Dennis.Meyer - Kommentare

Alle Kommentare von Dennis.Meyer

  • 8

    "Everything Everywhere All at Once" ist ein filmisches Erlebnis, das sich nur schwer in Worte fassen lässt - geschweige denn in eine simple Bewertung. Der Film von Daniel Kwan und Daniel Scheinert (aka "The Daniels") ist ein Feuerwerk aus Ideen, Stilen und Emotionen. Völlig überdreht, wild, bunt, absurd und dabei stellenweise tief berührend - ein Rausch, der sich jeder klassischen Erzählform widersetzt.

    Visuell ist der Film eine Offenbarung: Die Schnittfrequenz ist atemberaubend, die Bildsprache kreativ bis zur Reizüberflutung. Es gibt Sequenzen, die in Sekundenschnelle zwischen dutzenden Parallelwelten springen - und dennoch nie ganz den Faden verlieren. Gerade die Action-Szenen, sind mit unglaublicher Präzision und Witz choreografiert. Kameraarbeit, Effekte und Sounddesign spielen dabei auf höchstem Niveau und erzeugen eine ganz eigene, dynamische Ästhetik, die man so im Kino selten gesehen hat.

    Michelle Yeoh liefert in der Hauptrolle eine absolute Ausnahmeperformance ab - zwischen emotionaler Tiefe, stoischer Verzweiflung und komödiantischem Timing. Auch Ke Huy Quan und Stephanie Hsu überzeugen auf ganzer Linie. Der Cast trägt das Chaos mit Würde und schafft es, selbst die abstrusesten Szenen emotional aufzuladen.

    Im Mittelteil verliert sich der Film jedoch stellenweise in seiner eigenen Exzentrik. Die vielen Ideen - Multiversum, Generationskonflikt, Existenzsorgen, absurder Humor - werden irgendwann zur Herausforderung, und nicht jeder wird dieser Achterbahnfahrt dauerhaft folgen wollen. Für manche mag das überfordernd oder ermüdend wirken - für andere ist es genau dieser Wahnsinn, der den Reiz ausmacht.

    Gegen Ende überrascht der Film dann mit einer fast meditativen Ruhe. Die emotionalen Szenen treffen - trotz (oder gerade wegen) des vorangegangenen Chaos - erstaunlich tief. Es entsteht eine unerwartete Wärme und Menschlichkeit, die noch lange nachwirkt, auch wenn man sie nicht sofort greifen kann. Es ist einer dieser seltenen Filme, die etwas in einem anstoßen, auch wenn man es noch nicht benennen kann.

    Unterm Strich ist "Everything Everywhere All at Once" ein visuell überwältigender, mutiger und außergewöhnlicher Film, der zwar nicht immer leicht zugänglich ist, aber genau deswegen fasziniert. Eine originelle Reise durch Genre, Emotion und Identität - überfordernd, einzigartig und absolut sehenswert

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    • 7

      "Massive Talent" war für mich eine der größeren Überraschungen der letzten Zeit. Was zunächst wie ein reiner Gag auf dem Papier wirkt - Nicolas Cage spielt Nicolas Cage in einem Film über Nicolas Cage - entpuppt sich als erstaunlich charmante und kurzweilige Meta-Komödie, die sich mit viel Selbstironie und liebevollem Wahnsinn präsentiert.

      Cage selbst ist dabei natürlich das absolute Zentrum des Geschehens - und er hat sichtlich Spaß daran, sein eigenes Image zu karikieren. Mal selbstverliebt, mal verzweifelt, mal überdreht - sein Spiel pendelt zwischen Parodie und Hommage an sich selbst, was überraschend gut funktioniert, gerade weil er sich dabei nie zu ernst nimmt. Unterstützt wird er dabei von einem starken Pedro Pascal, dessen Chemie mit Cage den Film zeitweise fast in eine Buddy-Komödie verwandelt, was definitiv zu den Highlights gehört.

      Inhaltlich bewegt sich der Film auf mehreren Meta-Ebenen: Es gibt unzählige Anspielungen auf Cages frühere Filme, von "Con Air" bis "Face/Off", und die ständige Reflexion über das Filmemachen selbst. Gerade Filmfans bekommen hier ein Fest aus Zitaten und selbstreferenziellen Momenten geboten - manchmal subtil, manchmal direkt mit dem Holzhammer.

      Der Einstieg ist stark, clever geschrieben und wirklich unterhaltsam - allerdings verliert der Film gegen Ende ein wenig seinen Biss. Der Humor tritt zugunsten eines eher klassischen Action-Finals in den Hintergrund, das zwar solide inszeniert ist, aber nicht mehr ganz die Originalität des Anfangs hält. Auch die Phase kurz vor dem Showdown wirkt etwas gehetzt, als hätte man plötzlich gemerkt, dass die Zeit knapp wird.

      Unterm Strich ist "Massive Talent" ein witziger, selbstironischer und erfrischend anderer Film, der von einem spielfreudigen Nicolas Cage lebt und für Fans des Schauspielers ein echtes Vergnügen ist - auch wenn ihm gegen Ende ein wenig die Luft ausgeht

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      • 7 .5

        "Spider-Man" aus dem Jahr 2002 hat mich tatsächlich ziemlich überrascht - und das im besten Sinne. Obwohl ich mit Superhelden-Filmen normalerweise wenig anfangen kann, hat mich Sam Raimis Version wirklich gut abgeholt.

        Das liegt zum einen am hervorragend besetzen Cast: Tobey Maguire spielt Peter Parker mit genau der richtigen Mischung aus Unsicherheit und Sympathie. Kirsten Dunst als Mary Jane bringt glaubwürdige Wärme in die Liebesgeschichte ein, und Willem Dafoe überzeugt auf ganzer Linie als zwiegespaltener Norman Osborn - seine Darstellung ist herrlich intensiv und bleibt im Gedächtnis. Auch Nebendarsteller wie James Francom J.K. Simmons oder Rosemary Harris als Tante May bringen viel Qulität mit.

        Die Story ist schnörkellos, aber effektiv erzählt und gibt dem Ursprung der Figur genug Raum, ohne sich zu verzetteln. Besonders gefallen hat mir, wie nachvollziehbar Peters Entwicklung vom schüchternen Schüler zum Helden inszeniert wurde - das fühlte sich emotional ehrlich an. Die Liebesgeschichte mit Mary Jane funktioniert überraschend gut und bringt eine schöne, fast schon klassische Romantik mit rein.

        Die Effekte waren für die damalige Zeit ziemlich stark und haben heute noch einen gewissen Charme, auch wenn man dem Film sein Alter bei einigen CGI-Szenen natürlich anmerkt. Aber das stört nicht wirklich - im Gegenteil, es passt zur stilisierten Welt, die hier erschaffen wurde. Die Kulissen und Settings sind liebevoll gestaltet, vom Hochhausdschungel bis zu Peters kleinem Zuhause.

