Eugen Verheugen - Kommentare

Alle Kommentare von Eugen Verheugen

  • 4 .5

    Irgendwie ziemlich überbewertete (Pseudo-)Indie-Schnulze, mit z.T. sehr fragwürdigen normativen Maßstäben: so scheinen ja die beiden Protagonisten in ihrer Distanz zur Normalität - ihrer Verrücktheit - irgendwie parallel angelegt zu sein, so dass sie in diesem Raum, jenseits der gesellschaftlich domestizierten emotionalen Haushalte, einander finden mögen...

    +++ leichter Spoiler +++

    Was dabei jedoch ziemlich übel aufstößt: erwächst bei dem einen die Therapie- und Medikationsbedürftigkeit aus dessen gewalttätiger Episode, ist es bei ihr eine ausgiebig ausgelebte Sexualität. Dass diese "übersteigerte" Sexualität - so legt der Film nahe - die Folge eines Traumas sei, macht die Sache nicht besser, sondern führt eher zur Schlussfolgerung: Jemand, der so handelt, hat entweder Schlimmes erlebt und ist nicht ganz richtig im Oberstübchen oder einfach nur eine "Slut" (als die sich die Protagonistin dann auch folgerichtig selbst bezeichnet), die ihren Ex-Chef anschwärzt, indem sie ihre Sexualität als Waffe einsetzt. Da der Film die grundsätzliche Rechtmäßigkeit dieser Diagnose und gar der darauffolgenden Medikation ("Therapie") nicht anzuzweifeln scheint, bleibt am Ende also die Gleichung: Frauen, die sich mit mehr als zehn Liebhabern in kurzer Zeit vergnügen, sind ungefähr genauso bekloppt wie männliche Beinahe-Totschläger. Beides seien Symptome von Verrücktheit. Man kann sich deshalb über die Wirkungen derselben Psychopharmaka austauschen und findet über dieselbe "Sprache der Verrückten" schließlich zusammen... Hätte man einem Mann mit 11 "Eroberungen" ebenfalls Traumabewältigung attestiert und ihn auf Droge gesetzt?

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    • 10

      Und hätte Franz Kafka persönlich das Drehbuch geschrieben: es hätte keine "bessere" - also eindrücklichere, erdrückendere, bösere - Faschismus-Parabel entstehen können.

      5
      • 6

        "Inland Empire? Das ist doch dieser fantastische Film-im-Film-im-Film-im-Film mit der grandios spielenden Protagonistin, dieser Wandlerin zwischen den Erzählebenen! Die sich dort verliert und mit den wenigen Fetzen Bewusstsein, das aus den Szenen stammt, an denen sie mitwirkt, Konsistenzen zu knüpfen versucht. Und scheitert! Und wie der Lynch einen diese verzweifelte Orientierungslosigkeit spüren lässt! Wie er seinen Zuschauer mitnimmt auf die Reise in das Inland Empire, das sein eigenes ist und das seiner Protagonistin. Dieses Inland Empire, in dem schlechthin sich das Chaos und die Zusammenhangslosigkeit des Lebens selbst bricht, vervielfacht und wieder bricht... Meine Herren!"

        "Inland Empire? Das ist doch dieser mit Pseudo-Bedeutsamkeit aufgeblasene Quatschi-Quatsch!"

        "Inland Empire? Das ist doch diese dreistündige Videoinstallation vom Lynch! Die mit der stellenweise wirklich schrecklichen Musik..."

        Was isses nun? Auf jeden Fall der totale Anti-Film. Kann man mögen. Muss man aber nicht.

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        • 10

          Oh great Gods....habt ihr gar persönlich dieses Opus ausgespien!? Schönheit durch Wahrheit? Poesie der Erkenntnis, Poesie des Erkennens? Existenzialistischer Konstruktivismus im expressionistischen Bilderrausch? Orgiastisch-inspirierende Massage für Augen und Hirn? Niemals hochnäsig-dozierend, sondern stets neugierig-staunend? Eine Hymne auf den konstruktiven Individualismus, der sich seiner aufgezwungenen, sozialen Restriktionen entledigt, der in der Befreiung des Geistes den Keim zur Befreiung des Menschen, den Weg in seine Selbstbestimmung vermutet? Ein zutiefst idealistisches, wie auch - im doppelten, dreifachen, n-fachen Sinne - revolutionäres Stück Film.

