ElMagico - Kommentare

Alle Kommentare von ElMagico

  • 7

    Ein Jahr vor "Nosferatu" entstanden, kann "Schloß Vogelöd" den Erwartungen gerecht werden, die man durch eben diesen Nachfolger hegt. Ein kompakter Film, der aus seiner Zeit sicherlich sogar etwas heraussticht, dem aber die die erhoffte Einzigartigkeit fehlt und der heutzutage streckenweise etwas an seinem langsamen Erzähltempo leidet.
    Denn immer wenn Murnau ein Bild dieser Gesellschaft entwerfen will, scheint er gleichzeitig alle Bemühungen einzustellen die Geschichte von "Schloß Vogelöd" voranzutreiben. Und diese Story ist bei weitem keine schlechte! Ein Verwirrspiel, welches falsche Fährten so sehr manifestiert, diese dann teilweise auch einlöst, es aber doch schafft unerwartete Wege zu gehen. Und ich muss da auch zugeben: Allein aufgrund des Alters dieses Films, erwartete ich eben ein recht harmloses, vielleicht sogar moralisierendes Ende. Hier überrascht Murnau mit einem Finale, welches durchaus auch heute noch überraschen und vorallem gefallen kann. In diesen Phasen des Films, eben dann, wenn der Fall des vor Jahren ermordeten Grafen Peter im Mittelpunkt steht, dann kann Murnau Druck erzeugen und durch die Undurchschaubarkeit seiner Figuren durchaus eine Menge an Spannung. Hier kann "Schloß Vogelöd" die Vorteile ausspielen, die dem Stummfilm innewohnen. Blicke, große Gesten und beeindruckende Bilder. Noch lange nicht so selbstbewusst, so eindrucksvoll wie bei "Nosferatu", aber für Momente schafft Murnau eine sehr einnehmende Eindringlichkeit. Im Gegensatz dazu fällt sein Sittengemälde einfach sehr ab, es scheint einem zu weit weg, wirkt wie ein naives Abziehbild. Ich könnte hier ja noch nicht einmal sagen, ob das nun halbwegs realistisch entworfen ist oder doch eher Weichzeichnerei ist...der Punkt ist: es hat heutzutage kaum mehr Relevanz. Da fehlt, zumindest mir, der Bezug und irgendwo auch die Lust mich einzuleben. Aber auch die Inszenierung dieser Szenarien lässt vermuten, dass dies für Murnau auch mehr Zugeständnis ans damalige Publikum war und weniger Herzenswunsch.
    Denn immer dann, wenn "Schloß Vogelöd" richtig stark wirkt, dann erinnert er an die expressionistischen Meisterwerke des Stummfilms und steht ab und an schon an der Schwelle zum Horrorfilm. Man merkt hier einfach die Freude am experimentieren, der Lust am ausprobieren. In den drückenden Momenten der Spannung, in den kurzen Ausflügen ins Fantastische, dort erzeugt Murnau die Atmosphäre, die man sich so sehr vom kompletten Film gewünscht hätte.

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    • 8

      Da gibt es Filme, die sieht man, mag man, weiß aber insgeheim, dass man sie nun ein lange Zeit auch nicht mehr sehen wird. Man hat den Film eben schon gesehen...und auch wenn er wirklich gut war, es bleibt da eben nichts offen, was eine baldige Zweitsichtung nahelegt. Da gibt es aber auch Filme wie "Les Yeux sans visage", von denen man schon während des Abspanns weiß, dass man noch nicht fertig miteinander ist, dass Film und Zuschauer sich näher miteinander beschäftigen müssen. Denn "Les Yeux sans visage" offenbart nicht alles, wirkt seltsam und introvertiert, und doch freut man sich auf ein Wiedersehen. Denn auch wenn dies sicherlich kein perfekter Film ist, man nach der Erstsichtung kaum sagen könnte, was denn tatsächlich seine Stärken oder sein Schwächen sind, so kann man definitiv eines von ihm sagen: Er ist ungeheuer interessant. Man kann noch nicht endgültig sagen, wie sehr man sich mögen wird...aber man fühlt sich von ihm angezogen.
      Dementsprechend ist der erste Eindruck auch ein sehr vager. "Les Yeux sans visage" ist seltsam. "Les Yeux sans visage" ist schön. Kaum einzuordnen und mit Genreeinteilungen nur schwerlich zu fassen. Engel und Dämonen, welche sich um ein und denselben Film streiten. Leichtfüssig Poesie und fast dokumentarisch anmutende Grausamkeiten. Das ist mit Horror oder Grusel nur unzulänglich umschrieben, ist mehr eine Grimmsche Interpretation des Schreckens, vorallem da der Schrecken nie in einer anderen Welt verortet wird, welche die Realität doch nie berühren wird. Der Schrecken hier ist ganz nah und scheint doch, als wäre er nicht von dieser Welt.
      Das hat teilweise stark experimentelle Züge, welche man aber letztendlich gar nicht so sehr wahrnimmt. Ja, würde man "Les Yeux sans visage" auf seine Mitte reduzieren, dann bliebe eine recht simple Szenerie übrig...wie es bei Märchen eben so ist. Georges Franju macht daraus aber eine fast unwirkliche Erfahrung, welche ich gerade auch kaum beschreiben kann. Denn all das scheint mir doch sehr viel mit Franjus Inszenierung zu tun zu haben. Er scheint kein Interesse daran zu haben, dem Zuschauer diese Geschichte zu erzählen. Scheint keinen Sinn darin zu sehen, dem Publikum die involvierten Figuren näher zu bringen. Sie alle wandeln wie Geister ihres Schicksals durch diesen Film, scheinen nur zufällig Teil dieser Geschichte geworden zu sein und verhalten sich dementsprechend introvertiert. Aber der ganz Film schwebt, wirkt hauchdünn und federleicht. Selbst in den doch recht krassen Szenen (bedenkt man das dieser Film aus dem Jahre 1960 ist, dann ist eine Szene ultraheftig) bleibt "Les Yeux sans visage" luftig und wirkt wie ein böser Traum von dem erwartet, dass er sich bald im Nichts auflöst...dies geschieht aber nicht.
      Ein vorläufige Wertung von mir. Ich kann diesen Film einfach noch nicht als kompakte Einheit für mich benoten. Es taten sich da ja durchaus auch einige Schwächen auf...oder Aspekte, die mir im Gesamtkontext zu fremd vorkamen. Aber trotzdem, oder genau deswegen, versprüht der Film so eine unglaublich seltsame Aura.

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      • 6 .5

        Mit diesem Film endete mein letztes Jahr und beginnt gleichzeitig auch mein neues. Denn als ich "The Day the Earth Stood Still" vor ein paar Tagen sahr, war ich doch ziemlich erschreckt davor, wie mies ich ihn doch letztendlich empfand. Andererseits fand ich aber nur gute Kritiken, voll von Worten wie Klassiker, so dass ich das Gefühl hatte dem Film noch einer Sichtung unterziehen zu müssen. Auch, weil ich doch zugeben muss, dass ich beim ersten Mal relativ halbherzig bei der Sache war.
        Die zweite Sichtung konnte meinen Eindruck erheblich verbessern, dieser ist aber immer noch weit entfern von einem durchweg positiven. Dabei verstehe und unterstreiche ich, dass es sich bei "The Day the Earth Stood Still" ganz klar und eindeutig um einen Klassiker des Science-Fiction-Films handelt...mir persönlich ist er aber viel zu einfach gestrickt, als dass ich ihn groß abfeiern könnte. Den Machern war es wichtig ihre Botschaft zu transportieren, und sie taten dies teilweise auch auf Kosten eines stringenten Werks. Das ähnelt fast einer Fabel, so offenkundige wird nur auf das eine Ziel hingearbeitet und es gibt Momente, wo man sich fast etwas ärgert, dass dafür im Detail manchmal so geschludert wurde.
        Der Beginn ist jedoch völlig phänomenal. Musik, Bilder, Atmosphäre...jetzt weiß ich, wo Burton sich bei "Mars Attacks!" bedient hat. Und tatsächlich erscheint einem im Nachhinein Burtons Marsmenschen-Massaker nun auch nur als logische Konsequenz dieses Films, denn auch ich hatte den Gedanken: Diese Außerirdischen könnten ruhig etwas weniger streberhaft sein und hier und da mal bisschen auf den Putz hauen. Doch der anfängliche Weltraumcharme geht recht schnell flöten und macht einer Parabel auf die Furcht vor dem Kommunismus platz. Dies geschieht dann leider teilweise doch recht naiv und plump...jedes Wort, jede Handlung ist völlig offenkundig in ihrer Motivation. Es werden einfache Antworten auf komplizierte Fragen geliefert, die man heute aber einfach in dieser Form nicht mehr ernst nehmen kann. Dabei negiert der Film meist auch völlig eine differenzierte Auseinandersetzung mit seinem Thema, er begnügt sich meit Weiß als Alternative zu Schwarz.
        Es ist der Charme der hier dann dennoch einiges rausreißen kann. Und ja, trotzdem auch irgendwie das Engagement. Denn auch wenn es mir vielleicht nicht völlig zusagt, wie das umgesetzt wurde, so finde ich es ja dennoch gut, dass es zum Thema gemacht wurde. Da der Film sich aber nicht in die Tiefen bewegt, nicht differenziert und diskutiert, wäre ich auf der anderen Seite doch froh gewesen, wenn er zumindest auf der Unterhaltungsseite etwas mehr Feuer gehabt hätte. Wegen mir auch billiges B-Movie-Feuer. So wirkt er einfach oft sehr bieder, wo ich mir einfach etwas mehr Marsmenschen, schräge Orgeltöne und Laserstrahlen gewünscht hätte. Dies liefert "The Day the Earth Stood Still" aber leider nur sehr sporadisch.

