke ist ehrenwert, und angesichts des Jahres 1986 war das auch relevant. Nur hat die Realität den Film längst überholt. Buckelwale sind inzwischen weit weniger gefährdet, und dass kurz nach ihrer Freilassung ein norwegisches Fangschiff auf sie lauert, wirkt doch sehr erzwungen, um der Botschaft zu dienen. Viel schlimmer wäre ihr Leben in Gefangenschaft, die der Film hier aber ganz entspannt nimmt. Gefangenschaft rettet keine Art.
                            Technisch ist der Film eigenartig zwiespältig. Die Wale, per Animatronics realisiert, sind großartig gelungen. Das Design der außerirdischen Sonde ist bedrohlich, es gibt viele Außenaufnahmen und eine gewisse visuelle Ambition. Und doch bleibt der Look grau, solide, irgendwie langweilig. Naturalistisch ja, aber ohne jeglichen Zauber. Die Zukunft fehlt. Wo ist der Reiz, die Vision, das Staunen, das Science Fiction sonst liefert? Der Soundtrack ist zum ersten Mal in einem Star Trek-Film bei mir auch eher durchgefallen. Der Funke springt nicht über. Und selbst die obligatorische Romanze wirkt bemüht. Shatner, wie immer engagiert, aber eben kein besonders guter Schauspieler, kriegt das emotional nicht glaubwürdig hin. Der Rest des Casts schlägt sich wacker, aber man merkt: Comedians sind das nicht. Das Timing fehlt, der Witz zündet oft nur halb.
                            Am Ende bleibt ein Film, der sich nett wegsehen lässt, aber seine Halbwertszeit überschritten hat. Als ungewöhnliches Kapitel in der Star Trek-Filmreihe hat er durchaus seinen Platz, aber viel mehr als milde Unterhaltung bietet er heute nicht mehr. Die große Zukunftsvision bleibt irgendwo zwischen den Wellen und Witzen aus dem kalten Krieg stecken. Die Zukunft war früher auch mal besser...

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                              Deciuscaecilius 26.05.2025, 17:18 Geändert 05.06.2025, 13:07

                              Star Trek III: The Search for Spock ist ein seltsamer Film, ein Zwischenschritt, ein Film, der mehr oder minder alles wieder rückgängig macht, was Wrath of Khan gebaut hat. Spock wird wiederbelebt, der Planet dagegen vernichtet, alle fliegen nach Hause und dann wieder zurück, und so weiter und so fort. Das ist nicht immer befriedigend, aber immerhin konzentriert sich der Film wieder stark auf seine Star Trek-Themen. Es ist ein Film über Freundschaft und Verantwortung und über den Wert des Einzelnen, der hier einen ganzen Film bekommt.
                              Visuell ist der Film einmal mehr sehr gelungen: Das Klingonenschiff ist ikonisch, und der belebte Mond macht was her. Ich mag die Raumschiffe und, erneut, die Weltraumkämpfe. Dazu kommt ein neuer und gelungener Soundtrack. Eigentlich gehen nur ein paar der Kostüme, etwa beim Sicherheitspersonal, etwas zu weit: Die sind lächerlich. Die Kulissen des neuen Planeten sind leider auch wirklich nur Kulissen, das sieht man, aber sie sind immerhin schön geraten. Trotzdem hätte man hier ruhig auch mal draußen drehen können.
                              Schauspielerisch ist das solide, aber ich bin kein Fan von Christopher Lloyd als klingonischen Bösewicht. Sein Overacting fand ich nervig, aber um ehrlich zu sein, ist die Figur auch absurd geschrieben, seine Dialogzeilen sind sehr drüber. Der Typ hat mich den ganzen Film über gestört. Insgesamt wird viel der Motivation der Figuren aus dem Nichts herbeigeholt. Man möchte meinen, dass man in der Sternenflotte wüsste, wie vulkanische Traditionen und Riten funktionieren. Hier wirken aber alle ständig völlig überrascht von Dingen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Der Film wirkt oft so, als wären die Figuren genauso ahnungslos wie das Publikum, als hätten sie nie gemeinsam auf einem Schiff gedient. Das lässt vieles konstruiert und manches nicht zu Ende gedacht wirken.
                              Leider schleicht sich nun auch immer mehr dieser merkwürdige Humor in die Reihe. Das ist manchmal ganz nett, aber vieles ist schon arg cheesy. Was da an wunderlichen Sprüchen und freundschaftlichem Banter passiert, ist dick aufgetragen. Die Dramatik hat es dadurch schwer: Speziell der eine wirkliche Tod im Film passiert sehr schnell und wird ebenso schnell vergessen. Die Reihe entwickelt sich immer mehr zur lockeren Familienunterhaltung, während die härteren Momente verschwinden. Die Prügelei am Ende ist zwar eine schöne Tradition, aber nicht wirklich aufregend.
                              So bleibt ein wieder sehr typischer und angenehm zu guckender Film, dem es aber etwas an Impact mangelt. Alle sind lustig, leicht verwirrt, und man hat seinen Spaß mit dem Klauen von Schiffen und dem Verarschen anderer Captains. Das muss man mögen genauso wie den klischeehaften Bösewicht und den erzwungen wirkenden Plot. Das ist gute Unterhaltung und auch nette Science-Fiction, aber selten spannend und nie wirklich dramatisch. Daher kommt wohl auch der Ruf als Übergangsfilm: Noch nicht ganz bei der reinen Familienunterhaltung angekommen, aber schon lange vom großen Epos abgefahren.