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          • 5

            Abgesehen von der Nervigkeit des esoterischen Raunens, das weite Teile dieses Films durchzieht, und der weitgehenden Abwesenheit jeglicher narrativen Konsistenz, finden sich doch hier und da im Stoff ein paar interessante Ansätze zur Welten-konstruierenden Macht des menschlichen Bewusstseins. Ob David Lynch - der immerhin einen Lost Highway zum Funktionieren brachte - das alles besser gemeistert hätte, sei dahingestellt... doch möchte ich glauben, dass ihm in Sachen Cast nicht ein solch fundamentaler Klogriff wie Coppola unterlaufen wäre. Dieser Klogriff besteht samt und sonders und alleinig aus der wie immer völlig talentfrei durch's Bild holzenden Alexandra Maria Lara...

            Grrr... Alexandra Maria Lara...

            Ich hoffe, Tarantino wird dereinst eine Fortsetzung von Inglourious Basterds drehen, in der Bruno Ganz als Zombie-Wiedergänger Hitlers seiner Sekretärin Alexandra M. Lara zu Beginn jeder Szene mit Parkinson-zitternder Hand langsam die Rehaugen aussticht!

            • 0

              Donnerstag. Es ist wieder Männerabend im Swingerclub. Wie so häufig sitzen Terrence Malick und James Cameron in ihrem lauschigen und eigens für sie hergerichteten Séparée und bilden zusammen mit ihrem Neuzugang Ridley Scott das "Inspirative Dreieck". Der Name war eigentlich Kathryn Bigelows Idee gewesen, aber seit sie den Oscar gewonnen hat, mochte James sie nicht mehr dabei haben. Deshalb nur noch donnerstags. Deshalb Männerabend. Deshalb Ridley Scott. Wie es das Protokoll der Runde verlangt, tragen die drei Herren die weißen Gästehandtücher des Etablissements über den ansonsten unbekleideten Unterleibern. In ihrer Mitte liegt ein Keks. James' Hand gleitet unter Terrence' Handtuch: "...und wie Du mit so wenigen Schnitten die ganze Welt erklärst...Einfach atemberaubend!" Terrence verzieht keine Miene. Dann eine plötzliche Eruption: "Wir haben den ganzen Keks mit unserer Ursuppe bedeutungsgeschwängert", verkündet Terrence in einem imposanten, wie bedeutungsschwangeren Bariton. ... James verdreht die Augen. Während Ridley sich noch fragt, ob dies wohl ein missbilligendes Augenrollen über Terrence' eigenartigen Pluralis Majestatis war, schießt es auch schon aus James heraus: und über den schlaffen Keks ergießt sich eine Glasur aus CGI-3D und Dolby TrueHD. "Aaaaah, so ist besser." Zufrieden blicken Terrence und James auf ihr Werk. "Was ist mit Dir Ridley?", fragt James. Und seine Hand findet auch unter Ridleys Handtuch Halt. "Schön, here you go... Weißt Du, Du hast mit Alien damals... also nicht, dass es daran nichts zu verbessern gäbe, na ja, Du kennst ja meine Version. Hoppla, es geht doch!" Den Rand des Kekses streift ein Spritzer Aliensekret. "Gut Ridley. Fertig. Oder Terrence?" Terrence, in einem bedeutungsschwangeren Bariton: "Terrence sieht, dass es gut war." James verdreht die Augen, wendet sich zu Ridley: "Na ja, Du kennst die Regeln. Du machst den Film. Aber vorher muss der Keks weg." Ridley zuckt mit den Schultern und beginnt am Keks zu knabbern. Ridley, mit vollem Mund: "Irgendwelche Ideen, wer das Drehbuch übernehmen könnte?". Terrence und James sehen einander fragend an. "Vielleicht der Junge, der diesen neuen Alien-Kracher fabriziert hat...? Wie hieß er noch gleich?... Darkest..." "Darkest Hour!" rufen Terrence und James wie aus einem Munde. "Genau, mein ich doch. Ich ruf den morgen mal an. Der soll ja ein Händchen für nachvollziehbare Handlungen seiner Protagonisten und allgemein tiefe Charakterzeichnungen haben. Schön schön. ...Aber jetzt mal unter uns Jungs, wessen Idee war das eigentlich? Mit dem Keks? Kathryns ja wohl eher nicht, he he... Will von euch eigentlich auch mal einer beißen?". Terrence hebt bedeutungsschwanger an: "Ja wusstest Du es nicht Jungchen? Diese Methode hat uns der größte Schöpfer der Filmgeschichte aufgetragen...!" "Gott?", fragt Ridley verdutzt. James prustet los: "Ha ha, ja, das sähe 'ihm' ähnlich. Nee, Spaß beiseite, Ridley, Gott ist ein Baum." Terrence nickt ernst. "Und wer dann?", tastet sich Ridley etwas unsicher vor. "Na George Lucas. Er hat die Methode zusammen mit Steven Spielberg entwickelt um das Drehbuch zu Indiana Jones IV zu schreiben...". "Der Kühlschrank!?", ruft Ridley euphorisch. "Der Kühlschrank!", erwidern Terrence und James im Chor. Die drei geben einander fünf. Auf dem Rückweg ins Hotel fühlt sich Ridley sonderbar erleuchtet, bedeutungsschwanger. Beinahe wie ein Baum.