        18
        • 7 .5

          Packender Invasionsfilm, der lange gekonnt auf der Grenze zwischen Science-Fiction und Horror tanzt, dem aber zum Ende hin etwas die Luft ausgeht. Denn bis zur finalen Hatz schafft es "Invasion of the Body Snatchers" mit einfachsten Mitteln eine Atmosphäre der Unsicherheit zu erzeugen und baut dadurch eine Menge wirklicher, intensiver Spannung auf.
          Im Nachhinein spielen da dem Film sogar ein paar kleine Logiklöcher und seine verschiedenen Rezeptionen in die Karten. Ersteres, da einige Szen sicherlich relativ dümmlich sind, nimmt sie isoliert für sich selbst. Dem Feeling des Films sind sie aber doch sehr zuträglich, da sie einem noch mehr das Sicherheitsgefühl nehmen, etwaige Orientierungspunkte verschleiern und dadurch den Zuschauer im Dunkeln tappen lassen. Zweiteres, weil bei diesem Film bis heute die Meinungen auseinandergehen, wer denn hier nun wer ist. Zwar ist die einhellige Meinung da, dass "Invasion of the Body Snatchers" eine Reaktion auf die Kommunisten-Paranoia der 50er ist, aber je nach Interpretation sind die Außerirdischen mal die Kommunisten, mal die Verfolger dieser. Und das deckt sich sehr gut mit dem, was auch direkt im Film passiert. Denn in seinen besten Momenten fühlt man als Zuschauer dieses Misstrauen, man wähnt selbst (mal abgesehen vom Helden) hinter jeder Figur einen möglichen Alien. Beabsichtigt oder nicht, dies tut enorme Wirkung. Man fiebert mit, stellt Vermutungen an, würde am liebsten selbst eingreifen und ja, fühlt sich sogar irgendwie bedroht. Wie so oft: Es ist das, was man nicht sieht und weiß, das einen Horrorfilm ausmacht.
          Dabei muss man "Invasion of the Body Snatchers" aber auch dafür loben, wie er diese Invasion darstellt. Natürlich gibt es hier keine Antworten auf das Warum...aber dies wäre letztendlich auch ja völlig unsinnig. Sie sind da und wollen die Erde. "Invasion of the Body Snatchers" erschafft da aber keine abschreckenden Kreaturen, welche ja dann doch meist ihre Funktion verfehlen, sondern zeigt diese Übernahme sehr subtil und kann mit den wenigen Bildern dieser Aliens seine unangenehme Stimmung noch unterstreichen.
          Leider ist die abschließende Verfolgungsjagd dann aber doch eher Einheitsbrei und unspektakulär. Ich mag das einfach nicht, wenn Filme auf einen Punkt hinarbeiten und ab diesem einen Punkt nur noch gerannt, gefahren oder gekämpft wird. So auch hier: man stoppt inhaltlich und wird nur noch körperlich, was mich eben schnell langweilt. "Invasion of the Body Snatchers" rafft sich aber noch zu einem anständigen Ende auf, auch wenn es ein paar Szenen zuviel sind. Denn das Ende, welches Regisseur Don Siegel für den Film vorsah, wäre das bei weitem bessere gewesen...leider bestand das Studio auf einen recht positiven Ausklang und man hängte dem ganzen noch ein paar Szenen an. Verschmerzbar, aber schon schade.

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          • 6 .5

            Obwohl nichts an "The Outlaw Josey Wales" falsch oder schlecht ist, will er sich dennoch nie wie ein richtig guter Film anfühlen. Es sind einzelne Phasen, nämlich die, in den Bild und Story eine gemeinsame Sprache finden und einen synchronen Takt finden, in denen man merkt, dass dieser Film durchaus das Zeug zum Meisterwerk hat, zumindest aber zum Westernklassiker. Zu oft steht aber ein eine imposante visuelle Erhabenheit einer recht dürftigen und teilweise elegischen Storyline gegenüber. Eastwood bemüht sich zwar dieser altbekannten Rachegeschichte neue Nuancen beizufügen, zu mehr als ein paar leeren Floskeln reicht das aber so gut wie nie. Natürlich ist das grimmiger als noch in den 50ern und 60ern, und klar, das ist auch um einiges brutaler, diese rauhere Oberfläche kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier noch mit dem uralten Klischees vom Heroen gespielt wird, der aus einfachen Verhältnissen stammend, sich der Übermacht der Welt entgegenstellt. Das ist nicht per se schlecht, auch im Falle von "The Outlaw Josey Wales" nicht, es ist aber auch nichts besonderes. Zwar ist man darum bemüht z.B. die Indianer differenzierter darzustellen, im Gegenzug dazu werden dann aber plötzlich die Nordstaatler ziemlich eindimensional dargestellt.
            Am meisten krankt der Film aber daran, dass er irgendwann zur kleinen Roadmovie-Nummernrevue wird. Die Mitte des Films zieht sich doch etwas sehr in die Länge, weil ein formelhafter Ablauf der Vorgänge immer wieder angewandt wird. Dabei ist dieses Muster schon anfangs sehr leich zu durchschauen und dient letztlich nur dazu den Heldenmythos weiter zu steigern und die Gruppe aufzustocken. Eigentlich völlig ok, hier aber einfach viel zu lange. Und ja, richtige Spannung will dadurch einfach nicht aufkommen, zu unentschlossen ist dazu Eastwoods erzählerischer Fokus, zu schwammig das Ziel, auf das man eigentlich zusteuert.
            All dies würde für einen anderen Film wohl den Untergang bedeuten, doch dieser unausgegorene Weg, den "The Outlaw Josey Wales" zeigt, ist einfach grandios in Szene gesetzt. Oft wird hier genau die Mitte zwischen klassischem US-Western und den damals näheren Italo-Western getroffen. Groß im Ansatz, jedoch dreckig im Detail und dazu eine Bildsprache, die doch auch gern mal mit dem epischen kokettiert. Das tut dem Film gut, verleiht im etwas, dass er eigentlich gar nicht in sich trägt, lässt ihn mächtiger wirken als er ist. Dazu passt ein erhabener, stiller Eastwood in einer für ihn so typischen Rolle. Ob das nun cool ist oder einen Ticken zu kalt, das mögen andere entscheiden...aber man hat im Laufe des Films schon den Eindruck, dass selbst dieser Josey Wales vergisst, warum er da gerade eigentlich Rache nehmen will. Bezeichnenderweise müssen da auch ein paar Rückblenden während des Finales helfen, warum denn nun alle Bösen sterben müssen. Interessanter sind da tatsächlich die Nebenfiguren wie Fletcher oder der Indianer Lone Watie, da sie einfach vielmehr Nuancen zeigen und auch mal überraschen können. Den Höhepunkt markiert hier aber Will Sampson als Häuptling Ten Bears, dessen Gespräch mit Josey für mich weit aus diesem Film herausragt.
            Für Westernfans sicherlich ein Muss, kann ich anderen "The Outlaw Josey Wales" nur recht halbherzig empfehlten. Wunderbar anzusehen, aber teilweise auch etwas ermüdend, fehlt diesem Film einfach das gewisse Etwas.

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            • 8

              Mit "Frankenweenie" kehrt Tim Burton zu seinen eigenen Anfängen zurück und Remaked sich sozusagen selbst. Und es scheint, als tut er dies nach langer Zeit wieder einmal so, wie nur er allein das will. Anstatt Schauspielern gibt es Puppen, wo die Effekte überhand nahmen, da findet man nun wieder Handarbeit. Der große, klitzernde Anzug mochte nicht wirklich passen, war unbequem und man spürt förmlich, um wieviel wohler sich Burton in seiner alten Kleidung fühlt.
              Dabei tut er gut daran, einer Horde von absolut absurden Einlass zu gewähren, die im Original Kurzfilm noch draußen bleiben mussten. Denn dieser erscheint einem im Vergleich zu dieser Version beängstigend bieder und harmlos, eben wie man sich einen Kinderfilm von Disney vorstellt. Dies hier ist aber das überbordende und morbide Sammelsurium, das man sich von Burton schon lange wieder gewünscht hat. Natürlich erzählt er irgendwo wieder sein Geschichte, die von den Außenseitern, den Anderen, den etwas abartigen...mittlerweile regieren diese aber Burtons Universum. Die Außenseiterolle haben fast schon die normalen inne. Allein Victors Schulklasse mutet an wie eine Gruppentherapie für angehende Monster und Kreaturen. "Frankenweenie" gewinnt unheimlich durch all diese neuen Figuren und bricht schon relativ früh mit seinem Original. Wenn Burton am Ende aber seine kleine Geschichte vom anderssein in einer doch im Grunde selbst seltsamen Welt in einem furiosen Finale enden lässt, welches anscheinlich alles filmische dieser Welt, aus jeder Epoche und vom A- bis zum C-Movie, über seine Helden hereinbrechen lässt, dann hat das mit dem Ur-Frankenweenie so gut wie nichts mehr zu tun. Das ist dann schon fast Anarchie...im positivsten Sinne.
              Sehr schön, wirklich. Ein Bitte hätte ich da nur noch: Bitte, bitte! Bitte ein eigener Film für das Weird Girl und Mr. Whiskers! Bitte! Er muss auch nicht arg lange sein!
              Zum Schluss noch ein Zitat von Critic.de, dass in wenigen Worten diesen Film wirklich vortrefflich zusammenfasst: "Frankenweenie"....betrauert nicht den Verfall einer großen, wertvollen Kultur, sondern feiert die Widerständigkeit einer billigen"