        Mit einer Laufzeit von rund zwei Stunden ist der Film angenehm kurzweilig und unterhält durchgehend gut. Action, Drama, Humor - alles ist ausgewogen und auf den Punkt gebracht.

        Unterm Strich ist "Spider-Man" ein richtig gelungener Superheldenfilm, der mich als Genre-Skeptiker positiv überrascht hat. Toller Cast, runde Story und ein überraschend emotionaler Kern

        • 2 .5

          "Chantal im Märchenland" ist der Versuch, einer Nebenfigur aus "Fack ju Göhte" ein eigenes Kino-Universum zu geben - warum auch immer. Was dabei herausgekommen ist, wirkt wie ein überlanger TikTok-Sketch: schrill, laut, vollkommen überdreht und dabei leider selten lustig.

          Die Prämisse - Chantal landet in einer Märchenwelt - klingt nach absurdem Spaß, doch der Film scheitert schon daran, ein klares Publikum zu finden. Für Kinder ist das Ganze viel zu derb und mit teils expliziten Ausdrücken gespickt, für Erwachsene wiederum zu albern und belanglos. Sprachlich bleibt man auf bekanntem Niveau: zurückbeliebener Ghetto-Slang, der irgendwann nicht mehr unterhaltsam, sondern einfach nur noch anstrengend ist.

          Jella Haase, die eigentlich eine starke Schauspielerin ist, kann der Figur in diesem Film kaum neue Facetten verleihen. Die restlichen Darsteller sind bestenfalls mittelmäßig, oftmals aber einfach nur nervig. Dialoge existieren kaum - stattdessen reihen sich flache Gags und platte Pointen aneinander, von denen kaum eine zündet. Die Geschichte ist hanebüchen konstruiert, wird nie wirklich erklärt und lebt einzig von ihrer absurden Ausgangslage. Märchenhaft wirkt daran so gut wie nichts.

          Kostüme und Effekte bewegen sich auf TV-Niveau, mitunter erschreckend billig für eine Kinoproduktion. Einzig halbwegs positiver Punkt: Der Film bemüht sich um eine moralische Botschaft über Selbstwert und Individualität. Doch auch das wird einem so plakativ unter die Nase gerieben, dass es schnell an Subtilität verliert.

          Unterm Strich ist "Chantal im Märchenland" ein lauter, überladener, aber letztlich völlig belangloser Film, der selbst mit Trash-Charme nicht punkten kann. Wer sich das freiwillig anschaut, muss Chantal schon sehr, sehr lieb gewonnen haben

          • 7

            "The Last House on the Left" ist das Remake von Wes Cravens gleichnamigem Schocker aus den 70ern - und gehört zweifellos zu den härteren Beiträgen des modernen Rape & Revenge-Genres. Wer hier einen reinen Exploitation Film à la "I Spit on Your Grave" erwartet, wird überrascht: Zwar ist der Film brutal, kompromisslos und an vielen Stellen schwer verdaulich, aber im Gegensatz zu manchen Genrevertretern versucht er durchaus, eine emotionale Fallhöhe aufzubauen - und das gelingt ihm stellenweise sogar recht gut.

            Der Spannungsbogen ist klar strukturiert und steigert sich konstant. Der erste Teil wirkt fast wie ein düsteres Drama mit tragischen Entwicklungen, bevor die zweite Hälfte die Rache-Thematik voll entfaltet und dabei vor grafischer Gewalt nicht zurückschreckt. Die Gewalt ist explizit, aber selten selbstzweckhaft - sie fühlt sich unangenehm realistisch an und trägt zur düsteren Stimmung bei.

            Die Figuren sind für das Genre überraschend gut ausgearbeitet. Besonders die Eltern, gespielt von Tony Goldwyn und Monica Potter, agieren glaubhaft und bringen dem Film eine gewisse emotionale Tiefe. Die Darstellung der Täter ist roh, verstörend und unangenehm, ohne in reine Karikaturen zu verfallen.

            Natürlich gibt es ein paar wenige Logiklücken und typische "Warum macht er/sie das jetzt?"-Momente, aber das ist in diesem Subgenre fast schon Teil des Pakets und stört hier nicht gravierend. Vielmehr fällt positiv auf, dass der Film eine klare visuelle Sprache hat und sich inszenatorisch nicht vor vergleichbaren Produktionen verstecken muss. Die Kameraarbeit ist solide, der Score unaufdringlich, aber wirkungsvoll eingesetzt.

            Unterm Strich ist "The Last House on the Left" ein brutaler, emotional intensiver Thriller, der sich im Rape & Revenge-Kino durch seine Ernsthaftigkeit, gute Darsteller und eine klare Inszenierung abhebt - nichts für Zartbesaitete, aber für Genre-Fans definitiv sehenswert

            • 7

              "Departed - Unter Feinden" von Martin Scorsese, gehört zweifellos zu den bekannteren Werken seiner Filmografie und überzeugt mit einem ausgefeilten Drehbuch, einer dichten Atmosphäre und einer hochkarätigen Besetzung. Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson und Mark Wahlberg liefern durchweg starke Performances ab, wobei besonders DiCaprio als innerlich zerissener Undercover-Cop heraussticht.

              Die Handlung ist clever konstruiert und entfaltet über zwei parallel verlaufende Handlungsstränge eine packende Dynamik. Der Aufbau ist spannend, die Figuren sind vielschichtig angelegt und die Grundidee - Maulwurf gegen Maulwurf - bietet eine Menge Raum für Spannung und moralische Ambivalenz.

              Ws als packender Thriller mit psychologischer Tiefe beginnt, entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einem komplexen Verwirrspiel, das stellenweise vielleicht etwas überambitioniert wirkt. Die Vielzahl an Twists und Wendungen ist zweifelsohne ein Markenzeichen des Films, allerdings verliert er sich dabei gelegentlich in seinem eigenen Netz aus Täuschung und Gegentäuschung. Weniger wäre hier möglicherweise mehr gewesen, um die emotionale Wucht noch stärker zur Geltung zu bringen.

              Trotzdem bleibt "Departed" ein durchdachtes und handwerklich exzellent inszeniertes Werk, das vor allem durch seine Figurenzeichnung und das stetig wachsende Misstrauen zwischen den Parteien punktet. Auch die brutalen und unvorhersehbaren Momente tragen zur ständigen Spannung bei - bis hin zum überraschenden, fast schon schockierenden Finale.