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                              • 7 .5

                                Star Trek II: Der Zorn des Khan gilt als der beste Star-Trek-Film und man kann gut erkennen, warum das so ist. Der Ansatz, Kirk als zweifelnden, alternden Mann zu zeigen, wirkt wie eine schauspielerische Befreiung. Dieses zurückgenommene, unzufriedene und wütende Auftreten steht ihm gut. Es ist vielleicht Shatners stärkste Leistung als Kirk. Der Konflikt mit Khan bewegt sich zwar mit Khans absurden Kostümen und der ständigen räumlichen Distanz oft am Rande der Parodie, bleibt aber dennoch wirkungsvoll. Das Pathetische an der Figur passt zur Rückbesinnung auf das, was die Serie ursprünglich interessant gemacht hat.
                                Was mich jedoch immer gestört hat: Khan wird wiederholt als Genie bezeichnet, tut im gesamten Film aber kaum etwas, um das zu rechtfertigen. Er wirkt eher etwas einfältig und das färbt auch auf die Story ab. Diese präsentiert einmal zu oft technische Schwierigkeiten, die geradezu zufällig immer genau im passenden Moment auftreten. Vieles wirkt stark herbeikonstruiert, und nicht alles ist wirklich logisch.
                                Dafür funktionieren die Weltraumkämpfe sehr gut. Wie sich die beiden Schiffe umkreisen und aufeinander lauern, erzeugt echte Spannung. Auftreten, Uniformen und eben diese Gefechte erinnern an klassische Seeschlachten, das verleiht dem Film eine gewisse Gravitas. Die Effekte sind passabel, gut gealtert und erfüllen im Rahmen der typischen Star-Trek-Langsamkeit ihren Zweck. Auch der Soundtrack ist gelungen und rundet das Gesamtbild ab. Trotzdem ist der Film nicht ganz mein Fall. Meine Vorliebe gilt eher den neueren Vertretern des Franchise, das hier ist schon sehr nostalgisch. Ich finde, das wird in den folgenden Teilen sogar noch ausgeprägter. Bereits hier hätte der Film durch mehr Tempo gewinnen können. Die Figuren altern sichtbar, aber immerhin reagiert der Film darauf und strickt seine Geschichte darum.
                                Gleichzeitig wird ein leicht alberner Humor eingeführt, der sich in den Nachfolgern noch verstärken wird. Das wirkt nicht immer stimmig, besonders im Kontrast zu den dramatischen Momenten und vereinzelten Horror-Elementen, wie etwa den Gehirnwürmern. Solche plötzlichen Tonwechsel sind zwar typisch für die Reihe, wirken aber immer wieder überraschend. Man stelle sich nur den Effekt vor, wenn man mit allen Toden hier konsequent umgegangen wäre. So oder so: Die Dramatik tut dem Film gut, sie erhöht den Einsatz. Das Ende ist wirklich emotional bewegend.
                                Insgesamt ist das hervorragende Science-Fiction mit starken Darstellern und einer fantasievollen Geschichte allerdings mit einem gewissen Bedarf an Suspension of Disbelief. Ein guter Antagonist tut dem Film gut, und ein überzeugender Charakterarc hilft immer. Der Film erfüllt die Erwartungen an ein Star-Trek-Werk seiner Ära, füllt diese mit möglichst viel Action und hat eine eigene, neue Designsprache gefunden. Die zentrale Crew bekommt etwas zu tun, und das führt zu dramatischen und spannenden Momenten. Besonders gelungen fand ich auch, dass die Föderation hier etwas grauer und ambivalenter dargestellt wird, es ist nicht alles nur Friede, Freude, Eierkuchen.
                                Man kann diesen Film durchaus als einen der besseren der Reihe ansehen. Mir persönlich sagen die alten Männer und ihre sich wiederholenden Konflikte nicht ganz so zu, aber das sollte niemanden davon abhalten, hier ein Meisterwerk zu sehen.