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              • 6 .5

                Nun geht es endlich an Burtons filmisches Schaffen, welches ich noch nicht kenne. Aber gleich "Dark Shadows" weist die gleiche Problematik auf, an der auch schon seine Filme zuvor krankten. Der eine wichtige Schritt fehlt einfach. Auch "Dark Shadows" macht es einen eigentlich schwer ihn nicht zu mögen, erschafft sich Burton eine Ausgangslage, die eine große Erwartung und Vorfreude wecken. Doch an einem gewissen Punkt des Films schlägt er einen Weg ein, der einfach schon zu ausgetrampelt ist und bei dem man als Zuschauer kaum mehr gefordert ist. Er richtet ein Mahl an, welches auf den ersten Blick so opulent und fantastisch wirkt, auf das man sich einfach nur stürzen will, man aber nachdem man alles probiert hat merkt, dass es doch schmeckt wie am Tag zuvor.
                Denn was das Äußere betrifft, da ist "Dark Shadows" wirklich herausragend. Zwar wird auch er von CGI-Bildern geprägt, doch merkt man das kaum, da sich diese hier mal wirklich harmonisch ins Gesamtbild fügen. Visuell schafft es Burton einen zu entführen und man ist nur allzu gerne bereit ihm zu folgen, den der Plot des Vampirs, den es in die 70er verschlägt, verspricht ja noch dazu einiges. Und es sollte wirklich ein ganz einfaches Ding für Burton sein, diese Geschichte zu erzählen. Er hat Raum für sein visuelles Gespür, hat eine Horde an außergewöhnlichen Figuren und hat durch Barnabas auch die Möglichkeit, sich einem seiner Lieblingsthemen, dem Außenseiter in der modernen Welt, zu widmen. Das will aber nur in der ersten Hälfte des Films funktionieren, in der sich Burton auf seine Figuren bzw. seine Story konzentriert und sich dabei halbwegs Zeit nimmt. Doch scheint er damit nur das nötigste erzählen zu wollen, um ab hier auf ein Spektakel hinzuarbeiten. Sinnlos wird in der zweiten Hälfte jede Möglichkeit genutzt Schauwerte zu erzeugen, während sich die Geschichte im Standby-Modus befindet. Dass das beeindruckt, will ich auch gar nicht bestreiten, aber es lässt einen auch relativ kalt. Denn so toll der finale Showdown dann auch ist, so ist er auch etwas, das man von Burton nicht will und nicht erwartet: Ein Kampf zwischen Freaks, die einem zu fremd sind, als das man da irgendwie Herzblut reinstecken würde. Diese letzten 10 Minuten machen vielen anderen Filmen vor, wie man es richtig macht, wie ein imposantes Finale aussieht....nur, dies hier ist der komplett falsche Film dafür. Schon vorher stockte Burton dabei, uns diese Kreaturen als Menschen näherzubringen, während dieses Endes jedoch, macht er sie selbst wieder gänzlich zu unmenschlichen Monstern.
                Wie gesagt, man tut sich trotzdem schwer "Dark Shadows" nicht zu mögen und ich könnte jetzt auch wieder etwas davon schreiben, dass Burton hiermit im Blockbuster-Bereich immernoch einen der oberen Plätze einnimmt....aber irgendwie hatte ich diesen Eindruck bei seinen letzten Filmen zu oft. Burton stagniert, vielleicht im oberen Mittelfeld, aber er steht still. Diese Unentschlossenheit zwischen Markt und eigenen Anspruch entschuldigt man einmal gern, vielleicht auch zweimal...doch irgendwann muss dann auch wieder etwas kommen, bei den man sagt: Ja, das ist es! Das ist toll!

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                • 6

                  Die Bananenschale in Burtons Werk. CGI, Disney und eine allseits beliebte Romanvorlage. Richtig machen konnte er das nicht, sich höchstens mittelmäßig aus der Affäre ziehen. Aber einer schrie los und viele stimmten mit ein und schwupdiwup hatten wir den nächsten schlechtesten Film aller Zeiten. Den 4385.! Ich hab nachgezählt!
                  Und ich will ja gar nicht bestreiten, dass der Film eine riesige Fläche für Kritik offenbart. Der Umgang mit den 2 Romanen von Lewis Carroll ist sehr beliebig. Burton benutzt, lässt weg und erfindet neu. Wie weit das nun noch mit diesem Universum zu tun hat, das sollen andere entscheiden. Denn mir persönlich sind die Bücher nicht so extrem wichtig und ehrlich gesagt auch kaum noch geläufig. Sprich: Ich konnte den Film relativ frei von irgendwelchen Bildern sehen, anhand ich die Burtonschen Visionen beurteilen könnte. Und was soll ich sagen...es ist völlig ok für mich, was Burton da aus dieser Alice macht. Ein wirklich netter Film für zwischendurch, der sicherlich niemandens Hirn überanstrengt, aber auch weit von der typischen Disney-Welt entfernt ist. Nach Disney riecht der Film nämlich eigentlich nur ganz selten, erst beim Abspann wird überdeutlich das der Konzern seine Finger im Spiel hatte. Das zuvor gesehene ist aber doch zu dunkel und oft auch zu wild als das man es mit den sonstigen Veröffentlichungen Disneys in einen Topf werfen könnte.
                  Nach Burton riecht "Alice in Wonderland" aber ebensowenig. Ich will das nicht nur auf die CGI schieben, die nutzt er seit "Mars Attacks!" ja schon reichlich, aber sie visualisieren, was dem ganzen Film fehlt. Es ist einfach zu perfekt, zu mittig. Da sind keine Eckpunkte, keine rauhen Flächen, an denen man sich auch mal reiben kann. Dadurch bleibt der emotionale Effekt aus, den Burton bisher meist erreichte: Wahre Zuneigung. Die hat man hier nämlich zu niemanden. Die Figuren leben von ihrer Situationskomik, aber nicht von ihrem Wesen...ja, sie wirken irgendwie leblos. Und dies ist auch der Punkt, an dem Burton über seine eigenen Füße stolpert. Er scheint an so vielen Fronten zu kämpfen, dass er vergisst was ihn stark machte. Ein weiterer Film, der ein Loblied auf die Fantasie, die Reinheit und die Emotionalität der Menschen anstimmen will, der aber in all diesen Belangen nie gänzlich die Melodie trifft. Burton hat sich hier wohl einfach übernommen und etwas versucht, das vielleicht einfach gar nicht zu schaffen ist.
                  Ähnlich wie sein "Planet of the Apes" Remake ein etwas seltsames Werk von Tim Burton. Eben wie dieser, verlässt er seine Pfade und wirkt plötzlich so austauschbar und inhaltlich völlig diffus. Ein imponierender Bilderreigen bleibt "Alice in Wonderland" aber trotzdem, eine nette Story hat er auch, sogar ein paar richtig gute Momente...er bleibt aber immer ein Pfau, der nicht weiß wie er sein Prachtkleid entfaltet. Nett, nicht mehr....und ein paar Dollar für die CGI hätte sich Burton sparen können, indem er Elijah Woods anstatt Johnny Depp verpflichtet hätte. Der sieht nämlich in Natura so aus, wie Depp nach der Computerbearbeitung.