              Unterm Strich ist "Departed - Unter Feinden" ein starker, wenn auch leicht überfrachteter Thriller mit grandiosem Cast, hoher erzählerischer Qualität und spannenden Ideen, der sich seinen Status als moderner Klassiker verdient hat - auch wenn er sich in seiner Komplexität etwas selbst im Weg steht

              • 6 .5

                "The Invitation" ist ein subtiler, psychologisch angelegter Thriller, der seine Spannung aus dem Unbehagen seiner Figuren und der konstant schwelenden Atmosphäre bezieht. Regisseurin Kary Kusama nimmt sich bewusst Zeit für den Aufbau - was auf den ersten Blick etwas zäh wirken mag, entfaltet mit zunehmender Laufzeit aber eine durchaus intensive Sogwirkung.

                Die Handlung bleibt lange vage, was gut funktioniert: Als Zuschauer weiß man nie so recht, ob sich der Hauptcharakter Will einfach in einem Strudel aus Paranoia verliert - oder ob tatsächlich etwas nicht stimmt bei diesem merkwürdigen Abendessen unter alten Freunden. Gerade diese Unsicherheit macht de Reiz des Films aus. Unterstützt wird das Ganze durch ein sehr geschlossenes, fast kammerspielartiges Setting: Fast alles spielt sich in einem einzigen Haus ab, was die klaustrophobische Stimmung zusätzlich verstärkt.

                Die Charaktere sind teils bewusst schräg und wirken stellenweise distanziert, was zwar zur Grundstimmung passt, aber auch verhindert, dass man mit allen Figuren wirklich mitfiebert. Die Schauspieler liefern solide Arbeit, ragen aber nicht besonders heraus. Was dem Film dennoch zugutekommt, sind die kleinen, clever gesetzten Twists, die für Momente der Verunsicherung sorgen und das Geschehen immer wieder anheizen.

                Das Finale hingegen fällt - gemessen am langsam Spannungsaufbau - etwas ab. Es fehlt der letzte emotionale oder erzählerische Schlag, um den Film wirklich stark enden zu lassen. Trotzdem bleibt ein Eindruck zurück, vor allem durch das starke Schlussbild, das einen bleibenden Nachklang erzeugt.

                Unterm Strich ist "The Invitation" ein atmosphärisch dichter, ruhig inszenierter Thriller mit gelungenem Spannungsaufbau und cleveren Wendungen, der zwar schauspielerisch und im Finale nicht vollends überzeugt, aber durch seine Stimmung und das unheimliche Gefühl bis zum Schluss fesseln kann

                • 6 .5
                  über Ant-Man

                  "Ant-Man" war für mich eine positive Überraschung - und das, obwohl (oder gerade weil) ich eigentlich kein großer Fan des MCU bin. Der Film hebt sich angenehm vom üblichen Superhelden-Schema ab und punktet vor allem durch seinen augenzwinkernden Humor und eine charmante Leichtigkeit, die im Genre nicht selbstverständlich ist.

                  Ein großer Pluspunkt ist Paul Rudd, der in der Rolle des sympathischen Titelhelden genau die richtige Mischung aus Witz, Lockerheit und Bodenständigkeit mitbringt. Man merkt, dass er sich wohlfühlt - und das überträgt sich auch auf den Zuschauer. Dass Edgar Wright ursprünglich an der Entwicklung beteiligt war, merkt man dem Film in seiner verspielten Erzählweise und den cleveren Actioneinlagen durchaus noch an, auch wenn er letztlich nicht Regie führte.

                  Die Idee, einen Superhelden schrumpfen zu lassen und damit ganz neue Action-Perspektiven zu eröffnen, wird kreativ genutzt. Besonders die Miniatur-Kämpfe sind technisch stark umgesetzt und bringen frischen Wind in ein oft überladenes Genre. Auch der Humor funktioniert über weite Strecken sehr gut - trocken, selbstironisch und nie zu gewollt.

                  Natürlich bleibt "Ant-Man" trotz aller Eigenheiten ein MCU-Film mit all seinen bekannten Tropen: Der Bösewicht ist eher blass, die Dramaturgie folgt einem vertrauten Muster, und zum Ende hin wird es dann doch wieder laut und bombastisch.

                  Unterm Strich ist "Ant-Man" ein sympathischer und erfrischend leichtfüßiger Marvel-Film, der vor allem durch Paul Rudds Charisma, originelle Action-Ideen und eine gute Portion Humor überzeugt - gerade auch für Zuschauer, die mit klassischen Superheldenfilmen sonst wenig anfangen können

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                  • 6 .5

                    "Die guten und die besseren Tage“ erzählt eine feinfühlige Geschichte rund um Suzanne (Valérie Bonneton), eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die nach einem alkoholbedingten Unfall das Sorgerecht verliert. Der Weg zurück führt sie in eine stationäre Therapiegruppe für Frauen, wo jede mit ihren eigenen Dämonen ringt – eine Gemeinschaft, die gleichermaßen zerbrechlich und stark ist.

                    Was diesen Film besonders macht, ist sein ruhiger, authentischer Ton. Statt großer Dramen oder klischeehafter Rückfallmechaniken erzählt der Film in langen, einfühlsamen Einstellungen vom Alltag der Frauen. Die Kamera bleibt nah an den Gesichtern, fängt jede Nuance ein und schafft so eine emotionale Nähe, die oft berührender wirkt als laute Worte. Obwohl Suzanne die Hauptfigur ist, hat gerade Alice (Sabrina Ouazani), mit ihrer rebellischen, verletzlichen Art mich persönlich am meisten berührt.

                    Auch die Nebenfiguren – von Diane (Michèle Laroque) über Chantale (Sophie Leboutte) bis zum Therapeuten Denis (Clovis Cornillac) – sind glaubwürdig gezeichnet, sodass der Film mehr als nur ein Sucht-Drama wird. Er zeigt überforderte Leben, familiäre Traumata und den Wunsch, im eigenen Leben wieder einen Platz zu finden.

                    Musikalisch setzt der zurückhaltende Klavier-Score eine melancholische, aber auch hoffnungsvolle Stimmung, die sich spürbar verändert, sobald die Protagonistinnen das Therapiezentrum verlassen. Besonders in den Szenen, welche in der marokkanischen Wüste spielen öffnet sich das Bild, das Licht und die Farbpalette – ein Symbol für Neuanfang und den inneren Aufbruch der Frauen, die sich auf eine herausfordernde Rallye begeben.

                    Das Drehbuch nimmt sich Zeit, die einzelnen Figuren in Gruppen- und Einzelszenen zu porträtieren, was manchmal etwas dialoglastig wirkt, aber gleichzeitig viel Raum für Reflexion und Entwicklung bietet. Die emotionale Achterbahn aus kleinen Fortschritten und Rückschlägen wirkt realistisch, wenn auch stellenweise etwas ermüdend. Gerade der Filmabschluss mit der Rallye verliert ein wenig an Tiefe, bleibt aber ein starkes Zeichen für Mut und Gemeinschaft. Die vielen Stimmungswechsel in der letzten halben Stunde des Films haben mich jedoch etwas gestört, da sie die ruhige Erzählweise zuvor ein Stück weit aufbrechen.