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                                • 7 .5

                                  Star Trek: The Motion Picture ist ein Sonderfall in der Reihe: weniger klassisches Abenteuer, mehr psychedelischer Trip. Die frisch restaurierte Director’s Edition zeigt den Film in neuem Glanz und offenbart, dass hier mehr steckt als nur das „langweilige“ Franchise-Relikt, als das er oft abgetan wird.
                                  Der Film erinnert mit seinen hypnotischen Bildern, den langen Einstellungen und dem epischen Maßstab fast an Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum, nur mit etwas mehr Handlung. Die Inszenierung der Größe, sei es das Raumschiff, die Raumstation oder die gewaltige V'Ger-Wolke, beeindruckt nachhaltig. Visuell ist das ein farbenfroher Rausch, der mit 70er-Ästhetik kokettiert: flauschige Teppiche, hautenge Uniformen, modisch fragwürdige Kurzarm-Outfits. Mal konfus, mal charmant, aber nie langweilig. Persis Khambattas Kleid setzt die fragwürdige, aber irgendwie auch heiße Tradition der kurzen Star Trek Kleider fort. Gerade hier fällt dann aber besonders auf, dass der Film, wie so viele seiner Zeit, unter einer fast vollständigen Abwesenheit weiblicher Figuren mit Relevanz leidet. Es ist ein Punkt, zu dem sich der Film nicht über die Serie erheben kann.
                                  Die Musik hingegen ist über jeden Zweifel erhaben. Jerry Goldsmiths epischer Soundtrack setzt den Ton für alle kommenden Trek-Projekte. Der Mix aus großem Orchester und 70er-Synths verleiht dem Film eine eigene Klangwelt, einen echten Klassiker. Manche Szenen leben komplett vom Zusammenspiel der Musik und den Welten da draußen.
                                  Inhaltlich hingegen ist die Story eher dünn. Die Handlung, ein sich selbst entwickelndes Bewusstsein auf der Suche nach seinem Schöpfer, hat philosophisches Potential, wird aber nicht konsequent genug erzählt. Die Idee, dass der Mensch seine eigene Schöpfung Sinn stiften muss, ist schön gedacht, aber nicht stark genug ausgearbeitet. Die Darsteller liefern solide Serienarbeit, nicht mehr, nicht weniger. Kirk wirkt egozentrisch, Spock bleibt distanziert, ohne dass es wirklich zur Handlung beiträgt, Bones ist hauptsächlich für Nostalgie zuständig. Ironischerweise ist es ein Neuzugang, Stephen Collins als Decker, der die überzeugendste Figur mit echtem innerem Konflikt spielt. Die persönlichen Spannungen an Bord werden zwar angedeutet, bleiben aber seltsam wirkungslos. Besonders irritierend: der düstere, fast horrorartige Transporterunfall, ist ein Schockmoment ohne echte Konsequenzen und wirkt daher deplaziert.
                                  Tempo ist auch nicht die Stärke des Films. Die erste Stunde vergeht ohne nennenswerte Handlung, Action gibt es kaum. Doch wenn man sich auf die Langsamkeit einlässt, entfaltet sich ein faszinierendes Stück klassischer Science-Fiction. Es geht um das große Ganze: Bewusstsein, Sinn, Identität. Star Trek: The Motion Picture ist kein crowdpleaser. Aber er ist audiovisuell herausragend, erstaunlich gut gealtert und ein Geheimtipp für Fans philosophischer Sci-Fi. Kein Film, den man „mal eben“ schaut, aber einer, der sich lohnt. Gerade in der restaurierten Version ist das ein wunderschönes, ruhiges Gegenstück zum restlichen Franchise-Trubel.