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                  • 7

                    Ein Musical. Eines, in dem wirklich um einiges mehr gesungen als gesprochen wird. Also ein Hassfilm-Kanditat für mich...
                    Nun, so schlimm ist es gar nicht, meistens ist das recht gut erträglich und besonders Johnny Depp macht auch gesanglich eine ziemlich gute Figur. Teilweise erinnerte mich seine Stimme etwas an Peter Murphy von Bauhaus oder gar an David Bowie...wobei Murphy ja auch großer Bowie Fan ist. Jedenfalls, Depp macht seine Sache wirklich gut, alle anderen bemühen sich zumindest. Das man es aber hier nicht mit ausgebildeten Sängern zu tun hat, das merkt man doch immer wieder.
                    Schlimmer wiegt bei "Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street" vielmehr, dass man sich viel zu sehr auf seiner Idee ausruht. Das mag für ein Publikum funktionieren, welches gezielt ein Musical besucht, aber gemessen an den Erwartungen an einen Film, ist Burtons Werk doch oft recht dünn. Ein doch recht simple Rachestory, die eigentlich nie ins Erzählen kommt, sondern immer nur eine außergewöhnliche Nummernrevue bleibt. Denn gerade was den erzählerischen Flow betrifft, stört dieses ständige Gesinge doch vehemment. Manche Lieder haben in etwas dieselbe Funktion für den Film, wie es die Pausetaste auf der Fernbedienung hat...sie frieren den Film ein und lassen ihn auf einer Stelle verharren. Da gibt es dann wirklich nur noch die Musik, mit sich ständig wiederholenden Inhalt. Bedenkt man, dass "Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street" eh schon auf relativ vielen Wiederholungen basiert, so bleibt der Film inhaltlich doch erschreckend leer.
                    Dies kann Burton diesmal auch nicht vollends durch seine Optik kaschieren. Viel zu sehr verlässt er sich auf die Wirkung der Musik, scheint selbst von seiner Idee beeindruckt zu sein, ein Musical auf die großen Kinoleinwände zu bringen. Dabei gefällt mir ja dieses unnatürliche, dunkle und irgendwie minimalistische Bild Londons sehr...es kann nur nicht alle Defizite des Films aufwiegen. Es bleibt ein schales Gefühl der Unzufriedenheit zurück, gleichzeitig aber auch das, einen doch recht guten Film gesehen zu haben. Es mag sich nur nicht das Bild eines einheitlichen Films bilden. Viele Ideen, viel Stückwerk. Einige tolle Momenten und ein großartiger Johnny Depp machen eben noch keinen herausragenden Film. Burtons Stilistik rettet zwar einiges, aber verglichen mit seinem restlichen Œuvre passiert hier zuwenig. Zuwenig fürs Herz und zuwenig für den Kopf. Dafür gibt es einiges fürs Ohr....und wem das gefällt, der kommt sicherlich auch richtig gut mit "Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street" zurecht.

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                    • 7

                      Hach! Langsam merke ich, wie mir die Wort ausgehen. Es gibt da einige Begriffe, die einem irgendwie bei jedem Film des Tim Burton durch den Kopf schwirren. Groß verwunderlich ist das ja auch nicht, sind sie doch alle merklich demselben Kopf entsprungen. Es ist alles immer etwas anders, ein bisschen obskur und kratzt manchmal sogar einwenig an den Grenzen des guten Geschmacks. Andererseits fühlen sich Burtons Filme immer so warm an, werden seine Charakter von ihm gehegt und gepflegt, egal wie absonderlich sie sind. Ein perfekte Mischung, die das Auge genauso verwöhnt, wie sie das Herz umschmeichelt, serviert in fast ausnahmslos großartigen und fantasievollen Geschichten. Und ich mag sie ja wirklich alle, nur....
                      ....gehen mir eben langsam die Worte dafür aus. Denn alles, was man über "Edwar Scissorhand", "Sleepy Hollow" oder "Big Fish" sagte, es würde auch hier passen. Es sind verschiedene Storys, andere Bilder und wechselnde Kernthemen, ganz klar. Aber schon allein die Optik verrät Tim Burton immer wieder. Dann kommt Danny Elfman ins Spiel, diese gern gesehen Käuze von Charaktern, ein bisschen Grusel, etwas Humor und viel Gefühl...schon kann man Burtons Film von tausenden ohne Probleme unterscheiden. Und das klappt auch bei "Corpse Bride", welcher sicherlich nicht Burtons bester ist, aber selbst als solider Film dieses Mannes noch soviel Charme versprüht. Mir gefällt hier dies und jenes nicht so gut, und bei Gesinge wird das Eis bei mir ja prinzipiell sehr dünn, das Resultat ist dann aber wieder einmal so liebenswürdig, dass man den Film nur mögen kann. Und selbst wenn diesem Mann mal gar nichts mehr einfallen sollte, so glaube ich, dass ich seine Filme allein wegen all der kleinen Details, Nebenfiguren und seiner Settings mögen würde. In dieser Blockbuster-Größenordnung einen solchen qualitativen Standart über doch einige Filme zu halten...das schaffen außer Tim Burton nicht viele.
                      Nicht viele Worte zum eigentlich Film. Aber ich denke jeder kann es sich zusammenreimen. Es gibt tausende schlechtere Möglichkeiten 70 Minuten zu verbringen. Eine warmherzige Boshaftigkeit, die Zuschauern jedes Alters angenehme Unterhaltung zu bieten hat, auch wenn das eine fast schon böse Floskel ist. Aber das ist es wohl, was Tim Burton will: Den Menschen eine gute Zeit vermitteln. Sie aus dieser Welt in eine andere mitnehmen. Eine bunte, komische, gruselige und oft total verrückte.

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                      • 7 .5

                        Irgendwann merkt man schon nach ein paar wenigen Sekunden, dass man gerade einen Tim Burton-Film sieht. Dieser Mann hat eine völlig markante Handschrift etabliert, und trotzdem kann man ihm nicht vorwerfen, dass er stagnieren oder sich allzusehr wiederholen würde. Er probiert sich ja durchaus auch an neuem, geht Risiken ein, ist aber bis auf wenige Ausnahmen immer in seiner Stilistik erkennbar. Dabei kann man "Charlie and the Chocolate Factory" durchaus als ein kleines Best-of von Tim Burton empfinden, obwohl es ja ursprünglich eine durchaus bekannte Buchvorlage ist. Der Film versammelt aber alles was die Werke ausmacht, erreicht aber nie die emotionale Tiefe seiner besten Filme.
                        "Charlie and the Chocolate Factory" beschwört abermals das Kind im Manne, doch sind es die Kinder an sich denen hier eine Stimme verliehen wird. Er erzählt von den kleinen Dingen, die uns als Kind so großartig und faszinierend erschienen, die aber im Erwachsenenalter irgendwann all ihren Wert verloren. Er feiert die Kindheit als die Phase, in der die Realität wirklich gegen die Fantasie des Menschens ankämpfen muss und diese meist nur mit Hilfe der Erwachsenen besiegt werden kann. Das sind die Momente, in denen die Reinheit verloren geht. Burton geht hier zuweilen doch recht plakativ vor, malt mit grellen, für jeden sichtbaren und verständlichen Farben. Auch der unterschwellig Spott will oft gar nicht so sehr passen und stellt sich teilweise der Kernaussage des Films in den Weg. Aber letztendlich ist "Charlie and the Chocolate Factory" eben auch ein Märchen und diese vermitteln ihre Botschaft doch meist sehr deutlich.
                        So weit, so nett. Doch da hat Tim Burton eben noch zwei Joker im Ärmel. Der eine wäre diese kunterbunte, vor Liebe zum obskuren Detail berstende Inszenierung, die man ja mittlerweile von ihm erwartet. Doch hier reiht sich wirklich ein sehenswerter und absurder Einfall an den nächsten. Das beginnt mit dem kleinen, schiefen Haus mitten im grauen Wohnblick und hört in dieser völlig außergewöhnlichen Schokoladenfabrik noch lange nicht auf. Man spürt, dass sich hier über jede einzelne Szene Gedanken gemacht wurde...und das alles wirkt ja auch nicht nur auf visueller Ebene. Alles scheint auch einen Inhalt zu haben, eine Aussage. Ein großes Ja zur Freude, zum Leben und zur Fantasie.
                        Das dieser Film ein guter ist, wird einem aber spätestens mit dem Auftritt des Willy Wonka klar. Dieser seltsame, sarkastische und kaum einzuordnende Charakter zieht nach ca. Minuten den Film komplett an sich und man kann als Zuschauer bis zum Ende nicht genau sagen, wie man diese Figur nun nehmen soll. Man hat ihn einfach gern, diesen arroganten Sonderling, dessen Witz oft so derbe böse ist. Oft aber auch nur so böse wirkt, wenn man allgemeingültige Nettigkeitsfloskeln als Standart heranzieht. Ich finde diesen Schokoladenfabrikanten jedenfalls wundervoll, da er meinen Humornerv nahezu genau trifft.
                        Ein schöner, moderner Märchenfilm, der gar nie versucht zu verleugnen, dass er gleichzeitig auch ein großer und kommerzieller Film ist. Dadurch scheint er aber mehr Freiheiten zu gewinnen als zu verlieren und ist damit eigentlich eine Paradebeispiel dafür, wie ein Blockbuster für die ganze Familie aussehen kann. Technische Spielereien gibt es hier ja auch zuhauf...sie sind aber immer Hilfsmittel oder Zierde, nie der Motor des Films.