                    Unterm Strich ist „Die guten und die besseren Tage“ ist ein intensives, ruhiges Drama über Verlust, Heilung und Zusammenhalt. Der Film setzt nicht auf übertriebene Dramatik, sondern überzeugt durch echte Nähe zu seinen Figuren und einen eindrucksvollen Blick auf die kleinen Schritte, die nötig sind, um wieder Hoffnung zu schöpfen. Ein Film, der Geduld verlangt, aber auch reich belohnt. Authentisch wird gezeigt, dass Heilung kein Sprint ist, sondern ein zäher Weg, der in kleinen Schritten gegangen wird.
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                    Ich durfte den Film bereits im Rahmen eines Vorab-Screenings sehen und bedanke mich herzlich für diese Möglichkeit!

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                    • 7 .5

                      "Companion - Die Perfekte Begleitung" gehört für mich zu den meist erwarteten Filmen des Jahres, nicht zuletzt wegen eines vielversprechenden Trailers, der bereits große Neugier weckte. Leider wurde im zweiten Trailer eine zentrale Wendung verraten, die im Film selbst deutlich stärker gewirkt hätte, wenn sie nicht schon vorab preisgegeben worden wäre - das hat der Spannung etwas geschadet.

                      Trotzdem überzeugt der Film vor allem durch seine kurzweilige Unterhaltung und den starken Hauptcast. Sophie Thatcher und Jack Quaid liefern eine tolle Performance ab, die ihre Chemie und ihr Talent eindrucksvoll unter Beweis stellt. Gerade Fans der beiden werden hier auf ihre Kosten kommen.

                      Die Handlung bewegt sich hauptsächlich im Bereich der leichten Komödie, gespickt mit Thriller-Elementen, was dem Film eine angenehme, unaufdringliche Spannung verleiht, ohne zu düster zu werden. Besonders positiv hervorzuheben sind die zahlreichen Twists, die für abwechslungsreiche Unterhaltung sorgen und den Film spannend halten. Über den Plot möchte ich nicht zu viel verraten, da gerade das Entdecken der Geschichte viel von der Freude am Film ausmacht.

                      Die Kameraarbeit ist elegant und unterstützt die lockere, fast schon unbeschwerte Atmosphäre, die "Companion" ausstrahlt. Insgesamt ein gelungener Mix aus Humor und Spannung, der sich gut anschauen lässt und mit sympathischen Charakteren punktet.

                      Unterm Strich ist "Companion" ein unterhaltsamer und gut gespielter Film, der trotz kleinerer Schwächen, wie der vorweggenommenen Wendung, vor allem durch Charme, Tempo und einige gelungene Twists überzeugt. Für Fans von leichteren Komödien mit einem Hauch Thriller definitiv sehenswert

                      4
                      • 7

                        "Ghostbusters - Die Geisterjäger" ist ein Film, der seinem Kultstatus auf unterhaltsame Weise gerecht wird - auch wenn man ihm sein Alter inzwischen ansieht. Die Mischung aus Science-Fiction, Comedy und leichtem Horror ist charmant und trägt die Handschrift der 80er-Jahre, inklusive damals bahnbrechender, heute eher nostalgisch wirkender Spezialeffekte.

                        Die Story ist im Kern simpel, funktioniert aber als Grundlage für jede Menge absurde, aber auch witzige Szenen. Der Humor sitzt größtenteils, vor allem dank Bill Murray, der mit seinem trockenen, lakonischen Spiel die Show stiehlt. Auch Dan Aykroyd und Harold Ramis liefern souverän ab, das Zusammenspiel des Teams sorgt für viel Charme und Energie.

                        Natürlich ist das alles stellenweise ziemlich hanebüchen - geisterjagende Wissenschaftler, ein riesiges Marshmallow-Monster und halb New York in Panik - aber genau dieser Irrsinn macht den Reiz aus. Man muss sich auf den schrägen Ton einlassen, dann entfaltet "Ghostbusters" seinen vollen Spaßfaktor.

                        Die Effekte sind aus heutiger Sicht veraltet, tragen gerade dadurch zu einem Retro-Flair bei, der Fans klassischer 80s Filme gefallen dürfte. Der ikonische Soundtrack und das unvergessliche Logo haben den Film endgültig in der Popkultur verankert.

                        Unterm Strich ist "Ghostbusters - Die Geisterjäger" ein kurzweiliger, gut gespielter Klassiker, der nicht perfekt ist, aber bis heute Spaß macht - vor allem, wenn man mit dem Humor etwas anfangen kann und ein Faible für den Charme vergangener Kinozeiten hat

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                        • 7 .5

                          "Sieben Minuten nach Mitternacht" ist ein stiller, visuell beeindruckender Film, der emotional tief trifft, ohne je übertrieben zu wirken. Die Mischung aus Familiendrama und märchenhafter Fantasy funktioniert erstaunlich gut und verleiht dem schweren Thema - den Umgang mit Verlust, Krankheit und Trauer - eine zugängliche, fast poetische Form.

                          Besonders Lewis MacDougall als junger Conor trägt den Film mit einer authentischen, verletzlichen Darstellung. Unterstützt wird er dabei von Felicity Jones, die als schwerkranke Mutter berührt, und Sigourney Weaver, die in einer eher unterkühlten Rolle ebenfalls überzeugt.

                          Die Fantasy-Elemente, die sich in animierten Einschüben und metaphorischen Geschichten äußern, sind mehr als nur visuelles Beiwerk - sie spiegeln Conors innere Welt wider, seine Ängste, seine Schuldgefühle und letztlich seine langsame Akzeptanz des Unvermeidbaren. Dabei bleibt die Erzählweise stets kindlich ehrlich, aber nicht kitschig.

                          Was besonders auffällt: Der Film schafft es, eine optimistische Grundhaltung zu bewahren, trotz der Schwere seines Themas. Die visuelle Gestaltung ist liebevoll, detailreich und stimmig - von der düsteren Farbgebung bis zu den kunstvoll animierten Zwischensequenzen.

                          Unterm Strich ist "Sieben Minuten nach Mitternacht" ein emotionaler, bildgewaltiger Film, der mit viel Feingefühl über Schmerz, Akzeptanz und das Loslassen spricht. Vielleicht kein Film für jeden Moment - aber einer, der bleibt, wenn man sich auf ihn einlässt

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                          • 7

                            "No Country for Old Men" ist ein handwerklich exzellenter Thriller, der vor allem durch seine Inszenierung, siene dichte Atmosphäre und die ikonischen Figuren überzeugt - doch so komplex, wie man vielleicht erwartet, ist er letztlich gar nicht.