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                                  • 7
                                    über Ash

                                    Ash beginnt mit einer Frau in einer Raumstation, um sie herum liegen Tote, verstümmelt, blutig, Opfer stumpfer Gewalt und diese Frau erinnert sich an nichts. Das ist nicht gerade das, was man als Innovatives Kino bezeichnen würde, die Story ist auch nicht der Grund, warum man den Film gut finden muss. Der Plot ist aber nett, überraschend genug und ausreichend wendungsreich, damit er nicht stört. Das Highlight des Films ist das Audiovisuelle, das Musiker Flying Lotus hier zusammengestöpselt hat. Dieser Planet ist ein roter Albtraum, eine unzuverlässige Welt, etwas Fremdes und Bedrohliches umgibt sie. Der Film explodiert in Farben, blinkt ständig nervös, hinterfragt konstant unseren Sinn für Realität. Dazu rumst es und stampft es, erklingen wilde Töne die Bilder konterkarieren, melodisch werden sie, wenn alles passiert und hämmern, wenn alles friedlich zu sein scheint. Die gestörte Wahrnehmung unserer Protagonistin ist in der Cinematography gespiegelt, wir sollen so desorientiert werden wie sie selbst.
                                    Das ist dann ein zeitweise beeindruckendes Erlebnis. Ich mochte den Film als Konzept, als eine konsequent durchgezogene Idee sehr. Nicht alles ist perfekt, logisch und schlüssig, aber das braucht es gerade deshalb auch gar nicht, weil unser Erzähler hier selbst nicht auf sich klarkommt und der Grund dafür genauso wieder Plot Point ist. Das dreht sich angenehm im Kreis und hält die Spannung aufrecht. Trotzdem ist das kein ganz großes Kino, man könnte sogar sagen: Dieses Konstrukt versteckt sich etwas hinter seiner Prämisse. Aber man muss gar nicht immer clever sein, wenn die ganze Sache ein großer psychedelischer Trip ist. Ich bin ihm nicht böse deswegen, hier hat sich ein Künstler sichtlich ausgelebt und etwas Besonderes erschaffen. Nicht, dass es hier die ganz große Meile geht, aber eine schöne Ergötzung und Abwechslung in einer häufig innovationsarmen Filmlandschaft ist es jedenfalls geworden. Den kann man gerne gucken…

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                                    • 5 .5