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                        • 8 .5

                          Als würde Tim Burton einen Schritt ins Licht tun und nach der Schelte, die er für "Planet of the apes" bekommen hat, sich neu sortiere. Nun, zumindest ein bisschen. Vom Gefühl her ist dies eindeutig ein Burton, die Position des Erzählers ist hier jedoch deutlich eine erwachsenere. Ob es nun Altersweisheit ist, oder einfach nur neugewonnene Milde: Tim Burton rückt die Figuren, die vorher noch meist Außenseiter waren, in die Mitte und belässt sie dort. Das Mitleid bekommen diesmal diejenigen, die nicht sehen wollen oder können.
                          Natürlich ist das zuweilen sehr kitschig, gerade weil Burton um seine fantasievollen Episoden ein kleines Familiendrama aufbaut, welches doch schon sehr altbekannten Standarts folgt und somit gänzlich vorhersehbar ist. Seltsamerweise wartet man trotzdem immer wieder auf das Ende des Films, wird man stets auf neue von diesem angenehm berührt. So wie man sich prinzipiell wiederholt relativ gut auf den Film einlassen kann, obwohl man sein kleines Geheimnis doch eigentlich schon kennt. Aber auch als Kind hat man sich ja ein und dasselbe Märchen immer und immer wieder angehört. Die Sehnsucht nach dem guten Ende, die Hoffnung auf Erleichterung, man hat sie unbewusst mal für mal künstlich befriedigt. Und so geht es mir auch mit "Big Fish": Es ist einfach ein schöner Film, der sagt, dass vielleicht doch nicht alles so schlimm ist, dass man vieles einfach nur sehr dunkel sieht und empfindet...gerade als Erwachsener.
                          Kann man sich auf diesen positiven Aspekt dieser Geschichte einlassen, dann wird man von diesem Film sanft verzaubert. Ein sehr warme Angelegenheit, der man auch gern ihre kleinen Längen verzeiht. Und auch wenn das dem einen oder anderen viel zu kitschig und bunt gestaltet ist, so seh ich in diesem Film doch auch eine große Wahrheit. So wie manche Autoren, manche Filmemacher sich in die tiefen des menschlichen Schmerzes stürzen, höchst tragische Geschichten entwerfen, die vor Dunkelheit und Abgründen nur so strotzen, letztendlich aber auch nur eine Seite des Lebens damit beleuchten, so ist dies Burtons Blick aufs Leben durch die Augen eines Menschen wie Edward Bloom. Und dieser weiß nur zu gut das nicht alles schön ist, weiß um den Schmerz den es gibt, aber er selbst will dem Ganzen etwas Farbe, etwas schönes hinzufügen. Auch da, wo es vielleicht nichts schönes zu sehen gibt. Am Ende ändert dies natürlich nichts, das Ergebnis bleibt das gleiche...dies gilt aber im gleichen Maße für eine negative, nihilistische Sicht auf die Dinge des Lebens. Und auch wenn ich weit davon entfernt bin, ein Mensch zu sein der solche Dinge in einem positiven Licht sehen kann, so bin ich doch froh, wenn mir dieser Edward Bloom ab und an seine Augen leiht. Denn diese Sehnsucht nach dem Happy End habe ich nachwievor.

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                          • 6

                            Das, womit man so gar nicht zurechtkommen will bei "Planet of the Apes" ist wohl, dass er ein stinknormaler Film geworden ist. Burtons Version dieses Klassikers, dessen Original ich aber schon nicht als solch großes Werk betrachte, kämpft mit denselben Problemen wie jeder andere Blockbuster. Da sind kaum Eigenheiten auszumachen und dies als Film von Tim Burton auzumachen, dazu braucht man schon die cineastische Lupe. Es ist reine Fast-Food-Unterhaltung die einem hier serviert wird. Ganz nett und sicherlich kein Desaster, aber eben ohne Herz und Verstand.
                            Mir fällt es da auch schwer irgendetwas positiv oder negativ herauszuheben. Tim Burton macht hier ja nichts eklatant falsch, aber er macht halt auch nichts sonderlich gut. Er kreiert einen Film von der Stange, bei dem man sich schon kurz danach frägt, warum er den eigentlich jetzt so lange gedauert hat...den passiert ist ja nicht wirklich viel. Natürlich versuch Burton hier kritische Untertöne einzubauen, welche jedoch so durchsichtig sind, dass sie auch umgehende wieder verpuffen. Hätte man hier überhaupt etwas mehr in die Tiefe gehen wollen, dann hätte man sich von dieser Schwarzweißmalerei verabschieden müssen, von dieser meterhohen Abgrenzung zwischen Gut und Böse...das wiederum hätte wohl auch geheißen, sich von den Blockbusterambitionen zu verabschieden.
                            Ich würde einen Film wie "Planet of the Apes" nie in die Tonne treten, dazu ist er viel zu sehr objektives Produkt und ja mehr als ordentlich gemacht. Er berührt aber genau gar nichts und kann teilweise noch nicht einmal die billigsten Emotionen wecken...ob Affen oder Menschen, es ist einem relativ egal was wem hier passiert. Von Tim Burton will man sowas eben einfach nicht sehen.

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                            • 6 .5

                              6 animierte Kurzgeschichten, die fast ein bisschen zu glatt daherkommen und somit nur halb den Charme des Burtonschen Universums versprühen. Gerade wenn man das Buch "The melancholy Death of Oyster Boy & other Stories" von Tim kennt, aus dem nämlich fast alle hier auftretenden Figuren stammen, dann kann man sich einem leichten Gefühl der Enttäuschung nicht erwehren. Das besitzt zwar noch immer genügend kauzige Absurdität und diese zwischen putzig und etwas krank pendelnder Phantasie um die jeweils ca. 3 Minute langen Folgen zu amüsanten Kleinoden zu machen, etwas halbherzig fühlt sich die Sache trotzdem an. Die Animationen sind z.B. im Gegensatz zu Burtons eigenen Zeichenstil sehr sauber. Sprache gibt es hier kaum, womit die wunderbare Reimkunst, die sonst seine kleinen Geschichten erzählt, ebenfalls wegfällt. Wirklich ganz nett, aber wenn man weiß was der Mann eigentlich drauf hat, dann will man hier nur schwerlich in Jubelarien verfallen.
                              Und weil ich gerade das Buch mal wieder aus dem Regal geholt habe und um zu unterstreichen wie herrlich dieses doch ist, möchte ich hier kurz die Geschichte "Stick Boy and Match Girl in Love" teilen (die Bilder dazu müsst ihr euch einfach vorstellen):

                              Stick Boy liked Match Girl,
                              he liked her a lot.
                              He liked her cute figure,
                              he thought she was hot.
                              But could a flame ever burn
                              for a match and a stick?
                              It did quite literally;
                              he burned up pretty quick.

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                              • 8

                                Tim Burton begibt sich den Märchenwald und es ist eine wenig überraschende Erkenntnis, dass er sich dort ganz vorzüglich auskennt. Ein Film von einer überwältigenden Atmosphäre, die einen aber zu keinen Zeitpunkt überfährt, nie aufgesetzt oder künstlich wirkt, sondern einfach ein perfekte Melange aus Geschichte, Stimmung und Optik bietet. Und man wünsch sich danach fast mehr davon...das eine oder andere Grimmsche Märchen in dieser Machart...das wäre was!
                                Im Grunde ist "Sleepy Hollow" eine mystische Kriminalgeschichte, was ja aber wiederum viele Märchen sind. Der leicht affektierte Polizist Ichabod Crane wird nach Sleepy Hollow geschickt um einige seltsame Mordfälle aufzuklären und ist nebenbei ganz allein dafür zuständig, diesem Film seinen stillen Humoresken Unterton zu verleihen. Außerdem scheint mir dieser Ichabod Crane die Geburtsstunde eine ganz bestimmten Rollentypus zu sein, den Johnny Depp danach immer wieder bediente. Besonders dieser eine Piratenkapitän ist das in laut, was Mr. Crane in leise ist. Hier gefällt mir das aber, da es eben recht still und verhalten ist.
                                Aber man muss hier auch gar nicht soviel Worte verlieren, da es weder die Schauspieler sind, die "Sleepy Hollow" zu solch einem Vergnügen machen, noch ist es die Story an sich. Es ist dieser dunkle Wald in den man entführt wird, diese alte Welt in der die Grenzen noch schwammig waren in Bezug darauf, was man glaubte und was nicht. Und genauso wie Dorfbewohner in einer ungewissen Angst leben, sich vor einem Phantom fürchten, oder eben auch nicht, so ist genau dieser Umstand auch der Motivationsmotor für den Zuschauer. Gibt es das wirklich? Es ist möglich, da es in diesem tiefen Wald einiges gibt. Oder will uns doch wieder ein Regisseur nur an der Nase herumführen?
                                Doch Tim Burton scheint nicht der zu sein, der sich um sowas Gedanken macht. Er will seine Geschichten erzählen, sie ausschmücken wie Märchen und den Zuschauer mit Bildern verzaubern und verführen. Er akzeptiert kleine Geschichten als das, was sie sind, solange er etwas spezielles für sich in ihnen finden bzw. sehen kann. Er plustert sie nicht auf, macht sie nicht künstlich komplizierter...was ja doch meist auch gar nicht funktioniert. Ein moderner Märchenerzähler, dass ist wohl das, was Tim Burton am besten beschreibt. Und erzählte er vorher meist Geschichten für etwas kleineren, so beginnt er mit "Sleepy Hollow" damit, nur auch Schauermär für die größeren zu erzählen.