                            Der Plot an sich ist überraschend geradlinig: Ein Mann findet Geld, ein Killer jagt ihn, die Polizei ermittelt - klassische Zutaten, die durch die nüchterne Erzählweise der Coen-Brüder aber eine ganz eigene Tiefe bekommen. Gerade die Dialogarmut und der Verzicht auf musikalische Untermalung verstärken die beklemmende Wirkung und machen aus einer vermeintlich simplen Geschichte eine beklemmend ruhige Gewaltstudie.

                            Javier Bardem liefert als Anton Chigurh eine der eindrucksvollsten Schurkenrollen der jüngeren Filmgeschichte - kühl, unberechenbar und mit einem erschreckenden moralischen Kodex ausgestattet. Auch Josh Brolin und Tommy Lee Jones überzeugen, wobei Letzterer dem Film mit seiner resignierten Weltsicht eine melancholische Note verleiht, die dem Titel alle Ehre macht.

                            Trotz der hohen Qualität in Schauspiel, Bildsprache und Inszenierung bleibt ein kleiner Rest von Enttäuschung: Man rechnet mit einem vielschichtigen, komplexen Thriller - bekommt aber eher einen ruhigen, symbolgeladenen Neo-Western, der mehr durch seine Stimmung als durch erzählerische Raffinesse punktet. Unterhaltsam? Absolut. Überragend? Für mich nur bedingt.

                            Unterm Strich ist "No Country for Old Men" ein stark gespielter, sehr eigenwilliger Thriller, der sich bewusst Konventionen entzieht. Kein Film für schnelle Antworten, sondern ein Film über das Verlorengehen von Ordnung - packend, aber eben auch distanziert

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                            • 6 .5

                              "Like a Complete Unknown" ist ein visuell stimmiger, musikalisch hochwertiger Film, der sich ganz seiner Atmosphäre hingibt - mit starkem Schauspiel, schönen Bildern und natürlich jeder Menge Bob Dylan.

                              Der Look ist gelungen, das Schauspiel auf den Punkt - und gesanglich gibt es ohnehin wenig zu bemängeln. Wer mit Dyaln-Songs etwas anfangen kann, kommt hier akustisch voll auf seine Kosten. Der Film atmet den Geist seiner Musik, seiner Texte, seiner Rastlosigkeit - und bleibt dabei angenehm melancholisch und feinfühlig.

                              Aber: Eine klassische Handlung sucht man hier fast vergeblich. Das Geschehen plätschert dahin, fast so, als wäre man zufällig in ein stilisiertes Road Movie geraten, bei dem es nicht ums Ziel geht, sondern um die Stimmung unterwegs. Spannung oder echte Konflikte bleiben aus, was bei aller künsterlischen Intention doch irgendwann spürbar an der Aufmerksamkeit nagt.

                              Zeitweise fühlt sich das Ganze eher an wie eine Konzert-DVD mit losem erzählerischem Rahmen - intensiv gesungen, stark gespielt, aber eben ohne dramaturgische Fallhöhe. Einige Szenen wirken eher wie Musikvideos oder lange Interludes, was man mögen kann, was den Film aber auch etwas inhaltsleer erscheinen lässt, wenn man mehr als nur Atmosphäre erwartet.

                              Unterm Strich ist "Like a Complete Unknown" ein audiovisuell starkes Biopic, das eher auf Gefühl als auf Story setzt. Für Fans von Bob Dylan und musikalischem Storytelling sicher lohnenswert, wer aber einen stringenten Plot oder emotionale Entwicklung sucht, könnte sich eher wie ein Zuschauer am Bühnenrand fühlen

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                              • 6 .5

                                "Strange Darling" hat mich positiv überrascht - ein kleiner, stylischer Genrebeitrag, der zwar nicht das Rad neu erfindet, aber mit cleverer Inszenierung, roher Intensität und einer starken Hauptdarstellerin punktet.

                                Die kapitelartige Struktur empfand ich persönlich als etwas überflüssig. Sie suggeriert Tiefe und Komplexität, welche die Story am Ende gar nicht nötig gehabt hätte. Denn so durchschaubar die Handlung in ihren Grundzügen auch ist, bleibt sie spannend genug, um über die Laufzeit zu tragen. Gerade die brutalen Momente haben für mich funktioniert - kompromisslos und direkt, ohne übertriebenen Selbstzweck.

                                Willa Fitzgerald liefert eine starke Performance ab. Ich mochte sie schon in der leider früh abgesetzten "Scream"-Serie, und hier zeigt sie nochmal, dass sie deutlich mehr kann als das typische Final Girl. Ihr Spiel wirkt verletzlich und entschlossen zugleich - eine gute Mischung für diese Art Film. Auch die Regie und Kameraarbeit verdienen Lob: "Strange Darling" sieht ungewöhnlich gut aus, fast schon arthouse-mäßig - mit stivollen Farbkompositionen, starken Kontrasten und einer Bildsprache, die sich vom üblichen 08/15-Thriller deutlich abhebt.

                                Was dem Film etwas fehlt, ist die große Überraschung. Die Story bleibt - trotz mancher Rückblenden und Zeitsprüngen - recht vorhersehbar. Wer genreerfahren ist, wird das Puzzel früh zusammensetzen können. Aber durch seine besondere Ästhetik, den konsequenten Ton und das gute Pacing bleibt der Film dennoch unterhaltsam.

                                Unterm Strich ist "Strange Darling" ein visuell auffälliger, angenehm düsterer Thriller mit Biss - nicht perfekt, aber stilsicher und solide gespielt. Wer auf kleine, kantige Genreperlen steht, kann hier definitiv einen Blick riskieren

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                                • 6 .5

                                  "Basic Instinct" gilt nicht ohne Grund als Klassiker des Erotik-Thrillers - doch mit dem Gewicht solcher Vorschusslorbeeren steigen auch die Erwartungen. Und genau hier liegt vielleicht das Problem: Der Film ist ohne Zweifel stilistisch stark und atmosphärisch dicht, aber in seiner Wirkung nicht ganz so durchschlagend wie erhofft.

                                  Sharon Stone liefert eine ikonische Performance ab - eiskalt, kalkuliert und mit einer Präsenz, die jede Szene dominiert. Die berüchtigte Verhörszene ist nicht umsonst legendär. Auch Michael Douglaas spielt souverän den innerlich zerissenen Cop, dessen Kontrollverlust mit jedem Schritt spürbarer wird. Schauspielerisch also alles auf hohem Niveau.