                                      Judge Dredd ist absurd genug, dass man das als reine Parodie gut gucken kann. Das war nicht ganz so geplant, der Film versucht zeitweise ein ganz seriöser Actionfilm, inklusive Betrachtungen über das Justizsystem und die Natur von Gerechtigkeit zu sein, scheitert daran aber so spektakulär, dass man diesen Teil komplett ignorieren kann. Wobei man das auch tun muss, denn die sehr amerikanische Lust an der harten und direkten Bestrafung, ohne so einen europäischen Firlefanz wie Unschuldsvermutung und anwaltliche Vertretung, würde ansonsten auch sehr sauer aufstoßen. Man kann sich im Laufe des Films gerne fragen, was es denn Schlimmeres geben soll außer dieses repressiv autokratische Willkürsystem, das schon da ist, aber jedes Autokraten System scheint toll zu sein, solange der Autokrat ein netter alter Mann ist…
                                      Davon abgesehen geht der Film dann aber angenehm steil. Die Kostüme sind grotesk, die kurzen Texte von Stallone albern, alle Bösewichte overacten sich den Wolf, die Effekte sind schlecht gealtert und der ganze Plot eine unsinnige Jungs Fantasie. Wenn man daran Spaß hat, dann ist Spaß der Name des Films. Ich war in der Tat gut unterhalten. Diane Lane als Love Interest und Rob Schneider als lebendes Comic Relief wirken als einzige, als wären sie wirklich echte Schauspieler, der Rest parodiert irgendwas, was genau wissen sie aber alle selbst nicht. Manche von den Witzen sind vermutlich vierjährigen zu dumm aber dafür wird dann einfach ein bisschen herumgeballert. So ist, ganz unfreiwillig, nach 30 Jahren und von ganz alleine, eine Satire entstanden, eine Satire auf 90er Actionfilme, auf toxische Männlichkeit und die amerikanische Liebe zur Autorität. The new Sheriff is in Town and his Name is Tru…, ähm, Dredd, Judge Dredd…

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                                      • 7 .5

                                        It Happened One Night ist die Mutter vieler romantischer Komödien und eine ganz große Inspiration für die Screwball Komödien der Vierziger- und Fünfzigerjahre. Der Film selbst ist aber noch Pre-Code, sodass wir hier kein zankendes Ehepaar erleben, sondern tatsächlich eine Anbahnung zwischen Fremden. Die Spannung entsteht aber auch hier schon aus den unterschiedlichen Charakteren und dem Schwanken zwischen Abstoßung und Anziehung, nur dass es hier noch nicht das alleinige Überdruckventil ist, über das hier geregelt wird. Sind spätere Komödien gezwungen auf jede Art von Schlüpfrigkeit zu verzichten und somit unfähig außerhalb von übertriebenen Reiberreihen Druck abzubauen, erlaubt man sich hier noch den ein oder anderen Moment ganz unverblümter Sexyness.