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                                • 7 .5

                                  Wären diese herzallerliebsten Marsianer nicht, die Bewertung für "Mars Attacks!" würde meinerseits gar nicht mehr so positiv ausfallen. Diese durchtriebenen Viecher rocken hier aber ganz gehörig die Welt, verkörpern die Spielzeugfiguren die man schon sein lebenlang haben wollte und brilliert noch hinzu mit einer der wohlklingensten Sprachen der Filmgeschichte. Der Rest des Films scheint bei ausgiebigem Genuss (ich hab ihn schon ziemlich oft geguckt) einem jedoch regelrecht in den Fingern zu zerbröckeln. Man will ihn richtig arg mögen, aber mit der Zeit schimmert immer mehr durch, dass diese geniale Retro-Optik und einige geniale Gags doch auch über viel Leerlauf hinwegtäuschen.
                                  Bei der Erstsichtung ist "Mars Attacks!" jedoch ein Fest, bei dem man kaum in die Verlegenheit kommt an etwas herumzumäkeln. Die Stars geben sich die Klinke in die Hand, irgendwann tauchen völlig absurde Außerirdische auf, die direkt aus den 50ern entsprungen zu sein scheinen und diese wollen doch tatsächlich die Welt in Schutt und Asche legen. Und das tun sie auf eine dekadent bösartige Art und Weise, die meistens wirklich zum himmelschreien komisch ist und verleihen dem Film damit seine absoluten Höhepunkte. Auf Seite der Menschen gibt es leider nicht soviel bemerkenswertes, eigentlich sind sie nur nötig, da die extraterrestrische Bosheit auch Opfer braucht. Aber all die kleinen Geschichten außenrum, von Hotelerbauern und Familienwiedervereinigungen, sie sind für ein paar nette Momente gut, aber letztendlich kaum der Rede wert. Gerade die Gesellschaft im Weißen Haus nervt einen irgendwann doch ein bisschen, da sie immer wieder auf die selbe Art reagieren und somit auch die Gags immer wieder aufs selbe hinauslaufen. Glücklicherweise bleibt "Mars Attacks!" nie allzulange auf einen Handlungstrang fixiert und die Schauplätze wechseln ziemlich rasant, so dass einem die recht dünne Substanz der einzelnen Storys kaum auffällt. Und außerdem sind da ja immer wieder sie...die Marsianer! Die wollen keine Handlung und machen somit alles richtig. Sie wollen nur kaputt machen!
                                  Wie gesagt, ich hab den Film so oft gesehen, dass einiges sich totgelaufen hat. Noch hinzu kommt, dass ich vorher drei richtig tolle Filme von Tim Burton gesehen habe, gegen die "Mars Attacks!" einfach deutlich abfällt. Aber man hat hier beim ersten Mal einen riesen Spaß und der Film ist ja auch für mich nachwievor ein völlig liebenswerte Angelegenheit. Allein die Lasergewehre der Aliens sind fast schon einen Punkt wert. Mit der Zeit kann der Film aber eben nicht verbergen, dass er zwar viele tolle Einzelszenen hat, aber nie zu einen homogenen Ganzen wird. Brillantes Stückwerk, aber kein brillanter Film...nur ein richtig guter.

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                                  • 8 .5
                                    über Ed Wood

                                    Es ist schon ein Kunststück mich für eine Geschichte zu begeistern, die mich doch eigentlich gar nicht so sehr interessiert. Und auch wenn dieser Film wohl der näheste Kontakt zu diesem Edward Davies Wood jr. ist, den ich jemals haben werde, auch wenn ich mir wahrscheinlich nie einen Film von ihm angucken werde...für diese 2 Stunden genieße ich es, dass Tim Burton mich einlädt Zuschauer im Leben des Ed Wood zu sein.
                                    Man darf halt keine Biographie dieses Mannes erwarten, denn die liefert Burton hiermit sicherlich nicht ab. Als wenn es ihm schon genug Niedergeschlagenheit und Grau auf dieser Welt gibt, erzählt er die Geschichte dieses jungen Regisseurs voller Optimismus und biegt manchmal gerade, was die Realität zerbrach. Und ein bisschen fühlt sich das am Ende an, als nimmt Burton hier die Rolle des Edward Bloom aus "Big Fish" an: Eigentlich stimmt ja soweit alles, ganz so schön und aufregend war es aber nicht. Ich bin ihm dankbar dafür, denn nur so konnte aus "Ed Wood" diese charmante Mischung aus menschlicher Tragödie und zuversichtlicher Komödie werden. Das Scheitern wird hier nicht als Warnung gezeigt, sondern als den Punkt, an dem man es noch einmal versuchen soll...und notfalls ein weiteres mal.
                                    Burton bewegt sich dabei oft auf dünnem Eis, verhindert es aber meisterlich auszurutschen und allzusehr in eine bestimmte Richtung zu driften. Melancholisch aber nie traurig, albern aber nie Klamauk, absurd jedoch niemals abgehoben. "Ed Wood" hat all das, lebt aber nicht davon Stückwerk zu betreiben und ein Gefühl durch ein anderes abzulösen. Nein, in "Ed Wood" sind all diese Aspekte gleichzeitig und durchgängig zu spüren, nur die extremen Höhen und Tiefen vermeidet Burton offensichtlich. Man merkt einfach, dass er diesen Menschen mag und er ihn einfach nicht als Loser verabschieden will. Und sicherlich fühlt sich Tim Burton diesem Kind im Manne sehr verbunden...das vielleicht manchmal tut ohne nachzudenken, dass aber Visionen hat und lieber mit diesen untergeht als sie zu begraben.
                                    Die Liebe zu Ed Wood, die Liebe zu diesem Film, Burton konnte sie anscheinend auch seinem Personal vermitteln. Es wirkt alles so harmonisch in "Ed Wood", wie aus einem Guss. Johnny Depp macht einen prima Job, doch kann er niemals Martin Landau als Bela Lugosi das Wasser reichen, bei dem man zu keinen Zeitpunkt irgendeinen Unterschied zwischen Rolle und Schauspieler macht. Dazu gesellen sich viele alte Bekannte und selbst der ehemalige Catcher Tor Johnson wird von The Animal dargestellt, den die älteren hier vielleicht aus der guten alten WWF-Zeit kennen. Das passt irgendwie alles und Burton bringt das alles auch nicht ins wackeln, weil er nie auf die Pauke haut. Er scheint zu wissen, dass es schwer ist (und vielleicht ja auch unberechtigt) für diesen von ihm so verehrten Mann ein Denkmal zu errichten. Und da Burton ein schönes Denkmal will, schiebt er ganz vorsichtig die positiven Seiten Ed Woods in den Vordergrund ohne die negativen völlig zu verheimlichen...nur die tiefen Stürze und das große Scheitern, das deutet er nur an.
                                    Einfach ein schöner, angenehmer Film, bei dem Tim Burton eigentlich alles richtig gemacht hat. Ein Film von einem Regisseur mit Herz und seltsamen Visionen über einen Regisseur mit einem großen Herz und noch seltsameren Visionen.

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                                    • 8 .5

                                      An kaum einem Film kann man die Macht des Erfolgs besser ablesen, als an "Batman Returns". Ab der ersten Sekund merkt man hier, wie sehr Tim Burton das Ruder an sich reißen, er seine Vision umsetzen durfte und lässt dadurch den Vorgänger "Batman" im Vergleich schon fast als bieder und konventionell erscheinen. Die Musik setzt ein und der ersten Schneeflocken fallen vom Himmel...und man fühlt sich sofort angenehm eingelullt. Was folgt ist ein kunterbunter Knallbonbon, der zu keinem Moment langweilig wird, vor absurden Bildern und Ideen nur so sprüht und trotzdem auf seine Art eine gewisse Bedrohlichkeit aufweisen kann.
                                      Burton benutzt das Metier des Comics in seiner ursprünglichsten Form. Als Unterhaltung, welche die Bodenhaftung der Realität völlig negiert. Darum ist es auch müßig darüber zu diskutieren, ob nun Burtons oder Nolans Batman der bessere ist, schon allein weil diese Comicfigur im Lauf der Zeit soviele Facetten bekam. Burton stürzt sich auf die Figuren, gibt ihnen Leben, will sie aber nicht durch einen langweiligen Lebenslauf erstarren lassen. Sie haben nicht die wirtschaftlichen Interessen moderner Bösewichte, nicht diesen realistischen Hintergrund. Es sind Superhelden und -schurken, und sie tun genau das, was Superhelden und -schurken eben tun. Böse Sachen und Heldentaten. Wird dieses Prinzip so genial umgesetzt wie hier, dann ist genau diese Simplizität ein Mordsspaß!
                                      Da lauert wirklich an jeder Ecke eine phantasievolle Idee, jede Handlung einer jeden Figur scheint sorgfältig ausgearbeitet zu sein. Selbst die kürzeste und letztlich unwichtigste Szene wird von Burton mit seltsamen Schnickschnack verziert. Da werden Kinder eben nicht einfach entführt, nein, sie werden mit einem Kinder-Käfig-Zug durch die Stadt gefahren. Man kann sich eigentlich kaum satt sehen an diesem Einfallsreichtum. Allein die ersten 30 Minuten des Films, in denen Batman noch nicht einmal eine Rolle spielt, sind so dicht, absurd und dunkel zugleich...das ist wahrlich meisterhaft. Und wie auch immer er es schaffte, Burton macht aus Danny DeVito als Pinguin eine Figur, so seltsam und lachhaft sie auch ist, die wirklich Schrecken vermittelt und abstößt. Ich persönlich ziehe sie sogar dem Joker vor.
                                      Ein Fest fürs Auge, brillante Unterhaltung und am Ende trotz einer gewissen Bubblegum-Haltung doch sehr tiefgründiger Film. Denn auch wenn es hier zugeht wie in einer turbulenten Attraktions- und Freakshow, dass es letztlich um den Menschen geht, das vergisst Burton nie.