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              • 3 .5

                Und so also kaufte ich eine Kinokarte. Eine Kinokarte kaufte ich und der Herr sah, dass es gut war. Und der Herr leitete mir den Weg. Hinauf leitete er mir den Weg auf den Balkon im großen Saal des Lichtspielhauses Lichtburg, denn er wusste, dass die Erhabenheit seiner Botschaft hier einfach mordsmäßig schick rüberkommt. Und so lud er mich, den Sünder, den Ungerechten, lud mich ein zu feiern mit ihm das Wunder, das sein Assi Malick so kunstfertig auf Zelluloid gebannt hatte. Und das Wunder, so wurde mir bald klar, war gar nicht so schwer zu verstehen: Gott ist Vater – er ist streng und strafend, unberechenbar und auf seinen Wegen, so sagt man, unergründlich. Und aber auch ist er Mutter – er ist die gnädige Schönheit, unvoreingenommen liebend und gütig. Und wenn der Vater mal auf Geschäftsreise ist, dann tanzen die Blagen (die Menschen) auf den Tischen, so sehr, dass der Respekt vor der Schöpfung verloren geht. Doch zum Glück ist Vater bald wieder daheim, und alle freuen sich über seine harte, nun dann doch irgendwie gerechte Hand: „Denn auch der, der die strafende Hand Gottes spürt, spürt doch die Hand Gottes“, so heißt es an einer Stelle. „Mutter, Vater, immerzu kämpft ihr in mir“, so oder so ähnlich drückt es dann auch der kleine Racker aus, der wohl – filmhandwerklich betrachtet - irgendwie der Protagonist der ganzen Sache ist. Und er soll es wohl auch sein, mit dem sich der zu missionierende Zuschauer zu identifizieren hat, anhand dessen Zweifel, ob all der Widersprüchlichkeit, das Wunder der Schöpfung noch geiler und bedeutsamer wirken soll. Malick selbst aber scheint dahingehend völlig im Reinen mit sich zu sein, versetzt er sich doch, stellvertretend für alle Christen (Jahwe, Krishna und Allah lassen wir mal außen vor), in das verwirrte Köpfchen des Heranwachsenden. Und dort bleibt er auch. Das Frage-Antwort-Spiel (Frage: „Wo bist Du?“ – Antwort: Bilderflut, klassische Musik, weiße amerikanische Mittelklasse in den Suburbs der 50er Jahre), gerät somit zweifelsohne künstlerisch, zweifelsohne jedoch auch ziemlich regressiv. Was Malick da auftischt ist nicht reaktionär, trotz der objekthaften Eindimensionalität der Frauenfiguren (außer der Mutter, die als Facette Gottes nicht einmal beim Geburtsvorgang Schweiß, Scheiße noch Blut produziert und deshalb kaum als Frau im personellen Sinne zu zählen ist), was Malick da fabriziert hat, ist: putzig. Es ist die Verarbeitung seines eigenen ehrlichen Kinderglaubens auf höchstem handwerklichem Niveau. Und so werde ich keinesfalls böse sein auf Malick oder Buddy Christ, die mir da den Weg zeigten hinauf auf den Balkon im Lichtspielhaus, dass sie mich nebenbei um 12,50,- erleichterten. Es sprach der Herr, und es war Kinderquatsch mit Michael, und es war visuell eine so dicke Hose, dass sie der Herr persönlich geschneidert haben muss, und es war definitiv mein letzter Malick-Film. Amen.