                                        Clark Gable gibt dabei den anstrengenden Reporter, der alle vor den Kopf stößt, und Claudette Colbert, die weltfremd naive Millionärstochter, die keine Ahnung vom normalen Leben hat. Das Geheimnis des Films ist dann aber, diesen beiden doch etwas unsympathisch erscheinenden Menschen recht schnell einen positiven Spin zu verleihen. Angesichts der zur Zeit des Drehs herrschenden Wirtschaftskrise werden dann auch beide schnell mit gesellschaftlichen Realitäten konfrontiert und zeigen sich anpassungsfähig und empathisch. Im Bus wird fröhlich mitgesungen, dem armen Jungen wird das letzte Geld überreicht und auch beim Duschen mit dem Volk steht die Dame ganz brav hinten in der Schlange, wenn auch ein komischer und schlüpfriger Einstieg dazu schon noch sein muss. Der Film findet eine Balance zwischen dem interessanten Leben „der da oben“ und dem Leben normaler Leute. Dieser Roadtrip per Bus, zu Fuß und per Anhalter ist anschlussfähig und bietet dabei Komik, weil diese Figuren fremd wirken in der Welt, Fish out of the Water in den Dreißigern.
                                        Man sieht hier eine Welt außerhalb des Studios. Im Gegensatz zu großen, sehr nach Bühne und Konstrukt wirkenden Produktionen der Zeit, wird hier im Heu geschlafen und durch Flüsse gewatet, das bringt ein ganz anderes Bild von der Welt, als man es von einem Film aus der Zeit gewohnt ist. Die Kameraarbeit wirkt daher frisch und unverbraucht, diese Welt außerhalb des Studios fühlt sich dynamisch an. In seiner Charakterzeichnung ist der Film nicht plötzlich modern geworden, aber er wirkt auch heute noch nie ärgerlich. Das Hin und Her der beiden hat schon etwas männlich dominiertes, aber gerade angesichts des deutlichen Gefälles zwischen ihrer wirtschaftlichen Macht und Seiner, hat das auch etwas Ironisches. Colbert legt das ganz gut an, sie wirkt arrogant aber in kleinen Gesten und Momenten dann hilflos genug, dass man auch Lust haben könnte, sie zu retten. Vielleicht nicht der modernste Gedanke, aber immer amüsant.
                                        So ist das insgesamt ein Film, dem man abnimmt, ein Hit gewesen zu sein. Das Schauspiel ist gut, die Welt spannend und alles ist stetig in Bewegung. Die Dramaturgie kennt man dann leider, aber man muss sagen, dass dieser Film wohl eher der erste damit war, und gerade nicht die x-te Wiederholung. Ich war jedenfalls gut unterhalten von diesem Klassiker. Das ist ein Filmerlebnis, das man gut mal nachholen kann, sofern man mit einer ein bisschen altmodischen Romcom etwas anfangen kann. Schön.