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                                      • 10

                                        Eigentlich bräuchte "Edward Scissorhands" bei mir noch ein oder zwei Durchläufe um das Herz des Lieblingsfilms zu bekommen. Dabei hat er mein Herz doch schon lange, nur drückt er es immer so fest zusammen. Dieser Film nimmt mich arg mit, schon immer...trotzdem war ich heute überrascht wie sehr er mich noch packen kann. Wobei packen ist das falsche Wort, dazu aber vielleicht später mehr. Ein Lieblingsfilm, ganz klar, aber einer, den ich schon immer irgendwie auf Distanz halten wollte. In dem ich mich nicht zu sehr verlieren wollte, weil ich nicht wusste, ob ich mich danach auch wieder aufrappeln kann. Ein Lieblingsfilm wäre er auch hier irgendwann geworden, aber ich will ihn nun erstmal für längere Zeit nicht mehr sehen...das spricht dafür, dass er etwas besonderes ist. Ein Lieblingsfilm eben.
                                        Dieses wunderschöne Märchen, das mit der Frage beginnt, woher denn der Schnee komme. Diese kunterbunte Satire aufs langweilige Leben amerikanischer Vororte. Dieser traurige Blick auf die Aussenseiter dieser Welt. Die, die es nicht sein wollen, die von draußen reingucken, die sich nur wünschen ein kleiner Teil davon zu sein. Die, die es nicht für sich entscheiden, für die Echtheit zu leben aber immer Aussenseitertum bedeutet. Die wahren Aussenseiter, die damit nicht kokettieren (denn wer nicht sich heutzutage nicht "anders als die anderen"? Wer sagt von sich, dass er einfach ein relativ normaler Mensch ist. Alle sind anders in ihrem Denken und damit schon wieder so furchtbar gleich). Dieser Film über diese leisen Blicke, die minimalen Hoffnungen und dieses tiefe Begehren diese Menschen, der völlig außerhalb einer verkrusteten Ethik fühlt. Dieser Film über diesen herzzereissenden Schrei der Einsamkeit. Diese Szenen, die es schaffen alles in Frage zu stellen, die Grundlage des eigenen Lebens und Empfindens, der eigenen Selbst- und Aussenwahrnehmung zum wackeln zu bringen. Diese Momente des Films, die direkt ins Herz stechen, die einem so Nahe gehen, von denen man weiß, sie existieren wirklich und die einem Angst machen...und da hilft es kaum noch, doch eigentlich zu wissen, dass "Edward Scissorhands" doch so ein wunderschönes Märchen ist.
                                        Noch während die Großmutter Eingangs mit ihrer Enkelin sprach, musste ich zum erstenmal weinen. Das Wissen was da kommt...ich tat mir schwer. Und eigentlich reichte schon der Einsatz von Danny Elfmans Musik kurz voher um mir so unendlich viele Gefühle wieder in Erinnerung zu bringen. Für viel ist "Edward Scissorhands" sicherlich nur ein putziger und netter Film, mir zieht er den Boden unter den Füßen weg. Er visualisiert meine innigsten und größten Ängste, und er tut das auf eine Art, dass mir der Mund offen steht. Denn es fühlt sich nicht wie eine künstliche Reproduktion an...es fühlt sich, als wäre da ein bekanntes Gefühl zu 100% filmisch umgesetzt. Ohne einen emotionellen Verlust, ohne an Bedeutung zu verlieren. Wenn es Seelenverwandte auch als Film gibt, dann ist "Edward Scissorhands" meiner. Einer, den ich nich immer sehen kann...aber man sollte seiner eigenen Wahrheit vielleicht auch nicht allzu oft in den Schlund schauen.

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                                        • 7 .5
                                          über Batman

                                          1989 nahm sich Tim Burton dem Thema Batman an. Und auch wenn es nicht mehr alles Gold ist das da glänzt, so ist dieser Film doch enorm wichtig für dieses Franchise im speziellen, wohl aber auch für alle anderen Superheldenfilme danach. Denn hätte Burton eine andere Ausrichtungen gewählt, oder wäre diese dunkle Version des Batmans gefloppt, ich bin mir sicher: Das ganze Genre würde heute anders aussehen. Bis dahin hatte man meist nach der Devise gehandelt, dass Comics ja doch eher unanspruchsvolle Vorlagen für Kinder bzw. Jugendliche sind und genau nach diesen Vorgaben hat man auch die entsprechenden Filme gestaltet. Besonders dieser Batman war eine Figur, die cineastisch eigentlich schon seinen Todesstoß bekommen hatte. Ein Charakter, der aufgrund seines filmischen Werdegangs so gut wie Wertlos war.
                                          Tim Burton pumpte diesem Genre eine bis dahin unbekannte Dunkelheit ein, gab dem Helden eine gewisse Erhabenheit und zollte vorallem den Visionen der Comics endlich Respekt. Schon die ersten Bilder Gothams machen einen klar, dass die Zeiten der strahlenden, zuweilen gar albernen Superhelden vorbei ist. Es herrscht ein drückende Stimmung, alles ist so gerade so gewohnt, dass man sich daran orientieren kann, aber doch wirkt alles wie aus einer Parallelwelt. Und gerade was die Gestaltung der Welt Gothams anbelang, da hat Tim Burton sogar gegenüber Christopher Nolans Versionen das Näschen ein Stückchen weiter vorne. "Batman" will Comic sein, nie wirklich realistisch aussehen, sein Schritt in die nächste Dekade ist seine Atmosphäre, seine Dunkelheit und auch, dass er seine Fieslinge mehr in den Vordergrund rückt und die Bedrohung sein lässt, die solch einen Film erst Leben schenken. Denn jeder Batman-Film fällt und steht ja mit seinen Gegnern und viel von der Faszination dieser Filme geht davon aus, dass man ein Happy-End einfach nicht erwartet. Nicht erwarten kann, die dieses Gotham nicht mehr von Karnevalsfiguren bevölkert ist, sondern von Bösewichten, die die Stadt regieren und völlig ohne irgendeinen Ehrencodes oder ähnliches handeln.
                                          Dabei wird "Batman" nie wirklich spannend, lebt über weite Strecken einfach von seiner imposanten Inszenierung. Suspenste entsteht vielmehr aus dem verfolgen dieses Duells zwischen Batman und Joker und aus dem Interesse, wie der Werdegang dieser beiden Figuren im Film aussehen wird. Hier spielt sich Jack Nicholson als Joker sehr schnell in den Vordergrund, lässt den recht biederen Michael Keaton ziemlich blass aussehen und drückt diesen Film ganz eindeutig seinen Stempel auf. Aber selbst ein Christian Bale würde sich an der Kombination Jack Nicholson/Joker die Zähne ausbeissen.
                                          Ein wuchtiger, imposanter Film, der sehr in der Tradition der Comics steht und deren visuelle Kraft genial umsetzt. Darunter leidet etwas die Story und damit einhergehend, wie oben beschrieben, die Spannung. Dies fällt aber weiter gar nicht so sehr auf, da man sich einfach zu gerne in dieser Welt verliert, die Entwicklung der Figuren betrachtet und sich von der Atmosphäre des Films vereinnahmen lässt.
                                          Rückblickend bleibt aber etwas noch ganz anderes in Erinnerung, zumindest wenn man schon etwas älter ist. Dieses Shirt-Design. Gefühlt hatte das damals jeder zweit Mensch dieser Erde an. Man sieht es ja sogar heute noch ab und an. Aber damals....das Batman-Zeichen war überall. Wirklich überall.

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                                          • 7

                                            Ein typischer Film der Kategorie "Schade, aber toll". "Beetlejuice" ist ein kurzweiliges Vergnügen, welches eine Menge Charme versprüht, aber irgendwie wünscht man sich die ganze Zeit, dass der Film doch etwas böser wäre, fieser und gemeiner. Natürlich gibt es auch so einige Boshaftigkeiten, diese gehen aber meist allein auf Betelgeuses Rechnung...und soviel Screentime hat dieser ekelhafte Geist letztendlich gar nicht.
                                            Die Maitlands geben sich zwar auch redlich Mühe, scheitern aber dann doch an ihrem Dasein als idyllisches Liebespärchen. Insgesamt präsentiert Tim Burton hier sehr klassische Klischeerollen, die, so überzogen wie sie dargestellt werden, man eher in ein Kinder-Zeichentrickserie verorten würde. Dies kindliche Naive ist ja durchaus allgegenwärtig bei Burton, doch ist die Milde ungewohnt, mit der diese Institutionen hier behandelt werden. Ein klassischer Feel-Good-Movie, besonders erkannbar an der Entwicklung der Tochter Lydia, in der das Gute gewinnt und das Böse ja eh so dumm ist, dass man nie in die Verlegenheit kommt groß Sympathie für diese zu empfinden. Durch diese klaren Rollenverteilungen in denen es kein Schwarz und Weiß gibt, und es allein an Betelgeuse ist den Derwisch zu spielen, kommt auch keine wirklich morbide oder gar gruselige Stimmung auf. Alles bleibt doch irgenwie sehr kindlich und gefühlt harmlos.
                                            Aber das sind Wünsche und Erwartungen, die der Film einfach nicht bedient. Vielleicht nie bedienen wollte. Als Familien-Grusel-Spaß macht "Beetlejuice" ja einen wirklich guten Job und verdient sich durch seine Effekte der alten Schule, sowie durch Winona Ryder noch ein paar Bonuspunkte. Auch Michael Keaton macht sich ganz hervorragend als altes Dreckschwein, und was anderes ist Betelgeuse ja nicht, man wünscht im einfach mehr Raum sich zu entfalten....zeitlich und auch was seine Derbheit anbelangt. Aber da wäre bei diesem Schwerenöter wohl auch Ruckzuck eine höhere Altersfreigabe nötig gewesen. Schade....aber toll!