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                • 7 .5

                  David Sandström jedenfalls hätte "das Rätsel um EHEC" zwischen zweitem Frühstück und Mittach gelöst, auf den Luschen-Keim ne Pulle Bier aufgemacht und ein wenig von der spanischen Grippe geträumt.

                  • 2

                    Also um hier nochmals an die Alien vs. Aliens-"Gretchenfrage" aus den News anzuknüpfen: "Ausbau der starken Frauenrolle"!? WTF!?
                    In Aliens werden sorgfältig und systematisch jegliche gesellschaftspolitische Progressivität und Subversivität des Originals im Bulletstorm der schnellen Eingreiftruppe zersiebt. In Camerons All-American-Popcorn-Sequel degeneriert eine kluge und mutige Frau (die Ripley aus Alien), die den Mut hat, sich ihres Verstandes zu bedienen (man denke u.a. an die Szene, als sie Dallas und dem vom Parasiten befallenen Kane die Rückkehr ins Raumschiff verweigert), in eine toughe "Mommy", die Marines und Waffen geil findet und nichts schlimmeres kennt als die Feigheit vor dem Feinde (Burke). Dass Cameron den Charakter Ripley in eine Art Weltraum-Sarah-Palin verwandelt und damit auf die Irritationen reagiert, die das kurze feministische Intermezzo zuvor bei Regular-Joes zu Hause angerichtet hat, nennt man wohl Dialektik und war dem reagan-geschädigtem Zeitgeist geschuldet - ich erlaube mir dennoch, Aliens in der gleichen Weise zu verachten, wie ich Alien verehre.

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                    • 6 .5

                      Handwerklich definitiv sehr gekonnt (Dramaturgie etc.), (bild-)ästhetisch wohl Geschmackssache (schnörkellos-"cool" wie das Facebook-Design - von mir jedoch gibts dafür: Daumen hoch!), die insgesamt gute Musik von Trent Reznor trägt zwischendurch ein wenig zu dick auf, denn (Fazit):
                      trotz des ganzen (pseudo-) rebellisch-revolutionären Impetus (die dotcom-Generation räumt mal so richtig auf in der Geschäftswelt/ Generation-Gäähn ...äähh... -Gap), verbleibt die ganze Sache doch gänzlich unironisch innerhalb der (intellektuell) engen Grenzen des einzigen Systems, in dem Film und Vorlage funktionieren: The Social Network ist ein Hochglanz-Kapitalismus-Porno - mit durchaus vorhandenem Erregungspotential.

                      P.S. Ja, ich kenne Fight Club.

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                        Grenzfaschistischer Propagandamüll.

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                        • 8 .5

                          Grandios bescheuerte Neuauflage des Jesus-Märchens.

                          • 2 .5
                            über Once

                            Bewertung "ärgerlich" trifft es genau: Gut gemeinte Indie-Schnulze. Auch irgendwie "real" und so... Aber leider kaum zu ertragen. Ertrinkt schmonzig im romantisierten Musiker-Klischee. Noch schlimmer als die pseudo-alternative Sangesschmacht: die Strandszene... Ärgerlich!

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                              "(...) überzogen, ziemlich kitschig und unglaubwürdig."
                              Soweit kann ich Vorredner Tyler ja durchaus zustimmen. Nur ohne "trotzdem"...

                              Was hier als kokett oder gewagt, als Liebesfilm mit rauchigem Timbre – also möglichst unkonventionell – daherkommen will, ist doch wieder nur dieselbe supersüße und superpappige antiemanzipatorische Soße von (vor-)gestern. Fehlte eigentlich nur die „Pretty Woman“- oder die „Bridget Jones“ – Episode (na ja letztere war ja sogar vorhanden). Hätten sich nahtlos eingefügt.

                              Warum eigentlich findet jeder diesen Film gut?

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