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                                          Es ist eine Weile her, seit das Schicksal des Disney Konzerns am Erfolg von 20,000 Leagues Under the Sea hing. Die Geschichte weiß das es gut gegangen ist und der Wagemut von damals hat den Vorteil, dass wir auch heute noch dieses Kleinod begutachten können. Richard Fleischers Adaption von Jules Vernes Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ zählt zu den beeindruckendsten Science-Fiction-Filmen der 1950er Jahre und das nicht nur wegen ihrer visionären Technik. Für einen Film aus dem Jahr 1954 sind Ausstattung und Effekte schlichtweg überwältigend: Die aufwendigen Kulissen, detailverliebten Sets und spektakulären Unterwasseraufnahmen sind auch heute noch eine Wucht. Jedes Bild scheint durchdacht, jedes Set wie ein kleines Kunstwerk.
                                          Die berühmte Kampfszene gegen den Riesenkraken im tobenden Sturm mag aus heutiger Sicht nicht mehr ganz frisch wirken, bleibt aber bemerkenswert dynamisch und spannend, besonders im Kontext dessen, was damals technisch möglich war. Dass Mason beim Dreh fast ertrunken ist, sagt etwas über die Unvernunft bei Dreharbeiten der Zeit und gleichzeitig über die Strecke, die man zu gehen bereit war. Musikalisch sticht der Film ebenfalls hervor. Der Score unterstreicht die düstere Atmosphäre des Films, wobei insbesondere die Szene, in der Kapitän Nemo auf der Orgel Johann Sebastian Bachs Fuge spielt, im Gedächtnis bleibt, ein unvergesslicher Moment zwischen Größenwahn und Tragik.
                                          Zentraler Bestandteil des Erfolgs sind jedoch die beiden Hauptdarsteller. James Mason liefert als Kapitän Nemo eine tolle Performance ab. Seine Darstellung schwankt meisterhaft zwischen intellektueller Überlegenheit, verletzlicher Melancholie und grausamer Kälte. Er ist kein einfacher Bösewicht, sondern ein komplexer Charakter, der spätere Antagonisten im Kino maßgeblich beeinflusste. Kirk Douglas als Harpunier Ned Land bildet dazu den perfekten Gegenpol. Er bringt Humor, Unberechenbarkeit und eine unbekümmerte Anti-Intellektualität ein. Seine Lieder und Trink-Eskapaden wirken aus heutiger Sicht angestaubt, regelrecht befremdlich, aber sie sorgen auch für Leichtigkeit und Unterhaltung. Beide Darsteller befinden sich sichtbar auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.
                                          Die Handlung, angelehnt an Jules Vernes literarisches Vorbild, wird stimmungsvoll und spannend erzählt. Der Konflikt zwischen Menschen und Natur, zwischen Wissenschaft und Gewalt steht im Mittelpunkt. Es geht um Moral, Macht und die Frage nach einem höheren Ziel: Darf man töten, um eine bessere Welt zu schaffen? Nemos innerer Konflikt, er tötet seine Gefangenen nicht, obwohl er es könnte, verleiht der Geschichte emotionale Tiefe. Er sucht Verständnis bei ihnen, vielleicht auch Erlösung, ist aber bereits zu tief in seiner eigenen Welt gefangen. Die Beziehung zwischen Nemo und Ned Land wird so zu einem Gleichnis für den Zwiespalt zwischen Ratio und Instinkt.
                                          Doch so beeindruckend der Film in vielerlei Hinsicht ist, er ist nicht frei von Schwächen. Aus heutiger Perspektive fällt auf, dass keine einzige weibliche Figur vorkommt. Die Männerriege bleibt damit zu sehr unter sich, diese drei alten Herren pflegen ihre Überlegenheit und konkurrieren untereinander im Weitpissen. Der moralische Konflikt wird dadurch geschwächt, dass keiner von ihnen eine wirkliche Alternative zu Umweltzerstörung und Ausbeutung präsentiert, alle drei leben auf Kosten anderer und wirken jeder auf seine Art ein bisschen unsympathisch. Die Darstellung indigener Völker ist dazu klischeebehaftet bis rassistisch und einige Szenen, insbesondere die mit der Flaschenpost, wirken brutal unlogisch. Auch das Erzähltempo ist, gerade für moderne Sehgewohnheiten, mitunter sehr zäh, und die ganzen Unterwasserszenen, so schön sie sind, tragen wenig zur Handlung bei.
                                          Trotzdem bleibt 20.000 Meilen unter dem Meer ein Meilenstein des Kinos: ein aufwändig produzierter Klassiker der Filmgeschichte schrieb. Ein Film mit exzellentem Schauspiel und großer handwerklicher Qualität, das man aber heutzutage mit einem gewissen ironischen Abstand gucken muss. Wenn man das kann, kann das immer noch faszinieren, auch wenn es kräftig nostalgische Patina angesetzt hat. Ich war ganz amüsiert von der Neusichtung, schöne Idee von @eudora…