                                  Was mir jedoch gefehlt hat, war etwas mehr erzählerischer Fokus. Die Story zieht sich stellenweise und verliert in einigen Passagen an Tempo. Die erotischen Szenen, obwohl handwerklich stark inszeniert, nehmen in meinen Augen etwas zu viel Raum ein und lenken mitunter von der eigentlichen Spannung ab. Gerade im Mittelteil hätte ein dichterer Plot dem Film gutgetan.

                                  Dafür entschädigt das letzte Drittel mit einem packenden Finale, das die Spannungsschraube doch noch ordentlich anzieht und einige Fragen offenlässt - ein Pluspunkt, der dem Film ein nachhaltiges Ende verleiht.

                                  Unterm Strich ist "Basic Instinct" ein gut inszenierter, schauspielerisch starker Thriller mit Stil und Kanten - aber eben auch einer, der für mich nicht ganz das Niveau erreicht hat, das ihm oft nachgesagt wird. Ein starker Film, aber keiner, der mich völlig überzeugt hat

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                                  • 2 .5

                                    "The Night Clerk" ist einer dieser Filme, bei denen man sich nach dem Abspann fragt, wie aus einer eigentlich interessanten Grundidee ein derart spannungsarmes und realitätsfernes Konstrukt entstehen konnte. Der Plot rund um einen jungen Hotelangestellten mit autistischen Zügen, der mit Überwachungskameras in Hotelzimmern einen Mord beobachtet, hätte durchaus Potenzial gehabt – doch was der Film daraus macht, ist erschreckend langweilig.

                                    Tye Sheridan, der sein Bestes gibt, bleibt als Hauptdarsteller nahezu der einzige Lichtblick. Er spielt die Rolle des introvertierten, überforderten Beobachters glaubwürdig und mit viel Feingefühl. Aber selbst er kann nichts daran ändern, dass das Drehbuch vollkommen ziellos vor sich hinplätschert. Die Handlung? Eine bizarre Mischung aus nichts. Spannung kommt nie auf, Wendungen verpuffen wirkungslos, und die zwischenmenschlichen Beziehungen wirken künstlich und konstruiert – besonders die fragwürdige Verbindung zwischen Bart und Andrea (Ana de Armas), die weder emotional noch logisch irgendeine Tiefe entwickelt.

                                    Die Dialoge sind oft holprig, und man ertappt sich immer wieder dabei, wie man auf etwas wartet, das nie passiert. Selbst als der Film endlich zu seinem "Showdown" ansetzt, bleibt es erschreckend belanglos – weder visuell noch erzählerisch kann er sich in irgendeiner Form steigern. Dazu kommt eine visuelle Inszenierung, die genauso farblos und uninspiriert wirkt wie der Rest des Films.

                                    Unterm Strich ist "The Night Clerk" ein Paradebeispiel dafür, wie man ein interessantes Konzept gegen die Wand fahren kann. Ein Film, der trotz talentierter Besetzung weder Spannung noch Tiefe entwickelt und mit einem völlig unbefriedigenden Gefühl endet. Ich war ehrlich froh, als das Elend vorbei war – selten hat mich ein Film so sehr kaltgelassen. Schade um die verschwendete Idee und das verschenkte Potenzial

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                                    • 7
                                      über Anora

                                      "Anora" mag 2025 den Oscar als Bester Film gewonnen haben – und mit dieser Auszeichnung kommt natürlich eine gewisse Erwartungshaltung. Umso überraschender ist, wie bodenständig, zugänglich und angenehm bescheiden der Film daherkommt. Die Geschichte selbst ist nichts Revolutionäres, aber sie wird mit so viel Gespür für Timing, Tonalität und Zwischentöne erzählt, dass sie erstaunlich gut funktioniert. Es ist diese Mischung aus Humor, leiser Tragik und der charmanten Hauptfigur, die "Anora" zu einem kurzweiligen Erlebnis macht.

                                      Regisseur Sean Baker bleibt sich treu: Er beobachtet lieber, als zu urteilen, und bettet seine Figuren in einen urbanen Mikrokosmos ein, der roh, lebendig und glaubwürdig wirkt. Besonders Mikey Madison überzeugt mit einer starken und energiegeladenen Performance – sie verleiht ihrer Figur genau die richtige Mischung aus Verletzlichkeit und Selbstbehauptung.

                                      Auch handwerklich weiß der Film zu gefallen: Die Kameraarbeit ist unaufgeregt, aber wirkungsvoll – oft nah an den Figuren, mit viel Gespür für Atmosphäre. Der Soundtrack passt hervorragend zur Stimmung des Films und verstärkt sowohl die melancholischen als auch die satirischen Untertöne. Einige bissige Dialoge und Momente schwarzhumoriger Zuspitzung sorgen zudem dafür, dass die Geschichte nie ins Langweilige abrutscht.

                                      Unterm Strich ist "Anora" ein kleiner, feiner Film, der mit starkem Schauspiel, gutem Gespür für Situationen und einer sympathisch unaufgeregten Inszenierung überzeugt. Kein klassischer Blockbuster – aber ein verdienter Oscargewinner, der sich durch Menschlichkeit, Charme und pointierte Beobachtungskraft auszeichnet

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                                      • 7

                                        "Asphalt City" hat mich deutlich mehr abgeholt, als ich zunächst erwartet hätte. Der Film punktet mit einer intensiven Atmosphäre und einer durchweg dichten Inszenierung, die einen als Zuschauer kaum zur Ruhe kommen lässt - im positiven Sinne. Man wird von Anfang an mitten in das pulsierende, oft schon klaustrophobische Leben auf den Straßen von New York geworfen. Und genau das macht die Wirkung des Films so stark: Er fühlt sich rau, echt und schonungslos an.

                                        Besonders hervorzuheben ist die Leistung der Hauptdarsteller: Sean Penn spielt mit einer eindrucksvollen Mischung aus Abgeklärtheit und innerem Zerfall - man nimmt ihm jede Szene ab. Auch Tye Sheridan überzeugt als junger Rettungssanitäter, der zwischen moralischem Anspruch und systemischer Überforderung zerrieben wird. Diese emotionale Zerissenheit ist das Herzstück des Films und wird glaubwürdig wie beklemmend transportiert.

                                        Inhaltlich bewegt sich der Film irgendwo zwischen sozialem Drama, Thriller und Großstadt-Höllentrip - ein Genre-Mix, der funktioniert. Die Darstellung des Rettungsdienst Alltags ist extrem intensiv, teilweise verstörend realistisch. Die Hektik, die emotionalen Abgründe, die permanente Überforderung: All das spürt man förmluch auf der eigenen Haut. Die Kameraarbeit und der Soundtrack tragen ihr Übriges zur Unruhe bei - visuell stark, aber bewusst unruhig gehalten.

                                        Kritisch könnte man anmerken, dass der Film über seine Laufzeit hinweg keine echten Atempausen gönnt, was stellenweise anstrengend sein kann. Aber genau diese Rastlosigkeit ist eben auch Teil seines Konzepts - und aus Ausdruck der Realität, die hier abgebildet wird.