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                                            • 7

                                              Ein schwieriges Ding, dieser erste Langfilm Tim Burtons. Was man lange Zeit nur zu gern in eine völlig alberne Ecke stellen will, erscheint einem am Ende um einiges gehaltvoller und tiefgründiger. Und trotzdem: Man schwankt ständig, selbst im nachhinein. Ist das nun völliger Nonsens oder vielleicht doch schon fast subversive Filmkunst? "Pee-wee’s Big Adventure" lässt sich einfach nicht auf einen Punkt, eine Aussage oder ein Urteil festnageln. Quirlig, wie er ist, entzieht er sich immer wieder einer Kategorisierung, lässt einen mit seiner Meinung im Regen stehen und läuft singend in eine völlig andere Richtung.
                                              Pee-Wee Herman, diese Mischung aus Sheldon Cooper und Spongebob, stellt dabei die Nerven des Zuschauers auf eine arge Zereißprobe. Gerade die ersten 10 Minuten sind so übertrieben kindisch, dass das wohl selbst Kinder als Unsinn abtun würden. Unsinn in unserer Welt, Normalität aber in dieser....das merkt man aber erst mit der Zeit. Denn Burton macht sich die Realität hier Untertan, macht sie zu seinem absurden Spielplatz. Er benutzt altbekanntes, oft zitierte Klischees, immer wiederkehrende filmische Szenarien, arrangiert sie aber völlig verquer. Das mutet anfangs wirklich anstrengend an, macht aber immer mehr Sinn. Oder eben nicht. Es macht zumindest Spaß.
                                              Doch just in dem Moment, in man meint sich an eben jene völlig überbordenden und kunterbunten Albernheit gewöhnt zu haben, fängt Burton an, diesem kindlichen Bild Risse zuzufügen. Ohne etwas an der Charakteristik Pee-Wees zu ändern, lässt er diesen von der Leine und nach und nach zerstört dieser regelrecht den Film. Er wütet durch den Film, wie ein Kind, welches zum ersten mal ohne Aufsicht ist. Und in den Reaktionen auf seine Wildheit, die ja eigentlich völlig unbedarft und naiv ist, deckt Pee-Wee nach und nach durchaus wahrhaftige Schematas und Abläufe des gesellschaftlichen Miteinanders auf. Und spätestens wenn Tim Burton diesen Pee-Wee Herman auf die Hollywood-Prominenz loslässt, ihn absolutes Chaos in den Warner Bros. Studios anrichten lässt und als Krönung ein Action-Remake von "Pee-wee's Big Adventure" serviert, dann weiß man, reiner Unsinn und Halligalli kann dieser Film nicht sein.
                                              Ich selbst war wirklich anfangs etwas irritiert, ja fast enttäuscht. Aber man sollte dem Film wirklich seine Zeit geben. Dann kann der nämlich, je nach persönlichen Geschmack, richtig rocken.

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                                              • 6 .5

                                                Mit einem beträchtlich höherem Budget und einer Laufzeit von nun 30 Minuten, gingen wohl auch weitaus größere Erwartungen von Seiten Disneys einher. Und gegen diese kann sich Tim Burton in "Frankenweenie" nicht gänzlich wehren. Zwar integriert er die Vorbildfamilie, die wie aus einer anderen Welt erscheint, aus ganz eigenen Stücken in sein eigenes, kleines Universum, irgendwie scheint jedoch immer etwas der letzte Biss zu fehlen, der Mut zum wirklich Morbiden.
                                                Dabei tummelt sich hier schon alles, was in "Vincent" seinen Anfang nahm und Tim Burton über die Jahre immer wieder aufgrief. Nur eben, dass hier ein eher harmloser, heimeliger Gegepart zu Burtons Phantasie entworften wird. Das schrille, oft fast Pop-Art-mäßige, dass später die Lücken zwischen Burtons Monsterphantasien ausmacht, es fehlt hier fast völlig. Und so kann "Frankenweenie" leider nie gänzlich überzeugen, auch wenn man ihn von Herzen gern mehr mögen würde. Aber es ist zu harmlos, zuviel Gutes wird einem hier im Bösen serviert.
                                                So bleibt nicht mehr wie eine ansehnliche Version eines Disney-Kinderfilms übrig, die sich gegen Burtons Interpretation der Frankenstein-Filme, seiner Vorliebe für die Klassiker des Horrorfilms an sich und seinem Hang zu expressionistischen und oft auch etwas Gothic angehauchten Bildern, erwehren muss. Gewinnen tut dabei keine der beiden Seiten. Disney ging dieser Film trotzdem einen Schritt zuweit und "Frankenweenie" war somit die vorerst letzte Arbeit für den Unterhaltungsgiganten mit der Maus.

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                                                • 9
                                                  über Vincent

                                                  Bei einem 6-Minütigen Film greife ich ja sonst eher ungern in die ganz hohen Bewertungsregionen. Aber, was könnte ich an diesem frühen Kurzfilm Tim Burtons kritisieren? Die wunderschön skurril animierten Figuren? Die herrliche Sprache dieses absurden Gedichts? Diese feine kleine Story, über den Jungen Vincent, der sich aus seinem gutbürgerlichen Umfeld in ein Gruselszenario phantasiert? Die großartige Erzählweise, die ständig zwischen Vincents Horrorphantasien und der realen, weit weniger dunklen Welt wechselt? Über die grandiosen Bildkompositionen, ganz in Schwarzweiß gehalten und mit einem expressionistischem Touch?
                                                  Da gibt es nichts zu mäkeln, außer vielleicht, dass "Vincent" zu kurz ist. Aber vielleicht wäre er als Langfassung gar nicht so toll....also, passt hier wirklich alles!

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                                                  • 7 .5

                                                    Ein bedrückender Trickfilm, der vielleicht etwas darunter leidet, dass er eben nur aufs Gemüt drückt. Andererseits findet man selbst nicht die Tür, durch welche hier auch nur ein bisschen Frohsein Eintritt finden könnte. Aber auch davon abgesehen ist "The Plague Dogs" kein einfacher Film, da er bis zu einem gewissen Punkt, den Blickwinkel des Menschen ablegt und versucht die Geschehnisse aus einer tierischen Perspektive zu interpretieren. Dadurch wird "The Plague Dogs" auch nie zur konkreten Anklage gegen Tierversuche, diese ist der Film einfach als natürliches Resultat. Vielmehr zeigt der Film den Schmerz der Natur und seiner Geschöpfe, die Auswegslos unter der Herrschaft des Menschen leiden.
                                                    Dabei trägt "The Plague Dogs" mitunter auch etwas dick auf. Man wünscht sich etwas mehr Ruhe, etwas mehr stilles Leiden, da die recht kurz aufeinander Folgenden Zwischenfälle doch offensichtlich einzig der Dramaturgie dienen. Die Hilflosigkeit der Hund wäre auch so hervorragend vermittelt worden, und...ja, sie wären irgendwie mehr Hund geblieben. Die wirft aber nur kleine Schatten auf einen sonst sehr interessanten, und in seinen besten Momenten hervorragenden Film. Wirkt das Wesen der beiden Hunde anfangs noch sehr vermenschlicht, so überzeugt die Interpretation der tierischen Gefühlswelt immer mehr. Zwar bleibt sie auf gedanklichicher Ebene weitesgehend Interpretation, das gezeigt Verhalten, die Reaktion, sie scheinen aber doch sehr realistisch.
                                                    Kein Film für Kinder, da er Fragen aufwirft, die man selbst als Erwachsener nicht beantworten kann. Die Helden sind von Beginn an gezeichnet und zerstört, das Schicksal steht von der ersten Sekunde an fest. Zwei Lebewesen die um ihr Leben kämpfen, aber, als ein so schwaches Glied der Natur, keinen Platz für sich mehr finden können. Der Platz wurde vom Menschen bestimmt und ihr Aufbegehren wird vom Menschen als Bedrohung gesehen. Ein Film über die Liebe zum Leben, auch wenn dieses Leben unerreichbar erscheint und nur ein diffuses Bild ist. Ein Film übers verlieren und den Verlust. Einen Verlust, der kaum jemanden interessiert.

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