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                                            Das Beste Eröffnungsgemetzel der Reihe kombiniert mit cleverer zirkulärer Erzählung und einem Gespür für den Zuschauer, mit der Befriedigung seiner Schadenfreude und gleichzeitigem wiederholtem geschickten brechen der Erwartungshaltung, ergeben einen ein bisschen zu langen aber aufregenden und elegant gefilmten sechsten Teil, der wieder da ist, wo es begonnen hat. Die Prämisse von der zyklischen Natur des Sterbens lebt!

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                                            • 6

                                              Wieder verbesserter, etwas gedrosselter Film, der nichts Neues macht, aber eine solide Fortsetzung des tiefschwarzen Humors der Reihe bietet und mit seinem genialen Ende ganz amüsant überrascht.

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                                              • 4 .5

                                                Der Teil, der es dann wirklich zu weit treibt, extrem schlechte CGI trifft auf die Seuche des Films: 3D, entstanden ist ein künstlicher, wenig überraschender Eintrag der Reihe der größtenteils enttäuscht aber trotzdem weiter vom Zauber seiner Prämisse lebt.

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                                                • 7

                                                  The Vourdalak ist ein französisches Vampir-Horror-Drama, basierend auf einer Novelle von einem (nicht dem!) Tolstoy und es ist bemerkenswert. Ob das gut oder schlecht ist, ist ehrlich gesagt unbestimmbar, denn das Ding ist fucking weird. Aber kurz: Ein französischer Adliger verirrt sich im 18ten Jahrhundert, nachdem er überfallen wurde, hilflos im Wald. Er findet am Ende ein kleines Anwesen mit sehr merkwürdigen Bewohnern und einem noch viel merkwürdigeren Patriarchen. Das Ganze ist ein Slow Burner, jede Aktion zögert sich, unser weiß getünchter, perückter Adliger stolpert, ist verwirrt, beobachtet passiv, wie fassungslos das Geschehen. Das entspricht uns als Zuschauern, die erst einmal gar keinen Horror, sondern vielmehr merkwürdiges Verhalten begutachten.
                                                  Damit verbringt der Film sehr viel Zeit, fängt dann erst an, mit den eher üblichen Methoden herumzuexperimentieren. Wir haben Träume von einem Blutsauger, viel Bewegung im Kerzenschein und eine historische und daher fremd bedrohliche Welt. Das ist dann auch eines der Highlights des Films, diese Welt erinnert an Kubrick oder wenigstens Eggers, sie ist detailverliebt und angeranzt, sie ist antik und fühlt sich schwer und realistisch an. Man schwelgt aber nicht darin, man versucht eher nichts anzufassen. Das ist ein beunruhigendes trauriges Leben. Wir kommen dann all diesen Gestalten näher oder dann irgendwie auch doch nicht. Wir verstehen diese Leute nicht, sie sind patriarchal orientiert, sie reagieren, sind traurig, versuchen sich zu wehren, versuchen mutig zu sein und scheitern. Sie leben in einer Traumwelt und doch in einer Realität, spiegeln moderne Diskussionen und sind doch ganz verhaftet in ihrer Welt. Es ist ein herzzerreißendes Drama.
                                                  Kleiner Spoiler!
                                                  Und dann kommt unser Bösewicht und es ist eine Marionette. Also im Film soll es ein Mensch sein, aber da ist kein CGI und das sind keine Spezialeffekte, dort ist eine lebensgroße Puppe aus dem modernen Puppentheater, ein gruselige natürlich, aber sie bricht diese Immersion. Das ist schaurig und seltsam und ich weiß immer noch nicht, wie ich das finden soll, weil es so merkwürdig ist. Insgesamt ist der Film immer sehr nahe am Improtheater, so fremd und seltsam ist das alles. Es fühlt sich real und realistisch an und gleichzeitig künstlich und artzy. Ich konnte mich nicht daran gewöhnen. Das ist selten, aber man merkt, was der Film will und ich will ihm nicht absprechen, dass er das gut macht, aber es ist schwer zu schlucken. Mich hat es regelrecht etwas abgestoßen.Wobei man natürlich sagen kann: That's the point of Horror, or isn't it?
                                                  Das ist ein besonderer Film, der wirklich einmal etwas Neues macht, der mit besonderen Figuren spielt, eine sehr merkwürdige Liebesgeschichte erzählt, wenn man das überhaupt so nennen kann und der eine kaputte Familie zeigt, in der jeder seinen Schmerz mit sich rumschleppt. Das ist in seinen besten Momenten ein effektives Drama, oft aber auch schleppend und einfach überdreht in seinen Manierismen. Vermutlich ist aber allein diese Sexszene einen Aufsatz wert.
                                                  Ich bin kein Fan, würde aber so weit gehen, dass man das empfehlen kann. Es ist in jedem Fall ein ungewöhnlicher Ansatz, der ein bisschen Barry Lyndon, ein bisschen Vampyr und ein bisschen Blood for Dracula channelt. Jedenfalls bietet er ein bemerkenswertes Erlebnis als vorläufigen Abschluss meiner kleinen Reise durch die Filmwelten der Vampire…

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                                                  • 6 .5

                                                    Der Teil mit der berühmten Szene im Sonnenstudio, pures Exploitation Kino, so schwarzhumorig, dass es fast weh tut, aber weiterhin mit viel Spaß an überraschenden Todesszenen und damit wieder runder als sein Vorgänger.

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