                                        Unterm Strich ist "Asphalt City" ein kompromissloses, hartes Stück Kino, das mit starken Darstellern, intensiver Inszenierung und schonungsloser Ehrlichkeit überzeugt. Kein Film für zwischendurch, aber definitiv einer, der nachwirkt – emotional, thematisch und visuell. Wer Dramen mit sozialem Tiefgang und Härte schätzt, sollte hier definitiv einen Blick riskieren

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                                        • 6
                                          Dennis.Meyer 17.07.2025, 07:49 Geändert 17.07.2025, 07:50

                                          "e-m@il für dich" ist ein charmanter Vertreter der klassischen Romcom-Ära der 90er - getragen vor allem durch die sympathische Chemie zwischen Tom Hanks und Meg Ryan, welche erneut beweisen, dass sie als Leinwandpaar wunderbar harmonieren. Auch hier spielen sie ihre Rollen mit spürbarer Hingabe und bringen das nötige Maß an Wärme und Leichtigkeit mit, das man von einem Film dieser Art erwartet.

                                          Die Idee des anonymen E-Mail Flirts wirkt aus heutiger Sicht zwar nostalgisch, war damals aber ein moderner Aufhänger für eine Liebesgeschichte, die den Gegensatz zwischen Geschäft und Gefühl ins Zentrum stellt. Leider bleibt die Handlung insgesamt etwas zu dünn und verlässt sich zu stark auf die altbewährte Romcom-Formel. Die großen emotionalen Momente wirken recht vorhersehbar, und obwohl die Geschichte im Kern süß ist, fehlt ihr das gewisse Etwas, um wirklich zu berühren.

                                          Auch wenn der Film hübsch inszeniert ist und mit liebevollen New York Bildern punktet, hat mir persönlich ein wenig die Tiefe gefehlt. Die emotionale Verbindung zwischen den beiden Hauptfiguren bleibt oberflächlich - besonders im Vergleich zu anderen Genre Vertretern. Das Ende schlägt dann doch die kitschige Richtung ein, die nicht jedem schmecken dürfte, bleibt aber im Rahmen des Erwartbaren.

                                          Unterm Strich ist "e-m@il für dich" eine nette, stellenweise charmante Romanze mit nostalgischem Flair, die sich gut für einen entspannten Abend eignet - aber inhaltlich kaum Überraschungen bietet und bei mir emotional leider nicht ganz gezündet hat. Für Genre-Fans ein solider, aber nicht unvergesslicher Film

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                                          • 5 .5

                                            "Sonic the Hedgehog" ist eine solide Familien-Actionkomödie, die sich vor allem visuell Mühe gibt, den berühmten Videospiel-Igel ins Live Action-Format zu überführen - mit durchwachsenem Ergebnis. Nach das ursprüngliche Sonic Design 2019 für massive Fan Proteste sorgte, wurde es grundlegend überarbeitet - und das zahlt sich aus. Sonic sieht endlich aus wie Sonic. Der Look ist charmant, detailverliebt und passt erstaunlich gut in die reale Welt.

                                            Die Effekte sind ordentlich, die Slo-Mo Szenen sind visuell gelungen, und insgesamt lebt der Film klar von seiner Optik und dem Tempo. Einzelne Szenen - vor allem in Kombination mit dem Soundtrack - machen richtig Spaß, besonders wenn Sonic in Höchstgeschwindigkeit Chaos anrichtet oder sich mit seinem menschlichen Sidekick Tom durch absurde Situationen kämpft.

                                            Auch Jim Carrey als Dr. Robotnik hat sichtlich Spaß an seiner überdrehten Rolle und liefert einige gute Momente - wobei sein Humor nicht immer zündet und man manchmal das Gefühl hat, er würde in einem anderen Film spielen.

                                            Was jedoch deutlich abfällt, ist die Story. Sie ist extrem vorhersehbar, weitgehend spannungsarm und bewegt sich inhaltlich auf sicherem, aber leider auch sehr generischem Terrain. Wer hier kreative Ideen oder emotionale Tiefe sucht, wird enttäuscht. Die wenigen amüsanten Momente können die inhaltliche Schwäche nicht wirklich auffangen, und dramaturgisch bleibt der Film durchweg auf Kinderfilm-Niveau.

                                            Unterm Strich ist "Sonic the Hedgehog" eine optisch gelungene, aber erzählerisch recht dünne Adaption, die vor allem für Franchise-Fans und ein jüngeres Publikum unterhaltsam sein dürfte - allen anderen bietet der Film zwar viel Style, aber nur wenig Substanz

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                                            • 6 .5

                                              "Das Belko Experiment" ist ein brutales, teils bitterböses Sozialexperiment in Thrillerform, das mehr aus seiner Prämisse hätte machen können - aber dennoch gut unterhält. Regisseur Greg McLean und Drehbuchautor James Gunn liefern hier einen kompromisslosen, blutgetränkten Mix aus "Battle Royal", "The Purge" und Büroalltag.

                                              Die Grundidee ist spannend: Eine Gruppe von Büroangestellten wird in einem abgelegenen Bürokomplex eingesperrt und gezwungen, sich gegenseitig umzubringen - sonst wird von außen "nachgeholfen". Das Szenario entwickelt sich rasant, und der Film spart nicht an expliziten Gewaltdarstellungen, die handwerklich gut gemacht und bewusst schockierend sind. Gerade Splatter-Fans kommen hier durchaus auf ihre Kosten.

                                              Der Cast macht einen soliden Job - keiner sticht extrem hervor, aber die Gesamtleistung trägt den Film gut. Leider verliert der Film in der Mitte etwas an Spannung. Viele Aufgaben oder Entscheidungen wirken eher mechanisch brutal als psychologisch clever, wodurch das Potenzial für moralische Tiefe oder echte Spannung nicht ganz ausgeschöpft wird.

                                              Inszenatorisch kann das "Das Belko Experiment" durchaus sehen lassen: Die Kameraarbeit bietet ein paar gelungene Shots und nutzt die sterile Büroarchitektur effektiv als klaustrophobischen Schauplatz. Auch der Soundtrack unterstreicht die eskalierende Gewalt gut.

                                              Besonders das Ende ist dann nochmal ein Highlight - es schlägt einen interessanten Bogen und gibt der Geschichte eine größere Dimension, die Lust auf mehr machen könnte. Leider kratzt der Film nur an der Oberfläche seiner gesellschaftskritischen Ansätze, etwa über Gruppenzwang, Überwachung oder die Entmenschlichung im Arbeitsumfeld.

                                              Unterm Strich ist "Das Belko Experiment" ein blutiger, stellenweise clever inszenierter Thriller, der trotz einiger Längen Spaß macht - sofern man mit der Härte umgehen kann. Für Genrefans definitiv einen Blick wert, aber auch ein Film, bei dem man sich wünscht, dass er seine gute Idee noch etwas weiter gedacht hätte

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                                              • 6 .5
                                                Dennis.Meyer 15.07.2025, 08:28 Geändert 15.07.2025, 15:42

                                                "On the Rocks" ist ein leiser, stilvoll inszenierter Film von Sofia Coppola, der vor allem durch die charmante Präsenz von Bill Murray getragen wird. Für Fans seiner Art ist der Film auf jeden Fall ein kleiner Genuss – sein Zusammenspiel mit Rashida Jones funktioniert gut, auch wenn der ganz große Funke nicht überspringt.

                                                Inhaltlich bleibt die Story eher seicht: Eine Frau zweifelt an der Treue ihres Mannes – gemeinsam mit ihrem charismatisch-exzentrischen Vater begibt sie sich auf eine leichtfüßige Spurensuche durch New York. Die Prämisse ist charmant, aber nie wirklich spannend oder überraschend. Die Atmosphäre stimmt, es gibt einige amüsante Szenen, aber keine echten Lacher.

                                                Die Kameraarbeit ist wie gewohnt bei Coppola dezent, aber hochwertig. New York wird elegant eingefangen, mit ruhigen Bildern und einem guten Gefühl für Rhythmus und Raum. Der Soundtrack bleibt zurückhaltend, passt aber gut zur Stimmung des Films.

                                                Was den Gesamteindruck trübt, ist tatsächlich das Ende: Es wirkt etwas halbgar und lässt viele der interessanteren Fragen unbeantwortet. Statt eines emotionalen Höhepunkts gibt es eine recht harmlose Auflösung – schade, denn bis dahin funktioniert der Film als leicht melancholische Vater-Tochter-Geschichte durchaus gut.

                                                Unterm Strich ist "On the Rocks" ein kurzweiliger, gut gespielter Film für einen entspannten Abend – leicht, elegant, aber ohne großen Nachhall. Wer Sofia Coppolas ruhigen Stil und Bill Murrays subtile Komik mag, dürfte hier dennoch auf seine Kosten kommen. Mit einem etwas mutigeren Finale wäre allerdings deutlich mehr drin gewesen

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                                                • 7

                                                  "Juror #2" hat mich positiv überrascht und mich gekonnt unterhalten - insbesondere dank einer starken Leistung von Nicholas Hoult, der den Spagat zwischen empathischem Beobachter und kritisch denkendem Juror eindrucksvoll meistert. Unterstützt wird er von einem namhaften Cast - Zoey Deutch, Toni Collette, Kiefer Sutherland und J.K. Simmons - welcher den Film mit subtilen Darstellungsfeinheiten bereicht und die Dialoge mit nötiger Tiefe versieht.

                                                  Der Fall im Zentrum ist spannend gewählt und legt den Grundstein des Films. "Juror #2" spielt bewusst mit moralischen Grauzonen und Fragen nach Wahrheit und Schuld. Das offene Ende gefällt mir besonders - es lässt Raum zum Nachdenken und überlässt dem Zuschauer ein kleines Echo, das auch nach dem Abspann nachhallt. Für mich kein klassisches Gerichtsdrama und auch im Whodunit-Genre schwierig einzuordenen.

                                                  Was den Erzählfluss betrifft, wirkt der Film stellenweise etwas vorhersehbar - insbesondere, weil ein entscheidender Wendepunkt frühzeitig enthüllt wird. Das nimmt dem Drama zwar nicht seinen Schwung, mindert aber etwas die Spannung. Ein subtileres Timing hätte der Enthüllung zwar mehr Punch verliehen, tut dem Gesamteindruck aber keinen großen Abbruch.

                                                  Unterm Strich ist "Juror #2" ein solider Gerichts-Thriller mit starkem Cast und gut ausgearbeiteten Charakteren. Vorhersehbar in machen Momenten, dennoch mit genug Tiefe und interessanten Facetten, um als sehenswerte Genre-Ergänzung zu überzeugen. Für Fans von vielschichtigen Figuren definitiv ein Blick wert

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                                                  • 6 .5

                                                    "Asteroid City" ist mal wieder ein Film wie aus der Handschrift-Vorlage von Wes Anderson: akribisch symmetrisch, farblich perfekt abgestimmt und mit einem Ensemble, das andere Regisseure wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang nicht zusammenbekommen würde - und dennoch bleibt der Film für mich etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück.

                                                    Die titelgebende Wüstenstadt ist visuell ein absoluter Genuss - retrofuturistisch, warm getönt und mit so viel Deatilverliebtheit gestaltet, dass man jedes Bild problemlos als Poster aufhängen könnte. Wes Anderson erschafft eine fast schon märchenhafte Atmosphäre irgendwo zwischen Nostalgie, Science-Fiction und absurdem Theater. Gerade dieser Look ist es auch, der den Film trägt, denn inhaltlich bleibt "Asteroid City" eher auf Sparflamme. Die Geschichte rund um ein Junior-Stargazer-Treffen, ein Alien und eine Gruppe von Menschen, die gezwungenermaßen zusammen in Quarantäne verharren, ist charmant, aber auch etwas beliebig.

                                                    Der Cast ist wie gewohnt exzellent besetzt - Tom Hanks, Scarlett Johansson, Jason Schwartzman, Tilda Swinton, Steve Carell, Edward Norton und viele mehr geben sich die Klinke in die Hand. Allerdings fühlt sich die Besetzung teilweise verschenkt an, etwa bei Margot Robbie, deren Auftritt in einem einzigen Dialogsatz fast untergeht. Es ist einer dieser Filme, bei dem man fast schon mehr Spaß daran hat, die bekannten Gesichter zu sehen, als der eigentlichen Handlung zu folgen.

                                                    Was mich persönlich gestört hat, war die Meta-Ebene als Theaterstück, die dem Ganzen zwar einen intellektuellen Anstrich geben sollte, aber letztlich mehr Verwirrung stiftet als Mehrwert liefert. Die ständigen Wechsel zwischen Stück und "hinter den Kulissen" nehmen dem Film teilweise den emotionalen Fluss und wirken unnötig verkopft - gerade, weil die Hauptgeschichte als eigenständiger Film besser funktioniert hätte.

                                                    Unterm Strich ist "Asteroid City" ein typischer Wes Anderson-Film: visuell eindrucksvoll, seltsam und elegant, aber diesmal mit weniger Herz und erzählerischem Fokus als in seinen besten Werken. Für Fans des Regisseurs auf jeden Fall sehenswert, aber eher ein ästhetischer Leckerbissen als ein emotional mitreißendes Erlebnis

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